Kapitel 4.

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"Meine Füße... Ich meine mein Besteck...", stammelte ich vor mich her und zeigte mit dem Daumen über meine Schulter. Heath runzelte die Stirn. Schließlich zuckte er mit den Schultern, schaltete den Fernseher ein und machte sich auf der Couch breit. Ich stieß die Luft aus und lief in die Küche, wo ich nach einer Sitzgelegenheit suchte. Dort stand aber nur ein Esstisch, der mit vielen Einkaufstüten beladen war. Hier konnte ich auch nicht essen.

Ich überlegte mir, ob ich doch nicht lieber allein auf der Liege essen wollte, nur um ihn aus dem Weg zu gehen. Aber das war doch ganz schön kindisch. Ich schnappte mir Messer und Gabel, mit denen ich wieder zurück ins Wohnzimmer lief.

Eine Sportsendung lief und ich setzte mich auf das andere Ende der Couch. Erneut meldete sich mein Magen, diesmal recht laut. Heath sah mich mit einer hochgezogene Braue an und ich lächelte unsicher. Bevor ein weiteres Mistgeschick passieren konnte, stopfte ich mir ein großes Stück Steak in den Mund.

Wir starrten schweigend den Fernseher an. Obwohl das Gejubel des Moderators recht laut war, war das Schweigen zwischen uns unangenehm. Es war nicht so, als ob man in einer Bar oder ähnlichem ein Footballspiel sah, mit lauter Fremden um einen herum. Vielleicht war es auch nur für mich unbehaglich. Zu gern hätte ich gewusst, was er gerade dachte. Irgendwann hielt ich die Stille nicht mehr aus und ergriff das Wort. "Warum bist du nicht draußen? Bei den anderen?"

"Ich glaube Mac kann dir die extrem spannende Geschichte besser erzählen. Du kannst ja mal zu ihm gehen und fragen." Ich verdrehte die Augen. Er hätte gleich "Verpiss dich!" schreien können, es wäre immer noch nicht so offensichtlich wie diese versuchte Abwimmelung. Aber so schnell ließ ich mich nicht verscheuchen. Zumindest seitdem er so schroff war. Das mochte ich ganz und gar nicht.

"Seid ihr im Krieg oder so?" Vielleicht war es eine dumme Frage, aber es hätte ja sein können, dass er nicht zu seinen Brüdern wollte, weil die Stress miteinander hatten. Unwahrscheinlich, da sie heute doch alle ganz gut harmoniert hatten.

"Nein.", sagte er knapp und starrte weiter den Fernseher an. Ich verdrehte die Augen und ging nicht weiter auf das Thema ein. Obwohl ich nur seinen Namen wusste, war ich mir dennoch sicher, dass er nicht wie seine Brüder war. Heath war eher der verklemmte Typ. Oder er hatte heute einfach einen schlechten Tag gehabt.

"Hast du gar keinen Hunger?" Ich biss mir auf die Zunge, weil ich den Mund einfach nicht halten konnte. Es war so, als müsste ich vor einem großen Publikum auftreten, hätte den Text vergessen und versuchte ihn mit etwas Belanglosem zu ersetzen, damit es nicht so auffiel.

"Du hast recht. Ich hole mir lieber was zu...", fing er an, stand auf und wollte gehen, aber ich unterbrach ihn.

"Ist schon klar. Ich verschwinde, du kannst hier bleiben.", sagte ich seufzend und gab somit den Kampf auf. Aber das war auf keinen Fall der letzte. Er verharrte für einige Momente und beobachtete mich dabei, wie ich meinen Teller nahm und verzweifelt versuchte mit einer Hand das Messer aufzufangen, das gerade runterfiel.

Ich fluchte, als es auf dem Boden aufkam. Zu erst dachte ich, er würde es für mich aufheben, da das Messer genau vor seinen Füßen lag, aber er machte keinerlei Anstalten sich zu bücken. Die Wut ergriff mich etwas, aber ich versuchte an etwas anderes zu denken, als daran, was für ein Arsch er war.

"Danke für deine Hilfe, du Gentleman.", sagte ich ironisch, als ich das Messer aufhob. Als ich wieder normal stand, musste ich hochblicken, um ihn ansehen zu können. Seine Pupillen waren geweitet, als hätte er zu viel LSD eingenommen.

"Mira! Komm mal raus, wir brauchen deine Hilfe!", hörte ich Maddie schreien. Ich wandte mich von Heath ab, der so aussah, als hätte er eine Starre, und lief zum Hintereingang. Die Tür stand einen Spalt offen und ich trat raus. Jeder, sowohl auch die Brüder und Braxton, standen zusammen in einer kleinen Gruppe an der Hauswand. Sie sahen so aus, als würden unsichtbare Menschen sie dagegen drücken.

It Was SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt