2.Kapitel

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"Nein, was?"

"Ich hab grad eine Updateseite auf Twitter gecheckt und weißt du, was das neueste Gerücht ist?"

Zwar wollte ich schon wissen, was sie zu sagen hatte, aber ich war noch nie ein Fan von unnötig in die Länge gezogenen Spannungsbögen gewesen.

"Xenia, raus damit jetzt oder ich leg auf!"

"LIV, ANGEBLICH WOLLEN SIE IN SCHOTTLAND URLAUB MACHEN!!"

"WAS?"

Okay, das WAR eine Sensation!

"Weiß man auch, wo genau?"

Ich konnte förmlich Xenias enttäuschtes Gesicht sehen, passend zu ihrem Seufzer jetzt. "Nein, leider nicht. Aber wenn sie irgendwo gesichtet werden, klappern wir einfach die Gegend ab!"

"Xenia, wir sind keine Stalker, okay?"

Nicht, dass ich die Band nicht auch gern treffen würde, aber man musste ja nicht gleich vollkommen übertreiben.

"Sind wir auch nicht, aber diese Chance muss man nutzen, im wahrsten Sinne des Wortes!"

Da hatte sie nicht Unrecht. Wann kam es schon vor, dass One Direction in unserer Heimat, in Schottland, Urlaub machten? Ich hätte ja eher auf die Karibik als Reiseziel der fünf getippt.

Als sich Mrs.Jard und ihre fünf Kinder der Rezeption näherten, würgte ich Xenia schnell ab und wandte mich dann der sechsköpfigen Familie zu. Ja, ganz richtig, kein Mann.

"Was kann ich für Sie tun?"

Mrs.Jard strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr und warf mir einen fast verlegenen Blick zu.

"Es geht um die Vase auf unserm Zimmer... Tommi hat sie, nun ja...er hat sie umgeworfen. Es tut mir so schrecklich leid!! Ich werde die Vase selbstverständlich bezahlen, ich wollte Ihnen nur Bescheid geben..."

Die vollkommen wertlosen Vasen, die mein Vater und ich in jedes Zimmer gestellt hatten, sollten eigentlich für ein wenig  Eleganz sorgen... Aber das man sie gleich für teuer hielt, hätte ich nicht gedacht.

"Kein Problem, das müssen Sie überhaupt nicht ersetzen."

Mrs.Jard machte große Augen. "Sind Sie sich da sicher?"

Ich nickte bekräftigend. "Ja, absolut."

Erleichtert bedankte sie sich und machte sich, einer Schafhirtin gleich, mit den fünf Kleinkindern auf den Weg zur Treppe in den ersten Stock.

Es gab Gäste wie Mr.Derren, die einfach unglaublich unhöfliche Arschlöcher waren und dann gab es Gäste wie Mrs.Jard. Von den Kindern hatte ich zwar bis jetzt immer nur gehört, dass sie etwas umgeschmissen hatten, zu laut gewesen waren oder etwas bei ihren Fangspielen zu Bruch gegangen war, aber sie waren alle fünf einfach reizend. Mrs.Jard selber tat mir einfach nur unglaublich Leid. Ihr Mann war gestorben, kurz bevor sie in den Urlaub fahren wollten und die Kinder waren allesamt zu klein, um das zu verstehen. Aber statt die Kinder einfach bei der Oma oder anderen Verwandten abzuliefern und sich selbst erstmal mit der Situation auseinanderzusetzen, war Mrs.Jard mit ihnen in den versprochenen Urlaub gefahren.

"Sie haben sich so darauf gefreut, ich hab es einfach nicht übers Herz gebracht, den Urlaub zu kenzeln.", hatte sie uns erzählt. Jedes Mal, wenn ich daran dachte, wie sie uns das gesagt hatte, spürte ich, wie meine Augen langsam feucht wurden. Traurig, einfach nur unglaublich traurig.

Im ganzen Hotel gab es nur sechzig Zimmer und die meisten waren leer. Deshalb hatte ich während meiner Schicht manchmal Stunden nichts zu tun. So, wie jetzt. Gegen Mittag waren meist alle Gäste ausgeflogen. Bis auf Mr.Derren natürlich.

Welcome to nowhere (Harry Styles ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt