Kapitel 28.

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"Du sollst mit ihr reden.", bestimmte ich und Scott spitzte die Lippen. Aufgeregt sah er rüber in die Küche und leckte sich ein mal über die Lippen.

"Und über was sollen wir bitte schön reden?", fragte er und ich lächelte. Er war süß, wenn er so nervös war. Fay war immer noch in der Küche, wenn sie nicht schon längst aus dem Hintereingang verschwunden war. Aber wenn wir keinen Waschbär dort drin hatten, der die Schränke und Regale zuknallte, dann wäre das eher unwahrscheinlich.

"Wie wär's mit ein paar Witze?" Das, meine lieben Freunde, war der schlechteste Ratschlag auf dem gesegneten Planeten Erde. Trotzdem war es mir über die Lippen gerutscht und weil ich Fay kannte, würde sie über jeden Witz lachen. Egal wie schlecht er war. Oder aus wessen Mund er kam. Hoffte ich zumindest.

"Witze? Ist das dein ernst oder verarscht du mich?" Ich presste die Lippen zusammen und schielte rüber in die Küche.

"Nein, versuch es einfach mal. Das solltest du doch wohl schaffen, nicht?" Schnell biss ich mir fest auf die Zunge, damit nicht noch so was Blödes aus meinem Mund kommen konnte. Leider vertraute Scott mir und stand auf, um das mit den Witzen durchzuziehen. Na ja, wir redeten hier immerhin von Fay. Das müsste doch klappen, oder nicht? Bevor er in der Küche verschwand, warf er mir noch einen kurzen Blick zu und fing dann mit unserem 'Plan' an.

Ich saß für eine Weile stillschweigend auf der Couch und versuchte alle Gedanken an die ominöse Clara zu unterdrücken. Es klopfte und ich befürchtete zu wissen, wer es war. Jede Hoffnung auf einen Axtmörder starb, als ich Heath vor der Tür sah. Die Arme vor der Brust verschränkt linste er an mir vorbei ins Haus. Jetzt waren wir also schon so weit, dass wir uns nicht mal in die Augen sehen konnten.

"Scott ist zum Spielen rübergekommen, was dagegen?", fragte ich gereizt und verschränkte ebenfalls die Arme, was längst nicht so lässig rüberkam wie bei ihm. Bei mir sah es wahrscheinlich so aus wie ein bockiges Kind, das das Gemüse nicht aufessen will.

"Eigentlich schon, ja. Er soll nach Hause kommen, morgen ist Schule." Ich schüttelte seufzend den Kopf, ließ ihn aber immer noch nicht rein. Erst jetzt sah er mir in die Augen, aber es war alles andere als toll.

"Er kann auch ruhig bei uns übernachten. Ich werde mich darum kümmern, dass er um 8 ins Bett geht." Wir stritten uns wie Kinder - oder besser gesagt Eltern -, aber normal konnten wir beide eh nicht reden. Geschweige denn normal diskutieren. Dafür war er viel zu hitzköpfig und ich zu ungeduldig.

"Er schläft nicht so gern auswärts.", antwortete er und ich verdrehte die Augen.

"Warum lassen wir ihn nicht einfach entscheiden?" Ich drehte mich zur Seite und runzelte die Stirn, als etwas in der Küche krachte. Scott lief mit schnellen Schritten raus, kam auf mich zu, packte mich an der Schulter und benutzte mich als Schutzschild. Keine Sekunde später stampfte Fay die Treppe hoch und widmete uns nicht einmal einen Blick. Verwirrt sah ich Scott an. "Was hast du angestellt?"

"Hab ihr einen Witz erzählt, wie du gesagt hast." Er zuckte unschuldig mit den Schultern. Ich hob eine Braue und musterte ihn skeptisch.

"Welchen?" Er machte diesen einen komischen Smiley nach, der nervös alle Zähne zeigte, und zog scharf die Luft ein.

"Willst du ihn wirklich hören? Ich meine, ich will nicht auch noch von dir geschlagen werden. Nicht, dass es wehtut, aber ich habe immer noch meinen Stolz." Ich sah ihn warnend an, während Heath nur verwirrt die Stirn runzelte. "Na schön, ich erzähl ihn dir. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt." Ich nickte und forderte ihn mit einer Handbewegung dazu auf, endlich zu starten. "Warum hat der Weihnachtsmann einen so großen Sack?"

"Nein, bitte-", fing Heath an und rieb sich frustriert die Stirn, aber Scott unterbrach ihn auch schon mit der Antwort.

"Weil er nur ein mal im Jahr kommt.", lachte er und ich brauchte ein Weile, bis ich ihn verstand. Mein Mund stand offen, was ihn noch mehr zum Lachen brachte.

It Was SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt