Kapitel 30 - Draco

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"Man, die ist vielleicht eine Zicke", sagte Sonja, als Hermine davon stürmte.
"Halt die Klappe." Draco sah ihr hinterher. Er hätte etwas sagen sollen. Die Situation war schon schlimm genug, jetzt verlor er auch noch Hermine. Was hatte er sich dabei gedacht? Diesmal wandte er mehr Kraft auf, um Sonja von sich zu schieben und diesmal gelang es ihm auch.
"Hey, was soll das?", beschwerte sie sich. Wütend verschrenkte sie die Arme vor der Brust. "Wenn es deinem Prinzesschen etwas ausmacht, dass du jemand anderen hast, soll sie es mir sagen."
"Du weißt doch gar nicht, wer Hermine ist. Sie hat die Hölle durchgemacht, im Gegensatz zu dir. SIE ist die, die ich begehre." Draco stand auf. "Ich kann es nicht gebrauchen, dass du in mein Leben schneist und alles zerstörst, was wichtig ist für mich."
"Und was ist mit diesem Jungen?"
"Ich sollte Hermine vertrauen. Stattdessen habe ich zugelassen, dass sie das Schlimmste von mir denkt. Wir sind gemeinsam in diesen Raum gekommen, aber ab hier trennen sich unsere Wege." Gerade als Draco in Hermines Richtung laufen wollte, knisterten die Lautsprecher.
"Meine Zauberer und Zauberinnen, die Zeit ist um. Ich hoffe, sie haben genügend gegessen, die Einweisung findet in wenigen Augenblicken statt. Bitte stellen Sie sich vor die Türen. Die Frauen und Mädchen vor die gelbe Tür, die Männer und Jungen vor die grüne Tür. Wenn die Türen sich öffnen, gehen Sie bitte hindurch."

Draco sah, wie Hermine aufstand. Der Junge klammerte sich an sie und weinte heftig. Draco sah die Zärtlichkeit in Hermines Augen, als sie versuchte, ihn zu trösten. Sie war so ein wunderbares Mädchen und er ließ sie gehen.
"Nein!", schrie er, doch der Schrei wurde von dem aufkeimenden Lärm verschluckt, als die Anwesenden die Anweisung der Stimme befolgten und sich in Reihen aufstellten. Draco wurde von einigen anderen Männern in die entgegengesetzte Richtung geschoben.
"Hermine!", brüllte er, doch sie hörte ihn nicht, sah nicht einmal zu ihm.
"HERMINE!", brüllte er noch lauter und diesmal schien sie ihn gehört zu haben. Ihre Augen suchten den Raum nach ihm ab und als sie ihn entdeckten, leuchteten sie für einen Moment auf. Draco versuchte mit Gesten zu zeigen, dass er sie nicht verlieren wollte und Hermines Augen strahlten vor Erkenntnis. Fast hätte sich die Erleichterung in Draco breit gemacht, doch da wurde Hermine von einigen Frauen verdeckt.
"Verdammt!", fluchte er und bahnte sich einen Weg durch die dichter werdende Masse. Hermines brauner Haarschopf lugte einen Moment zwischen den Zauberern hindurch, ehe er wieder verschwand.
Ein Quietschen drang an Dracos Ohren. Die Türen öffneten sich und die Massen strömten hindurch. Verzweifelt versuchte er, zu Hermine zu gelangen. Als er sie sah, wie sie verzweifelt Dennis im Arm hielt und gleichzeitig nach ihm Ausschau hielt, brach etwas in ihm in zwei Teile und er schob energisch die Leute beiseite, ehe er es schaffte, zu Hermine zu gelangen.
Er fiel neben ihr auf die Knie und schlang seine Arme um sie. "Hermine", nuschelte er in ihr Haar.
"Ich bitte nun alle, die noch nicht bei den Türen sind, meiner Anweisung folge zu leisten", sagte die Stimmte und meinte damit zweifellos Dennis, Draco und Hermine. Denn, wie Draco feststellte, waren sie mittlerweile die einzigen im Raum. Hermine zitterte am ganzen Leib.
"Nein", sagte Draco leise.
"Ich bitte nun alle, die noch nicht bei den Türen sind, meiner Anweisung folge zu leisten", wiederholte die Stimme ihren Spruch etwas eindringlicher.
Dennis weinte heftiger und ein lauter Schluchzer entfuhr ihm. Augenscheinlich versuchte er, etwas zu sagen, doch er bekam kein Wort heraus.
"Er stottert. Anscheinend ist es schlimmer, wenn er sich aufregt", erklärte Hermine Draco. Erneut knisterten die Lautsprecher.
"Wenn Sie sich nicht sofort zu Ihren jeweiligen Türen begeben, bin ich gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen."
Draco sah von Dennis zu Hermine und erkannte die Panik in ihren Augen. Was sollte er nur tun? Dennis weinte und weinte vor Verzweiflung und Hermine wiegte den Jungen sanft hin und her.
Draco wusste nicht, was er tun sollte. Die Entscheidung wurde ihm jäh abgenommen.

Hermine fing an, zu husten, und griff sich verzweifelt an die Kehle. Dennis, den sie im Arm hielt, machte sich los und starrte sie mit entsetzten Augen an. Draco wusste nicht, wie ihm geschah. Hermine röchelte, krallte die Hände in Dracos Shirt. Endlich reagierte er. Er griff um sie herum, zog sie zu sich heran und versuchte, das, was auch immer in ihrem Hals steckte, herauszupressen. Vergeblich. Panik stand in seinem Gesicht geschrieben. Hermine erstickte und er konnte nichts dagegen tun. Dennis krabbelte zu ihr hin und half Draco, Hermine zu drücken, damit sie wieder Luft bekam. Doch es war vergebens.
Hermine röchelte, sah ihm ein letztes Mal in die Augen und sackte dann leblos zusammen.

"Hermine!", schrie er und griff nach seinem Zauberstab. "Hermine!" Er versuchte, einige Zauber anzuwenden, doch sie nutzten nichts. Er kannte keinen Zauber, der eine Zauberin wiederbelebte.
"HERMINE!", schrie er verzweifelt, wiegte ihren Kopf in seinem Schoß. Tränen schossen ihm in die Augen. "Bleib! Bleib bei mir!" Verzweifelt hoffte er, seine Stimme könne sie zurückholen. Doch sie blieb reglos in seinem Schoß liegen, die Augen weit geöffnet, den Blick leer Richtung Decke gerichtet.

"Bleib bei mir", weinte er in ihre Haare. "Ich liebe dich!"

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