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Möglichst unauffällig versuchte ich die Tasche zu tragen. Ich hatte das Schulgebäude bereits betreten und von weitem sah ich Chris, welche auf den Stiegen saß und ein Buch las. Das hieß, ich musste andersrum gehen. Es war besser, wenn ich es jetzt hinter mich bringen würde. Vor dem Lehrerzimmer war noch nicht so viel los, doch dann kam schon Ms White auf mich zu. Oh Gott.

"Wie kann ich dir helfen?", fragte sie mit zuckersüßem Lächeln. Na gut, wenn sie es unbedingt wollte. "Könnten Sie das Mr Lancaster bringen?", bat ich und klimperte mit den Wimpern. "Aber sicher." Und schon war sie verschwunden. Ich wettete, dass sie der Versuchung nicht verstehen konnte, rein zu sehen, aber das sollte mir nur recht sein.

Mit wackligen Knien trat ich auf das Eis. Es war wirklich lange her. "Schau nur, dass du nicht schon in den ersten fünf Minuten den Boden kennenlernst", gackerte Emma und ich verdrehte die Augen. In der Tat schien es Chris bei dem Ganzen besser zu gehen, immerhin war sie schon nach kurzer Zeit in ziemlich guter Form. "Alles okay?", erkundete sich Nathaniel besorgt, der plötzlich vor mir bremste. "Ja, alles gut", versicherte ich ihm während ich hin und her schaukelte. "Wenn du jemanden zum Anhalten brauchst, kann ich dir meinen Arm anbieten", bemerkte er und deutete auf seinen rechten. Emma und Chris gaben sich einen vielsagenden Blick. "Danke", meinte ich verlegen, "aber ich will mich erst 'mal an den Untergrund gewöhnen." "Kein Problem", meinte er schmunzelnd und sauste davon.

"Oha, er ist eindeutig deine geheime Liebe!", säuselte Emma und schlang ihre Arme um mich, worauf ich gefährlich ins Wanken kam. Mein Blick flüchtete automatisch zu Lancaster, welcher zusammen mit der Sportlehrerin der Mädchen seine Runden auf dem Eis drehte. Er trug einen schwarzen, eleganten Mantel und sah auch generell wie zum Anbeißen aus. Wartet, was?

Automatisch drückte ich Emma von mir, rückte meine Haube zurecht und sah an mir herab. Meine Jacke machte mich zu einem Sumoringer. Seufzend beobachtete ich die anderen Mädchen, welche alle wundervoll ihre Figur in ihren Outfits zur Schau darstellten. Dann sah ich auch zu meinen Klumpeislaufschuhen und konnte nur den Kopf schütteln. Als ich ihn wieder hob, stand auf einmal Lancaster vor mir. "Olivia. Was macht ihr da? Nichts, rate ich 'mal?", scherzte er und die Sportlehrerin Mrs Berry lachte laut. "Ich fahre zu denen da drüben. Die schauen auch nicht so aus, als würden sie etwas machen", informierte sie uns alle und fuhr zu einer Gruppe von Mädchen.

"Also?", fragte Lancaster fordernd. "Stimmt nicht, wir machen sogar sehr viel. Wir reden über Livs Privatleben - eine knochenharte Arbeit", verkündete Emma glucksend, worauf er nur die Augenbraue hob. "Na kommt", räusperte er sich. 

Wankend setzte ich mich in Bewegung. "Oh", machte Lancaster und dafür hasste ich ihn. Das war nicht besonders nett. "Das geht doch schon ganz gut, versuche zu beschleunigen", sagte er, während er neben uns herfuhr. Das probierte ich zwar, jedoch blieben die Zacken meines Schuhes im blöden Eis hängen und ich stolperte nach vorne. Sofort packten mich Lancasters starke Arme und ich starrte ihm überrascht mit klopfendem Herzen in die strahlend blauen Augen. Wie im Film, juhu.

"Liv, alles gut?", fragte Emma bestürzt, worauf ich mich aus der Starre löste und aufrichtete. "Ähm, ja...", erwiderte ich und zog meine Jacke etwas hinab, welche bei meinem kleinen Unfall etwas hochgerutscht war. "Hoppla, dann lasse ich euch 'mal lieber in Ruhe weiter trainieren", murmelte der Lehrer und fuhr davon. "Gut, dass er so schnelle Reflexe hat", offenbarte Christina erleichtert. "Ja...", gab ich leise von mir. Ich musste an die letzten Male denken, bei denen ich vor ihm gestolpert war. Bereits zwei Mal war das passiert und es war mir zwar wirklich unangenehm, jedoch war es wirklich ein Erlebnis für sich, in die Arme von Lancaster zu fallen. Ich errötete. 

Die Blauen Augen meines LehrersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt