79 - Tränen

2.5K 248 68
                                    

Palles Sicht

"Dann schlaf gut" hauchte Sunny und ließ mich langsam los. Ich nickte: "du auch."
"Mach ich" lächelte die Brünette und näherte sich ihrem Auto, bis sie schließlich einstieg, ein letztes Mal winkte und los fuhr.

Seufzend schleppte ich mich zur Eingangstür und schloss diese auf. Die Tränen waren noch immer nicht verblichen, einige waren in meinem Auge, andere hingen an meinem Kinn und wollten einfach nicht herunter fallen.
Ich stapfte die Stufen hoch in den dritten Stock, bis ich vor meiner Tür stand. Müde zückte ich meinen Schlüssel erneut und schloss auch diese auf. Ich drückte die Tür auf, trat ein und schloss sie wieder hinter mir.

Mein Blick fiel sofort auf Manus Zimmertür.
Zögernd trat ich ein und setzte mich auf einen seiner schwarzen Sessel. Ich erinnerte mich nur zu gut, wie Manu und ich hier saßen und die ganze Nacht lang gezockt haben. Mein Blick glitt zu seinem Bett.
Mir kam wieder in den Sinn, wie er einschlief. Wie ich ihn dann ins Bett getragen habe und bei ihm schlafen wollte, aus Angst, er könne einen Asthma Anfall bekommen. Ich lachte auf.
Nein, ich hatte mich selbst damals belogen. Ich hatte keine Angst vor einem Anfall, ich fühlte mich an diesem Abend einfach mehr zu ihm hingezozen, als sonst. Ich wollte es mir selbst erklären, wieso das so war und suchte einen Grund. Bis ich zu seiner Erkrankung stieß.

Ich erhob mich von dem Sessel und wechselte zu seinem Bett. Ich erinnerte mich, wie ich ihm eine gute Nacht wünschte, und er plötzlich antwortete. Ich war so geschockt, mir war all das so peinlich... die Berührungen, und wie ich ihm die Haare aus dem Gesicht strich. Was Manu nur von mir gedacht haben musste?

Ich wollte damals in mein Zimmer gehen, doch Manu meinte, ich solle bleiben. Ich solle bei ihm schlafen. Er schlang sich um mich, er brachte mein Herz zum stillstand.
"Ich glaube, das war das erste Mal, wo es Anzeichen dafür gab, dass ich in ihn verliebt bin." Hauchte ich und bemerkte im selben Moment, dass ich schon wieder mit mir selbst redete.
Das tat ich relativ oft in dieser Zeit, da mir einfach jemand zum Reden fehlte.

Ich legte meinen Kopf auf sein Kissen und schloss die Augen, ich drehte mich auf die linke Seite. Das Kissen roch nach ihm.
Vorsichtig setzte ich mich auf und nahm das Kissen in beide Hände. Ich stand auf, ging in mein Zimmer und legte das Kissen neben das meine im Bett. Er fehlt mir so sehr.

Ich wollte gerade mein Zimmer verlassen und mich im Bad fertig machen, als mir etwas auf meinem Regal auffiel.
Lächelnd trat ich darauf zu und nahm die schwarze Schachtel in die Hand. Ich öffnete sie und musste bei dem Spiegel darin und Manus Worten noch breiter grinsen. Doch ehe ich mich versah, verwandelte sich dieses Lächeln in Tränen. Ich konnte nicht einordnen, ob es Freudentränen oder normale Tränen waren. Ich bemerkte bloß, dass sie da waren und meine Wangen rasend schnell hinab kullerten.

"Wieso tust du mir das an?" Hauchte ich in den Spiegel der Schachtel, als mir wieder etwas in den Sinn kam.
Genau das selbe, fragte ich Manu, vor dem Spiele Abend. Als er mich grundlos seit einigen Tagen ignoriert hatte. Wieso tat er mir das an?...
Genau diese Unerreichbarkeit machte Manu damals so besonders. Ich hinterfragte ihn, alles. Wieso er das tat. Ich begann nur noch an ihn zu denken, bis ich mich schließlich unfreiwillig verliebte.

Ich setzte mich auf mein Bett, die Schachtel noch immer in der Hand.
Seufzend ließ ich mich nach hinten fallen, legte die Schachtel neben mich und griff nach seinem Kissen. Ich legte es auf meine Brust, sodass ich seinen Geruch genau wahrnahm.
Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, mit welchem ich schon wenige Minuten später einschlief.

Manus Sicht
Ich drehte meinen Kopf zögerlich zur rechten Seite und vergrub mein Gesicht in meinen Kissen. Ich winkelte meine Beine leicht an und drehte meinen Körper schließlich ganz auf diese Seite. Ich atmete laut aus, drehte mich zur anderen Seite, und wieder zurück. Ich konnte einfach nicht schlafen.
Zögerlich öffnete die Augen und sah rein gar nichts, es war stockdunkel. Na toll...

Es war noch mitten in der Nacht. War ja mal wieder typisch, Manuel. Kannst du nicht einmal einschlafen und aufwachen, so wie jeder andere?
Mir war klar, dass ich es nicht mehr schaffen würde, erneut einzuschlafen. Also beschloss ich, ein Video zu schneiden. Doch ein kleines Hunger Gefühl machte sich ebenfalls in mir breit.
"Nicht jetzt" flüsterte ich meinem Bauch zu: "wir dürfen Palle nicht wecken!"
Es war mir wichtig, dass er nicht aufwacht. Wenn er schon so nett war und mir anbot hier wohnen zu dürfen, dann sollte ich das auch nicht mit den Füßen treten. Mal ganz abgesehen davon, dass ich in ihn verliebt war.

Ich schwenkte meine Füße aus dem Bett und stellte mich hin, plötzlich knickte ich mit einem lauten Schrei zusammen und lag flach auf dem Boden. Mein Bein schmerzte wie die hölle, es war heiß und schwer. Und seit wann habe ich einen Teppich!?
Vorsichtig zog ich mich an meinem Bett hoch und hob das schmerzende Bein sachte an, um dieses nicht zu belasten.
Okay, irgendwas stimmt hier nicht.

Ich suchte nach meinem Handy, um die Taschenlampe zu öffnen und griff auf den kleinen Nachttisch neben dem Bett. Plötzlich stieß ich etwas vom Tisch, es schepperte laut, etwas Kaltes Nasses floss gegen mein Fuß. Erschrocken sprang ich nach hinten und bemühte mich krampfhaft etwas auf dem Boden zu erkennen, als plötzlich der ganze Raum hell wurde und ich sah, dass ich eine Blumen Vase umgeworfen hatte.
Die Tür wurde aufgerissen, panisch blickte ich zu dieser und sah drei Männer in weißen Kitteln, die mich erleichtert ansahen.
Der eine kam lächelnd auf mich zu und streckte die Hände freudig aus: "Herr Büttinger, Sie sind aufgewacht!" ||

Hey na
Eine Freundin schläft heute bei mir, wir gucken zusammen Palles Stream ja geil krassssss :D
Bin happy, es hat mir echt gefehlt, mit Manu zu schreiben bzw. ... naja, seine Sicht zu beschreiben c: <3

auf anderen Wegen - Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt