Kapitel 29 - Hermine

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Hermine sah das fiese Grinsen dieses Flittchens, das sich an Draco randrückte ohne die geringste Scham zu zeigen. Und Draco ließ es auch noch zu, warf Hermine nur hin und wieder böse Blicke zu. Dennis weinte leise an ihrer Halsbeuge und sie strich ihm immer wieder beruhigend über den Rücken. Es musste falsch aussehen für Draco, doch sie hatte versucht ihm zu sagen, dass er sich keine Sorgen machen müsse.

Ihre Gedanken schweiften ab. Der Schock über den Toten in ihrer Mitte saß tiefer, als sie dachte. Sie zitterte nicht, doch sie fühlte nichts. Da war gar nichts. Und das erschreckte sie ungemein. War sie über die Jahre abgestumpft? Machte ein Toter mehr nichts mehr aus? Geschockt über sich selbst lenkte sie sich damit ab, diesem Mädchen böse Blicke zuzuwerfen, die nur weiter triumphierend grinste. Hermine könnte an die Decke gehen, denn plötzlich wallten alle Gefühle in ihr auf, von denen sie bis eben geglaubt hatte, sie verloren zu haben. Wut und Trauer, Angst und Verwirrung machten sich in ihr breit und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als in Dracos Armen zu liegen und seine Küsse zu schmecken.
Ganz unscheinbar und ohne jedes Geräusch erschien eine riesige Tafel in der Mitte des Raums, auf der allerlei Essen stand. Doch Hermine beachtete sie gar nicht. Sie sah zu Draco, der gedankenverloren über die Haare dieses Mädchens strich. Erneute Wut machte sich in ihr breit.
"Dennis, ich muss kurz mit meinem Freund da reden, ja?" Sie zeigte auf Draco und Dennis nickte schüchtern, während er sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. "Wenn etwas ist, kommst du einfach zu mir, ja?" Wieder nickte Dennis etwas unsicher, dann ließ er sie los und bedeutete ihr, sich keine Sorgen zu machen.
Hermine rückte ein Stück zu Draco heran, gerade so nah, dass sie nicht schreien musste, um mit ihm zu sprechen, ihn aber auch nicht berührte.
"Draco?", fragte sie und Draco wandte ihr seinen Blick zu. Sie erschreckte. Trauer war darin zu lesen. "Was ist los?" Sie wollte eine Hand ausstrecken, besann sich aber rechtzeitig, um nichts dummes zu tun.
"Frag doch deinen neuen Freund", zischte Draco und wandte sich von ihr ab. Hermine schnaubte.
"Du meinst Dennis? Er ist viel zu jung, das müsstest du sehen." Verärgert schüttelte sie den Kopf.
"Dafür kuschelt ihr zwei aber ganz schön viel."
"Er hat Angst und niemand ist hier, der ihn trösten kann und-"
"-Hermine opfert sich. Natürlich", ätzte Draco. "Aber das ist schon in Ordnung. Ich habe ja auch jemanden." Er deutete auf das rothaarige Mädchen vor sich. "Sonja kann wunderbar kuscheln."
"Ach wirklich?", schaltete sich das Flittchen ein. "Danke."
"Du denkst wohl, du kannst alles mit mir machen? Im ersten Moment küsst du mich und tust so, als würdest du dich freuen, mich wieder zu sehen und im nächsten Moment bist du weg?" Hermine traten Tränen in die Augen. Wütend wischte sie sie weg. "Gut. Wenn ich dir so wenig bedeute, dann kann ich ja gehen. Weißt du, nicht alles ist immer so, wie es scheint. Und Dennis ist erstens viel zu jung und zweitens braucht er einfach jemanden, der für ihn da ist." Hermine ließ ihre Selbstbeherrschung fallen und die Tränen liefen über ihre Wangen. "Nach allem, was wir zu Hause durchgemacht haben, wirfst du mich einfach so weg."
Erkennen blitzte in Dracos Augen auf, doch für Hermine war es zu spät. Sie hatte keine Lust mehr. Das Ganze hier war mehr als verwirrend und jetzt wollte Draco auch noch seine Spielchen weitermachen? Dabei hatte sie so gehofft, dass er sich verändert hatte.
"Hermine, ich-"
"Spar dir das. Ich für meinen Teil bin fertig mit dir." Hermine stand auf und ging zu Dennis.
"Komm. Wir setzen uns an einen anderen Tisch." Mit gebrochenem Herzen nahm Hermine Dennis' Hand und zog ihn zu einem Tisch, ganz weit hinten im Raum, um so weit weg wie möglich von Draco zu sein.

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