Früh, noch bevor die Sonne aufgegangen war, kam der Wirt ins Zimmer und weckte Scill und Kör. Verschlafen richtete Scill sich auf, gerade als der Wirt die Fensterläden aufklappte. Das matte Licht des anbrechenden Tages fiel in das Zimmer. Er atmete tief ein und genoss die noch kühle Morgenluft, die durch das Fenster strömte. Kör richtete sich auf. Geschwind schlug er die Decke zurück, stieg mit einer schwungvollen Bewegung aus dem Bett, streckte sich genüsslich und gähnte herzhaft. Scill konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dann legte auch er seine Bettdecke zurück, sprang extra mit übertriebenem Schwung aus dem Bett und amte auch noch die Anderen Gewohnheiten seines Großvaters nach. Nun war es der Wirt, der sich sein Lachen nicht mehr verkneifen konnte. Nachdem Kör seinem Enkel einen eisigen Blick zugeworfen hatte fiel er mit in das Lachen ein. Dann schlüpften sie in ihre Anziehsachen, frühstückten eine Kleinigkeit in der Wirtsstube und machten sich auf in die Arena. Sie waren nicht die Einzigen, die auf die Idee gekommen waren schon so früh dort zu erscheinen. Schon an die dreißig Kämpfer waren versammelt, die ihre Kampfpartner suchten oder damit beschäftigt waren sich auf die Kämpfe vorzubereiten. Es wurde nicht darauf gewartet, bis alle Teilnehmer anwesend waren. Jeder der ankam bekam am Eingang ein Kärtchen mit seiner eigenen Kampfnummer und ein weiteres Kärtchen mit der Nummer des Gegners. Scill hatte die Nummer 34 und sein Gegner die Nummer 52. Kör begleitete Scill noch bis zu einer Absperrung hinter der die Verwandten und Bekannten der Drachenkämpfer bei den Ausscheidungskämpfen zusehen konnten. Auf der Suche nach seinem Gegner kam Scill an einigen Kampfplätzen vorbei. Er hatte noch nie so viele unterschiedliche Drachen und Kämpfer an einem Ort gesehen. Da gab es kleine, flinke Drachen, gerade einmal so groß wie ein Pony oder riesig Große mit unendlich vielen Muskeln, die man unter den Hornschuppen sah. Einige waren mit roten oder schwarzen, grünen, blauen, gelben und goldenen Schuppen überzogen. Andere waren violett, silbern oder türkis. Die Drachen und Kämpfer kamen aus den verschiedensten Ländern und Regionen. Ein Junge mit langen blonden Locken, dunkler Haut und nichts weiter an als einer dünnen gold-gelben Lederhose kämpfte gegen eine schlanke, anmutige, hellhäutige Elbin. Der Drache des Blondschopfes stammte aus den kalten Fluten von Kelekk. Er war ein Wasserdrache mit blauen Hornschuppen, die mit einem algigen grün gesprenkelt waren. Die zarten Flügel und auch die Schwimmhäute zwischen den Krallen waren nur hauchdünne Lederschichten, durch die man, wenn der Drache sie gegen die Sonne hielt, hindurchschauen konnte. Die Elbin hatte einen großen grünen Walddrachen, der von einem starken Tannengeruch umgeben wurde. Neben der Elbin kämpfte ein schmächtiger Zwerg mit seinem Bergdrachen aus dem Koapin- oder Nebelgebirge gegen einen kleinen Kobold und dessen Feuerdrachen. Der Zwerg hatte einen langen braunen Bart und trug ein schweres Kettenhemd und einen großen Kriegshammer auf dem Rücken. So als wolle er in den Krieg ziehen und nicht an einem Turnier teilnehmen. Der Kobold trug einen Lendenschurz und ein blaues Halstuch. Durch sein rechtes Ohr hatte er sich einen großen eisernen Ring geschlagen und sein linkes Ohr war nur noch ansatzweise vorhanden. Scill wandte sich ab und suchte weiter nach dem Kämpfer mit der Nummer 52. Plötzlich wurde er von jemandem unsanft an der Schulter gepackt und grob zu einem der Kampfplätze gestoßen. Der Mann, der ihn an der Schulter festhielt, fragte mit rauer Stimme: „Du hast doch die Nummer 34?" Scill nickte. „Gut, ich hab dich schon lange gesucht. Wo ist dein Drache? Oder hast du Angst bekommen und willst nicht mehr gegen mich kämpfen?"
„Hören Sie mal Sir, ich habe ganz sicher keine Angst vor Ihnen und mein Drache kommt sobald ich ihn rufe. Gehen wir doch erst mal zu einem Kampfplatz und lassen uns eintragen, dann habe ich immer noch genügend Zeit um meinen Drachen zu rufen." Entgegnete Scill auf das unhöfliche Geschwätz des Mannes.
„Beeil dich aber! Ich möchte heute noch anfangen." Mit diesen Worten drehte sich der Mann um und ging zu einem Kampfplatz. Scill folgte ihm.
„Wir wollen hier kämpfen 52 gegen 34!"
„Gut ich werde die Herren dann rufen, wenn sie an der Reihe sind. Gehen Sie jetzt bitte und bereiten Sie sich auf ihren Kampf vor. Es wird nicht mehr lange dauern, nur noch zwei Kampfpaare sind vor ihnen an der Reihe." Antwortete der Mann vom Turnier auf die lauten Worte von Scills Gegner. Scill suchte sich einen schönen freien Platz und rief Silberflügel. Dieser kam dann auch geschwind zum Eingang geflogen und Scill holte ihn ab. Auf dem vorher ausgesuchten freien Platz schaute er sich Silberflügel noch einmal ganz genau an. Scill hatte sich für den ersten Kampf einen guten Plan ausgedacht und diesen schärfte er nun Silberflügel ein. Kurz nachdem er fertig war kam sein Gegner herbei und rief ihn zum Kampf. Ohne in Eile zu geraten stand Scill auf und ging mit Silberflügel zum Kampfplatz. Sie stellten sich gegenüber ihrem Gegner auf und der Kampfrichter kam und erklärte ihnen die Regeln. „Ihr dürft den Gegner kampfunfähig schlagen aber auf keinen Fall töten. Wenn der Gegner aufgibt oder der gegnerische Drache anfängt zu bluten hat man gewonnen. Diese Regeln gelten nur für die Ausscheidungskämpfe, also wenn ihr weiterkommt dann lasst euch die weiteren Regeln erklären. Alles verstanden?" Nicken auf beiden Seiten. Dann ging der Richter aus dem Kampfplatz und es konnte losgehen.
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Das Drachenamulett
FantasyIm Grunde führt Skill ein ganz normales Leben. Zusammen mit seinem Großvater lebt er in den Bergen in einem Land voller Schönheit und Magie. Doch als das große Turnier der Drachenkämpfe ansteht und Skill in die Hauptstadt reist um daran teilzunehme...