25. Kapitel

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"Wenn ich jemanden ansehe, weiss ich alles über ihn. Ich kann ein Menschen Leben innerhalb von Sekunden durchlaufen. Ich sehe alles und ich fühle, was sie fühlen. Es kommt selten vor, aber manchmal kriege ich auch eine Vermutung wie sie einst sterben werden. Kurz gesagt, ich kann vergangene Erinnerungen und Gefühle abrufen".

Ich nahm einen Schluck von meinem Scotch. "Gruselig", sagte ich knapp. "Wie nennt man diese Fähigkeit?" "Auge des Horus", sagte er. "Das dritte Auge? Was siehst du bei mir?" Ich kannte die Antwort schon.

"Nichts". Ich lachte verbittert. "Ja, das war mir schon klar..." Hätte er irgendetwas bei mir sehen können, dann hätte er es mir schon längst gesagt und es nicht bei einfachem Smaltalk belassen. Irgendwie deprimierte er mich noch mehr.

Er schaute mich an. "Aber ich fühle vieles. Ich kann zwar nichts sehen, aber ich spüre deine Emotionen wenn ich versuche deine Vergangenheit abzurufen. Wenn du mir hilfst, können wir vieleicht etwas Ordnung schaffen".

Langsam stellte ich mein Glas ab. Jetzt wurde es doch interessant. "Wie meinst du das?"

Er streckte mir seine Hand entgegen. "Würdest du bitte?" Zögerlich legte ich meine in seine und schaute ihn an. "Schliess deine Augen", sagte er. "Vor allen?", fragte ich und schaute mich unsicher um.

"Diese Menschen sind alle depressiv und nur auf sich selbst konzentriert. Jeder ist mit seiner Geschichte beschäftigt, glaub mir, kaum einer wird das hier mitkriegen. Nicht einmal die Barkeeperin". "Okay", sagte ich seufzend und schloss meine Augen. Einen Versuch war es wert.

"Denk zurück, an das erste was du dich erinnerst und dann geh weiter, bis heute". Ich erinnerte mich daran zurück, wie ich das erste mal im Krankenhaus aufgewacht bin. Ich war vollkommen allein... "Wut", sagte er sofort. "Du warst alleine und sehr verletzt..." Ich atmete tief ein. Die suche nach meine Familie und der Ärger den sie mir eingebracht hat..."Verzweiflung. Jemand hat dir sehr weh getan und du hast lange in Angst gelebt. Selbst jetzt noch, fällt es dir sehr schwer jemanden zu vertrauen". Ja, leider stimmt das. Ich dachte an den Moment zurück, als ich das erste mal durch diese Strassen gelaufen bin und in meine neue Wohnung gezogen bin. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. An diesen Tag erinnerte ich mich als wäre es gestern gewesen. Es war mein Neuanfang gewesen und ich hatte mich einfach sofort in diese Stadt verliebt. Ich dachte an meinen ersten Arbeitstag zurück. Er war echt mies gewesen, aber trotzdem hatte ich spass gehabt. Jetzt musste ich an die Situation zurück denken, in der ich Jack das erste mal angetroffen hatte. Man hatte er mir einen Schrecken eingejagt. Ich dachte wirklich er hätte diese Frau Missbraucht und so kam dann mein wahres ich ans licht. Das ich wirklich Blut als Nahrung trinken konnte war auch komisch gewesen. Wieso war die zeit in der Hütte so viel einfacher gewesen? Wir hatten uns wirklich vollaufen lassen an dem einen Abend und für kurze Zeit, war alles so einfach gewesen. Er hatte mich einfach geküss... "Hoffnung..." Schnell zog ich meine Hand weg. "Das reicht jetzt", sagte ich leise und trank mein Glas aus. Genau an das wollte ich mich nicht mehr erinnern. Ich wusste nicht wieso ich genau an diese Sachen gedacht hatte, irgendwie hatte er mich dazu gebracht. Ich fühlte mich gerade echt komisch und wieso starrte er mich so an? Es war als ob er mir direkt in die Seele schaute.

"Trauer", sagte er plötzlich und musterte mich weiter. "Es umgibt dich. Wie damals".

"Was meinst du damit?", fragte ich verwirrt. In seinen Augen waren kleine grüne Partikel zu sehen. "Du hast dich mal genauso gefühlt, es war kurz bevor du im Koma lagst. Ich spüre es. Du hast jemanden verloren, der dir viel bedeutet hat. So kam es zu dem Unfall". "W-Woher weisst du das jetzt?" Er schloss kurz seine Augen und als er sie öffnete, war nichts grünes mehr in dem blau. Er fuhr sich durchs Haar. "Es war nur ein kurzes Bild was ich sehen konnte, tut mir leid. Da war aber noch eine Person... Es war ein großer Verlust für dich gewesen". Mir lief eine Träne die Wange runter. "Wirklich?" Also hatte ich wenigstens davor jemanden in meinem Leben gehabt, der mir viel bedeutet hatte. Das war schon mehr, als  ich selbst herausgefunden hatte und es bedeutet mir sehr viel. Immer mehr Tränen liefen meine Wange runter. Ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte.

So Thursty (Pausiert erstmal) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt