3. Das Urteil

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„Ich hoffe, dass das gleich geklärt ist. Ich habe gleich noch einen Termin und die Jungs warten sicher schon auf mich", seufzte Hermine und sah Kingsley abwartend an. Severus stand immer noch mitten im Raum und sagte nichts. Es würde die Sache nicht beschleunigen, wenn er ihn auch noch zu quatschen würde. Hoffentlich las Shacklebolt schnell, damit er wieder zurückkonnte.

Kingsley legte seine Hand auf die Seite, die er gerade gelesen hatte und schlug die Akte zu. „Ich weiß jetzt, warum eure Namen auf der Liste stehen", meinte er und sah die Beiden an. „Könntest du jetzt bitte sagen, dass das alles ein Irrtum ist? Ich habe noch einiges zu tun", knurrte Snape. Hermine sah Kingsley nur flehend an. „Es tut mir leid, aber das kann ich nicht. Es hat einen Grund weshalb ihr auf dieser Liste steht", teilte er mit. „Das kann nicht sein!", rief Hermine. „Der wäre?", fragte Severus in genau dem gleichen Moment.

Ein leises Seufzen entfuhr dem Minister. „Ich erkläre es euch, aber bitte setz dich doch endlich Severus", bat er. Snape setze sich auf einen weiteren Sessel und deutete Kingsley fortzufahren. „Fangen wir bei dir an Hermine. Ich glaube dir ist nicht bewusst, dass deine Großmutter eine Squib ist?", erkundigte er sich. Erstaunt konnte Hermine nur mit dem Kopf schütteln. „Sie stammt aus einer Reinblutfamilie aus Frankreich. Dein Urgroßvater hat mit der Familie Prince, also der Familie von Severus, eine Absprache getroffen. In deiner Familie sind meistens nur Mädchen geboren und an eine andere Reinblutfamilie versprochen worden. Die Absprache lautete, dass die nächste Tochter der Familie, mit dem nächsten Princeerben vermählt werden würde. So, deine Großmutter war jedoch eine Squib, somit nicht magisch. Diese Tatsache schloss sie von diesem Pakt aus. Deine Mutter ist auch nicht magisch, wie du natürlich weißt. Du bist also die nächste magische Frau in der Ahnenreihe deiner Familie, einer magischen Familie, auch wenn die Begabung ein paar Generationen übersprungen hat. Bei den Prince waren auch Komplikationen. Mr. Prince bekam keinen Sohn, sondern eine Tochter. Diese Tochter hat dann einen Muggel geheiratet. Eileen Prince war das einzige Kind von Derigolus Prince, somit war sie die Erbin des Familiennamens. Ihr Kind wäre der nächste Nachfahre der Familie. Eileen Prince hat Tobias Snape geheiratet und wurde daher von ihrer Familie verstoßen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Severus der nächste Princeerbe ist. Also seid ihr Beide von diesem Abkommen betroffen", erläuterte der Minister.

Hermine saß, wie festgefroren, auf ihrem Platz und konnte Kingsley nur mit offenem Mund anstarren. Sie konnte es einfach nicht fassen. Ihre Großmutter sollte eine Squib sein? Eine nichtmagische Person aus einer Reinblutfamilie? Das war einfach zu viel des Guten. Warum hatte sie denn nie etwas zu Hermine gesagt, als klar war, dass sie magische Fähigkeiten hatte? Sowas muss man doch einem Kind, dass verwirrt ist und nicht weiß, was mit einem geschieht, erzählen. Warum hatte sie das nie getan? Das konnte nur ein Irrtum sein, eine Verwechslung! „Das kann nicht sein", wisperte Hermine kaum vernehmlich.

„Ich soll dieses Kind heiraten, weil mein Großvater und ihr Urgroßvater eine Vereinbarung getroffen haben? Shacklebolt, das kann nicht dein Ernst sein!", echauffierte Severus Snape sich. Er sah es gar nicht ein, dass er diese besserwisserische Gryffindor heiraten sollte. Er hatte genug zu tun und hatte sich auf ein Leben ohne Frau eingestellt. Warum ausgerechnet Miss Neunmalklug? Hätte es nicht eine erwachsene Frau sein können und nicht dieses Kind?

„Du musst da doch irgendetwas machen können! Bitte Kingsley!", flehte Hermine. Kingsley sah sie mitfühlend an. „Es tut mir leid, Hermine. Aber ich kann da nichts machen. Das Gesetz ist nun einmal so. Ihr müsst heiraten und zwar auf der Stelle. Ihr seid gerade Beide im Ministerium und das war die Aufgabe. Ich weiß, dass es nicht gerade die Hochzeit ist, die sich eine junge Frau in deinem Alter vorstellt und Severus ist, denke ich mal, auch nicht der Mann, den du dir an deiner Seite vorgestellt hast. Aber ich kann mich diesem Gesetz nicht wiedersetzen. Du wirst ihn heiraten müssen und zwar jetzt", war die niederschmetternde Antwort von Kingsley Shacklebolt.

