Kapitel 2

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Der Junge scheint nicht so ganz bei sich zu sein, denn er scheint gar nicht zu reagieren, noch nicht einmal, als die Mädels anfangen, zu tuscheln oder ihn konkret anzusprechen. Ist er etwa tot? Bitte nicht, es reicht, dass genug von uns nicht überleben, wenn sie hier bei uns sind, da muss doch kein Frischling tot zu uns geschickt werden. Wieso sollten die Schöpfer so etwas tun und was ist, wenn es die Schöpfer nicht gewesen sind, wenn er auf dem Weg hier hoch erst gestorben ist? Was hätte denn passieren können, das einen Jungen umbringt? Wir alle haben das durchgemacht, viele haben einen großen Schock gehabt, doch bisher ist noch keiner gestorben. „Geht wieder zu eurer Arbeit!", weise ich die Mädchen an. Ich kann jetzt hier niemanden gebrauchend, der gafft und tuschelt. Dafür ist diese Situation zu ernst. Ich lasse nur Sonya und die beiden Sanis, April und Abby, bei mir. Sie sollen mir helfen, herauszufinden, was es damit auf sich hat. Die anderen würden alle nur nerven. Wie durch ein Wunder lichtet sich der Platz um die Box ziemlich schnell. Sie scheinen wohl alle ziemlich abgeschreckt zu sein, sonst würden sie niemals ohne Protest so reagieren. Ich stütze mich am Rand der Box ab und begebe mich in den Aufzug nach unten, nachdem ich oben ein paar Sachen zu erledigen hatte. Ich sehe den Brustkorb des Jungen langsam, aber gleichmäßig heben und senken, tot kann er also schon nicht sein. Er hat dunkelblonde Haare, ist etwa ein Meter achtzig groß und wirkt ziemlich schmächtig. Was macht er denn nur hier? „April, Abby, holt eine Trage, sodass wir ihn ins Gehöft befördern können!" Die beiden Sanis machen sich sofort auf den Weg, während Sonya sich zu mir nach unten begibt. Sie wirft einen sehr merkwürdigen Blick auf den Jungen. Manchen wäre das sicherlich nicht aufgefallen, aber ich kenne sie, da sie meine beste Freundin ist. „Was ist Sonya, erkennst du ihn etwa?" Sie schüttelt den Kopf, zuckt eine Sekunde danach allerdings mit en Achseln. „Ich weiß nicht, wer er ist, doch ich habe dennoch das Gefühl, dass ich ihn kenne. Es ist ein Gefühl, als würde sich mein Unterbewusstsein an ihn erinnern, mein Verstand blendet das allerdings aus. Das ist total komisch, ich halluziniere wahrscheinlich ..." Sie dreht sich um und rauft sich die Haare. Ich will auf jeden Fall wissen, ob an der Sache etwas dran ist. Das ist doch gar kein Zufall. Vielleicht hat Sonya ihn gekannt, bevor sie hier hergekommen ist? Dort wo sie war, bevor die Schöpfer ihr das angetan haben. Nach ein paar Minuten sind die Sanis auch schon wieder zurück und fangen an, den Jungen auf die Trage zu befördern. Er fängt dann allerdings an, zu zucken und leicht um sich zu schlagen. Aufwachen tut er aber trotzdem nicht. Was ist das nur für ein seltsamer Junge? Er brabbelt irgendetwas vor sich hin, was ich allerdings nicht identifizieren kann. „Lasst mich kurz mal bitte hin." Abby und April treten verwundert einen Schritt zur Seite und ich lehne mich näher an ihn, in dem Versuch, das zu verstehen, was er da brabbelt. Anfangsverstehe ich es gar nicht, doch nach einer Weile habe ich das Gefühl, es doch verstanden zu haben. 'WICKED ist gut! Es wird sich alles verändern!' Da ist noch etwas, was allerdings schwieriger zu verstehen ist. Als ich es verstehe, setzt mein Herz kurz aus. Wie ist das möglich? Schnell wende ich mich Sonya zu. Ich muss wohl ziemlich bleich sein, denn sie kommt schnell auf mich zugestürmt, um mich zu stützen. „Was ist los, May, was hat er gesagt?" „Er hat deinen Namen gesagt, Sonya und zwar mehrmals. es scheint dir also nicht alleine so zu gehen, dass du ihn wohl zu kennen scheinst." Nun müssen wir ihn aber wirklich ins Gehöft bringen, ich kann hier im Moment einfach nicht klar denken.

Am nächsten Morgen ist immer noch nichts Neues passiert. Er ist immer noch nicht bei Bewusstsein, doch anscheinend brabbelt er ständig das Gleiche. Er ist wirklich hysterisch geworden und er lässt sich auch nicht beruhigen. Ehrlich gesagt, beunruhigt mich das ein bisschen. Sehr sogar, wenn ich ehrlich bin. Ich habe gerne die Kontrolle und weiß, mit was ich es zu tun habe. Das erleichtert vieles. Als ich gerade auf dem Weg zu Anne, unserer Köchin, bin, kommt April auf ich zugerannt. Sie hält einen kleinen, zerfetzten Zettel in der Hand, den sie mir reicht. „Das hatte er bei sich! Er ist bei Bewusstsein und ich glaube, du solltest gleich mal zu ihm gehen, doch davor musst du unbedingt das hier lesen!" Verwirrt nehme ich ihr den Zettel ab und falte ihn auseinander. Er ist der Letzte! Für immer! Was soll das denn bitte bedeuten? „May, wenn das wirklich stimmt, haben wir ein großes Problem. Die Sache ist, dass wir keinen Frischling mehr bekommen, ist ja nicht so schlimm, doch wenn er der Letzte ist, werden uns auch keine Waren mehr geliefert. Wer weiß, wie lange wir mit dem, was wir haben, auskommen können? Du weißt am besten, dass die Läufer am Verzweifeln sind, da sie einfach keinen Ausweg finden und wenn sie dann auch noch die Nachricht erfahren, werden sie womöglich gänzlich aufgeben. Die anderen werden dann auch erfahren, dass es keinen anderen Weg gibt, als dass wir alle hier sterben werden!" Bei Aprils Worten läuft es mir eiskalt den Rücken runter, doch ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. „Noch ist nichts klar. Vielleicht ist der Junge ja der Schlüssel zu allem. Sicherlich kann er uns helfen und wir bekommen unsere Lieferungen wieder. Wir müssen immer positiv denken!" Ich glaube, mit dieser Rede habe ich eher versucht, mich selbst zu überzeugen als sie. Das positive Denken habe ich seit dem ersten Tag hier völlig aufgegeben. Doch nun muss ich mich wirklich auf den Weg zu dem Jungen machen. Sonya muss schließlich auch dringend mit ihm reden. Wir müssen einfach etwas aus ihm rausbekommen!

The Maze Girl [Maze Runner/Newt]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt