Jo
Ich mochte Rico. Er war halbwegs vernünftig, sympathisch und humorvoll. Und da Charlie ihn auch mochte, hoffte ich auch sehr, dass sie noch mehr solcher Freunde hatte.
Charlies Hand fest in meiner als ich sie in den riesigen Garten zog. Dieser Typ besaß ein ähnlich großes Anwesen wie ich, und schon alleine deswegen fühlte ich mich hier willkommen. Ich musste keine Angst haben ihm auf die Nerven zu gehen, denn wenn es so wäre, würde er mich loswerden, oder einfach weggehen. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht wirklich merkte, dass meine Freundin sich von mir gelöst hatte und gerade versuchte ihren Freund in den Pool zu zerren. Ich musste ihr einfach helfen, sie hatte nicht mal gegen ihn eine Chance, dabei war Rico vermutlich die halbe Portion von mir. Ich eilte zu ihr und gab ihm gleichzeitig wie Charlie einen Stoß, der ihn ins Wasser beförderte. Er versuchte zwar Charlie mit sich zu ziehen, doch ich hielt sie fest, so dass er keine Chance hatte. Er lachte, Charlie lachte und ich auch. Da ich nicht wollte, dass das Essen verbrannte, machte ich mich daran alles was auf dem Griller lag umzudrehen.
Rico zog sich währenddessen aus dem Wasser und Charlie legte sich auf eine der Sonnenliegen. Da es heute warm war machte Rico sich nicht die Mühe etwas neues anzuziehen, sondern legte einfach nur sein T-Shirt in die Sonne.
Nun lagen beide in der Sonne, genossen das Leben und ich stand am Griller und kümmerte mich um unser Essen. Gute zehn Minuten später kam ein Angestellter mit einem Tablett voll mit Getränken und Gläsern. Offenbar hatte er diesen Auftrag schon vor einer Weile gekommen, denn der Typ rannte fast schon. Wenn der Weg nicht so kurz gewesen wäre, hätte ich ihm sicher reinen Teil der Last abgenommen, aber da es nur noch wenige Meter waren, brauchte er meine Unterstützung nicht.
Rico drehte den Kopf leicht in die Richtung des Jungen, kniff die Augen ein wenig wütend zusammen und machte dann eine leicht arrogante Handbewegung, woraufhin der Kellner das Tablett so schnell er konnte auf den Tisch stellte, und weg hetzte. Rico war offensichtlich nicht ganz so bodenständig, wie er behauptete. Vermutlich hielt er dieses Verhalten sogar noch für normal, aber das war es eigentlich nicht. Ich stand zumindest noch dazu, dass ich Menschen manchmal hetzte, weil ich der Meinung waren dass sie etwas für ihr Geld tun sollten, dass das nicht in Ordnung war, ist mir auch klar, das brauchte mir niemand zu sagen.
Charlie warf ihrem Freund einen missbilligend Blick zu, dieser verdrehte nur die Augen und sagte in einem ungewohnt angespannten Tonfall:"Ich bezahle ihn dafür, dass er das macht". Rico grinste noch ein wenig abfällig und drehte sich dann wieder zur Sonne. Irgendwie schien das für Charlie gar nicht in Ordnung zu sein. Leider hatte sie ihre Gedanken abgeschirmt, was auch immer sie jetzt dachte, es musste ausgesprochen interessant sein...
Charlie
Jos Blick verriet seine Neugier. Ich wohnte jetzt lange genug mit ihm zusammen, um abschätzen zu können, was er gerade im Begriff war zu tun. Ich sah ihm deswegen in die Augen und schüttelte minimal meinen Kopf, er verstand und nickte mit einem ganz leichten Lächeln. Was auch immer er gerade genau dachte, es hatte sicher etwas damit zu tun, dass er herausfinden wollte was gerade in meinem Kopf vorgegangen war. Aber ich war auch nicht ganz unfähig, und manchmal gelang es mir tatsächlich meine Gedanken zu verschleiern.
Jo schnappte sich einen Teller, legte wahllos einige Dinge vom Griller darauf ab, dann etwas Salat daneben und Brot dazu. Dann bewegte er sich unnatürlich schnell zu Rico und gab ihm den Teller. Da Rico ein wenig das Gesicht verzog stand er keine halbe Sekunde mit einem Bierglas wieder neben ihm. Rico grinste leicht, drehte sich zu mir und sagte:"Der Typ ist irgendwie praktisch Charles, wo finde ich so jemanden in weiblich?". Ich musste lachen, schüttelte den Kopf und antwortete ihm:"Keine Ahnung, wenn du Jo haben willst, ich schenk ihn dir!". Jo ließ sich mit zwei Tellern neben mich fallen, gab mir einen davon und mischte sich dann auch ein:"Ne, mich bekommt er nicht, du hast mich auch viel zu gern um mich so leicht wegzuschicken!". Traurigerweise hatte er recht, ich würde ihn tatsächlich nicht einfach so Rico überlassen.
Ich begann zu Essen, die Jungs auch, wir waren wahrscheinlich alle hungrig, es war tatsächlich schon 3 Uhr nachmittags, durchaus legitim hier Hunger zu haben, wenn man bis jetzt noch nichts gegessen hatte...
Als ich meinen Teller geleert hatte, musste ich nicht lange warten, bis Jo ihn auf den Stapel mit seinem und Ricos gestellt hatte. Ordnungsliebend wie er war hatte er sie gestapelt exakt dort hin zurückgestellt, wo der Kellner sie vorhin zurückgelassen hatte. Dann setzte er sich zu mir auf meine Liege und zog mich so, dass er seinen Arm bequem über meine Schulter legen konnte. Dann küsste er mich auf meinen Wangenknochen und drückte mich kurz an sich.
Ratet mal, wer davon ein Video gemacht hatte. Natürlich total unauffällig. Ich wusste jetzt schon, dass ich in zwei Wochen zu meinem Geburtstag ein Fotoalbum mit lauter Fotos von mir und Jo bekommen würde, es war einfach viel zu offensichtlich was Rico vorhatte. Jo setzte sich ruckartig auf und zog mich damit mich sich. Dann sah er mich fast schon wütend an und fragte:"Wieso sagst du mir erst jetzt, wann du Geburtstag hast wenn das so bald ist?". Rico grinste und schoss weiterhin fleißig Bilder und nahm Videos auf. Ich verdrehte die Augen und versuchte ihm zu erklären:"Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass dir das bei deiner Stalking-Einheit aufgefallen war. Außerdem ist das ziemlich egal". "Nein es ist eben nicht egal! Du wirst nämlich das Beste Geschenk brauchen das ich finden kann, und wenn du nicht gerade daran gedacht hättest, hätte ich nicht mal mehr zwei Wochen Zeit gehabt, mir etwas zu überlegen!", beschwerte sich Johannes aufgebracht. Ich konnte kaum noch anders als ihn anzuschreien, verkniff es mir aber und versuchte so ruhig wie möglich zu schreien:"Was geht es dich eigentlich an, wann zur Hölle ich Geburtstag habe? Ich bin noch nicht mal mit dir zusammen! Ich bin nur in einer Beziehung mit dir, weil ich eine blöde Liege für den Balkon wollte, der zu einem Haus gehört, das aussieht wie eine Zahnarztpraxis, in dem ich nur wohne, weil du Arschloch mich einfach nicht in Ruhe lässt! Glaubst du ernsthaft, ich will ein Geburtstagsgeschenk von einer emotional abgestumpften Fee, die weder ein soziales Leben hat, noch dazu fähig ist, sich und seine Eifersucht in den Griff zu bekommen?".
Ich stand auf, und verließ Ricos Haus. Während ich durch den Tür ging, nahm ich mir einen der Autoschlüssel und stieg direkt ein. Sollten die beiden sich gegenseitig darüber unterhalten, was ich alles falsch machte...
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The Fay
ParanormalVeröffentlichung: 27.7.2017 #134 am 28.7.2017 #104 am 30.7.2017 #73 am 1.8.2017 #89 am 16.2.2018 #102 am 31.03.2018