8.Kapitel

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Mein Wecker plärrte die mir seit Jahren auf den Geist gehenden Worte " AUFSTEHEN, SCHULEEEEE!" und ich schlug mit so einer Wut auf den Aus-Knopf, dass ich meinte, ein leises Knacksen zu hören.

Ehrlich gesagt kümmerte das mich gerade aber überhaupt nicht.

Ohne die geringste Lust auf Schule kämpfte ich mich aus meinem Deckenchaos und schlurfte Richtung Küche.

Meine Mum war ein absoluter Morgenmensch und begrüßte mich mit einem fröhlichen "Guten Morgen, Schatz!! Vorletzter Schultag!!!"

Ich grummelte nur und nahm die Tasse Kaffee, die sie mir hinhielt, entgegen.

"Und, gut geschlafen?", flötete meine Mutter, während ich mich auf den Küchenstuhl sinken ließ. Ich warf ihr einen "Was-denkst-du?"-Blick zu und nahm dann zwei kräftige Schlucke.

Ich war gestern noch ewig wach im Bett gelegen.

Es war schwer zu erklären, aber irgendwie verletzte es mich, dass Harry ein abgehobener Arsch war.

Einer der Gründe, warum ich diese Band allen anderen vorzog, war, dass sie immer wirkten, als würden sie den ganzen Trubel um ihre Person nicht allzu ernst nehmen. Als ob sie einfach Spaß hätten. Doch scheinbar sah das Harry etwas anders.

Seien wir ehrlich, das war der eine Grund, warum ich nicht hatte einschlafen können. Der andere war die Tatsache, dass ICH meine Lieblingsstars getroffen hatte!! Und wiedersehen würde, höchstwahrscheinlich!!

Mein Blick war wohl seit ein paar Minuten auf einen Punkt an der Wand fixiert gewesen, denn Mum wedelte lachend mit ihrer Hand vor meinem Gesicht hin und her.

"Schatz, bist du noch da?? Ich glaub, du solltest dich mal anziehen!", meinte sie.

In der Früh war mein Gehirn noch nicht wirklich bereit dazu, selbstständig zu denken, also nickte ich nur und machte mich auf den Weg ins Bad.

Nachdem ich mein käsiges Gesicht genauestens inspiziert hatte, stellte ich mich unter die Dusche.

Gedankenverloren drehte ich das Wasser auf und schrie in der darauffolgenden Sekunde auch schon wie am Spieß.

Meine Mutter war in sekundenschnelle im Bad und fragte gehetzt:" Was ist los??"

Ich stellte das Wasser ab und jammerte: "Wer zum Teufel hat das ganze warme Wasser verbraucht?"

Meine Mum schüttelte nur den Kopf und verließ den Raum. Aber ich stand nun zitternd in der Dusche. Irgendwie war ich jetzt hellwach.

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Unsere Mathelehrerin konnte mich mal. Ernsthaft.

Es war die letzte Stunde vor den Ferien und ihr fiel nichts besseres ein, als mich nochmal vor der ganzen Klasse zu blamieren. Woher sollte ich denn wissen, wie ich aus der Exponentialfunktion den Zinseszins von Mr. Muller ausrechnen konnte?

Nur schien das die liebe Dame neben mir nicht zu realisieren. Ich stand ja schon seit geschlagenen zehn Minuten an der Tafel.

Anfangs hatte ich noch hilfesuchend in die Runde geschaut, aber keiner meiner Mitschüler hatte einen blassen Schimmer.

Jetzt versuchte ich es einfach mal mit der Wahrheit: "Ich weiß es nicht."

Mrs. Hadley betrachtete mich missbilligend. "Dann wird das wohl wieder eine 6. Setzen Sie sich."

Obwohl ich nun schon die dritte 6 in Folge kassiert hatte, durchflutete mich die Erleichterung, als ich wieder in der letzten Reihe neben Xenia Platz nahm.

Mathe war einfach nicht mein Ding. Und vor vielen Leuten reden auch nicht.

Eine Abfrage in Mathe? Mein persönlicher Alptraum.

Mrs. Hadley begann damit, über den Logarithmus zu philosophieren und ich beschloss, erst gar nicht zu versuchen, es zu verstehen.

Stattdessen füllte sich mein Gehirn mit Gedanken an gestern. Louis Tomlinson....Haaaach!!

Einfach ein toller Kerl! Oder Zayn... Unglaublich süß. Liam....Ein Gentleman...Niall....Einfach nur Niall!!

Ohh, ich war das glücklichste Mädchen der Welt! Da Harry mein Hoch nur zerstören würde, verdrängte ich ihn aus meinen Gedanken.

"Liv, alles in Ordnung?", flüsterte auf einmal Xenia in mein Ohr.

Ich hob fragend die Augenbrauen. Wirkte ich so deprimiert?

"Du grinst ins Nichts hinein. Am Ende lässt dich die Hadley noch wegen Drogenmissbrauchs zum Direktor eskortieren!" Auch, wenn Xenia das ganz offensichtlich ironisch gemeint hatte, schnappte ich empört nach Luft. "Gar nicht wahr!! Ich bin einfach nur glücklich, gerade!"

Verwundert blickte Xenia mich an. "Was? Weil du schon wieder ne 6 bekommen hast? Kann ich mir nicht vorstellen..."

Ich verdrehte genervt die Augen. Am liebsten würde ich mir demonstrativ auf die Stirn schlagen, aber Mrs. Hadley lugte sowieso schon die ganze Zeit in meine Richtung, also...

"Nein! Natürlich nicht... Es ist wegen-" AH, SHIT! Ich durfte ihr ja nichts sagen!! Miiist. Den ganzen Vormittag schon hatte ich mich wirklich zusammenreißen müssen, um Xenia nicht vor allen anderen ins Gesicht zu brüllen, in was für einer geilen Stadt wir doch lebten! Okay, Dorf...

Und jetzt hatte ich es fast versaut.

"Wegen?", hakte Xenia nach. "Wegen...Der Party morgen!"

Gedanklich gab ich mir High-five.

"Ich freu mich schon richtig drauf, das wird so toll!", versuchte ich, mein Argument weiter zu unterstreichen.

Xenia nickte und verbrachte den Rest der Mathestunde damit, mir begeistert von den Liedern, die sie vorbereitet hatte, zu erzählen.

Immerhin hatte sie mir geglaubt.

Xenia war seit einem halben Jahr vollauf damit beschäftigt, DJane zu spielen. Auf der Hochzeit ihres Cousins hatte der eigentliche DJ die Feier kurzfristig verlassen müssen und ihr kurzerhand seine Aufgabe übertragen.

Bis jetzt hatte ich Xenia noch nie in Action erlebt, aber wir würden ja morgen sehen, wie sie sich schlug.

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Nach Ende der letzten Stunde war ich praktisch aus dem Klassenzimmer gestürmt.

Ein so schlimmer vorletzter Schultag... Ernsthaft, wie konnten uns die Lehrer so quälen? Das einzige, was ich mir jetzt wünschte, war mein Bett. Und dem Himmel sei Dank, mein Heimweg war kurz. Normalerweise lief ich immer mit Xenia, doch die Arme hatte heute noch etwas länger Unterricht.

Also musste ich wohl den beschwerlichen Fünfzehnminuten- Weg allein hinter mich bringen.

Auf meinem Weg nach Hause kam ich  an fast allen "Sehenswürdigkeiten" unserer Stadt vorbei. Darunter das Rathaus, unser einziger Supermarkt, der Kindergarten, die Stadtbibliothek und natürlich das Hotel Lomond.

An Letzterem vorbeizulaufen, ohne einen kurzen Blick zu riskieren, war denkbar am schwierigsten.

Doch ich schaffte es.

Den Rest meines Weges verbrachte ich mit Musikhören. Leise vor mich hinsummend bog ich in meine Straße ein, konnte schon mein Haus sehen,da...zog mich jemand plötzlich von der Straße.

Welcome to nowhere (Harry Styles ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt