53 . alte Lasten

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G R A C E

"Bist du sicher, dass du jetzt allein sein willst?", fragte Levi, als wir an der Tür angekommen waren.

Ich nickte nur.

Meine Knie fühlten sich immer noch leicht zittrig an.

Seit ich Laila in der Tür gesehen hatte strömten die Erinnerungen auf mich ein, die ich nicht stoppen konnte.

Ich wollte einfach schreien und auf irgendwas einschlagen. Und definitiv wollte ich ihn jetzt nicht sehen.

Ja, sonst wollte ich ihn immer bei mir haben, wenn es mir nicht gut ging - selbst wenn wir Streit hatten -, aber er war auch ein Auslöser.

Nicht stark genug, um diese Erinnerungen alleine wach zu rufen, aber genug, um sie zu verstärken oder zumindest aufrecht zu erhalten.

"Ich kann dich so hier nicht alleine lassen", beharrte er. "Lass mich wenigstens mit rein kommen. Ich bleib auch unten, aber du solltest jetzt nicht allein sein."

Ich verdrehte die Augen.

"Ja, du weißt, was am besten für mich ist", murmelte ich.

Er sah zu Boden und ich bereute meine Worte sofort, wusste aber auch, dass er es mir im Nachhinein nicht wirklich übel nehmen würde.

Ich sagte dann nichts weiter, ging in die Wohnung und er deutete die Tatsache, dass ich die Tür offen ließ richtig und folgte mir ins Innere.

"Ich geh jetzt hoch", informierte ich Levi dann, ohne ihn anzusehen. "Und ich will dich da nur sehen, wenn ich nach dir frage."

Dann ging ich ohne ein weiteres Wort auf mein Zimmer.

Nur auf der Treppe drehte ich mich noch einmal kurz um. Er sah mir nach, mit einem traurigen, hilflosen Blick und es tat mir leid, aber ich musste mich erstmal darauf konzentrieren, dass ich selber wieder runter kam.

Es war schwierig und ich schlief über den verzweifelten Versuch mich zu beruhigen ein.

Mein Schlaf war unruhig und durchzogen von verdrängten Erinnerungen an diese Nacht.

am nächsten morgen.

Unerwarteter Weise wurde ich nicht geweckt.

Ich hatte nicht erwartet, dass Levi so geduldig sein würde.

Nach einigen Minuten in denen ich nur so da lag und versuchte rauszufinden, ob ich schon wieder okay war, sah ich schließlich auf die Uhr - halb 12.

Oh man hab ich lang geschlafen, dachte ich und machte mich daran aufzustehen.

Wie ich feststellte hatte ich die meisten finsteren Gedanken bereits erfolgreich verdrängt.

Ich ging nach unten und dann weiter zum Wohnzimmer.

Der Fernseher lief und Levi schlief auf der Couch.

Die Kaffetasse auf dem Tisch und seine seltsame Haltung - er saß aufrecht, den Kopf nach hinten auf die Lehne gelehnt - ließen mich vermuten, dass er versucht hatte wach zu bleiben.

Einen Moment beobachtete ich ihn nur.

Nur er konnte in so einer Position immernoch gut aussehen und ich war ihm verdammt dankbar dafür, dass er mir den Freiraum gestern gelassen hatte.

"Levi?" Ich versuchte ihn sanft wach zu rütteln.

Er schnaufte einmal - was irgendwie ziemlich süß war -, drehte den Kopf zur einen, dann zur anderen Seite und schlug dann die Augen auf.

2nd ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt