21 - Shatter me

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Jimin P.O.V

Das wilde Pochen meines Herzens übertönte die unaushaltbare Stille um mich herum.
Heute war ein eher ruhiger Tag, außer einem Fahrradfahrer und einem Mann der mit seinem Hund Gassi ging, lief mir keiner über den Weg.

Mein Hintern schmerzte von dem harten Plastik der Schaukel, die Ketten an denen die Sitzfläche herabbaumelte, quietschten bei jedem Schwung den ich nahm. Es piekste mir in den Ohren, verlieh mir eine Gänsehaut.

Es war ein absolut grauenhaftes Gefühl mit meinen Gedanken allein zu sein.
Es war, als würde ich von innerem heraus aufgefressen werden und ohne Halt in ein schwarzes Loch befördert.
Es machte einen verrückt. Man katte keinen Ausweg und konzentrierte sich nur auf diese bedrückende Dunkelheit und Leere.
Meine Haut kribbelte, stand ganz und gar unter Strom und ich konnte nicht still sitzen bleiben, wackelte mit den Beinen.
Dieser Zustand brachte mich in die Zeit zurück, in der meine Lust am Leben vollständig in Asche gelegt wurde. Damals als mein einziger Wille war, nicht mehr am Leben zu sein und sich mein Privileg auf diesem Planeten zu weilen aufgelöst hatte.
Auch wenn ich wusste, dass dieses Gefühl niemals ganz verschwinden würde, es sich ganz tief in meinem Inneren verankert hatte, hatte ich es geschafft etwas Normalität in meinen Alltag zu bringen. Mit Menschen an denen ich hing.

Ich konnte seine Statur schon von weitem sehen.
Er trug eine Lederjacke und Jogginghosen, ein Anblick der untypisch für ihn war. Besonders die Jogginghose, normalerweise hatte er schon einige Vorlesungen an der Uni haben müssen und sich dafür herausgeputzt.

Mit schwitzigen Handflächen richtete ich mich auf, die Schaukel schwang dabei nach Hinten und schlug einen Moment später abrubt gegen meine Kniekehlen.
Ich zuckte kurz auf, ließ meinen observierenden Blick jedoch nicht eine Sekunde von Taehyung abweichen.
Er war unrasiert. Das erkannte ich sofort. Und er trug ein halb zerknittertes T-Shirt, so als hätte er sich das erste Teil zum anziehen  gegriffen, welches ihm vor die Füße gefallen war.

Ich rührte mich nicht. Und doch wollte ich in diesem Moment nichts lieber tun.
Ich wollte dem Jungen, dem ich mein Leben zu verdanken hatte und zu dem meine Gefühle so tief gingen um den Hals fallen, diese sechs Tage an Funkstille wieder wett machen.
Mein Herz pumpte sogleich doppelt so viel Blut durch meinen Körper. Der rote Muskel pochte wild gegen meine Brust und raubte mir den Atem.

Unglaublich was Taehyung da in mir auslöste ohne mich direkt zu berühren.

Taehyung machte den ersten Schritt.
Ich hatte Tränen der Freunde oder der Wut erwartet, wilde Umarmungen und stürmische Küsse.
Doch, dass er mir eine verpasste hatte ich nicht kommen sehen.

Ich wich einige Schritte zurück, hielt mir die vor Wärme pochende Wange und starrte ihn mit einem Blick voll blanken Entsetzen an, in dem sich auch der Hauch von Reue wiederspiegelte.
Ich betrauerte es, dass ihm dieser eine Schlag nicht gereicht hatte. Seine Wangen wiesen eine rosige Farbe auf und er hatte seine Augenbrauen zusammengezogen, blickte wütend drein.
Sein Brustkorb hebte und senkte sich stark, wie bei einem wütenden Bullen der sich auf den provozierenden Matador stürzen wollte.

"Du Arschloch!", bellte er dann endlich. Er ließ endlich dem angestauten Ärger freien Lauf.
"Du hast komplett den Verstand verloren oder?"

Er kam näher an meine angespannte Figur heran, versetzte mir einen Schubser indem er meinen Brustkorb mit beiden Händen anstieß. Wieder stolperte ich zurück, rang nach Luft und musste mich entscheiden ob ich meiner pochenden Wange Aufmerksamkeit schenkte oder dem schottrigen Weg um nicht auf meinem Hinterteil zu landen.

"Wieso hast du nicht angerufen?"
Wieder ein Schubser.
"Weißt du wie besorgt ich war?"
Und wieder ein Schubser folgte, diesmal ein festerer. Die Stelle auf denen seine Handflächen landeten schmerzte etwas. Er legte seine ganzen Gefühle in diese Aktion, wollte, dass der Schmerz und die Wut in seinem Inneren endlich verschwand.

Thin Lines | VminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt