Riesig tat sie sich vor ihnen auf, die Höhle im Eis. Scill bibberte und drückte Kolina fest an sich. Hier war es kalt, viel kälter noch als im Labyrinth. Vor zwei Stunden hatten sie es verlassen und waren nun vor dieser Höhle gelandet. Scill ging entschlossen auf den Eingang zu. Nur Kolina und Tevin begleiteten ihn, die anderen würden draußen warten, die Prüfung war nur für ihn und er wollte niemanden außer seinen beiden besten Freunden dabei haben. Der Gang war breit und führte sachte nach oben. Sie gingen und gingen und Scills Gedanken schwirrten umher. Was ihn wohl dieses Mal erwartete? Würden Ylon und seine Männer ruhig bleiben? Würde es dem Kobold und der Zwergin gelingen mit ihnen fertig zu werden falls etwas passierte?
Eine große Wand aus Stein tat sich vor ihnen auf und versperrte ihnen das Weiterkommen. Viele Muster waren in den Stein gehauen worden und schienen sich alle um ein bestimmtes Symbol zu drehen. Es sah aus wie eine Fassung und Scill zog den Ring, den Liratfin ihm gegeben hatte aus der Tasche. Vorsichtig drückte er ihn in die Vertiefung und plötzlich fingen die Wände an zu zittern. Schnee rieselte auf sie herab, das Eis kreischte auf und die Steinmauer hob sich langsam, verschwand in der Decke über ihnen. Tevin und Kolina starrten ihn beide an. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Staunend gingen die drei weiter. Eine riesige Halle tat sich vor ihnen auf. Gigantische Pfeiler aus Eis hielten eine Decke, mehr als zwanzig Schritt über ihnen. Weiße Kristalle waren überall in silberne Halterungen eingefasst und verströmten ein sanftes Licht. Scill ließ seinen Blick umherschweifen. Jede Säule war mit hunderten von feinen Symbolen verziert. An den Wänden hingen Waffen aus Eis, Bilder aus Glas und Spiegeln, Schmuck aus perlenden Steinen. Rechts und links von ihnen reiten sich etliche Statuen aus Schnee und Eis geschaffen. Sie zeigten hünenhafte Krieger, strahlende Schönheiten, grausame Bestien und Drachen. Scill konnte Kolina auflachen hören, sie drehte sich um sich selbst, versuchte alles mit ihren Augen aufzusaugen. Zehn Schritt vor ihnen führte eine Treppe zu einer kleinen, unscheinbaren Türe. Sie fiel in der riesigen Halle kaum auf und doch wurde Scill unweigerlich von ihr angezogen. Eilig lief er los, seine Beine trugen ihn immer schneller, er fing an zu rennen, durchquerte die Halle in Windeseile und erst vor der Türe machte er halt. Er atmete tief ein, dann tastete er nach dem Türgriff und zog sie auf. Er konnte Kolina und Tevin noch hinter sich hören, doch ihre Schritte und Stimmen vergingen. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und er war allein. Es war stockfinster, doch er ging unbeirrt weiter. Er setzte einen Fuß vor den anderen und plötzlich flammte ein kleines Licht neben ihm auf und dann noch eines und noch eins... Immer mehr je weiter er ging. Sie erhellten den schmalen Gang und er fing an schneller zu laufen. Der Gang öffnete sich und da war es. Riesige Zacken aus Eis ragten vor ihm empor. Bildeten einen gewaltigen Kamm. Jede einzelne über zehn Schritt hoch und fünf Schritt breit. Es war unglaublich. Sie hatten die Form eines Drachenkamms machten einen Bogen und er lief an ihnen vorbei, blickte sich um und sah, wie sie in den Wänden verschwanden. Der kleine Gang aus dem er gekommen war war nichts weiter als ein kleines Loch in einer riesigen Wand aus der diese Zacken hervorkamen. Scill ließ seinen Blick nach oben schweifen, er konnte keine Decke sehen. Er blickte sich um. Sieben Schritt von den Zacken entfernt konnte er einen Abgrund sehen. Geschwind lief er darauf zu. Er taumelte als er hinabsah. Es ging bis an die zwanzig Schritt in die Tiefe. Das war unglaublich. Die Wand die hinab führte war ohne jeglichen Riss, kein einziger Fels stach daraus hervor, es war als hätte man sie abgeschliffen. Scill lief zurück zu den Zacken und schlüpfte durch einen der Zwischenräume, der die gewaltigen Gebilde trennte. Auf dieser Seite sah es genauso aus wie auf der anderen. Nach etwa sieben Schritten begann der Abgrund. Geschwind setzte er seinen Weg fort, folgte dem Kamm aus eisigen Zacken, die immer kleiner wurden, bis er am Ende angekommen zu sein schien. Zwei mächtige gewundene Säulen ragten in den Himmel und etliche kleine wanden sich darum. Es war unglaublich, alles war so wunderschön in diesem makellosen Weiß. Sein Weg neigte sich steil und er musste sich hinknien um hinabzuklettern. Einige Schritt vor, rechts und links von ihm prangte der Abgrund und er ging darauf zu. Starrte hinab auf den Grund. Ob er dort hinab musste? Ratlos drehte er sich um. Er schrie. Zwei gewaltige Augen starrten ihn trüb an. Er stürzt, spürte wie sich seine Hände an dem Boden aufschürften, doch es störte ihn nicht. Das war unmöglich! Tränen traten ihm in die Augen. Er stand auf einem Drachen! Auf einem riesigen Drachen, der schon lange tot sein musste. Er war seinen Hals entlanggegangen, die Zacken waren sein Rückenkamm gewesen und nun stand er auf seiner Schnauze, zwei mächtige tote Augen vor sich. Scill keuchte. Was hatte dieses Tier nur zu töten vermocht? Es musste hier schon seit Urzeiten begraben liegen unter all dem Eis, sein ganzer Körper schien schon damit umhüllt zu sein. Zitternd richtete Scill sich auf, sein Herz schmerzte... Tränen liefen ihm über die Wangen und er konnte nicht sagen warum. Trauer füllte ihn aus, angesichts dieser toten Kreatur. Von so einem gewaltigen Drachen hatte er noch nie gehört... Er musste tausende von Jahren alt sein. Scills Hertz setzte aus. Er keuchte. Aber natürlich, das musste er sein! Der Urdrache! Der Vater aller Drachen, der erste, der seine Schwingen über Milinia ausgebreitet hatte. Scill ging in die Knie, verneigte sich tief und fing an zu beten. Er wusste nicht an wen er beten sollte, kannte keinen Gott, dem er hierfür danken oder den er hierfür anklagen konnte, also richtete er seine Gedanken an den Drachen selbst.
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Das Drachenamulett
FantasyIm Grunde führt Skill ein ganz normales Leben. Zusammen mit seinem Großvater lebt er in den Bergen in einem Land voller Schönheit und Magie. Doch als das große Turnier der Drachenkämpfe ansteht und Skill in die Hauptstadt reist um daran teilzunehme...