Hermine sackte in sich zusammen. Das musste alles ein fürchterlicher Albtraum sein. Sie bekam das kurze Gespräch zwischen den beiden Männern gar nicht mit. „Es muss doch irgendeine Lösung geben! Sie ist gerade 18 Jahre alt! Ich bin 38! Ich kann sie nicht heiraten! Ich könnte ihr Vater sein!", schnarrte Severus. Er wusste, wenn er es aus seiner Warte darstellen würde, dann würde ihm keiner helfen, aber wenn es um Hermine Granger ging, dann gab es noch Hoffnung. „Es wird ihr Leben zerstören!", warf er noch ein.

Traurig schüttelte der Minister den Kopf. „Das ist mir alles durchaus bewusst, Severus. Aber ich kann nichts daran ändern. Das Gesetz wurde nun einmal so konzipiert und wenn ich als Minister euch jetzt von diesem Gesetz ausnehme, dann wird dies kein gutes Ende nehmen. Ihr müsst euch mit dieser Situation arrangieren. Du musst ihr ein guter Ehemann sein. Das ist der einzige Weg ihr Leben nicht vollends den Bach runterlaufen zu lassen. Bei Merlin sie ist doch eine kluge und starke Frau, die so viel Liebe und Gerechtigkeitssinn in sich trägt, da kannst du dich doch als ein glücklicher Mann sehen, diese Frau an deiner Seite zu wissen", antwortete er. „Lasst uns jetzt schnell die Zeremonie hinter uns bringen. Ich traue euch", seufzte er.

Ein Severus Snape wusste, wann er verloren hatte. Mit einer Hand griff er nach Hermines und mit der anderen Hand nahm er die von Kingsley Shacklebolt. Kingsley griff sich Hermines andere Hand und begann ein paar Zaubersprüche zu murmeln. Die ineinander liegenden Hände von Severus und Hermine wurden von weißen Strängen umflochten und verschmolzen mit der Haut, als Kingsley fertig war. Die Zeremonie war schnell vorbei und es war weder besonders ergreifend noch schön. Es wäre vielleicht romantisch gewesen, wenn sie verliebt gewesen wären, aber so war es einfach uninteressant.

„Herzlichen Glückwunsch zur Vermählung Mister und Misses Snape. Euch ist jetzt aber bewusst, dass ihr zusammenziehen müsst, auch während deiner Schulzeit Hermine. Ich werde das in den nächsten Tagen überprüfen kommen", meinte Kingsley und nickte den beiden dann zu.

„Danke", murmelte Hermine, nicht weil sie davon überzeugt war, aber es war einfach höflich. „Müssen wir uns auch ein Schlafzimmer teilen?", knurrte Severus verstimmt. „Nein, dass müsst ihr nicht und das würde ich Hermine auch nicht aufzwingen wollen, aber ihr müsst einen gemeinsamen Haushalt haben", sagte er und sah Hermine mitfühlend an. Diese nickte ergeben und erhob sich. „Ich will dich dann auch nicht länger stören", seufzte sie und ging auf den Ausgang zu. „Du störst mich nie Hermine und ich hoffe, dass du mich das nächste Mal aus einem erfreulicheren Grund besuchst", lächelte er sie an. „Das hoffe ich auch. Bis bald und schick mir rechtzeitig eine Eule, wenn du kommst, dann backe ich für dich", zwinkerte sie, dann umarmte sie Kingsley und ging aus dem Raum.

Severus folgte ihr auf dem Fuß. „Wir sollten vielleicht noch einige Dinge besprechen", brummte Severus und sah grimmig auf seine Ehefrau herunter. Konnte sein Leben noch schlimmer werden? „Ich denke auch. Sollen wir einen Kaffee trinken gehen? Jetzt oder nachher? Sie haben bestimmt noch etwas zu tun, Professor", erwiderte sie. Ihr stand gleich noch ein Gespräch mit den Jungs bevor. Gut, dass sich zwischen ihr und Ron nichts weiter entwickelt hatte, nachdem Kuss. Sie hatte direkt danach mit ihm gesprochen und ihm erklärt, dass es nur ein Kuss war und für sie keinerlei Bedeutung hatte. Er war ihr als Freund viel zu wichtig, als dass sie diese Freundschaft aufgeben würde. Er hatte ihr da Merlin sei Dank zugestimmt.

„Ich denke, dass wir das jetzt sofort klären sollten. Darf ich Sie auf eine Tasse Kaffee in den Tropfenden Kessel einladen, Miss... Mrs. Snape?", fragte er. Hermine nickte ergeben. Das konnte ja heiter werden.

Zum GLÜCK verheiratet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt