Kapitel 29

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Wir haben uns nun alle am Tor versammelt und sind kurz davor, aufzubrechen. Die Stimmung ist angespannt und es liegt viel Trauer in der Luft. Wir haben einige der Mädchen gestern an die Griewer verloren und wir können nur hoffen, dass sie einen schnellen Tod gefunden haben und die Griewer sie nicht unnötig lange gequält haben. Ich will hier einfach nur noch verschwinden, die Mädchen rächen, indem wir es hoffentlich auch schaffen, die Griewer, die uns angreifen werden, zu erledigen. Ich werde keine Rücksicht nehmen, wir werden hier um unser Leben kämpfen und den Ausgang suchen. Wenn wir es nicht schaffen, werden wir entweder alle von den Griewern umgebracht werden oder wir werden irgendwann sterben, da wir nicht mehr genügend zu trinken haben oder manche an Erschöpfung sterben, da wir auch nicht mehr viel zu essen haben. Ich blicke umher, um zu sehen, ob sich alle Lichter eingefunden haben und alles soweit bereit ist. Ich sehe, dass die jüngeren und kleineren Lichter sich immer zu Mädchen gestellt haben, denen ich die Waffen ausgehändigt habe und sich wohl auch die ganze Zeit dicht an sie halten werden. Das finde ich gut so, denn so können sie am besten beschützt werden. Ich sehe Newt an, ich will eine Bestätigung, dass er auch denkt, dass wir losgehen können und wir es schaffen. Ich habe ein paar Lichter ausgewählt, sodass sie April tragen. Ihr geht es nicht wirklich gut, die ist die ganze Zeit abwesend, wohl in Ohnmacht, so wie es bei mir auch gewesen ist. So bemerkt sie zumindest nicht, was alles passieren wird. Ich denke nur daran, was sein würde, wenn die Griewer sie töten würden. Sie kann sich nicht wehren und die anderen haben es auch ziemlich schwer, sie zu beschützen, da sie sich und sie schützen müssen und sie auch noch tragen. Wenn April sterben würde, dann könnte sie uns gar nicht mehr vorher sehen, dann wäre der Moment, in dem sie vom Griewer gestochen worden ist, der letzte Moment, indem sie wirklich anwesend war und etwas mitbekommen hat. „Komm, May, wir müssen los. Wir müssen es schaffen, ziemlich weit zu kommen, bevor die Sonne untergeht, damit wir uns dann gegen die Griewer wehren können. Alle sind bereit, sie warten nur auf dich und sie zählen alle auf dich, dass du es schaffst, uns alle hier rauszuholen und uns zu retten." Ich schlucke. Ich muss es schaffen, doch es gibt mir Zuversicht, dass sie alle solch ein Vertrauen in mich haben. „Lichter. Wir begeben uns nun ins Labyrinth und werden dort so lange bleiben, bis wir einen Ausgang gefunden haben, wir werden es alle aber zusammen schaffen. Wir beschützen uns alle gegenseitig, helfen uns und bleiben zusammen. Die Lichtung war lange unser Zuhause, doch nun wird es Zeit, dass wir in unser richtiges Zuhause zurückkehren. In die wirkliche Welt da draußen und zu unseren Familien." Während ich das sage, sehe ich ist Sonya und dann Newt an, die mich anlächeln. Ich will gerade anfangen loszurennen, da werde ich aufgehalten. „Halt!", höre ich eine Stimme rufen und ich höre gleich heraus, dass sie zu Ella gehört. Was will sie denn jetzt schon wieder? Ich will einfach nur von hier verschwinden und das alles hier hinter uns bringen, das ist doch echt nicht zu viel verlangt, meiner Meinung nach. „Lichter, May will euch alle ins Verderben führen. Ihr seid doch nicht verrückt. Wir sind nicht ohne Grund immer hier auf der Lichtung geblieben und haben nur die Läufer ins Labyrinth geschickt. Nicht umsonst haben wir jede Nacht auf der Lichtung verbracht und nicht im Labyrinth. May wird euch alle in den Tod führen. Die Griewer sind unsere größten Feinde und ganz im Ernst was denkt ihr denn? Dass ihr einfach da rausspaziert, gemütlich ein paar Stunden einen Ausgang sucht und er dann auf einmal vor euch auftaucht, wie durch ein Wunder, es wird kein Griewer weit und breit sein und dann tretet ihr in euer wirkliches Leben, wo alle eure Familien direkt auf euch warten und ihr ab da das beste Leben führen werdet, das ihr euch auch nur erträumen könnt? Tut mir wirklich leid, aber wenn ihr das denkt, dann seid ihr vollkommen verloren. May hat doch nur Angst, dass ihr sie nicht mehr als eure Anführerin ansehen werdet und sie dann vollkommen alleine mit ihrem Newt und ihrer besten Freundin dastehen wird. Ihr müsst hier bei mir, Bianca und den anderen Mädels bleiben. Wir schaffen es, hier zu überleben. Wir haben doch noch Ziegen und Kühe, sie können uns ernähren und der Wald hat sicherlich auch viel zu bieten. Wir können uns hier am besten verteidigen, denn das hier ist unsere Heimat. Wir kennen uns hier aus und können Unterschlüpfe finden, wo uns die Griewer nicht finden werden. Wir können hier ein glückliches Leben verbringen. Wenn ihr euch allerdings dagegen entscheidet, werdet ihr da draußen mit May alle sterben. Die Griewer werden euch in kleine Stücke reißen, ihre werdet alle zusehen müssen, wie eure Freude vor euren Augen kaltblütig ermordet und zerstückelt werden. Das könnt ihr doch nicht wirklich wollen!" Ich spüre die Anspannung und die Zweifel, die Ella gerade geschürt hat. Was redet sie da nur? Sie weiß gar nicht, dass es der hundertprozentige Tod ist, wenn sie hier auf der Lichtung bleiben. Es ist wie ein Stich in mein Herz, wenn ich sehe, wie Bianca und Ella schon eine kleine Gruppe Lichter um sich versammelt haben und immer ein paar Lichter mehr zu ihnen kommen. „Hört zu, Lichter. Ich zwinge niemanden, mit mir zu kommen, doch ich kann euch versichern, dass ich lieber mein Leben da draußen riskiere als den Rest meines Lebens hier drinnen zu verbringen. Wir gehören nicht hierher, wir wurden hier eingesperrt und nun ist es an der Zeit, in die Freiheit zu entkommen. Ich habe Angst, das haben wir alle, ich versuche nicht, euch Angst zu machen, doch ich verspreche euch, dass wir je mehr wir sind, die besten Chancen haben, da heil durchzukommen. Ich gehe nun und es soll sich mir anschließen, der es satt hat, hier eingesperrt zu sein wie Viecher." Ich renne los, ohne mich umzusehen, wer mir folgt. Ich kann nicht mehr tun.

The Maze Girl [Maze Runner/Newt]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt