21. Das Klassentreffen

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Severus zog sie kurz dichter an sich heran und musste leicht mit dem Kopf schütteln, als er an ihre sinnlosen Tränen in der Nacht dachte. Sie hatte so ein schlechtes Gewissen, dabei musste sie das doch gar nicht haben. Vielleicht hätten sie sich deutlich früher aussprechen sollen und nicht fast zwei Monate warten. Weihnachten war gar nicht mehr so lange hin, nur noch  einen Monat. Das erste Weihnachten als Ehepaar. Das erste Weihnachten, das er nicht alleine verbrachte, nach so langer Zeit.

Leise seufzend stand er auf und ging ins Bad. Unter der Dusche traf er die Entscheidung, dass Hermine und er nach langer Zeit wieder alleine in ihrer Wohnung frühstücken sollten. Ein normales Gespräch war wohl überfällig. Als er im Badezimmer fertig war, rief er eine der Hauselfen und gab ihr Bescheid, dass er in einer halben Stunde das Frühstück für sich und seine Frau im Wohnzimmer erwartete. Danach ging er in sein Schlafzimmer, um Hermine zu wecken.

„Guten Morgen", sagte er leise, dabei strich er ihr sanft einige Strähnen aus dem Haar. „Mhhh", brummte sie nur und drehte sich herum. Severus musste leise lachen. „Du musst aufstehen", versuchte er es dann wieder. „Nerv nicht Gin. Ich komm ja schon", nuschelte sie und schlief ungerührt weiter. „Hermine Jean Snape! Wachen Sie sofort auf!", zischte er in bester Snapemanier. Hermine saß senkrecht im Bett und sah sich panisch um. „Schön, dass du auch wach bist. In 20 Minuten gibt es Frühstück, also solltest du dich anziehen gehen", sagte er schmunzelnd. „Du bist gemein", zeterte sie. „Ich musste andere Saiten aufziehen, du wolltest schließlich nicht aufwachen", zuckte er mit den Schultern. „Hast du dir zufällig einen Rat bei Ginny geholt?", murmelte sie vor sich hin, als sie aus dem Bett kletterte. „Nein. Wieso?", fragte er neugierig. „Sie weckt mich immer in dem sie mir sagt, dass ich verschlafen habe", seufzte Hermine.

„Keine schlechte Idee. Aber du solltest jetzt ins Bad gehen, sonst kommst du wirklich noch zu spät in den Unterricht. Ich habe nämlich nicht vor, dich ohne Frühstück aus diese Turm zu lassen", lächelte er sie an. „Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter", sagte Hermine, als sie ins Bad schlurfte.

Als sie ins Wohnzimmer kam, saß Severus schon mit einer Tasse Kaffee und dem Tagespropheten in der Hand am Tisch. „Guten Morgen, Prinzessin. Haben Sie gut geschlafen?", fragte er schmunzelnd und faltete die Zeitung zusammen. „Prinzessin?", wollte sie verwirrt wissen. „Ich habe gut geschlafen. Danke und du?", setzte sie noch hinterher. „Du hast Rapunzel zitiert. Ich habe sehr gut geschlafen", lächelte er sie an. Hermine setzte sich ihm gegenüber und schob den Brief zur Seite, der auf ihrem Teller lag. Dann nahm sie sich etwas zu Essen. Severus beobachtete sie. „Wir müssen glaube ich noch einmal miteinander reden. Ich muss mich bei dir entschuldigen und dir mein Verhalten wohl erklären", sagte er und räusperte sich etwas. „Du musst mir wirklich nichts erklären, aber vielleicht sollte ich dir einiges erklären", murmelte sie und schob sich etwas zu essen in den Mund.

„Dann fange ich an", meinte er. „Du kennst meine Geschichte und sie soll hier nicht als Ausrede oder Entschuldigung dienen. Ich habe mir immer geschworen, dass ich meine Frau sehr gut behandeln werden, wenn ich eines Tages heirate. Da ich gesehen habe, wie mein Vater meine Mutter misshandelt hat. Es ist für mich undenkbar, so etwas mit einer Frau zu machen, vor allem mit meiner Frau. Meine Aufgabe ist es meine Frau zu beschützen und ihr alles zur Verfügung zu stellen, was sie für ihr Leben braucht", er holte einmal tief Luft. „Dann haben mich immer alle hintergangen. Du hattest mir versprochen treu zu sein. Doch dann habe ich dich mit Weasley gesehen, da ist mir erst zu spät aufgefallen, wie unangenehm dir das alles war. Bei mir waren die Sicherungen durchgebrannt und ich habe mich entschuldigt, doch das ging nach hinten los. Ich wusste nicht, wer Aiden war und ich war entsetzt, wie er mit meiner Frau umsprang, enttäuscht, weil du darauf eingegangen bist und wütend, dass ich nie so offen mit dir umgehen könnte. Aber er war ein Familienmitglied, somit konnte ich es mir halbwegs erklären. An unserem letzten Tag in Australien, habe ich dich dann mit diesen jungen Männern schäkern sehen. Ich habe meine Schlüsse zu schnell gezogen, da für mich irgendwie klar war, dass man zu einer Person ein engeres Verhältnis haben müsste, um so mit ihnen umzugehen. Ich war sauer, dass du dein Versprechen gebrochen hast und mich betrogen. Ich wollte nur noch da weg und den Schmerz verdrängen, den du in mir ausgelöst hast. Ich habe mich von allen Menschen zurückgezogen und konnte daher nicht mehr verletzt werden, aber dich habe dich an mich herangelassen, da du meintest, dass wir Freunde sind und du meine Frau bist. Mittlerweile schätze ich dich sehr. Ich habe dir Unrecht getan und es tut mir leid. Meine Worte danach sind nicht zu entschuldigen, daher bitte ich auch nicht um Verzeihung", erklärte er. Seine Stimme war an einigen Stellen etwas unsicher, aber er konnte es gut überspielen.

Zum GLÜCK verheiratet.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt