Hetzjagd

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Kapitel 18

Hetzjagd

„Bist du soweit? Es wird Zeit.", hörte Draco die Stimme seiner Mutter aus dem Vorzimmer herüber wehen. Er schluckte krampfhaft, zupfte noch einmal seinen Umhang zu Recht und nickte. Erst dann fiel ihm auf, dass seine Mutter ihn ja überhaupt nicht sehen konnte und er rief: „Ja, ich bin fertig." Er erschrak vor dem Klang seiner eigenen Stimme und räusperte sich erneut, doch noch immer hatte er das Gefühl gleich ersticken zu müssen. Vor zwei Tagen war er aus Hogwarts zurückgekehrt und sein Vater hatte zur Feier des Tages eine Ankündigung gemacht, die eigentlich als Überraschung für Draco gedacht war, ihn aber in helle Panik versetzt hatte.

„Mach dir keine Sorgen.", versuchte seine Mutter ihn zu beruhigen, als sie plötzlich neben ihm auftauchte, „Der Dunkle Lord beruft nur sehr selten eine Versammlung für alle Anhänger ein, du solltest dich glücklich schätzen, dass du die Chance hast, dabei zu sein."

„Ja, Glück", sagte Draco tonlos und sah noch einmal prüfend auf sein leichenblasses Spiegelbild vor sich.

„Es werden hunderte dort sein, nicht nur die Todesser, sondern alle, die für die richtige Sache einstehen. Der Dunkle Lord wird wohl kaum Notiz von dir nehmen und wenn doch... tu einfach nichts dummes, Draco. Hör einfach nur zu, wir hören uns an, was er zu sagen hat und dann gehen wir wieder.", fuhr seine Mutter fort, doch Draco war noch immer nicht beruhigt. Er drehte sich zu seiner Mutter um und antwortete: „Es ist nicht der Dunkle Lord um den ich mir hier Sorgen mache, Mutter."

Seine Mutter runzelte verwirrt die Stirn und fragte: „Worum dann?"

„Wenn das eine Versammlung für alle seine Anhänger ist, dann wird auch sein Sohn da sein.", entgegnete Draco und drehte sich wieder zum Spiegel hin um. Wenn es eine Sache gab, von der er überzeugt war, dann das Lord Salazar nicht sein größter Fan war.

Der Saal in Darkheaven war sogar noch größer, als die Große Halle von Hogwarts und trotzdem bis zum Bersten gefüllt. Bis jetzt war Draco nie klar gewesen, wie viele sich öffentlich zu ihrer Sympathie zum Dunklen Lord bekannten, nun konnte er nur staunend zusehen, wie immer mehr und mehr Menschen und Halbmenschen den Saal füllten und wie von einer unsichtbaren Linie markiert in der Mitte einen Gang frei ließen, der zu einem Podest führte, auf dem zwei hohe Stühle standen, die beide reich verziert waren. Der vordere war etwas hoher, als der zweite und über und über mit Schlangen und Totenschädeln übersät, während der zweite vor allem mit Schriftzeichen bedeckt war, die Draco schwer entziffern konnte.

Seine Mutter stand neben ihm und flüsterte in sein Ohr: „Der zweite Thron ist neu, das heißt dann wohl, dass sein Sohn tatsächlich anwesend sein wird."

Draco konnte die freudige Aufregung in der Stimme seiner Mutter kaum teilen, er wandte den Kopf und erblickte zur rechten des Podestes seinen Vater, der genau wie alle anderen Todesser traditionell vermummt war.

Plötzlich und ohne jede Vorwarnung verstummte die Menge und diejenigen, die am nächsten zur Tür standen verbeugten sich zum Gang hin. Draco wandte den Kopf und zum ersten Mal in seinem Leben sah er den Dunklen Lord mit eigenen Augen. Er war blass, seine Haut war wächsern und die Augen stachen in einem unnatürlichen Rot hervor. In einen wallenden schwarzen Umhang gehüllt, schritt er zwischen seinen Anhängern hindurch und ließ dabei hin und wieder seinen kalten, grausamen Blick über die Menge schweifen. Schräg hinter ihm folgte Lord Salazar, ebenfalls in schwarz gekleidet, aber sein Auftreten hätte sich kaum mehr von dem seines Vaters unterscheiden können. Seine kalten, schwarzen Augen waren starr über die Menge hinweg gerichtet und seine ganze Haltung drückte so viel Desinteresse aus, dass Draco das Gefühl hatte, er wäre in Salazars Augen nur ein Flubberwurm, der es nicht wert war beachtet zu werden. Ohne zu blinzeln starrte Draco auf den jungen Mann mit dem er bis vor kurzem noch in einem Raum geschlafen hatte und wandte seinen Blick erst ab, als Vater und Sohn sich niedergelassen hatten.

Der letzte PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt