Kapitel 28 - Draco

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Sonja lief dicht hinter Draco in den Raum hinein. Die Tür schloss sich geräuschlos wieder und Draco schaute sich um. Alles war in weiß gehalten, allerdings noch lange nicht so grell, wie der Flur vorher. Er kniff die Augen zusammen, um den Schmerz zu vertreiben. Sonja ließ sich an einem der runden Tische nieder und winkte ihn zu sich. Doch gerade als er sich zu ihr begeben wollte, sah er Hermines braunes lockiges Haar. Sie sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. Sein Herz setzte für einen Schlag aus. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln und er beachtete Sonja nicht weiter und lief stattdessen auf Hermine zu. Hermine stand auf. Ihr Gesichtsausdruck war fassungslos und erleichtert.
"Dra...", setzte sie an, doch er versiegelte ihre Lippen mit einem Kuss. Er zog sie an sich, griff in ihr Haar und küsste sie, als wäre es der letzte Kuss in seinem Leben. 
"Als ich aufgewacht bin, hatte ich solche Angst um dich", sagte er. Er wusste zwar, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber er sagte es so, weil er erst jetzt merkte, wie sehr sie ihm wirklich gefehlt und wie viel Angst er wirklich gehabt hatte. Er roch ihren unvergelichlichen Duft, nahm ihn in sich auf und schob sie dann ein Stückchen weg von sich, um sie zu betrachten.
"Etwas von Potter gesehen?" Dracos Stimme klang nur ein bisschen abfällig, was Hermine gleichermaßen überraschte wie Draco. Doch sie schüttelte nur den Kopf. Ihre Augen blickten betrübt zu ihm auf und es überraschte ihn nicht. Plötzlich musste er an ihr Badezimmer zu Hause denken. Das verwüstet worden war. Hatte es etwas damit zu tun? Die größte Frage war jedoch: Wo, bei Marlin, waren sie hier? Es sah verdächtig nach einer Organisation für Zauberer aus. Und die Tatsache, dass sie weder verletzt, noch ihres Zauberstabs beraubt worden waren, zeigte, dass die Organisation zumindest Zauberern gegenüber nicht feindselig gesinnt waren. Etwas knisterte. Dann ertönte eine Stimme. Hermine setzte sich neben einen Jungen, der relativ gut aussah und augenblicklich blitzte sowas wie Eifersucht in Draco auf. Er setzte sich neben Hermine, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Sonja. Sie setzte sich neben ihn und lehnte sich provokant an ihn.
"Was-"
"Schh! Ich provoziere sie nur ein bisschen, was sie, nach deinem Gesichtsausdruck zu urteilen, ja offenbar auch tut." Draco wandte seinen Blick zu Hermine um und sah, wie sie die Hand des Jungen nahm, der sie dankbar anschaute. Wieder blitzte Eifersucht in ihm auf. Draco legte demonstrativ seinen Arm um Sonja und zog sie an sich heran. Er sah jedoch nicht ihr triumphierendes Grinsen.
"Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten, werte Zauberer, werte Zauberinnen?", fragte eine Stimme, die laut und knisternd aus den Lautsprechern drang.
"Ich hoffe, wir haben Ihnen nicht zu viel Angst eingejagt. Es war jedoch notwenig, denn wir haben eine wichtige Ankündigung zu machen und so in aller Öffentlichkeit, unter Muggeln, geht das natürlich nicht..."
"Aber unter Muggeln Zauberer zu entführen geht, oder was?", brüllte jemand, der weiter hinten saß. Draco drehte sich um und sah einen älteren Herr mit weißem Rauschebart. Er erinnerte ihn sehr an die Märchenfigur des Merlin.

Die Stimme schwieg einen Moment.
"Ja, das war nicht sehr schlau, aber Befehle sind Befehle. Irgendwann mussten wir es doch machen", rechtfertigte sich die Stimme. Rufe wurden laut, die Zauberer beschwerten sich. Einer stellte sich auf einen Tisch und brüllte: "Lasst uns gehen!" Aus diesen drei Wörtern wurde ein Singsang, den fast alle Zauberer anfingen zu rufen. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Draco den Jungen, der sich ängstlich an Hermine randrückte. Hermine warf Draco einen Blick zu, der besagte, er solle sich beruhigen. Draco hingegen zog Sonja noch ein Stückchen näher an sich heran. Was er nicht ahnte war, dass Hermine den Blick Sonjas gesehen hatte.
"Seid bitte ruhig!", rief die Stimme, doch sie ging im Lärm der brüllenden Zauberer unter. Natürlich wurden die Zauberer nicht ruhig, sondern brüllten noch lauter, stampften mit den Füßen auf und klatschten in die Hände. Plötzlich kippte der Zauberer, der den Aufstand angezettelt hatte, um. Seine Augen verdrehten sich und er blickte ins Leere. Die Menge verstummte augenblicklich.
"Danke", sagte die Stimme freundlich. Dracos Herz fing an, schneller zu schlagen. Hatte diese Stimme gerade jemanden umgebracht?
"Ein bedauerlicher Zwischenfall, er war so talentiert... Naja. Wir wollen es Ihnen so angenehm wir möglich machen." Die Stimme räusperte sich. "In ein paar Stunden werden Sie eingewiesen. Mädchen und Jungen werden gesondert eingewiesen, gewöhnen Sie sich also nicht an die Gesichter um Sie herum. Sie haben in dieser Zeit Gelegenheit, etwas zu essen, es wird in Kürze ein Buffet erscheinen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit." Das Rauschen verstummte und Stille legte sich über den Saal. Draco wollte Sonja von sich schieben, doch sie legte ihm eine Hand aufs Knie und hinderte ihn so daran.
"Lass das", zischte er. Doch Sonja schüttelte nur den Kopf. Draco schnaubte genervt und versuchte, sie nocheinmal von sich zu schieben, doch sie ließ sich nicht wegdrücken. Kopfschüttelnd gab Draco auf und wandte seinen Kopf Hermine zu, die ihn mit zusammengekniffenen Augen musterte. Der Junge hatte seinen Kopf ängstlich an ihrem Hals vergraben. Irgendwoher wusste Draco, dass der Junge keine Gefahr darstellte, doch dieses Ziehen in seinem Magen machte ihm seinen Unmut deutlich. Er wollte irgendetwas unternehmen, doch er wusste einfach nicht, was.

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