Kapitel 5

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Eine Woche nach der Versammlung hat sich noch nicht viel geändert. Die Lichter sind erstaunt ruhig geblieben, das wundert mich wirklich sehr. Planen sie alle insgeheim etwas oder interessiert es sie nicht? Ich verstehe es einfach nicht. So oft wie möglich versuche ich, die Hüter darauf anzusprechen und frage sie, ob sie schon etwas geplant haben oder irgendwie mit mir reden wollen, sie wimmeln mich alle aber ab. Ich weiß nicht, warum sie das machen und es erstaunt mich wirklich sehr. Es kann ihnen wohl kaum egal sein, dass wir hier alle verrecken werden, wenn man es mal krass ausdrückt. Die anderen Lichter wissen noch nichts davon und ich habe ihnen auch nichts gesagt, damit sie nicht unnötig beunruhigt sind, doch wenn es auf Dauer so weitergehen wird, dann muss ich sie auch einweihen. Vielleicht werden sie wenigstens etwas unternehmen, im Gegensatz zu den anderen. Ich habe auch schon geplant, dass Bella ein paar neue Läuferinnen ausbilden soll, sodass wir wenigstens im Labyrinth ein paar mehr Leute haben können, die vielleicht auch noch andere Ideen haben könnten, die uns in dieser Situation helfen könnten. Aber bis jetzt sieht es nicht danach aus, als wenn das wirklich viel helfen würde. Sonya verbringt auch sehr viel Zeit mit Newt. Klar, er ist ihr Bruder und sie hat ihn so lange nicht gesehen, doch manchmal bin ich mit meinen Aufgaben und der Verantwortung wirklich maßlos überfordert und weiß dann nicht mehr, was ich machen soll. Ich will ihr keinen Vorwurf machen, sie kann eigentlich selbst entscheiden, wie sie sich die Zeit erteilt, doch ein kleines Bisschen eifersüchtig bin ich schon. Sie hat einen wichtigen Teil ihrer Familie wiedergefunden und es ist so wichtig für sie. Sie weiß, dass es Sinn macht, sich Hoffnungen zu machen, doch das kann ich leider nicht sagen. Ich mache mir für rein gar nichts Hoffnungen mehr. Ich könnte nur hoffen, dass wir alle das hier heil überstehen und das Leben da draußen ein besseres sein würde, doch selbst, wenn wir draußen in der neuen Welt sein würden, würden alle früher oder später ihren eigenen Weg gehen. Die Mädels sind doch alle in kleinen Gruppen, mit denen sie dann sicherlich weiterziehen würden und all de Zeit über habe ich immer Sonya gehabt und mit ihr würde ich dann auch gerne als beste Freundinnen mein Leben verbringen. Da sie nun aber ihren Bruder wiedergefunden hat, wird er nun ihre Nummer 1 sein. Sie wird mich wie alle anderen auch verlassen und mit ihm ein neues Leben anfangen. Ich werde alleine bleiben und muss mich dann in dieser neuen Welt, von der ich keine Ahnung habe, alleine durchschlagen müssen. Das ist schon sehr deprimierend, wenn man da mal genauer drüber nachdenkt. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht einfach hier bleiben soll, wenn die anderen fliehen konnten, werde ich es vielleicht schaffen, hier alleine zu überleben. Ich habe ja dann noch ein paar Vorräte und ein paar Tiere, die mir Milch geben könnten und ich könnte etwas anbauen, wie wie wir es hier momentan alle machen. Für mich alleine würde das Essen vielleicht sogar ausreichen. Wieso denke ich so? Ich muss mich auf Wichtigeres konzentrieren als im Selbstmitleid zu baden.

Das Kichern der Mädchen heißt mich aus meinen Gedanken, ich blicke von meinem Essen auf, in dem ich schon die ganze Zeit herumstochere. Appetit habe ich gar keinen und ich glaube, Anne hat schon bemerkt, dass irgendetwas mit mir nicht stimmt. Ich blicke in die Richtung des Geräuschs und sehe Newt und ein paar Mädchen die um ihn herum stehen. Sie plappern alle, wie wenn sie irgendwelche Drogen zu sich genommen hätten und machen Newt alle schöne Augen. Es ist fast zum Kotzen, wenn man sieht, wie sie ihn alle anhimmeln. Das ist doch wirklich abartig, haben die wohl gar nichts zu tun? Newt müsste doch gerade bei einem der Hüter sein, damit er die verschiedenen Aufgaben gezeigt bekommt, doch es sind viel zu viele Mädchen m ihn herum, die zumal noch nicht einmal alle den gleichen Beruf haben. Ich stehe auf und schreite auf die kichernde Gruppe zu, die sich wohl gerade über irgendetwas, was Newt gesagt hat, köstlich zu amüsieren scheint. Ich weiß, es ist fies von mir, doch ich kann dem hier ganz schnell ein Ende bereiten. „Mädels, ihr habt doch sicherlich Aufgaben." Sie sehen mich alle giftig an, da ich ihre tolle Konversation unterbrochen habe, doch das ist mir gerade egaler, als wenn ein Käfer von einem Vogel gefressen wird. Ich klimpere mit meinen Wimpern, um ihnen zu zeigen, dass ich noch immer die Anführerin hier bin und sie mir gefälligst zu antworten haben. „Wir haben gerade unsere Aufgaben unterbrochen, da wir heute Abend eine Party feiern, da wir Newt ja noch gar nicht so richtig hier begrüßt haben. Wir wollen gerade überlegen, wie wir sie am besten gestalten können und was wir jetzt schon einmal vorbereiten können." Nun sehen sie mich wieder mit diesem typischen zickigen Blicken und widmen ihre volle Aufmerksamkeit dann auch schon wieder Newt. Halt! Denken sie etwa, dass sie damit durchkommen? Es hat niemand etwas von einer Party gesagt und nun behaupten sie einfach, dass wir heute Abend eine feiern würden. Als ob wir nicht genug zu tun hätten und uns auf weitaus wichtigere Sachen konzentrieren müssten? Wieso verdreht ihnen dieser Junge denn so den Kopf? Was hat er denn bitte so Besonderes an sich, außer, dass er einem anderen Geschlecht angehört? „Wer hat euch gesagt, dass diese Party offiziell ist? Ich war es garantiert nicht und ich werde es auch nicht akzeptieren, dass ihr das einfach ohne meine Einwilligung vorbereitet." „Ach, May, die brauchen wir doch gar nicht", kichert Ella, die Zickigste von allen. Was soll das denn jetzt schon wieder bedeuten? Mein Blick ist wohl wirklich verwirrt aus, denn Ella ist so lieb und klärt mich auf. Ironie, wie sich versteht. „Sonya hat schließlich auch noch etwas zu sagen. Sie scheint Newt sehr zu mögen und dachte, dass er sich sicherlich freuen würde, wenn wir eine Party für ihn vorbereiten." Jetzt bin ich echt baff. Warum macht Sonya das?

The Maze Girl [Maze Runner/Newt]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt