Seit dem Traum trainierte Scill jeden Tag wie ein Besessener. Bald würde das große Turnier stattfinden und er wollte unbedingt unter die besten zehn. Dieses Jahr war er endlich alt genug. Mit seinen siebzehn Jahren zählte er nun zu den Erwachsenen. Scill glaubte nicht daran zu siegen, doch er übte. Es kam ihm nicht auf den Sieg an, er wollte nur mitmachen und sein Bestes geben. Silberflügel war ein starker Kämpfer, mit seiner Kraft konnte so manch andrer erwachsener und fertig ausgebildeter Kampfdrache nicht mithalten, doch Silberflügel war noch nicht alt genug um genügend Erfahrung zu haben um das Turnier gewinnen zu können. Die Nachricht vom großen Turnier war schon vor einiger Zeit durch die Lande gegangen. Jeder Drachenkämpfer wollte daran teilnehmen und reist deshalb nach Zarimor, der Hauptstadt vom Land des Lichts. Selbst aus weit entfernten Regionen wie den Eisschluchten, der Steppe, der Feuerwüste oder aus Ganjue kamen die Drachenkämpfer angereist. Es war das weltweit bekannte große Turnier und wer etwas von sich hielt, der nahm daran teil. Krähenkralle der Drache von Scills Großvater war sehr geübt im Kampf. Früher war er berühmt gewesen und hatte im Turnier mehrmals einen der ersten drei Plätze belegt. Mit seinen überaus scharfen Instinkten war er kaum zu übertreffen. Seine Schuppen waren wunderschön dunkelgrün. Vom Alter schon etwas geprägt aber ansonsten überaus kräftig und zäh. Mit seinen siebzig Jahren stand er mitten im Leben, doch bei einem Sturz während eines Kampfes hatte er sich sehr verletzt und wollte seit damals nicht mehr kämpfen. Er hatte sich ein Bein, einen Flügel und mehrere Rippen gebrochen. Es hatte viele Wochen guter Pflege gebraucht bis alle Wunden verheilt waren nur sein Flügel war nicht wieder richtig zusammengewachsen. Noch konnte er gut fliegen, doch Flugmanöver und ähnliches konnte er nicht mehr bewältigen. Seine dunklen Schuppen wurden von noch dunkleren grünen Schuppen durchzogen, sodass auf seinem Körper ein wunderschönes Muster abgebildet war. Krähenkralle war wunderschön, doch mit seinen Krallen konnte er einen Menschen in Sekundenschnelle auseinander reißen. Wunderschön und doch tödlich.
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„Bald ist es endlich soweit!" Rief Scill laut und lachte fröhlich. „Bald werden Silberflügel und ich endlich zeigen können was wir wirklich gelernt haben."
„Darum leg dich jetzt besser schlafen. Wir brechen schon heute Abend auf und laufen durch die Nacht. Der Weg ist lang und wir werden einige Stunden brauchen. Du solltest unbedingt ausgeruht sein."
Scill wusste, dass das nicht nur ein nett gemeinter Ratschlag gewesen war, das war ein Befehl. Sein Großvater konnte es sich einfach nicht abgewöhnen ihn herumzukommandieren obwohl er jetzt doch erwachsen war. Kör hatte dieses Mal jedoch recht und deshalb ging Scill ohne Widerspruch zu leisten ins Bett. Er lag noch lange wach. Schließlich nach einer halben Ewigkeit schlief er aber dann doch noch ein.
Abends rüttelte ihn sein Großvater wach. Es war an der Zeit. Alles stand zum Aufbruch bereit. Die drei Drachen, Silberflügel, Krähenkralle und Mondschatten, warteten vor dem Haus. Sie breiteten ihre Flügel aus, holten Anlauf und schwangen sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft. Scill nahm seinen Rucksack und warf ihn sich über die Schulter, dann verließ er das Haus. Sein Großvater folgte ihm und stumm machten sie sich auf den Weg. Es war nicht nötig etwas zu sagen. Für den anstrengenden Weg die Berge hinab ins Tal brauchten Scill und sein Großvater all ihre Kraft. Es gab keine festen Wege, nur unwegsame Geröllhalden. Doch Scill war es gewöhnt. Er war in den Bergen aufgewachsen und hatte keine Schwierigkeiten damit auf losen Steinen, schmalen Pfaden oder rutschendem Geröll durch die Berge zu wandern. Er kannte unendlich viele Abkürzungen und gebare Wege. Nach ein bis zwei Stunden gönnten sich Scill und sein Großvater Kör erstmals eine Pause. Wobei sie ein wenig tranken und dann den Abstieg genauso schweigsam fortsetzten. Scill hasste diese Stunden des Schweigens. Die Nacht schritt ruhig voran. Es war still und nur selten war das Geräusch eines Tieres zu hören, das sich leise über die Steine bewegte. Scill dachte viel nach. Es war ein tolles Gefühl zu wissen, dass man schon bald am großen Turnier teilnehmen würde. Kör vermutete, dass Scill auf Grund seiner Vergangenheit, so besessen auf das Turnier war. Seine Eltern waren bei einem Anschlag auf eine Arena, während eines Drachenkampfes ums Leben gekommen. Sein Vater hatte gekämpft, er war in der Endrunde gewesen und dann hatten fremde Söldner die Arena überfallen. Alle Besucher, ob Mann, Frau oder Kind, waren getötet worden. Scills Mutter hatte sich über den damals sechsjährigen Scill geworfen um ihn vor den Angreifern zu verstecken. Ein Söldner hatte die wehrlose Frau getötet, doch Scill hatte er unter dem Leib Larys nicht bemerkt. Auch Kail, Scills Vater, war von den Söldnern getötet worden. Die Drachen und Drachenkämpfer hatten einen Erbitterten Kampf gegen die Feinde geführt, doch am Schluss waren alle getötet worden oder lebensbedrohlich verletz. Oft wiederholte sich dieser Tag bruchstückhaft in Scills Albträumen. Damals hatte er sich geschworen den Wunsch seines Vaters zu erfüllen. Wenn schon Kail nicht Sieger des großen Turniers wurde, so wollte wenigstens Scill es einmal schaffen.
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Das Drachenamulett
FantasyIm Grunde führt Skill ein ganz normales Leben. Zusammen mit seinem Großvater lebt er in den Bergen in einem Land voller Schönheit und Magie. Doch als das große Turnier der Drachenkämpfe ansteht und Skill in die Hauptstadt reist um daran teilzunehme...