⊶27⊷

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Taehyung Pov

Ich habe keine besondere Angst vor der Dunkelheit und an Geister oder ähnliches glaube ich auch nicht, aber als ich dieses leise Wimmern vernehme, das durch den Flur hallt, wird mir etwas mulmig zumute. Die Fenster hier im Haus sind groß, sodass es nicht vollkommen finster ist, sondern der Vollmond genug Licht spendet um mir eine relativ klare Sicht zu erlauben.

Ich war in der Küche um mir ein Glas Wasser zu holen und als ich hin gegangen bin, war noch nichts in der Art zu hören. Langsam und auf Zehenspitzen gehe ich zu einem der zwei Schlafzimmer in diesem Stockwerk, dem von Jungkook. Die Tür ist zu, aber tatsächlich wird das Wimmern lauter je näher ich komme und als ich die Tür vorsichtig öffne, bestätigt sich meine Vermutung das er es ist, der diese Geräusche macht.

Kurz zögere ich, denn ich weiß nicht so recht ob es in Ordnung ist einfach in sein Zimmer zu spazieren wo es doch der einzige Bereich in diesem Haus ist, wo er sich noch von mir zurück ziehen kann. Es ist seine Privatsphäre und eigentlich wäre klopfen angebracht, aber ich möchte ihn nicht wecken wenn es nicht nötig ist.

Vorsichtig strecke ich meinen Kopf durch die Tür und warte bis meine Augen sich an das Licht hier drin gewöhnt haben. Es ist dieses mal nicht der Mond, der das Zimmer beleuchtet, denn die Gardinen sind zugezogen und so finster wie es hier ist, sind auch sicher die Rollos runter gelassen. Lediglich das kleine Nachtlicht, welches in der Steckdose steckt und den Raum in ein sanftes, gelbes Licht taucht, erlaubt es mir überhaupt etwas zu erkennen.

Tatsächlich liegt Jungkook nach wie vor in seinem Bett und obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass er noch schläft, scheint es kein guter Schlaf zu sein. Er hat die Decke beiseite geschlagen, sodass sie nur noch einen Teil seiner Beine bedeckt und auch die Kissen haben alle ihren Weg auf den Boden gefunden. Er wimmert und winselt, zuckt immer wieder zusammen und windet sich in seinem Bett.

In dem Moment ist die Privatsphäre vergessen, denn er scheint ziemlich offensichtlich einen Alptraum der bösen Art zu haben und auch wenn ich selber weiß wie scheiße es ist mitten in der Nacht geweckt zu werden, ist es besser als so einen Traum zu haben. Ich bezweifle, dass es sich dabei um irgendwelche Geistergestalten oder Horrorfilmfiguren handelt. Aus irgendeinem Grund glaube ich, dass er von irgendetwas träumt, was ihm mal zugestoßen ist, denn was auch immer da gerade in seinen Träumen passiert, er reagiert auch körperlich da rauf.

Immer wieder hält er sich die Ohren zu oder tritt um sich, als würde er etwas abwehren wollen. Ich stelle das Glas Wasser, für das ich mein Zimmer überhaupt erst verlassen habe, auf der Kommode neben seinem Bett ab und hocke mich direkt daneben, sodass ich ihm ins Gesicht sehen kann. Die Haare kleben bereits an dem Schweiß auf seiner Stirn und seine Lippen formen immer wieder dasselbe Wort, aber er spricht es kein einziges mal aus. Es bleibt lediglich bei seinem winseln und als ich eine Hand auf seine Schulter lege um ihn wach zu rütteln, zuckt er sofort zusammen.

Er verschränkt die Hände über seinem Kopf und zieht die Knie an seinen Körper ran, eine Form die Kinder häufig benutzen um sich zu schützen. Vielleicht ist es der Student in mir, aber ich kann nicht anders als Vermutungen anzustellen während ich ihn ansehe. Ich glaube, dass das, was er mit seinen Lippen formt kein Wort im eigentlichen Sinne ist, sondern ein Name und meine Vermutung, dass das kein simpler Alptraum ist, wird von seinen Reaktionen bestätigt.

Menschen mit Multiplen Persönlichkeiten haben als Kinder oft Gewalt, nicht selten auch sexuelle Gewalt, erlebt. Die Art, wie er auf meine simple Berührung reagiert hat, wie ein Kind, das sich zu schützen versucht, weil es sich nicht wehren kann, weckt in mir den Verdacht, dass er gerade von einem Erlebnis in seiner Kindheit träumt. Vielleicht sogar das Erlebnis, das zu all dem geführt hat.

"Jungkook", flüstere ich leise seinen Namen und lege meine Hand erneut auf seine Schulter, aber dieses mal reagiert er noch heftiger in dem er sie abschüttelt. Etwas verunsichert weiche ich zurück und sehe ihn wieder nur an. Ich kann ihn doch nicht einfach im Stich lassen, dieser Traum lässt ihn leiden, aber wie soll ich ihn wecken, wenn meine Berührungen ihm solche Angst bereiten?

Ich bezweifle, dass es Bücher gibt in denen geschrieben steht wie man in genau einer solchen Situation reagieren soll, also tue ich das einzige und das erste was mir in den Sinn kommt. Ich stehe auf und gehe ein mal um das Bett herum auf die andere Seite, hebe die Decke an, die noch zum Teil auf ihm liegt und breite sie wieder ganz auf ihm aus. Er fängt sofort wieder an sie von sich weg zu schlagen, aber ich ignoriere das, lege mich neben ihn und ziehe sie ebenfalls ein Stück zu mir.

Jungkook bemerkt zuerst nicht, dass da jemand neben ihm im Bett liegt. Erst als ich langsam und mit der möglichsten Vorsicht meinen Arm um seine Taille schlinge, zuckt er kurz zusammen. Für viele wäre es wahrscheinlich nicht verständlich sein, warum ich ihn berühre wenn es das ist, wovor er gerade anscheinend solche Angst hat, aber genau das ist der Grund. Ich glaube, dass er als Kind Gewalt erlebt hat, von wem weiß ich nicht und ich weiß auch nicht ob es sich dabei auch um welche Sexueller Art handelte, aber mit diesen Berührungen versuche ich dem ganzen entgegen zu wirken.

Keine Ahnung ob es richtig ist. Es ist nur eine Vermutung die ich habe, denn während er davon träumt Gewalt zu erleben, möchte ich diese Träume durch sanfte Berührungen überschreiben. Er soll daran denken, dass es etwas gutes ist und das nicht jede Hand, die nach ihm ausgestreckt wird, ihm weh tun will.

Ich lehne meine Stirn an seinen Rücken und schließe die Augen. Das wimmern hört nicht sofort auf und es dauert eine Weile bis er aufhört sich gegen meine Berührungen zu wehren, aber mit der Zeit wird er immer ruhiger, bis das einzige was sich bewegt sein Brustkorb ist, der sich bein ein und aus armen hebt und senkt und das einzige Geräusch was zu hören ist sein gleichmäßiges Atmen ist.

Faces |Vkook|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt