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Als ich ihn am nächsten Tag am Korridor sah, lächelte ich ihm zu, was er erwiderte. Das wärmte mein Herz.

Was die Nummer auf meinem Arm angebelangte... Dieser Stift war wohl sowas wie ein Permanentmarker gewesen, denn auch nach drei Tagen war er noch immer nicht herunten. Zum Glück fiel Sport für diese Woche aus, denn das wäre die einzige Gelegenheit gewesen, bei der Em meinen Arm hätte sehen können.

So gingen die Tage, an denen ich viel zu tun hatte, zügig vorbei und es war Donnerstag. Am Montagnachmittag würde die Feier sein... Da war der 30. Oktober.

Emma und Christina hatten sich für heute Nachmittag bei mir eingeladen - inklusive Übernachtung. Die Nummer war kaum noch zu erkennen und deswegen freute ich mich schon darauf, auch, wenn Em mich noch immer damit nervte, dass sie unbedingt herausfinden wollte, wer meine geheime Liebe war, wie sie sie nannte.

Während Chris am Abend irgendwelche außergewöhnliche Vokabel lernte, schauten wir zwei einen Film. "Also", fing sie an zu flüstern und wackelte mit ihren Augenbrauen, "wer ist es?" "Niemand", antwortete ich zum tausendsten Mal. "Ach, komm schon...", bat sie schmollend. "Nein!", sagte ich bestimmt. In dem Moment leuchtete mein Handybildschirm auf, worauf sich Em das Gerät sofort schnappte. "Gib es her!", rief ich Angst erfüllt. Zum Glück kannte sie meinen Code nicht, das hieß aber nicht, dass sie die Nachricht nicht lesen konnte, welche als Vorschau auf meinem Sperrbildschirm erschien.

"Okay. Morgen, kleine Pause, vor Kopierraum", murmelte sie und ihre Augen wurden so groß und rund wie Tassen. "Aber von wem soll das sein? Du hast ihn als Harry Styles eingespeichert, what the fuck?", rief sie verwirrt. Es war eben doch eine gute Idee gewesen, ihn anders einzuspeichern. Trotzdem hatte sie die Nachricht gelesen, was ganz und gar nicht gut war. Zuvor hatte ich eine SMS an ihn verschickt, da ich noch Flyer kopieren musste.
"Okay, okay", ich hob die Hände, "ich gebe es zu, es gibt jemanden, aber ich kann es dir nicht sagen. Kannst du mir dafür... Tipps geben?" "Okay, wobei brauchst du Dr Love?", schmunzelte sie und legte einen Arm um mich. "Also... Wenn die Person dir keine wirklichen Signale gibt und du weißt, dass es hoffnungslos ist, was würdest du machen? Und, wenn es da noch ein anderes Mädchen gibt, bei dem du aber nicht weißt, wie sie zueinander stehen", platzte es aus mir heraus.

"Du kennst mich, Liv", sie starrte mir intensiv in die Augen, "fucking go for it!" Sie fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. "Ich bin mir sicher, dass du niemanden mögen würdest, der irgendwie ein Arsch ist. Von dem her wird er es dir sagen, falls er was mit einer anderen hat."

"Okay... Und wie sende ich Signale?"

"Ganz einfach. Sei direkt... Männer sind alle gleich. Von dem her musst du nur ein bisschen mit den Wimpern klimpern und deinen Hintern an ihm reiben, dann klappt das schon", lachte sie.

"Ähm, okay...", hüstelte ich. "Erzähle ihr doch nicht immer nur Blödsinn", meldete sich Chris, ohne von ihrem Buch aufzuschauen.

Blödsinn oder nicht, irgendetwas musste ich unternehmen, oder etwa nicht?

Die Blauen Augen meines LehrersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt