Einige Tage waren vergangen, seit Hicca den Berkianern ihre Drachen gezeigt hatte. Fischbein und das Gronckelmädchen verstanden sich auf Anhieb und er nannte sie Fleischklops. Warum ihr das gefiel konnte niemand nachvollziehen, aber das erste was sie tat nachdem sie ihren Namen gehört hatte, war, Fischbein von Kopf bis Fuß erst einmal eine ordentliche Ladung Speichel zu verpassen.
Die Zwillinge hatten gar nicht richtig versucht sich mit ihrem Drachen anzufreunden. Sie fanden es besser, im Voraus darüber zu streiten, wer auf welchem der Köpfe sitzen würde. Der Zipper griff jedoch ein und hob mit jedem Kopf einen Zwilling am Kragen hoch, sodass sie voneinander getrennt wurden und sich nicht mehr vermöbeln konnten. Letzten Endes hatten sie sich dann ihre Reiter ausgesucht. Raffnuss nannte ihren Zipperkopf also Kotz und Taffnuss gab seinem den Namen Würg. Alle anderen schlugen sich bei der Namensgebung der beiden nur gegen die Stirn, aber dem Zipper gefiel es.
Bei dem Alptraum und Rotzbacke war es etwas schwierig. Der Wikinger versuchte dem Drachen gegenüber Autorität zu zeigen und gab ihm in einem barschen Ton Befehle, daher schnappte der Alptraum ihn sich einfach mit seinem Maul und ließ seinen Oberkörper darin so lange schmoren, bis er sich beruhigt hatte. Also ließ Rotzbacke es danach etwas ruhiger angehen und er gab seinem Drachen den Namen Hakenzahn.
Heidrun und ihr Klingenpeitschling verstanden sich auf Anhieb, als wären sie füreinander geschaffen. Die tödliche Metalldrachendame wurde Heidrun gegenüber äußerst zutraulich. Sie erhielt den Namen Windfang.
Für Grobian und seinen Flammenrülpser war es etwas schwierig. Nicht etwa weil sie sich nicht verstanden, ganz im Gegenteil, sondern eher weil der Drache es vorzog zu schlafen. Erst als Grobian ihm etwas zu fressen gebracht hatte, wachte der Drache auf und die beiden begannen sich anzufreunden. Er wurde fortan Muffel genannt, aber er scherte sich sowieso nicht um den Namen.
Haudrauf versuchte einmal auf seine Tochter zu hören und näherte sich, wie sie es gesagt hatte, dem Rumpelhorn mit Vorsicht und Respekt. Es klappte auch ganz gut bis auf einige anfängliche Probleme, weil der Drache, der ausgerechnet der Aufspürer-Klasse angehörte, quasi das Blut roch, dass an Haudraufs Händen klebte. Er bemerkte jedoch schnell, dass der kräftige Wikinger ihm nichts tun wollte. Also freundeten sich die beiden langsam an und der Rumpelhorn erhielt den Namen Schädelbrecher.
Hicca und Ohnezahn brachten die Gruppe die nächsten Tage langsam auf ihre Drachen und schweißte so ein Band zwischen ihnen, dass sie zu einer effektiven Truppe wurden. Sie brachten ihnen Flugmanöver, Formationsmanöver und auch die eine oder andere Kampftaktik bei, da es unpraktisch wäre, wenn eines Tages jemand angreifen würde und die Berkianer sich mit ihren Drachen blind und unkoordiniert in den Kampf werfen würden.
Immer wenn sie konnte, schaute Hicca auch bei Blitzflamme und ihrem Schlüpfling vorbei. Sie kam nicht umhin zu bemerken, dass das kleine, zwei Wochen alte Drachenjunge bereits die Größe eines zwei Monate alten Nadders besaß. Das schnelle Wachstum überraschte sie, aber allzu viele Gedanken machte sie sich deshalb nicht.
Was die Berkianer noch auf ihrem Schiff hatten, mit dem sie zum Drachennest gesegelt waren, holten sie von dort und brachten es hinein.
Valka war noch immer nicht da. Am Anfang hatten sie ihre Abwesenheit darauf geschoben, dass sie wütend auf ihren Mann war, aber es waren bereits vier Tage vergangen und es gab noch immer kein Zeichen von ihr. Hicca setzte sich daher meist auf eine Klippe, von der man einen guten Blick nach draußen auf den Rest der Insel sowie auf das Meer hatte. Ohnezahn hatte sie zu seiner kleinen Familie geschickt. Sie saß alleine, bis sie jemanden hinter sich hörte und lächelte.
"Hallo Ash. Was machen die anderen so?"
Er seufzte. "Es sollte mich mittlerweile eigentlich nicht mehr überraschen, aber es ist mir immer noch unheimlich wenn du genau weißt, wer sich gerade an dich anschleicht. Es ist einfach noch etwas ungewohnt. Und die anderen machen gerade wieder ihre Trainingsflüge. Ich wollte nur einmal nach dir sehen. Du bist so geistesabwesend in letzter Zeit. Ich mache mir Sorgen." sagte er und setzte sich neben sie.
Sie ließ die Füße etwas baumeln und schaute mit trauriger Miene darauf. "Da bist du nicht der einzige. Auch ich mache mir Sorgen."
"Warum? Ist es wegen deiner Mutter?" fragte er und sie blickte ihn überrascht an.
"Woher-"
"Denkst du ich bin blind und blöd zugleich?" fragte er belustigt. "Wenn sie sich nur einmal kurz abreagieren müsste, wäre sie längst wieder da. Wenn sie 18 Jahre in diesem Nest war, wird sie es nicht wegen einem einzelnen Mann einfach so verlassen. Außerdem verbringt du viel öfter Zeit hier oben. Als wir hier ankamen warst du immer da. Jetzt sehe ich dich noch kaum."
Sie grinste. "Wie süß! Hast du mich vermisst?" Dann wurde sie wieder etwas ernster. "Es ist nur... Sie ist seit vier Tagen fort. So lange waren wir nie an einem Stück unterwegs, nicht einmal wenn wir Drago gesucht haben. Selbst dann haben wir nur immer ein Mal draußen übernachtet und sind dann am nächsten Morgen sofort zurück ins Nest geflogen." erklärte sie.
Ash runzelte die Stirn. "Eine Ahnung, warum sie so lange weg sein könnte?" fragte er.
"Nicht den blassesten Schimmer." gab sie kopfschüttelnd zu. "Und das macht mir Angst. Was wenn ihr irgendetwas zugestoßen ist? Ich will sie nicht verlieren. Was wenn sie gefangengenommen wurde? Wo sie gefoltert, verstümmelt oder-"
Weiter kam sie nicht, denn Ash hatte ihren Hinterkopf ergriffen und in einen innigen Kuss zu sich gezogen. Hicca saß nur wie betäubt da, bis er sich von ihr löste.
"Hör damit auf." flüsterte er. "Du malst dir die Dinge schlimmer aus als sie vielleicht sind."
"Du hast... was... wieso..." stammelte sie nur.
Er seufzte. "Damit du die Klappe hälst, Hicca. Du solltest dich nicht so fertigmachen wegen etwas über das du dir nicht im Klaren bist."
Sie sah ihn nur verdattert mit offenem Mund und großen Augen an. Dann nahm sie sein Gesicht in beide Hände und rammte ihre Lippen gegen seine. Er küsste sofort zurück. Einige Sekunden später, in denen sie sich dieses Mal nicht wieder gelöst hatten, öffnete Hicca ihren Mund und kitzelte mit der Zunge Ashs Lippen. Er grinste, gewährte ihr Einlass und schon befanden sie sich in einem hitzigen, liebevollen Kampf.
Wenig später befanden sie sich auf der Wiese oberhalb der Klippe. Sie waren allerdings nicht dorthin gegangen, sondern rollten ineinander verschlungen, nicht gewillt den anderen deshalb loszulassen. Schließlich lösten ihre Lippen sich doch von seinen und sie grinste ihn an. Sie setzte sich auf die mittlerweile entstandene Beule in seiner Hose und bewegte sich vor und zurück, was ihm ein sanftes Stöhnen entlockte und sie nur noch breiter grinsen ließ.
Sie behielt die Bewegung bei, als sie sich wieder herunterbeugte um ihn zu küssen, doch es empfingen sie keine sanften Lippen, sondern ein Finger der sich über ihren Mund legte. Sie sah ihn verwundert an und bemerkte, dass er seinen Kopf zur Seite in Richtung der Klippe gedreht hatte.
"Warte mal einen Moment, Hicca." sagte er und sie sah ihn verletzt an.
"Was ist denn? Willst du das etwa nicht?" fragte sie traurig.
Er seufzte. "Das ist es nicht. Schau doch m-"
"Willst du MICH etwa nicht?" fragte sie noch verletzter.
"Verdammt nochmal Hicca, es liegt nicht an dir!" sagte er genervt. "Sieh doch mal gefälligst aufs Meer hinaus." befahl er und sie gehorchte. Sie folgte seinem Blick und sah Schiffe.
Schiffe, die sie bisher nur in Büchern gesehen hatten mit Flaggen, die sie ebenfalls nur aus Büchern kannte.
"Römer!" rief sie überrascht aus. "Wie haben die uns gefunden?" fragte sie sich laut und stand auf.
Ash stand ebenfalls auf und stellte sich neben sie. "Keine Ahnung. Aber wie sie auch hierher gekommen sind, es bedeutet nichts Gutes."
Sie nickte wie betäubt, bevor sie sich an ihn wandte. "Du holst die anderen und ich sorge dafür, dass wir für den Ernstfall Unterstützung haben. Wir sehen uns am Strand wo sie auftreffen werden."
Er nickte und sie beide rannten in unterschiedliche Richtungen. Ash lief, um Sturmpfeil zu holen und die Berkianer bei ihren Flügen abzuholen. Hicca stürzte sich mit ihren Greifhaken nach unten. Sie musste zu Ohnezahn und dem Weißen König.
Sie erreichte ihr Ziel schnell. Erst holte sie Ohnezahn ab, der zwar bei seiner kleinen Familie war, doch auch er spürte die herannahende Gefahr und ließ Hicca knurrend aufsteigen.
Sie flogen sogleich zum Weißen König, der gerade unter einem Wasserfall stand und das warme Wasser auf sich herabprasseln ließ.
Er bemerkte das Duo sofort, doch sagte nichts. Hicca trat an ihn heran. "Wir brauchen deine Hilfe, Weißer. Römer nähern sich dem Nest. Drei Kohorten, wenn ich mich nicht täusche. Wir müssen sofort da raus und sie-"
"Ruhig, Kleine." unterbrach er sie sanft. "Nicht so hitzköpfig. Ich habe sie schon vor einer Weile gespürt."
"Wieso hast du dann nichts gesagt?" rief sie aufgebracht.
Er lachte leise. "Wieso so wütend? Traust du mir denn nicht das Richtige zu tun?" Als sie nicht antwortete, sondern nur beschämt zu Boden blickte, fuhr er fort. "Sie sind nicht hier um uns anzugreifen. Sie wollen verhandeln. Aber ich kann spüren, dass sich das sehr schnell ändern kann."
"Dann lasst mich einige Drachen mitnehmen. Für den Fall eines Kampfes müssen wir gerüstet sein. Und vielleicht wäre es auch gut, wenn ihr-"
"Nein, das werde ich nicht. Ich werde nicht mit nach draußen kommen." unterbrach sie der Große Überwilde. "Meine Anwesenheit könnte eine Panik auslösen und sie werden versuchen uns alle zu töten. Sie werden mich als eine Bedrohung auffassen, die ausgelöscht werden muss. Und ich will niemanden töten müssen. Es ist Jahrhunderte her, seit ich das letzte Mal einen Drachen tötete und noch mehr, seit ich das letzte Mal das Leben eines Menschen beendete. Ich habe nicht vor, jetzt zu töten, wo ein paar ahnungslose Menschen sich unserer Insel nähern. Ich kann einigen Drachen Bescheid sagen, sie sollen mit nach draußen kommen, aber ich selbst werde hier bleiben und nur im absoluten Notfall einschreiten."
Sie seufzte. "Na schön. Ich brauche 100 Drachen der Wackerstein-Klasse, darunter zwei Katastrophale Kiesklopse, 50 Drachen der Chaos- und weitere 50 der Scharfklasse. Am besten noch zwei Dutzend Glutkessel, immerhin haben wir es hier mit Schiffen zu tun und es wäre schön, wenn sich auch Rotauge bereithalten könnte." zählte sie auf.
Der Weiße König brummte. "Nun gut, ich werde sie deinem Kommando unterstellen. Aber ich bitte dich: Beginne den Kampf nicht, ich will keine toten Drachen auf meiner Insel. Komm du zuerst mit offenen Händen und sei die letzte, die das Schwert zieht." sagte er und stieß ein lautes Summen aus. "In Ordnung. Sie wissen Bescheid. Alle, die dich unterstützen wollen, werden nach draußen fliegen." sagte er und schloss die Augen wieder. "Wie gesagt, lass es bitte nicht zu einem Blutbad kommen."
"Ich danke dir, Weißer." sagte Hicca, stieg auf Ohnezahn und flog nach draußen.
Sie begaben sich ohne Umschweife zum Strand, wo Ash und die anderen bereits auf sie warteten.
"Das ging ja schnell." sagte sie erstaunt und Ash drehte sich lächelnd zu ihr um.
"Bei mir musst du dich nicht bedanken. Sie waren schon hier, bevor ich ankam. Hätte Sturmpfeil nicht so scharfe Augen, hätte ich mich zu Tode gesucht." meinte er grinsend.
"Wie lange, bis sie hier eintreffen?" fragte Hicca.
"Ihrer momentanen Position nach zu urteilen wären es bei einem normalen Wikingerschiff vielleicht 15 Minuten. Sie sind jedoch schneller, daher eher zehn." mutmaßte Fischbein.
"Sehr gut. Es werden gleich einige hundert Drachen hier aufkreuzen, aber wir werden die Römer nicht angreifen." verkündete Hicca und die Berkianer wandten sich erschrocken zu ihr um.
"WAS?!" schrie Rotzbacke. "WIESO?!"
"Weil es der Weiße König so befohlen hat." antwortete Hicca ruhig. "Er spürt, dass sie zu Verhandlungszwecken hier sind, daher werden wir sie so lange nicht angreifen wie sie es tun. Doch sollten sie es wagen, werden wir uns um sie kümmern, verlasst euch drauf."
Das beruhigte die anderen immerhin ein wenig. Fünf Minuten später, als die Drachen ankamen und hoch im Himmel kreisten, bis auf die Glutkessel, die sich unter Wasser, geschützt vor den blicken der Flotte aufhielten, ertönte ein Horn von dem Führenden der Schiffe.
"Was ist das?" fragte Heidrun. "Ein Angriffssignal?"
"Das bezweifle ich." murmelte Hicca, als ein paar weiße Fahnen gehisst wurden. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte etwas auf den Schiffen zu erkennen. Zu ihrer Verwunderung konnte sie etwas Blaues am Bug des Schiffes ausmachen. Das erregte ihre Neugier. Sie fasste einen Entschluss.
"Ich fliege hin." sagte sie und Ash wandte sich mit erschrockener Miene sofort zu ihr um.
"Hicca, nein! Es könnte eine Falle sein." versuchte er sie zu warnen.
"Das denke ich nicht." versuchte sie ihn zu beruhigen. "Der Weiße König hat gesagt, dass sie nicht zum Kämpfen hier sind. Außerdem muss ich herausfinden was sie wollen. Das kann ich nur, indem ich mich zu ihnen begebe." sagte sie und stieg auf Ohnezahn.
Ash ergriff sie am Arm und sie sah zu ihm herunter. "Lass mich wenigstens mitkommen, nur für den Fall."
Sie seufzte. "Na schön, aber sonst niemand. Ich will nicht, dass ihr euch alle auf einmal in Gefahr begebt." sagte sie und flog los, während Ash auf Sturmpfeil sprang und ihr folgte.
Schnell befand sich Hicca über den römischen Schiffen und kreiste wie ein Adler über ihnen, die Lage auskundschaftend. Sie hatten keine besondere Maschinerie an Deck, also nicht das den Drachen wirklich gefährlich werden könnte. Also entweder waren die Römer verdammt gerissen und gemein, oder aber sie wollten tatsächlich nur reden.
Sie sah erneut auf das Schiff, von dem das Hornsignal kam und machte sofort große Augen. Dort stand ihre Mutter, aber in Fesseln und von mehreren Legionären umzingelt.
"Hicca!" rief Ash zu ihr hinüber. "Da unten ist Valka!"
"Ich hab sie schon gesehen!" rief sie zurück.
"Hast du schon einen Plan sie zu befreien?"
Sie schüttelte den Kopf. "Nein, aber wir müssen die Sache sowieso gründlich überdenken. Diese Römer werden sie abstechen, wenn wir irgendwas versuchen. Sie wissen dass wir hier sind, sonst hätten sie das Horn nicht geblasen. Mit Überraschungsmoment ist da nicht viel. Und wenn Wolkenspringer noch nicht tot ist, dann ist er irgendwo in dieser riesigen Flotte eingesperrt. Wir können nicht einfach einen Rettungsversuch wagen und beide ihre Leben aufs Spiel setzen. Aber Mutter ist noch nicht tot, also werden sie wahrscheinlich etwas mit uns verhandeln wollen. Sie ist eine Geisel, also wollen sie etwas im Gegenzug. Wir gehen da runter und hören uns an was sie zu sagen haben." rief sie wieder hinüber.
Ash wollte gerade entsetzt zu Widerworten ansetzen, da gingen sie und Ohnezahn schon in den Sturzflug über. Er fluchte leise. "Dieses Weib macht mich noch wahnsinnig." grummelte er. Er könnte schwören, dass Sturmpfeil ihn gerade auslachte, doch er versuchte es zu ignorieren. "Na komm Süße, folgen wir dieser Wahnsinnigen."
Als Hicca landete, machten einige Römer wegen dem knurrenden Ohnezahn ängstlich einen Schritt zurück. Auch Ash und Sturmpfeil kamen neben ihr auf.
Dann kam ein Römer an Deck, größer und augenscheinlich deutlich stärker als der Rest, und ging langsam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu.
"Ich grüße euch, Drachenreiter." rief er. "Sagt, ist die Nachtigall im Moment anwesend? Ich möchte ihr ein Angebot unterbreiten."
Hicca verschränkte die Arme. "Ihr sprecht bereits mit ihr. Sagt was ihr wollt, lasst meine Mutter gehen und verschwindet dann aus diesen Gewässern."
Er sah sie überrascht an. "Ihr seid die Nachtigall? Verzeiht, aber ich habe mir eine etwas andere Frau unter dieser Maske vorgestellt, die ich nebenbei hier nicht sehe. Woher weiß ich also, dass ihr wahrhaftig die Nachtigall seid?"
"Das kann ich euch leicht beantworten." sagte sie schulterzuckend und fuhr ihre Faustklauen aus, was einige der Männer überrascht zurückspringen ließ. Der große Römer schaute nur fasziniert drein. "Schwarze Rüstung und einzigartige Waffen." sagte sie, als sie die Faustklauen einfuhr, ihre Schwerter herauszog und sie entflammen ließ. "Und was meine Maske angeht: Nun, sagen wir mal ein Idiot hat Gefallen daran gefunden." fügte sie noch hinzu, mit einem Seitenblick zum belustigt grinsenden Ash.
Der Römer deutete eine Verbeugung an. "Es freut mich eure Bekanntschaft zu machen, Nachtigall, doch könntet ihr mir wohl sagen wer der Mann neben euch ist?"
Sie wollte zu einer Antwort ansetzen, doch Ash schnitt ihr das Wort ab. "Ich bin Ash Hofferson, Häuptling von Berk und seit zwei Wochen der Ehemann der Frau, die ihr die Nachtigall nennt. Also schwöre ich euch: Wenn das hier nur eine Falle ist, dann werde ich euch eigenhändig in Stücke schneiden und sie an meinen Drachen verfüttern. Sie steht zwar mehr auf Hühnchen, aber ich kann euer Fleisch ja auch einfach untermischen. Jetzt sagt mir euren Namen! Damit ich weiß wen ich aufschlitze, sollte dieses Treffen unerfreulich verlaufen."
Den Römer ließ es unbeeindruckt und er deutete nur eine weitere Verbeugung an. "Ein Häuptling also, sehr schön. Was mich angeht, so tut mein Name nichts zur Sache, doch genannt werde ich Exitus, Legat der Dreizehnten und Schlitzer der Armeen." Dann klatsche er einmal in die Hände. "Bringt einen Tisch, drei Stühle, etwas Wein und drei Kelche. Die Nachtigall und der Häuptling würden gerne mit uns verhandeln." rief er und wenig später wurden die gefragten Dinge bereitgestellt.
Er setzte sich und füllte jedem etwas Wein ein. Hicca und Ash sahen sich nur unschlüssig an.
"Kommt schon, setzt euch und nehmt einen Schluck." forderte der Legat sie auf, als er fertig mit dem Eingießen war, und sie setzten sich zögerlich.
Hicca starrte das Glas etwas unsicher und prüfend an. "Woher wissen wir, dass das Zeug nicht vergiftet ist?"
Ihr Gegenüber lächelte. "Ihr seid umsichtig, sehr gut. Aber keine Sorge, der Wein ist harmlos." sagte er und nahm zum Beweis in aller Ruhe einen Schluck.
Ash reichte das als Beweis und er tat es dem Legaten gleich. Hicca saß trotzdem nur da. "Warum trinkt ihr nicht?" fragte Exitus. "Ich hoffe ihr wisst, dass dies als Beleidigung aufgefasst werden kann."
"Es ist keine Beleidigung." sagte Hicca. "Ich trinke generell nicht. Dass ich nichts trinke, heißt nicht, dass ich es wegen eurer Anwesenheit tue, so unangenehm sie mir auch sein mag. Können wir bitte zum Grund eures Erscheinens kommen?" fragte sie ungeduldig.
Er deutete als Antwort auf den Kelch. "Erst wenn ihr etwas getrunken habt. Derartige Verhandlungen führt man lieber etwas entspannter."
Sie verschränkte trotzig die Arme. Ash bemerkte dies und lehnte sich etwas zu ihr hinüber. "Jetzt sei doch nicht so stur. Du bist ja schlimmer als Haudrauf."
"Autsch." sagte sie sarkastisch und rollte mit den Augen. Dann seufzte sie. "Das hat gesessen. Erinnere mich daran dir eine runterzuhauen wenn wir hier fertig sind." fügte sie hinzu und konnte die Spur eines Grinsen im Gesicht des Legaten erkennen, bevor sie nach dem Kelch griff und den Wein in einem Zug herunterspülte. Als sie ihn wieder absetzte, erblickte sie in die erstaunten Gesichter der beiden Männer. "Können wir jetzt anfangen?" fragte sie erneut ungeduldig.
Exitus blinzelte kurz, bevor er begann. "Nun, um die Wahrheit zu sagen: Ich bin wegen euch hier, Nachtigall. Ich wollte euch einen Tausch vorschlagen. Ihr gegen eure Mutter."
"Zu welchem Zweck?" fragte Hicca noch einigermaßen ruhig, doch sie wusste bereits, dass dieses Gespräch nicht gerade gut für sie verlaufen würde.
"Dies benötigt vielleicht eine etwas weitreichendere Erklärung." gab der Legat zu.
"In Ordnung." sagte Hicca und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wir haben Zeit. Zumindest hoffe ich das."
"Nun, der Kaiser hörte vor einigen Jahren von riesigen feuerspeienden Wesen im Norden. Man machte sich nichts aus ihnen, denn sie waren dem römischen Reich fern. Wir hörten von ihnen, doch waren sie weit entfernt von unseren Grenzen in Britannien. Aber vor mittlerweile einem ganzen Jahr erreichten uns Nachrichten von einem Drachenreiter in genau diesem Gebiet. Ab diesem Zeitpunkt wurden Stimmen im Senat laut. Viele meinten, man könne doch selbst auf diesen Drachen reiten un somit verheerende Angriffe aus der Luft bei zukünftigen Schlachten führen. Die Zeiten von Belagerungen wären auf ein Minimales reduziert. Also wurden einige Trupps entsandt um selbst zu versuchen auf Drachen zu reiten. Jeder Versuch schlug jedoch fehl und es überlebten nur wenige. Als diese Nachricht im Rom ankam, schlug man vor diesen Drachenreiter aufzusuchen, damit dieser uns helfen würde, uns auf die Drachen zu setzen und mit ihnen in den Kampf zu reiten. Es wurde als eine Mission äußerster Dringlichkeit angesehen, weshalb man auch eine ganze Legion losschickte. Die Dreizehnte, die in Britannien stationiert war, um genau zu sein, deren Legat ich bin. Wir suchten schnell Verbündete, die uns bei der Suche nach diesem Drachenreiter helfen sollten. Wir fanden die Berserker und die Verbannten, die beide etwas im Gegenzug forderten. Der Häuptling der Berserker forderte einen Drachen, den er den Skrill nannte, der wohl bei dem Drachenreiter sein sollte, den wir suchten. Wir willigten ein, ihm den Drachen zu bringen, sollten wir ihn finden. Die Verbannten forderten für ihre Hilfe eine Insel namens Berk. Ihr Häuptling, Alvin hieß er glaube ich, hatte wohl einige Differenzen mit dieser Insel zu begleichen. Uns war das egal. Wir wollten nur den Drachenreiter und wieder weg von hier. Also rüsteten wir sie aus und sie griffen die Insel an."
"Ihr habt also hinter der Bewaffnung der Verbannten gesteckt." rief Ash überrascht aus.
Die Augen des Legaten leuchteten kurz auf. "Ach ja, ihr seid ja der Häuptling dieser Insel, nicht wahr? Verzeiht mir, aber ich hätte nicht gedacht, dass diese Insel noch existiert."
Hicca hielt ihn davon ab weiterzusprechen. Sie erhob unterbrechend eine Hand. "Das ist dann wohl meine Schuld. Ich erfuhr von einem Händler der die Verbannten beim Prahlen erwischt hatte, wie gut sie doch jetzt bewaffnet und auf Berk vorbereitet seien, dass sie Berk angreifen würden. Also flogen der Skrill und ich dorthin. Als ich ankam, waren die Schiffe bereits am Hafen und auf einmal erschienen die Verbannten zusammen mit den Berkianern, mit denen sie bis eben über Berks Kapitulation geredet hatten. Mein Skrill wehrte die Flotte ab und ich kümmerte mich um die Verbannten an Land."
Exitus nickte. "Und ihr wart siegreich, wie ich von Alvins Stellvertreter und Nachfolger Rohling hörte. Angeblich habt ihr sogar Alvin selbst besiegt."
"Das ist wahr." sagte sie. "Leider wurde mein Skrill dabei schwer verletzt und ich schickte sie allein fort, während ich verletzt von einem Hammerschlag von Alvin in den Wald flüchtete. Doch Ash hier fand mich, überwältigte mich und sperrte mich ein."
"Zu meiner Verteidigung" begann Ash mit erhobenen Händen und Unschuldsmiene. "muss ich sagen, dass Drachen bis vor drei Jahren uns regelmäßig überfielen. Und das für drei Jahrhunderte lang. Ich denke das ist Grund genug jemanden einzusperren. Jemanden, der Freundschaften mit denselben Wesen schließt die uns seit Ewigkeiten ausraubten."
Hicca seufzte. "Das Thema hatten wir doch schon durch, Ash. Hättet ihr vor drei Jahren auf mich gehört, wäre uns das alles erspart geblieben."
"Einen Moment." unterbrach Exitus sie. "Ihr kanntet euch bereits früher?"
"Ja." antwortete Hicca. "Ich bin vor drei Jahren von Berk geflohen, weil ich Freundschaft mit einem Drachen geschlossen hatte. Ash sorgte dafür, dass ich zur Flucht gezwungen war."
"Und jetzt? Habe ich mich verhört, oder seid ihr nicht Mann und Frau?"
Sie schmunzelte. "Doch, das sind wir. Am Tag meiner Flucht hatte mein Vater, der zu dem Zeitpunkt der Häuptling war, geplant Ash und mich in den kommenden Monaten zu vermählen. Als ich drei Jahre später auf Berk festgehalten wurde, fand die Hochzeit zwei Wochen nach meiner Gefangennahme statt. Am Tag danach griffen dann einige eurer Männer mit Verbannten an. Ich sammelte meine Waffen ein und als ein Zenturio Ash hinrichten wollte, schritt ich ein, was einen Kampf startete. Wir hätten verloren, wäre meine Mutter nicht im rechten Moment gekommen. Sie brachte einen Haufen Drachen mit, die keinen Verbannten und auch keinen Legionär am Leben ließen. Ich floh mit meiner Mutter, Ash segelte mithilfe seines jetzigen Drachens, mit dem er sich über den Kampf angefreundet hatte, mir hinterher und fand mich vor einigen Tagen. Kurz darauf ging meine Mutter auf die Suche um Drachen zu befreien und kam nicht mehr zurück. Wie es aussieht, war das euer Verdienst. Und jetzt sitzen wir hier und tratschen eigentlich sinnloserweise über meine Vergangenheit, während es hier eigentlich um eure Motive geht, Legat. Meine Mutter ist eine Geisel, wie ich sehe, also was wollt ihr im Tausch für sie?" fragte sie nun.
"Nun, die Wahrheit ist, noch immer dasselbe weshalb wir überhaupt erst in dieses Gebiet gesegelt sind: Euch, die Nachtigall." sagte er und deutete auf Hicca.
Ash stand der Mund offen. "Das... das kann nicht euer Ernst sein."
"Das ist er aber." antwortete Exitus, als wäre es das Normalste auf der Welt.
Hicca überlegte. Es musste einfach einen Weg dort herum geben. "Und wenn ich mich weigere?" fragte sie.
"Dann wäre eure Mutter mir nicht mehr von Nutzen, genau wie ihr Drache. Wir werden sie töten müssen."
Das verschlug ihr vollends die Sprache. Sie wurde bleich, stand auf und ging zur Reling, auf der sie sich mit beiden Händen aufstützte und tief durchatmete. Ohnezahn begab sich an ihre Seite und stupste sie sanft von der Seite an. Als sie ihn traurig ansah, gurrte er nur mitfühlend. Sie schluckte. "Was... was werdet ihr mit den Drachen machen?" fragte sie bebend.
"Was auch immer der Kaiser befiehlt." antwortete der Legat.
Ihre Hände ballte sie zu Fäusten. "Und ich nehme an, er wird sie als pure Waffen missbrauchen? Als ein paar bessere Haustiere, Wachunde sogar?" hakte sie mit einem wütenden Unterton nach.
"Das zu entscheiden obliegt nicht mir." sagte er.
"Ich soll also dem Kaiser des größten Reiches der bekannten Welt dabei helfen, seine Soldaten auf Drachen zu setzen und sie somit als pure Waffen in den Kampf zu schicken, damit er sein Reich noch mehr vergrößern kann? Wer viel Macht besitzt will immer mehr und ich glaube nicht, dass euer Kaiser da anders ist. Er wird sein Reich immer weiter auszudehnen versuchen. Was wird dann aus meiner Heimat? Ich werde ihre Eroberung durch euch und andere Römer damit nur unterstützen. Also vergesst es. Drachen in den Händen von Machthungrigen, so weit kommts noch. Ich werde euch nicht dabei helfen." erklärte Hicca trotzig.
Die Miene des Legaten blieb unbeeindruckt. "Das wäre tragisch für beide Seiten. Denn wenn ihr uns nicht helft, wird der Kaiser wütend und wird mehr Männer hierher schicken. Außerdem würde eure Mutter dann hier sterben."
"Und wenn ich euch töte, bevor ihr davon berichten könnt?" fragte Hicca drohend mit der Hand am Schwertgriff.
Exitus legte seine Hand ebenfalls an sein Schwert. "Ihr könntet es versuchen, aber selbst wenn ihr erfolgreich wärt, wäre es vergebens. Eure Mutter ist umzingelt und sie würde schneller sterben als ihr euer Schwert ziehen könntet oder ein Drache sie hier herausziehen könnte. Und selbst wenn ihr es schafft, bleibt uns immer noch ihr Drache. Außerdem würde es einen Krieg beginnen. Wollt ihr das wirklich? Denn wenn das euer Wunsch ist, dann zieht euer Schwert."
Hicca hielt inne und biss sich auf die Lippe, bevor sie die Hand wieder von dem Griff wegführte. "Lasst... lasst mich einfach einen Moment nachdenken." sagte sie und beugte sich wieder über die Reling.
Nach einer Weile ging Ash zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Hicca?" fragte er vorsichtig. "Du denkst doch nicht ernsthaft darüber nach, das Angebot anzunehmen?" Sie schwieg. Er fuhr flüsternd fort. "Mit den Drachen haben wir die Oberhand. Wir könnten sie ohne Probleme von hier vertreiben. Wir müssen nur den richtigen Moment abpassen." ermutigte er sie.
Hicca blickte wieder auf und lächelte ihn traurig an. Dann sah sie zu Valka, die etwas besorgt dreinblickte. Sie seufzte und zog ihr Schwert, das sie sofort ausfahren ließ. Exitus hob die Hand und die Römer um Valka machten sich zum Schlag bereit.
Doch Hicca rammte ihr Schwert, anstatt sich damit in den Kampf zu stürzen, in das Deck des Schiffes und rief dann. "Ich akzeptiere eure Forderungen."
Der Legat sah sie etwas überrascht an, während sie von Ash und Valka erschrocken angestarrt wurde. Hicca zog das Schwert wieder aus dem Holz heraus und legte es zurück an ihre Hüfte, während sie auf den Legaten zuging.
"HICCA, NEIN!" schrie Ash und versuchte ihr hinterherzurennen, scheiterte jedoch an dem Schildwall eines ganzen Contuberniums, das sich zwischen ihn und seine Frau stellte. Auch Ohnezahn brüllte verzweifelt und sprang einfach über die Schilde hinweg, um zu seiner Reiterin zu gelangen. Als sie sich zu ihnen umdrehte, stupste er Hicca an und gab ein trauriges Gurren von sich.
Sie nahm den Drachenkopf in beide Hände und drückte ihre Stirn sanft gegen seine. Dann wandte sie sich wieder zu dem Legaten um. "Kann ich wenigstens Ohnezahn mitnehmen?"
Er schüttelte den Kopf. "Leider nicht. Ihr müsst verstehen, dass sonst die Gefahr eurer Flucht zu hoch wäre."
Sie nickte betrübt. "Wie lange werde ich fort sein?"
Exitus überlegte einen Moment. "Zwei bis drei Jahre, schätze ich. Das hängt allerdings nicht von mir, sondern vom Kaiser ab."
"HICCA, BITTE NICHT!" schrie Ash über die Legionäre hinweg. Sie wandte sich von dem Legaten ab und ging wieder auf Ash zu. Sie legte ihre Hände auf die Schultern zweier Legionäre und schob sie sanft zur Seite, was sie widerstandslos zuließen. Nun stand sie ihrem Mann Auge in Auge gegenüber und blickte betrübt zu ihm auf, während er sie flehend ansah.
"Bitte tu mir das nicht an." sagte er. "Ich will dich nicht schon wieder verlieren. Es muss einen anderen Weg geben."
Sie schüttelte traurig den Kopf und senkte ihren Blick. "Wenn es ihn gäbe, dann hätte ich ihn eingeschlagen. Aber das ist die einzige Möglichkeit, bei der ihr alle unbeschadet aus der Sache herauskommt. Und vielleicht kann ich auch den römischen Kaiser davon überzeugen, die Drachen mehr zu respektieren und weniger als Waffen zu benutzen. Das ist eine Chance, die ich nicht ungenutzt lassen darf. Eine Chance auf Frieden."
Er blieb stur. "Ich werde nicht zulassen, dass du gehst. Du kannst mich nicht einfach so verlassen." entgegnete er trotzig.
Sie lächelte traurig und legte ihre Hand auf seine Brust. "Aber das tue ich doch gar nicht. Ich werde die ganze Zeit über bei dir sein, Ash. Und du wirst die ganze Zeit bei mir sein. Willst du wissen, warum?" fragte sie, legte ihre Hände sanft an seine Wangen, zog ihn zu sich herunter und küsste ihn zärtlich. Als sie sich von ihm löste, flüsterte sie: "Weil ich dich liebe, Ash Hofferson."
Er versuchte vergebens seine Tränen zu verbergen und schlang seine Arme um seine Frau. Mit einer Hand fuhr er ihr zärtlich durch das lange Haar, während er sein Kinn auf ihrem Kopf ablegte. Dann küsste er ihre Stirn und schluchzte leise. "Ich liebe dich auch, Hicca Hofferson." flüsterte er und drückte sie fest an sich.
Auch bei ihr glitzerten einige Tränen in den Augen, als sie sich eng an ihn schmiegte. Sie seufzte schwer. "Und dabei hat der Tag so gut angefangen." murmelte sie.
Während sie einige Minuten so dastanden, gab Exitus den Befehl, Wolkenspringer auf das Deck zu holen, doch Valka noch immer umzingelt zu lassen.
Hicca wand sich etwas widerwillig aus der Umarmung ihres Mannes. "Es ist Zeit." sagte sie.
Er nickte mit verzogener Miene. "Ja, leider. Pass auf dich auf, Hicca."
Sie lächelte sanft. "Und du auch auf dich, Ash." sagte sie und ging zu Exitus, neben dem schon ein Legionär stand, der Hicca sogleich ansprach. "Ich werde euch eure Unterkunft auf diesem Schiff zeigen. Bitte folgt mir." sagte er und ging unter Deck. Hicca folgte, aber nicht ohne Valka, Ash und Ohnezahn einen letzten traurigen Blick zuzuwerfen.
Der junge Häuptling stand nur wie betäubt da, als Hicca verschwand.
Der Legat ging an ihn heran. "Ich muss euch jetzt bitten dieses Schiff zu verlassen." sagte er und gab gleichzeitig ein Handzeichen, damit man Valka freiließ.
Ashs Augenbrauen zogen sich augenblicklich zusammen. Er zog seine Axt und hielt sie sofort an die Kehle des Römers, ungeachtet der ganzen Legionäre, die deshalb ihre Schwerter zogen und ihn umzingelten.
"Ich sag dir mal was, Römer." knurrte Ash. "Wenn irgendwer deiner Leute Hicca auch nur ein einziges Haar krümmt, dann werde ich das gesamte Drachennest mobilisieren und damit über euch herfallen. Ich werde niemanden von euch am Leben lassen, wenn es auch nur ein Römer wagt, Hand an sie zu legen. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?"
Exitus blieb unbeeindruckt und sprach ruhig: "Ich werde immer ein Auge auf sie werfen. Ich hatte nicht vor, ihr etwas antun zu lassen, keine Sorge. Das war immerhin nie mein Auftrag."
Ash entfernte seine Axt und schnallte sie sich wieder auf den Rücken. "Gut." sagte er nur. Sturmpfeil und Ohnezahn kamen angetrottet. Er aktivierte die automatische Schwanzflosse bei dem Nachtschatten, bevor er sich auf seinen Nadder setzte und abhob. Valka und Wolkenspringer folgten.
Während sie sich von der römischen Flotte entfernten und auch die Drachen, die bis zu diese Zeitpunkt um die Flotte gekreist waren, zurück zum Nest flogen, sah Ash auf seine Hand, genauer gesagt auf den Goldring mit dem Saphir, den er für seine und Hiccas Hochzeit hatte fertigen lassen. Er küsste ihn sanft. "Komm bald wieder, Hicca." flüsterte er.
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Die Nachtigall von Berk
AléatoireHicca wurde als Gegner für den Riesenhaften Alptraum ausgewählt. Daher versucht sie unauffällig mit Ohnezahn abzuhauen. Durch Ash fliegt sie jedoch auf und flieht mit einigen Komplikationen, die nicht unvergessen bleiben. Drei Jahre später kommt ein...