30 . Wem wir es sagen

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Montag.

"Und wart ihr noch lange auf der Party?", wollte ich von Lilly wissen, während ich bei Maurice die Mathe-Hausaufgaben abschrieb.

"Nicht lange", antwortete sie, "Xavier hatte irgendwie nicht so Lust."

Mein Magen zog sich für einen Moment zusammen, doch ich ignorierte es.

Ich konnte mir sehr gut denken, was Lilly's freund den Spaß verdorben hatte, doch das würde ich wohl kaum sagen.

Was wenn sie es schon wusste?

Scheiße, ich musste dringend mit Levi sprechen.

Direkt nach der Schule rief ich ihn an und hofftem dass er grade nicht bei der Arbeit war. Nach zwei Mal Piepen nahm er ab.

"Hallo..", meldete er sich sofort und sein Satz klang, als wäre er noch nicht zu Ende. Es fehlte ein "Prinzessin", "Süße", oder "Baby".

Ich wollte ihn fragen, ob alles okay sei. Ob es zwischen uns noch so war, wie vorher, doch plötzlich erschien es mir seltsam am Telefon darüber zu reden.

"Kann ich vorbei kommen?", fragte ich stattdessen.

"Klar. Wann bist du hier?", antwortete er ohn zu zögern.

"Ich nehm hier von der Schule den Bus."

"Okay." Damit beendete er das Gespräch.

Während der Busfahrt versuchte ich rauszufinden, ob das Telefonat komisch gewesen war. Levi sprach nie viel, daher war es schwer festzustellen, wann wirklich etwas nicht stimmte.

Doch eigentlich musste ich mir nicht all zu viele Gedanken. Mit ihm war es immer einfach, so im großen und ganzen.

Ich klingelte und erreichte dann schnell die Tür.

Levi stand im Türrahmen und wartete auf mich. Wieder wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte, aber er nahm mir die Entscheidung ab, indem er sich, noch bevor ich bei ihm ankam, umdrehte und in die Wohnung ging.

Jetzt standen wir irgendwie doof im Wohnzimmer rum. Scheinbar waren wir allein, oder Xavier war in seinem Zimmer.

"Ehm..", machte ich und fuhr mir mit der Hand durch die Haare.

Er stand nur da und sah mich mit einem Blick an, den ich mal wieder nicht deuten konnte.

Seine grauen Augen durchbohrten mich und ich wollte mich ihm einfach nur um den Hals werfen.

"Ist- Ist alles okay? Also so wie vorher?", brachte ich schließlich hervor.

Er nickte. "Ja, also Xavier wird nichts sagen und von mir aus ist alles okay", sagte er. Seine Stimme klang fest, auch wenn er ebenfalls leicht verunsichert schien.

"Okay. Dann ist alles sie wie vorher?"

Er trat einen Schritt auf mich zu. "Außer du willst es nicht", sagte er, hob die Hand und strich mir eine lose Haarsträhne hinters Ohr.

"Ich mag es wie es ist", gestand ich und genoss seine Berührung, die um einiges sanfter war als sonst.

"Ich mag dich", erwiderte er bloß und sah mir forschend in die Augen.

Jetzt war es definitiv seltsam.

Wir sagten sowas nicht, zumindest bis jetzt.

Es erschien mir so fremd, dass ich nicht einmal ein "ich dich auch" über die Lippen brachte. Stattdessen beugte ich mich zu ihm hoch und küsste ihn. Nur kurz, einfach um ihm eine Antwort zu geben, wenn auch ohne Worte.

2nd ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt