Kapitel 8 - Draco

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Hermine ließ Draco im Flur stehen und eilte nach unten, um ans Telefon zu gehen. Er konnte ja verstehen, dass sie flüchtete. Aber sie war immer so tough gewesen. Sie war nie vor einem Gespräch weggerannt, hatte sich immer mit Mut und Ehrgeiz dem gestellt, was das Schicksal für sie bereit hielt. Wo also war dieses Mädchen hin verschwunden?

Das Wasser aus der Dusche wurde abgestellt. Ron war fertig. Plötzlich verspürte Draco das ungeheure Gefühl, irgendetwas zu zerstören. Er wollte auf die Wand einprügeln, auf die Tür, auf die Kommode, ja sogar auf Ron, der gerade aus dem Bad kam, mit nichts bekleidet als einem Handtuch um die Hüfte.

Draco ballte die Fäuste, rang um seine Fassung und verzog sich dann mit einem lauten Knall in sein Zimmer, das nicht seines war. Vielleicht sollte er doch gehen. Er konnte bestimmt bei einem Freund unterkommen. Oder sich einfach etwas eigenes suchen. Doch er war mit nichts am Leib hergekommen, als seiner Kleidung. Nicht einmal sein Handy hatte er dabei. Er musste also erst einmal an Geld herankommen. Stehlen? Nie und nimmer würde er das schaffen, nachdem er Hermine in sein Herz geschlossen hatte.

Da! Er hatte es zugegeben. Er war nicht einmal ein paar Stunden hier und schon hatte sich sein gesamtes Bild von ihr verschoben.

Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als hastige Schritte auf dem Gang zu hören waren. Eine Tür schlug zu, nur um wenige Sekunden später quietschend wieder aufgerissen zu werden. Dann klopfte es an seiner Tür.

Zögernd blieb er stehen. Das Klopfen wurde eindringlicher.
"Draco! Mach auf!" hörte er Hermine rufen. Also gab er sich einen Ruck und öffnete doch die Tür. Als er ihren gehetzten Gesichtsausdruck sah, fragte er sich unwillkürlich, was vorgefallen war. "Harry hat gerade angerufen!" sagte sie und drängte ihn zurück in sein Zimmer. Während sie die Tür hinter sich schloss, fuhr sie fort: "Er meinte, dass irgendetwas nicht stimmt. Er hat so ein Gefühl und seine Narbe pocht die ganze Zeit. Er meinte, dass dieses ungute Gefühl mit dem Verschwinden der Muggel zu tun hat!" In ihren Augen spiegelte sich Entsetzen, Verwirrung und Angst.
"Und warum kommst du damit zu mir? Geh doch zu deinem Ronald." Draco wollte nichts davon wissen. Das waren Potters Probleme. Ja, für Hermine interessierte er sich. Aber Potter war immer noch Potter. Nie würde Draco ihm irgendwie helfen wollen. "Mich interessieren Potters Probleme nicht!"
"Draco, hör mir doch zu..." Mit einer barschen Handbewegung unterbrach er sie.
"Nein! Du hörst mir zu! Ich habe keine Lust, Potter zu helfen. Er hat mir einmal das Leben gerettet, ich habe im Krieg nicht gegen ihn gekämpft. Damit sind wir quitt. Außerdem bin ich nicht dein persönliches Geheimnis! Vertrau das irgendwem an, aber nicht mir! Du machst ein Geheimnis aus mir? Dann füttere mich nicht mit anderen Geheimnissen!" Wut flackerte in seinem Blick und er musste sich schwer zusammen nehmen, um diese Worte so ruhig wie möglich zu sagen. In diesem Moment wusste er, dass er richtig lag. Er war ihr Geheimnis. Und er hatte keine Lust, ein solches zu sein.

"Du bist nicht mein Geheimnis" flüsterte Hermine betroffen.
"Oh doch, das bin ich! Oder hast du irgendwem erzählt, was zwischen uns ist... nein, war?" Ihr Schweigen sagte alles. "Ich werde nichts weiter dazu sagen. Und jetzt erzähl Potters Probleme deinem Wiesel."

Schwer getroffen ging Hermine zur Tür. "Weißt du, ich dachte wirklich, du hättest dich geändert. Ich wollte es so sehr wahrhaben. Es ist ernüchternd, festzustellen, dass du nicht der bist, den ich dachte zu küssen." Damit verließ sie Dracos Zimmer ohne ihn noch einmal anzusehen. So sah sie nicht die einzelne Träne, die Dracos Wange hinunterrollte.

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