13 . Wissen und sehen ist nicht das gleiche

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...3 verpasste Anrufe von Liam.
Ich wählte seine Nummer und legte mein Handy an mein Ohr.

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"Grace, ich versuchte schon die ganze Zeit dich zu erreichen. Wo warst du?", erklang Liam's Stimme nur wenige Sekunden, nachdem ich den Anruf betätigt hatte.

"Ich bin nach Hause gefahren, ich hab ein bisschen zu viel getrunken."
Schon wieder nur so eine Halbwahrheit.

"Mit Jakob?"

Er hatte uns also tanzen sehen.
Ich antwortete nicht sondern starrte nur auf meine Fingernägel.

"Können wir uns treffen?"
"Klar. Willst du vorbei kommen?", erwiderte ich sofort.
"Bin in 15 Minuten da", sagte er knapp und legte auf.

Ich wollte nicht, dass er kommt. Wir würden streiten und er würde nicht einsehen, dass er falsch gehandelt hatte.

Zugegeben, mein Verhalten war jetzt auch nicht das einer Heiligen gewesen, aber erst nachdem er Mist gebaut hatte und das machte durchaus einen Unterschied.

Bevor er kam hüpfte ich noch schnell unter die Dusche und zog mir etwas anderes an.

Kaum, dass ich meine Flausche-Socken übergestreift hatte, klingelte es an der Tür.

"Ist für mich", rief ich nach unten.

Ich lief die Treppen hinunter, drückte den Türöffner, um Liam ins Haus zu lassen und öffnete dann die Wohnungstür.

Schon als er die Treppen nach oben kam wusste ich, dass er definitiv nicht gut gelaunt war.

Ohne ein Wort der Begrüßung oder sonst was, gingen wir rauf in mein Zimmer.

Ich setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett und wartete darauf, dass er anfing zu reden.

Er hingegen lief im Raum auf und ab und schien immernoch nach den passenden Worten zu suchen.

"Lief zwischen dir und Jakob was?", fragte er dann ohne Umscheife und sah mich direkt an.

"Bitte was? Du denkst ernsthaft, dass ich sowas tun würde?"

"Ich weiß nicht, was ich denken soll, Grace. Du hast dich mit mir gestritten und zum einen kenne ich Jakob und zum anderen so wie ihr getanzt habt-! Du wolltest doch, dass ich das denke, oder?!", schrie er mich an und ich zuckte zusammen.

"Es war nichts zwischen uns", sagte ich schließlich kleinlaut, "wir haben nur getanzt."

Liam schien zu bemerken, wie verängstigt ich war, denn er seuftzte, fuhr sich durchs Haar und kniete sich dann vor mir vors Bett.

"Ich wollte nicht so laut werden, es tut mir leid. Kann ich zu dir aufs Bett kommen?", fragte er wieder in einem sanften, aber auch etwas verzweifelten Ton.

Ich nickte bloß und rückte ein Stück nach hinten, um ihm Platz zu machen.

Einen Moment saßen wir nur still da, dann sprach er wieder weiter: "Ich hab nur Angst dich zu verlieren. Jetzt, da Levi wieder da ist, mehr denn je."

"Aber warum?"

Er lachte kurz auf, aber es war kein herzliches Lachen.

"Ich weiß, was er dir bedeutet. Ich glaube auch, dass du dir selbst manchmal garnicht eingestehen willst, wie wichtig er dir ist. Und ich weiß auch nicht wieso, ich hab echt keine Ahnung, was an ihm dich so verdammt fesselt - und ich bin mir sicher, dass du es auch nicht weißt. Du warst die letzte Woche glücklicher, als das ganze letzte Jahr und das habe ich mitbekommen, ohne dass wir uns überhaupt gesehen haben."

2nd ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt