⊶1⊷

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Taehyung Pov

Ich bahne mir mühsam einen Weg zwischen all den verschwitzten Körpern der Menschen hindurch, auf der verzweifelten Suche nach dem Blonden Schopf meines besten Freundes. Vor einer Stunde hat er mich auf einem der Sessel abseits der Tanzfläche alleine gelassen, mit den Worten er müsste nur kurz auf Klo und würde jeden Moment wieder kommen.

Es müssen ganz schön viele Getränke gewesen sein wenn man für sein kleines Geschäft so lange auf Klo braucht oder aber die Pizza vom Nachmittag wollte raus. Was auch immer es ist, der winzige Prozentteil Lust, mit dem ich auf sein Drängen hierher gekommen bin, ist nun endgültig verflogen und der einzige Ort, an den ich jetzt will ist meine kleine Wohnung, die ich mir mit meinem Nebenjob als Kellner finanziere.

Die Anlagen dröhnen mir die Musik so laut in die Ohren, dass ich meine eigenen Gedanken kaum verstehen kann. Der Schweiß bedeckt mein gesamtes Gesicht und sorgt dafür, dass meine Haare daran kleben bleiben. Schuld daran ist aber nicht zu viel Bewegung, denn das einzige was ich getan habe war ein paar tanzende Idioten aus dem Weg zu schieben. Es ist die unerträgliche Hitze, die Dank der vielen Menschen hier drin herrscht.

Es war eine schlechte Idee mich überreden zu lassen, viel lieber als in diesem von Mark so hoch angepriesenen Club hätte ich irgendwo in Ruhe mit einer kleinen Gruppe das Neue Jahr gefeiert, welches in knapp einer halben Stunde seinen Anfang finden würde. Bevor ich also von mir behaupten muss das Jahr 2017 vollkommen ohne irgendeine Person die ich kenne, zwischen den verschwitzten Körpern fremder Menschen begonnen zu haben, mache ich lieber einen Abflug und beginne es mit einer Dose Bier, die ich noch in meinem Rucksack habe, auf der Straße.

Ich krame mein Handy aus meiner Hosentasche als ich bei der Garderobe ankomme und mein Armband mit der Nummer vorlege um meine Jacke und den Rucksack wieder zu bekommen. Kaum liegen de Sachen auf dem Tisch, ziehe ich mir so schnell es geht die Schwarze Lederjacke an und werfe mir den Rucksack über eine Schulter, bevor ich aus der Tür hinaus auf die Straßen Seouls trete.

Erleichtert atme ich die frische Nachtluft ein und genieße die kühle des Winters und den leichten Regen auf meiner Haut. Der kommt mir gerade recht, dann kann ich mir wenigstens einreden er würde diese mehr als nur misslungene Nacht weg spülen. Da Mark uns hierher gefahren hat und ich selber keinen Führerschein besitze, habe ich keine andere Wahl als den Weg nachhause zu Fuß zu laufen, aber das finde ich persönlich nicht so schlimm, ist nur ein Grund mehr den ich Mark das nächste mal vorhalten kann wenn ich es ablehne erneut mit ihm feiern zu gehen.

Apropos Mark, ich habe ihn im Club zwischen all den Menschen nicht gefunden und besonders große Lust ihn auf den Toiletten zu suchen hatte ich nicht, aber ich sollte ihm trotzdem Bescheid geben, dass ich verschwinde, nicht das er sich später Sorgen macht. Ich krame mein Handy erneut aus der Hosentasche und fange an eine Nachricht einzutippen.

An: Mark
Betreff: Fick dich

Wollte dir Bescheid sagen, dass ich weg bin, habe dich nicht gefunden.

Ps: Ich hoffe du hattest Spaß auf der Toilette, Danke fürs alleine lassen, Arsch.

Nur wenige Sekunden nach dem abschicken der Nachricht gibt das Teil den Geist auf und der Bildschirm wird schwarz. Vielleicht wäre es schlauer gewesen es auf Energiesparmodus zu stellen, aber auf die Idee kommt man eben erst, wenn es bereits zu spät ist. Genervt schiebe ich es zurück in meine Hosentasche und betrachte meine Umgebung.

Normalerweise gehe ich niemals ohne Musik aus dem Haus. Es ist einfach so langweilig ohne und auch wenn es dumm klingt, lässt Musik die Welt in einem ganz anderen Licht erscheinen. Doch obwohl diese heute fehlt, beeindruckt das Regenbogenwasserspiel der Banpo-Brücke mich auch ohne. Es passiert nur selten, aber tatsächlich schafft es dieses faszinierende, von Menschen geschaffene Meisterwerk es tatsächlich.

Der Club, in den ich heute geschleppt wurde, liegt auf der anderen Seite des Han-Flusses, nämlich in Seocho, sodass ich den Weg über diese Brücke nehmen muss um auf die andere Seite, nach Yongsan, zu gelangen. Von dort aus kann ich mir dann auch ein Taxi nehmen, dafür würden die wenigen Scheine in meinem Portemonnaie noch reichen, aber die werde ich auf jeden Fall von Mark zurück verlangen.

Weder die Scheinwerfer der Autos, noch die Sterne am Himmel, die in der heutigen Nacht noch heller scheinen als sonst immer, können mich von dem Wasser ablenken, dass aus den Düsen geschossen kommt und in über 200 Färben 20 Meter tief in den Fluss fällt. Es ist zwar nicht das erste mal, dass ich das sehe, aber das letzte mal ist bereits Jahre her, denn so oft halte ich mich Nachts nicht auf dieser Brücke auf. Es ist ein besonderer Moment für mich, der nur durch eine Sache gestört wird.

Früher habe ich Neujahr immer mit meiner Familie gefeiert. Sie haben alle Verwandten in Seoul eingeladen und ein riesiges Fest veranstaltet, dass uns Kindern immer riesen Spaß gemacht hat. Aber mit jedem Jahr verging die Lust am zünden vom Feuerwerk und dem gemeinsamen Essen.

Das erste mal Silvester mit meinen Freunden gefeiert habe ich als ich 16 war. Wir waren alle zusammen bei Mark, natürlich gab es Alkohol und ich habe auch was getrunken, allerdings nie in großen Maßen. Dafür schmeckte mir das Zeug nicht gut genug und die Konsequenzen waren größer als der Spaß den man damit haben konnte.

Von da an habe ich jedes Neujahr mit Freunden verbracht, meine Familie lud trotzdem noch unsere Verwandten ein, aber wenn ich am nächsten Morgen nach Hause kam, war nichts mehr von den Spuren des Tages zuvor zu sehen. Für mich waren diese zwei Tage also immer was besonderes, so war das für meine ganze Familie, da es quasi die einzige Zeit im ganzen Jahr ist, an der wir uns alle sehen.

Ich dachte, dass jeder so diese Tage verbringen würde, zusammen mit Menschen, die er mag, in der Hoffnung sie würden auch das neue Jahr an deiner Seite bleiben. Niemals hätte ich gedacht, dass es auch Menschen gibt, die sich an solchen Tagen einsam fühlen, vielleicht weil ich es niemals selber verspürt habe. In meiner Welt war immer alles fröhlich, jeder war glücklich und alles war Normal. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich den Jungen dort stehen sah, bereit alles mit einem Sprung zu beenden.

Und von da an war nichts mehr Normal.








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Eigentlich wollte ich warten bis ich bei Kapitel 68 bei First Touch bin, aber ich kann irgendwie nicht länger warten und musste das einfach schon veröffentlichen 😄

Hallo zu einer neuen Fanfiction von mir ❤
Einigen von euch wird das Cover bekannt vor kommen, es ist dasselbe das ich früher bei Catch me hatte und es passt einfach zum Titel der Story, deswegen verwende ich es jetzt hier auch 😅

Ich freue mich das ihr euch das erste Kapitel durchgelesen habt und hoffe es hat euch gefallen, ich freue mich auf jeden Fall darauf hier dran arbeiten zu dürfen ❤❤❤❤

Ps: Auch hier die Anmerkung, ich bin keine Ärztin oder Psychologin, ich kenne mich nicht genauestens mit MPS aus, also nehmt das bitte nicht so genau, das ist nur eine Fan Fiction und keine Wissenschaftliche Arbeit.

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