1. The First Meeting

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Charlie

Ich hasste diesen Laden. Von seinem hässlichen Boden, bis zu den versnobten Gästen. Einer reicher als der andere. Einer arroganter als der andere. Aber am schlimmsten war der Stammgast aller Stammgäste, der König der Feen. Ich wusste einfach nicht, warum er täglich herkam. Konnte er nicht Zuhause bleiben? Natürlich nicht. Er musste ja das gesagte Personal quälen. Heute musste ich ihn bedienen, zum Glück das erste Mal, meistens machte es unser Chef persönlich, aber der war heute nicht im Haus, und da alle anderen Angst vor ihm hatten, hatte ich beschlossen ihnen die Arbeit abzunehmen.

Ich näherte mich seinem Tisch langsam. So langsam, bis ich das erste mal sein Gesicht sah...

Jo

So gut das Essen in diesem Restaurant auch war, so schlecht waren auch die Kellner. Ich saß bestimmt schon fünf Minuten da, und noch immer war niemand gekommen um meine Bestellung aufzunehmen.  Sobald der Besitzer nächste Woche wieder da war, würde ich mich beschweren...
"Wenn du dann genug darüber nachgedacht hast wie schön du bist, könntest du mir auch ruhig mal sagen was du bestellen willst.", erkläre mir eine angenehme, aber hohe Stimme neben mir. Ich seufzte und drehte mich in ihre Richtung. Da ich auf einem Barhocker saß und die Gestalt neben mir recht klein war, musste ich mich leicht nach unten beugen um das Gesicht zu sehen. Es war ein Mensch, oder es war irgendein Halbblut, wenn diese zu wenig Magie in sich trugen konnte man sie ja auch nicht von den Menschen unterscheiden...
"HALLO?"
Achso. Meine Bestellung wollte sie. Ich sagte ihr langsam an was ich wollte, wer wusste was sie für Probleme hatte, wenn sie mir so ins Ohr schrie, könnte es ja sein, dass sie geistig minderbemittelt war.
Gerade als ich sie fragen wollte ob ich richtig lag, bewegte sie sich wieder in Richtung Küche. Schade, hätte mich eigentlich noch interessiert...

Wenig später bekam ich dann auch noch mein Essen. Wie auch vorher mit einem Spruch, den man mir geenüber normalerweise nicht sagte. "Wenn eure Königliche Hoheit Ihr starren auf meinen Rücken dann beendet hat, könnte sie dann auch ihr Essen haben!", jetzt konnte ich das erste mal ihr Gesicht richtig sehen.  Natürlich verdrehte ich zuerst die Augen bevor ich sie genauer musterte.

Ich musste zugeben, sie war hübsch. Ausgesprochen hübsch. Für einen Menschen natürlich. Trotzdem, sie war auch nicht uninteressant. Entweder sie wusste nicht mit wem sie redete, oder es war ihr einfach egal. Ich hätte wirklich gerne ihren Namen...
"Kellerin, du da, mit dem grünen Sweatshirt, wie heißt du?", rief ich ihr nach. Sie drehte sich um und sagte ganz ruhig:" Regel Nummer eins, sag deinen Namen nie einer Fee, außer du willst sterben".

Gar nicht mal so dumm das Mädchen. Nur leider dachte sie nicht an ihren Arbeitskollegen der wenige Sekunden später rief:"Charlie, komm jetzt her!". Sie drehte sich panisch um und rannte zu dem Vampir.  Offensichtlich dachte sie wohl ich würde sie jetzt umbringen oder dergleichen. Aber warum sollte ich? Für die paar Aussagen? Das wäre es nicht wert, außerdem gefiel sie mir recht gut, warum also umbringen und nicht einfach zu sich holen? Ich könnte ihr mit Sicherheit ein besseres Leben bieten, als das was sie jetzt lebte.
Ich wartete, bis ich Charlie aus dem Laden laufen sah. Vor dem Laden drehte sie sich gleich vorsichtig im Kreis. So als ob sie auf jemanden warten würde,  den sie nicht sehen wollte. Ich hörte ihren Freund bevor ich ihn roch. Es war definitiv kein Mensch. Für einen Menschen war es viel zu laut und viel zu grausam. Was machte ein menschliches Mädchen mit einem Halboger? Er legte ihr einen Arm um die Schulter und Charlie sank in sich zusammen. Dann sagte er zu ihr:"Wie war dein Tag, Schatz?". Charlie schauderte und antwortete dann:"Toll, deiner?". Sie hatte definitiv Angst vor ihm.

Das konnte ich mit doch nicht ansehen.
Deswegen ging ich hin, und da ich immer noch eine Fee war, musste ich den Halboger gar nicht erst berühren um ihn K.O. zu legen. Charlie schrie auf als ihr Freund zur Seite klappte und ich sie gute fünf Meter von ihm wegzog. Dann drehte sie sich zu mir, sah mein Gesicht und rannte. Absolut zwecklos. Innerhalb von zehn Sekunden hatte ich sie eingeholt und konnte neben ihr herlaufen.

Irgendwann, fünf Minuten später, blieb sie stehen. Total außer Atem und immer noch mit panisch geweiteten Augen. Ich wollte mich ihr vorsichtig nähern, doch das beunruhigte sie noch mehr, weswegen ich mir die Hand vor den Körper hielt und sagte:" Charlie, ich tue dir nichts, ich wollte dir vorher nichts tun und jetzt erst gar nicht. Ich habe nur gesehen wie er mit dir umgeht und glaube, das du etwas anderes brauchst". Etwas wie mich...
Charlie nickte. Langsam und vorsichtig. Als ich ihr jetzt näher kam, blieb sie stehen. Dann fragte ich sie:"Hat er dich geschlagen, oder hast du sonst wo Verletzungen? Du humpelst nämlich". Zuerst wollte sie den Kopf schütteln, entschied sich aber doch noch für das Nicken und deutete auf ihren Bauch und ihr rechtes Bein. Dann sagte sie:" Eric wollte das nie. Wirklich nicht!". "Das ändert nichts daran Charlie, das macht es nur schlimmer. Ich hole jetzt meinen Wagen, du wartest hier, und kommst dann mit zu mir. Du kannst jetzt nicht in Erics Nähe.", sagte uch langsam, bevor ich mich umdrehte. Ich würde ihr gar nicht erst die Möglichkeit geben etwas gegenteiliges zu sagen.

Ich sprintete zu meinem Wagen. Nicht, dass die Kleine noch auf die Idee kam, wegzulaufen oder so. Oder nachhause zu gehen. Oder zu Eric. Es gab zu viele schlechte Möglichkeiten.

Innerhalb von drei Minuten stand ich wieder bei ihr. Ganz ohne Theater stieg sie in mein Auto und schnallte sich an. Sie zog die Knie zu ihrem Oberkörper und legte ihren Kopf auf ihnen ab. So sah sie aus dem Fenster und atmete leise und ruhig. Auf dem Weg zu meinem Haus, schlief sie ein. Sie hatte sicherlich einen anstrengenden Tag gehabt...

Bei mir angekommen hob ich sie aus dem Auto und legte sie in mein Bett. Ich wollte jetzt nicht anfangen ein Gästezimmer herzurichten und legte mich einfach im Wohnzimmer auf mein Sofa, so würde ich hören wenn sie in der Früh abhauen wollte. Das würde ich zwar überall auf meinem Grundstück spüren, aber so würde sie es wenigstens nicht durch die Haustüre schaffen...

The Fay Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt