Kapitel 9 - Hermine

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Hermine stand auf dem Flur, fuhr sich durch die Haare und hielt mühsam die Tränen zurück, die sich einen Weg über ihre Wangen bahnen wollte. Sie durfte jetzt nicht weinen. Sie würde zu Ron gehen, ihm von Harry erzählen und gemeinsam würden sie zum Flughafen fahren, um Harry und Ginny in Empfang zu nehmen.

Sie drängte die Gedanken an einen weißhaarigen Jungen mit einem atemberaubenden Lächeln in eine Schublade und band sich die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen.
"Ron?" rief sie in der Hoffnung, dass er nicht mehr trotzen würde.
"Ich bin in der Küche" rief er zurück, so leise, dass Hermine ihn fast nicht gehört hätte. Eilig nahm sie immer zwei Stufen der Treppe aufeinmal und lief in die Küche.

"Was ist denn mit dir passiert?" fragte Hermine verwirrt und musterte Ron, der mit nassen Haaren und nur mit einem Handtuch um die Hüfte vor dem Toaster stand und auf sein Toast wartete.
"Ich habe geduscht" antwortete er trocken und Hermine musste sich ein Lachen verkneifen. So kannte sie ihn garnicht. "Alles in Ordnung?" Mit fragendem Blick musterte er sie nun. Plötzlich peinlich berührt, fing Hermine an auf und ab zu laufen, um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen.
"Harry hat angerufen."
"Und was wollte er?" fragte Ron sichtlich überrascht. Normalerweise schickte Harry Briefe. Manchmal kam ein Paket von Ginny. Mehr aber auch nicht.
"Hast du von dem Verschwinden der Muggel in der Nähe des London Eye gehört?" Ron schüttelte den Kopf.
"Du weißt doch, dass ich keine Nachrichten schaue."
"Okay, dann hör zu. Seit geraumer Zeit verschwinden immer wiede Muggel rund um das London Eye. Alle ohne Familie oder Freunde. Harry hat vorhin angerufen. Er meinte, er habe ein komisches Gefühl bei der Sache. Außerdem pocht seine Narbe wie verrückt. Nicht einmal Ginny weiß, was das sein könnte!"
Ron gähnte. Er hielt sich eine Hand vor den Mund und zuckte zusammen, als der Toast mit einem 'Pling' aus dem Toaster sprang. "Wir müssen zum Flughafen!" Hermine gestikulierte wild mit den Armen in der Luft um zu verdeutlichen, wie dringlich diese Angelegenheit war.
"Ich bin müde!" erwiderte Ron bloß, bestrich sich sein Brot mit Frischkäse und Schnittlauch und lief mit seinem Teller ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch setzte. Gähnend griff er nach der Fernbedienung und zog sich seine Schlafdecke bis zum Kinn.
"Ich wollte essen und dann ins Bett. Es ist doch schon spät. Sag ihm, er soll erst morgen kommen." Damit schien das Gespräch für Ron zu Ende zu sein, denn er mümelte an seinem Toast und richtete seinen Blick auf den albernen Spielfilm, der auf dem Kanal lief.

Frustiert stampfte Hermine mit dem Fuß auf.
"Ronald Weasley! Harry ist dein Freund! Wie kannst du das als so unwichtig empfinden?" Es war doch nicht zu fassen. Ron schien seit dem Krieg wie ausgewechselt zu sein. Er war Koch, zauberte nicht mehr und ließ nun auch noch seine Freunde im Stich. Kurz entschlossen griff Hermine nach dem Telefon. Sie war nicht müde. Sie könnte noch die ganze Nacht aufbleiben! Sie wählte Harrys Nummer und nach ein paar Sekunden meldete sich besagter Harry mit einem: "Hermine?"
"Ron wird nicht mitkommen. Ich hole euch!"
"Wie, er wird nicht mitkommen? Was heißt das?" Die Verwirrung war Harrys Stimme anzuhören.
"Das heißt, er ist zu müde, schaut noch einen Film und legt sich dann schlafen." Hermine konnte ihre Fassungslosigkeit nicht länger verbergen. Das dabei auch Draco eine Rolle spielte, (und zwar eine erheblich größere als Ron) wollte sie nicht sagen. Sie würde Harry von Draco erzählen, wenn er hier war. Denn dann würde sie sowieso nicht darum herum kommen, schließlich wohnte Draco für einen längeren Zeitraum hier.
"Das fasse ich jetzt nicht." Im Hintergrund konnte Hermine Ginny hören, die beruhigend auf Harry einredete. Anscheinend regte er sich ziemlich auf. Was ja auch verständlich war.
"Wann seid ihr da?" fragte Hermine.
"Da wir schon Tickets haben, in ca 3 Stunden. Müssen ja noch zum Flughafen fahren."
"Okay. Ruf an, wenn ihr da seid. Lange brauche ich nicht zum Flughafen." Damit legte Hermine auf und atmete auf. Wenn sie schon nicht mit Ron oder Draco reden konnte, dann vielleicht ja mit Harry.

Langsam spürte sie, wie die Müdigkeit sich in ihr breit machte. Sie bekam eine Gänsehaut und gähnte herzhaft. Ron war von seinem Film gebannt und Draco war auf seinem Zimmer. Hermine nahm sich also das Telefon und ging nach oben ins Schlafzimmer, um doch noch ein Auge zu zu machen.
Sie hoffte bloß, dass das Telefon sie auch wecken würde.

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