4. August 1996

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Kapitel 1

4.August 1996

Es war schwül und dämmrig, auf der kleinen Lichtung in Devon. Kein Blatt, kein Grashalm regte sich, auch nicht die 12 Mitglieder des Ordens des Phönix, die sich rund um diesen friedlichen Ort versteckt hielten. Denn der idyllische Anblick trug. Gestern Abend hatte ein Informant des Ordens berichtet, dass hier heute Abend eine Todesserversammlung stattfinden würde, eine Art Aufnahmeritual für neue Mitglieder. So eine Gelegenheit bot sich nur noch selten.

James Potter seufzte leise, als er darüber nachdachte wie sehr die Welt sich seit seiner Schulzeit verändert hatte. Vorsichtig spähte er nach rechts und sah seinen alten Freund Remus Lupin angespannt auf die Lichtung starren. Die Todesser waren schon überfällig und langsam begannen alle etwas unruhig zu werden.

„Apropos unruhig", dachte James und blickte in die andere Richtung, nur um festzustellen, dass Sirius Black zurückblickte.

Die beiden kannten sich gut genug um sich auch ohne große Worte verständigen zu können. Fragend zog Sirius eine Augenbraue nach oben, James antwortete nur mit einem schiefen Grinsen und einem Schulterzucken. Sie hatten wirklich besseres zu tun, als einem falschen Hinweis nachzujagen.

James wäre viel lieber bei seiner Familie gewesen, als hier im Wald zu hocken. Seine Frau Lily erwartete in wenigen Tagen ein Baby und sie mit ihren anderen Kindern alleine zulassen behagte James nicht. Vor allem nicht zu dieser Zeit des Jahres. Vor genau vier Tagen wäre ihr ältester Sohn Harry 16 Jahre alt geworden, aber Harry war tot. An Halloween 1981 hatte Peter Pettigrew, den James für einen seiner besten Freunde gehalten hatte, Harry entführt und Voldemort ausgehändigt. Sie hatten nie erfahren, was danach geschehen war, aber es bestand kein Grund zu hoffen, dass Voldemort das Baby am Leben gelassen hatte. Noch immer schmerzte James jeder kleine Gedanke an seinen ältesten Sohn, besonders in so stillen Momenten. Das war auch der Grund warum er so gerne zu Hause war, denn in dem großen Haus im Süden Englands war es niemals still. Nur acht Monate nach Harrys Verschwinden waren Lily und James wieder Eltern geworden und auch wenn James Bedenken hatte, als Lily ihm von ihrer Schwangerschaft erzählte, so war die Geburt ihres Sohnes Jack es gewesen, die James aus seiner endlosen Verzweiflung gerissen hatte.

James war so tief in Gedanken versunken, dass er Alastor Moody fast mit einem Schockzauber belegt hätte, als dieser plötzlich neben ihm stand und brummte: „Sieht nicht aus, als würde hier heute noch was passieren. Lasst uns von hier verschwinden und dann sehen wir morgen weiter, was Andersen uns da für schwachsinnige Informationen geschickt hat."

James nickte nur zustimmend und wandte sich um, als Remus und Sirius sich neben ihn stellten. Sie verabschiedeten sich schnell von den anderen und machten sich gemeinsam auf den Weg zur „Rumtreiber Höhle", wie sie ihr Haus genannt hatten. Hätte jemand James in seiner Schulzeit erzählt, dass er mit Mitte dreißig mit seinen Schulfreunden zusammenleben würde, hätte er denjenigen wahrscheinlich für völlig bescheuert gehalten, aber es hatte sich am Ende doch als nützlich erwiesen. Remus war kurz nach Jacks Geburt eingezogen, da er mal wieder seine Arbeit verloren hatte und kein Geld mehr für seine Wohnung aufbringen konnte. Sirius war etwa ein halbes Jahr später dazugekommen, als seine Freundin Sofie ihn und ihre Tochter Aurora verließ.

Und so war es bis heute geblieben.

Als die drei Rumtreiber in der Höhle ankamen, war bereits das ganze Haus still, nur Lily war noch auf und saß auf dem Sofa, ein Buch in der Hand und wartete auf Nachricht. Als James das Wohnzimmer betrat sah Lily auf und lächelte: „Merlin sei Dank! Ihr seid zurück, ist alles gut gelaufen?"

„Wie man's nimmt.", antwortete Sirius und ließ sich geräuschvoll auch seinen Lieblingssessel fallen.

„Was soll das denn heißen, ist jemand verletzt?", fragte Lily entsetzt.

„Nein, natürlich nicht!", beeilte sich James hastig zu versichern, „Es ist überhaupt nichts passiert. Wir haben über zwei Stunden gewartet und dann beschlossen lieber zu gehen."

Nachdenklich zog Lily die Brauen hoch: „Aber Andersen war doch sonst immer so zuverlässig. Hoffentlich sind sie ihm nicht auf die Schliche gekommen."

„Glaub ich nicht", wandte Remus ein, „Vielleicht ist den Todessern auch einfach was dazwischen gekommen. Kann ja sein, dass Voldemort noch was Wichtigeres für sie zu erledigen hatte."

Gerade in diesem Moment erschien neben Lilys Hand eine Flamme in deren Mitte ein Brief lag. Sie griff danach und lass schnell.

„Dumbledore fragt, ob wir das Treffen morgen hier abhalten können.", sagte sie skeptisch.

„Warum nicht?", fragte Sirius irritiert.

„Ganz einfach: Ich will nicht, dass die Kinder etwas mitkriegen."

„Dann erklären wir ihnen einfach was los ist und sagen ihnen, dass sie oben bleiben sollen.", schlug Sirius ruhig vor.

Lily schnaubte amüsiert: „Klar. Wir erzählen ihnen, dass hier unten ein supergeheimes Treffen stattfindet, von dem sie auf keinen Fall etwas mitkriegen sollen und dass sie deshalb oben bleiben sollen. Ich bin fast sicher, dass das klappt."

James grinste vergnügt und meinte: „Stimmt. Das ist ja fast wie eine schriftliche Einladung."

„He, wenn hier einer weiß, wie man diese Kinder im Zaum hält, dann doch wohl wir, oder?", fragte Sirius enthusiastisch.

Alle vier starrten sich einen Moment lang an, dann fingen sie gleichzeitig an hysterisch zu lachen.

Am nächsten Abend saß der gesamte Orden des Phönix im Wohnzimmer der Rumtreiber Höhle und wartete gespannt darauf, dass Dumbledore das Wort ergriff. Er blickte sich um und sah allen nacheinander ins Gesicht bevor er aufstand und sagte: „Ich glaube wir haben ein Problem. Gestern Abend hat Voldemort seine Todesser darüber informiert, dass der 4.August ab jetzt ein Feiertag ist. Einen Grund hat er nicht genannt, aber was immer es auch ist, wenn es ihn so glücklich macht, ist es bestimmt nicht gut für uns."

Der letzte PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt