"Was springt dabei für und raus?", fragte Scott misstrauisch und verschränkte die Arme. Alle blickten auf den riesigen Baumstumpf vor uns, den man bestimmt noch vom See aus sehen konnte. Die Wurzeln waren wahrscheinlich länger als mein ganzer Körper und wenn man nicht aufpasste, hätte man leicht drüber stolpern können. Die Jungs waren auf einer Seite, wir auf der anderen.
"Das ist lächerlich. Muss ich da mitmachen?", seufzte ich und auch ich verschränkte die Arme vor der Brust. Ich bekam ein Schlag von Maddie auf den Hinterkopf und rieb mir die betroffene Stelle.
"Gestern warst du noch dafür, Mira. Und Scott, die Regeln gelten nicht nur für euch, sondern auch für uns. Sollte einer aus unserer Gruppe diese Grenze übertreten", sie zeigte auf den Baumstumpf und die langen Wurzeln, "und dabei erwischt werden, wird derjenige genauso bestraft, wie wenn es einer von euch tut."
"Okay, und was sind die Regeln und Bestrafungen?" Diesmal sprach Beat. Er hörte sich auch noch nicht ganz überzeugt an, aber ich wusste, dass weder Maddie noch Fay aufgeben würden, selbst wenn sie jetzt Nein sagten.
"Es gibt eine Regel, und die ist wahrscheinlich klar. Keiner betritt das jeweils andere Revier. Wenn doch muss die Person so lange dort bleiben, bis die Gruppe zufrieden ist. Höchstens eine Woche kann sie bei den anderen bleiben, wenn sie aber schon davor die Aufgaben der Gruppe erfüllt hat, darf sie gehen. Sie darf sich nicht weigern, keine Anstalten machen abzuhauen. Dann gibt es noch eine Woche obendrauf. Die Gruppe darf alles von ihr verlangen."
Ich wusste, dass Maddie diese Bestrafung nur für unsere Gunsten eingeführt hatte, aber ich war mir schon fast sicher, dass irgendetwas schief laufen würde. Noch nie war ein Plan von uns so richtig aufgegangen. Das gab es auch schon früher. Eine von uns hatte mal betrunken das Haus von Nancy Bobberfield betreten, obwohl wir einen Deal hatten. An dem Abend hatte sie eine Party geschmissen und Fay, sie war die, die aufgekreuzt war, musste eine Runde Flaschendrehen spielen. Kein normales Flaschendrehen, nein, sondern eins mit hormongesteuerten Teenagern, die zu viel Fernsehen geguckt hatten.
Mit anderen Worten: Fay musste einen Jungen aus unserer Klasse küssen und von einem anderen das ganze Gesicht ablecken lassen. Sie tat mir so leid, weshalb ich jetzt auch nicht für diesen Deal war. Nie lief etwas in dieser Gruppe gut. Einer versaute es immer.
"Die Grenze zieht sich bis zum See. Von dort kann man das Ding hier noch gut erkennen. Es ist genau in der Mitte, also bleibt alles fair. Ihr könnt nachmessen wenn ihr wollt. Also, seid ihr einverstanden?" Scott's Miene gab gar nichts preis. Ich wusste nicht, ob er diese Idee mochte oder nicht, genauso bei den anderen Brüdern. Ihre Gesichter waren wie aus Stein.
"Der Rat der Brüder und ihrem Kumpel Braxton zieht sich zur Besprechung zurück." Braxton legte die Stirn in Falten und ich versuchte mir mein Lachen zu verkneifen. Heath verdrehte die Augen, als alle ein großen Kreis bildeten, beschwerte sich aber nicht weiter.
Ich hörte Getuschel, eindeutig zu laut. Sie wussten wohl nicht, wie man flüsterte. Ich konzentrierte mich auf etwas anderes, dennoch kamen mir immer mal wieder Wörter zu Ohren, die ich eigentlich nicht hören wollte. Insbesondere das Wort mit den drei Buchstaben und der Hauptverursacher von Verbreitung mancher Geschlechtskrankheiten war nicht zu überhören.
Ich versuchte nicht daran zu denken, dass sich einer von uns bald unter ihren Fittichen befinden könnte, und sah rüber zum See. Das Wasser sah so einladend aus und ich wäre gern sofort reingesprungen. Hätte 'Der Rat der Brüder und ihrem Kumpel Braxton' noch länger gedauert, dann wäre ich es wahrscheinlich auch.
"Okay, okay. Wir haben uns entschieden." Ich spitzte die Lauscher und die Jungs kriegten auch die Aufmerksamkeit der anderen. Ein Grinsen schlich sich auf Scott's Lippen, und ich befürchtete zu wissen warum. "Wir sind einverstanden."
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It Was Summer
Chick-LitTeil 1. It Was Summer Teil 2. It Was Spring Viele Sachen verändern sich im Sommer. Die Temperatur. Die Pflanzen. Und auch ich. Wäre ich einfach zuhause geblieben und nicht mit meinen Freunden zu diesem See gefahren, dann hätte mein Leben noch die üb...