Kapitel 6

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Jetzt kann ich natürlich nichts mehr sagen und die ganzen Planungen den anderen auch nicht mehr verbieten. Sonya ist schließlich ihre zweite Anführerin und sie kann ihnen ebenfalls etwas befehlen, was sie dann alle zu befolgen haben. Normalerweise ist es allerdings so, dass wir das vorher absprechen und uns somit einigen, was wir den anderen sagen und was unsere Vorhaben sind. Ist Sonya wegen irgendetwas sauer auf mich und hat das mit Absicht gemacht? Falls sie sauer ist, wieso hat sie dann nicht einfach mit mir gesprochen. Newt scheint sie es vorher auch noch nicht gesagt zu haben, denn er war auch ziemlich erstaunt, als er erfahren hat, dass alle hier so gestresst sind, da sie eine Party für ihn vorbereiten. Nun ist es schon fast Abend und es ist somit ich schon fast alles vorbereitet, was wir für die Party brauchen. Ich hoffe, dass ich überhaupt etwas entspannen kann, wenn man bedenkt, in welcher Lage wir eigentlich stecken. Hoffentlich halten zumindest alle Hüterinnen ihre Klappe und lösen nicht eine Massenpanik bei den Lichtern aus. Hoffentlich hilft uns die Party wenigstens dabei, was zu entspannen und vielleicht einen klaren Kopf zu bekommen, sodass wir unser zukünftiges Vorgehen dann noch besser planen können. Ich werde auch mal versuchen, an nicht nur das Schlechte zu denken. Vielleicht schaffe auch ich es mal, abzuschalten und an etwas anderes zu denken. Das würde ich mir wirklich wünschen. Als ich nun aus dem Gehöft heraustrete, ist die Party schon im vollen Gange, ich höre Gekicher und sehe ein paar Mädels, die sich spielerisch jagen. Ich wünsche, ich könnte auch mal wieder so unbeschwert sein. Ich muss immer einen klaren Gedanken fassen müssen und einen kühlen Kopf haben, so verkrampfe ich mich auch viel zu sehr, um einfach mal Spaß haben zu können. Obwohl ich weiß, was das ist, kann ich mich nicht zurückerinnern, dass ich schon jemals wirklich einfach nur gut drauf war, völlig unbeschwert und einfach nur Spaß gehabt hätte. Das ist für ein so junges Mädchen wie mich eigentlich sehr traurig, wenn man da mal wirklich drüber nachdenkt. „Hey, May, ich hoffe, du bist nicht zu sauer, dass ich die Idee für diese Party hier hatte. Ich denke, Newt wird es echt gut tun, um sich hier einzugewöhnen und die Mädchen scheinen ihm auch schon gut zu helfen..." Sonya bleibt kurz neben mir stehen und nickt mit ihrem Kopf in die Richtung ihres Bruders. Tatsächlich, wie auch schon vorhin hat sich eine ganze Gruppe von Mädchen um ihn geschart und hört jedem Wort, das über seine Lippen kommt, aufmerksam zu, lacht an den richtigen Stellen und schmachtet ihn mit Klimpern der Wimpern an. Wie erbärmlich ist das denn bitte? Ich zucke mit den Achseln. So wirklich sauer kann ich auf Sonya gar nicht sein. Sie ist schließlich meine beste Freundin und hat das nicht gemacht, um mich zu ärgern, Sonya sieht immer nur positive Aspekte und versucht, diese so gut wie möglich auszukosten. Ich umarme meine Freundin und atme ihren vertrauten Duft nach Wald und Freiheit ein. Obwohl wir eigentlich eingesperrt sind, hat sie immer diesen Duft an sich, der für mich der perfekte Duft für Freiheit ist. „Los, amüsiere dich auch, May. Du hast es mehr als verdient. Lenke dich ein bisschen ab, morgen können wir beide dann auch wieder die ernsten Sachen besprechen. Doch dafür entspanne dich jetzt erst einmal." Mit einem Lächeln löst sie sich aus der Umarmung und begibt sich zu Anne, um sich bei ihr etwas zu essen zu holen. Sie hat Recht. Doch wo soll ich jetzt mein Glück, mich zu entspannen, versuchen? Ich könnte mich auf den Boden, an einen Baumstumpf angelehnt, lehnen, die Wärme des Lagerfeuers auf meiner Haut genießen und hoffen, dass ich ein paar Grillen hören würde, die mir beim Entspannen helfen würden. Ja, das würde ich machen. Da es allmählich wirklich dunkel wird, blicke ich erst einmal auf den Boden, um zu sehen, wo ich meine Schritte überhaupt hinsetze. Auf dem Weg zum Lagerfeuer bahnt sich ein herrlicher Duft nach Essen seinen Weg in meine Nase. Ich glaube, nachdem ich mich ein bisschen ausgeruht habe, sollte ich mich auf jeden Fall auch zu Anne begeben und mir ein bisschen von diesem leckeren Essen, das da so duftet, abholen. Und nein, ich versuche nicht daran zu denken, dass unsere Essenrationen immer weiter schrumpfen werden ... Auf meinem kurzen Weg kommt mir jemand entgegen. Jemand Bestimmtes eigentlich. Es ist nämlich Newt. Er lächelt. Von der anfänglichen Nervosität, die eigentlich jeder Frischling hat, ist nichts mehr zu sehen und er scheint sich wohl auch von dem Gedanken, was unsere Zukunft betrifft, ein bisschen gelöst zu haben. Was für ein Glückspilz ... „Hey", spricht er mich an. „Na, hast du es geschafft, dem Ansturm zu entkommen, ehe dir ein Ohr abgekaut wird?" Er sieht mich anfangs etwas ernst an, als würde er nicht ganz verstehen, dass ich das ganz locker und witzig meine, doch als ich ihn dann anlächle, scheint er es zu verstehen. „Ja, was für ein Glück. Ich mag hier ja eigentlich jeden und ich rede wirklich gerne mit allen Mädchen und höre mir ihre Geschichten an, doch es ist auf Dauer dennoch ein bisschen anstrengend. Ich meine, sie können sich nicht mal einigen, wer an der Reihe mit Sprechen ist. Sie sprechen einfach durcheinander und manche fassen mich einfach so an, als würden sie mich aus Versehen berühren und sie fangen dann an, schüchtern zu kichern. Ist das für Mädchen normal?" Ich muss mir ein Lachen verkneifen. „Nein, eigentlich nicht generell für Mädchen, doch schon für eine gewisse Gruppe Mädchen, die sich jetzt immer zu dir gesellt. Ich würde dir ja gerne versprechen, dass es besser wird, doch du bist schließlich der einzige Junge hier und so wie ich sie kenne, werden sie nicht eher aufhören, bis du dich für eine von ihnen entschieden hast und den anderen klar machst, dass sie dich bitte in Ruhe lassen sollen." Wenn ich daran denke, dass ich ihm gerade den ganzen Charakter von allen verschweige, ist mir nicht ganz wohl. Da kann ich wohl nur hoffen, dass sie ihre Zickenkriege wenigstens in seiner Gegenwart einstellen.

The Maze Girl [Maze Runner/Newt]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt