Kapitel 2.

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Als mein Wecker klingelte, sprang ich vom Bett auf. Ich war schon seit zehn Minuten wach und wartete nur auf diesen Moment. Schnell rannte ich ins Bad und machte mich frisch, um mich dann umzuziehen. Es war noch recht kühl draußen, also zog ich mir über das T-Shirt ein Cardigan.

Ich schnappte mir die beiden Koffer und rannte damit nach unten, wobei ich fast stolperte. "Nicht so schnell. Sonst brichst du dir noch was und musst hier bleiben. Dann hätte dein Vater gewonnen.", warnte mich Mom und kicherte. Sie half mir beim Tragen, als es klingelte. "Achtung! Der Teufel kommt!", schrie sie durch das Haus. Das sagte sie jedes Mal, wenn ihre Schwester kam.

Dad machte die Tür auf und sofort stürmte Tante Ivy rein. Sie trug eine große, schwarze Sonnenbrille und war total overdressed, aber das sagte ich ihr nicht. Zuerst würde ich einen Nackenklatscher kriegen und die Gesichter der Menschen waren witzig, wenn sie durch die Stadt lief. Mom war nicht so angezogen, was mich wunderte. Normalerweise versuchten sie sich immer zu überbieten. Das schien auch Tante Ivy zu überraschen und sie spitzte ihre knallroten Lippen. Spike hatte sich irgendwo in der Küche verzogen und ich suchte nach ihm, weil ich meine Wangen vor dem Kneifen schützen wollte.

"Na sieh mal einer an. Du bist ja total groß geworden! Wer sag's denn!", ertönte die Stimme von Paul, bevor ich mich verziehen konnte. Ertappt drehte ich mich um und sah ihn komisch an. Mein Onkel kam auf mich zu und zog mich in seine Arme.

"Hey, Onkel Paul. Würdest du mich auch loslassen? Ich kriege keine Luft mehr.", sagte ich unterdrückt. Er lachte, obwohl die Sache kein bisschen witzig war.

"Du hast dein Sinn für Humor nicht verloren. Wer sag's denn." Mir fiel wieder ein, wie oft er wer sag's denn sagte. Das kam wirklich fast nach jedem Satz und musste ihm wahrscheinlich schon im Gehirn eingebrannt worden sein. Er ließ endlich von mir los, aber gleich danach kam Ivy auf mich zu. Wie ich befürchtete kniff sie mir ordentlich in die Wangen, was total schmerzte, aber ich ließ es mir nicht anmerken, während ich innerlich weinte.

"Na? Wie geht es dir, Mira? Ich habe gehört, du kommst nicht mit zum campen. Das ist aber schade. Ich hätte dich gerne dabei gehabt.", sagte sie und ich lächelte, weil ich keine Ahnung hatte, was ich darauf antworten sollte. Zu gern hätte ich diese Frau mit ihren 10 cm Absätzen im Wald gesehen, aber mit meinen Freunden wäre es dennoch meilenweit besser. Zum Glück klingelte es. Das musste Maddie sein, sonst würde ich mir die Koffer nehmen und zu ihr rennen, um in Schutz vor meinen Verwandten zu gehen. Ich lief zu Tür und machte sie auf. Auf der Straße stand der alte VW Bus in Türkis. Ich konnte nicht genau sehen, wie es drin aussah.

"Hey, Mira. Bereit? Musst du, denn ich entführe dich jetzt." Sie umarmte mich und ich ging rein, um meine Koffer zu holen.

"Das ist deine Freundin, mit der du die Ferien verbringen willst? Wer sag's denn." Ich verdrehte die Augen über Paul, was er hoffentlich nicht gesehen hatte. Madison half mir mit den Koffern und brachte sie in den Bus, während ich mich schnell von meiner Familie verabschiedete. Es war erst 6 Uhr morgens, also war auf den Straßen rein gar nichts los.

"Viel Spaß euch noch! Und ruf mich an, wenn ihr angekommen seid!", schrie meine Mutter mir noch hinterher.

"Danke! Ja, ich werde dich anrufen." Mit diesen Worten knallte ich die Tür zu und betrachtete die Inneneinrichtung des VW's. Ein großes, rosafarbenes Sofa erstreckte sich an der Wandseite, das mit Kissen übersät war. Am Liebsten hätte ich mich sofort reingeworfen. Es gab auch noch einen kleinen Kühlschrank. Ich hoffte, das würde für 5 Stunden Fahrt reichen.

"Okay, zuerst holen wir Adeline ab, dann Fay. Brooklyn kommt morgen nach. Ich freue mich schon so auf das Haus. Du wirst es lieben, das weiß ich jetzt schon!" Maddie startete den Motor und fuhr los. Sie drehte die Musik laut auf und nach langer Diskussion machte sie einen anderen Sender an. Ich hatte sie überredet, was bei Madison manchmal ziemlich schwer war, ganz besonders beim Thema Musik. Sie mochte eher Rock. Wie Bon Jovi und Nirvana. Ich mochte eher Alternative. "Weißt du, was ich scheiße finde?"

It Was SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt