Kapitel 15

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Clarise P.O.V

Panisch überlegte ich, was wir tun sollten, denn der Crank kam immer näher und wir waren scheinbar unbewaffnet.
In die andere Richtung fliehen ging auch nicht, denn wir waren in einer Sackgasse. Also hieß es kämpfen oder gut verstecken, nur das mit dem verstecken würde schwierig werden.
Das unheimliche Grunzten wurde nun lauter und im nächsten Monemen humpelte der Crank um die Ecke und sah uns gierig an.
Ein letztes Mal sah ich zu Newt und dann fixierte ich den Crank, der auf uns zu humpelte. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte, aber ich wusste, dass ich irgendwas versuchen musste und das schnell.
Gerade wollte der Crank nach meinem Arm beißen, aber ich trat nach ihm.
Quietschend fiel er zurück und es war als hätte ich etwas ausgelöst, das ihn zum brutalen Killer machte, denn im nächsten Moment sprang er auf und stürzte sich auf Newt, der erschrocken zu Boden fiel. Ich eilte Newt zu Hilfe und versuchte den Crank von ihm zu bekommen, aber er wollte mich beißen. Schnell zog ich meine Hand weg und schlug dem Crank meinen Ellenbogen auf die Nase. Im nächsten Moment ließ er Newt los und stürzte sich nun auf mich.
Ich fiel hin und stieß meinen Kopf an der Wand. Ein eisiger schmerz durchzuckte mich und ich schloss die Augen. Der Crank zappelte wild und ich spürte, wie er von mir gezogen wurde. Newt hatte ihn wohl weggezerrt und kämpfte jetzt gegen ihn.
Mühsam richtete ich mich auf und zwang mich dazu meine Augen zu öffnen und Newt zu helfen.
Gemeinsam schafften wir es den Crank von ihm zu ziehen, da er so viel zappelte und wir aufpassen mussten, dass er uns weder beißen noch kratzen konnte.
Niemand wollte es riskieren sich anzustecken und so zu enden, wie Winston.
Ich zog am Crank und Newt drückte ihn mit aller Kraft von sich, bis der Crank erschrocken rückwärts stolperte und gerade auf uns zulaufen wollte, als ein lauter Knall ertönte.
Mit einem seltsamen, ausdruckslosen Blick sah uns der Crank an und ich starrte ihn erschrocken an.
Was war denn jetzt passiert?!
Im nächsten Moment röchelte er seltsam und kippte vornüber. Wir wichen beide einige Schritte zurück und starrten immer noch auf den Crank, der leblos auf dem Boden lag. Aus einer Wunde am Rücken floss Blut und tränkte den Boden.
Mehrere Meter hinter dem Crank standen die anderen und Jorge steckte gerade eine Waffe wieder ein.
„Das nächste Mal macht das ein bisschen leiser.", knurrte er und ich sah verwirrt zu Newt. Wir hatten den Crank ja nicht erschossen, was so laut war.
„Wow, was habt ihr Strünke da nur angestellt?!", fragte Minho und ich lächelte erleichtert.
„Los, ich wette die andern Cranks und die Soldaten sind bestimmt auf uns aufmerksam geworden und werde nicht Lange auf sich warten lassen. In dem Fall wäre es sinnvoll, wenn wir uns einen Platz gesucht haben, wo wir sicher sind.", drängte Jorge und Newt und ich steigen schnell über den toten Crank.
„Folgt mir!", forderte Jorge uns auf und wir liefen ihm hinterher.

Er eilte einige Straßen lang, bis er schließlich an einem alten und verlassenen Haus stehenblieb.
„rein da!" Er zeigte auf ein eingeschlagenes Fenster und ich sah unsicher zu den anderen.
„Los, macht schon!", drängte Jorge und wir kletterten alle nacheinander in das dunkle Gebäude, Jorge zuletzt.

In dem Raum, durch den wir durch das Fenster gekommen waren, war es stockdunkel, dunkler als draußen und unsere Augen mussten sich erstmal an die Dunkelheit gewöhnen.
Wir standen alle dicht gedrängt, da wir nicht sicher waren, ob in dem Raum Cranks waren und wir sie damit aufwecken würden. Jorge zwängte sich durchs Fenster und stieß gegen die kleine Gruppe.
„Na geht schon! Was steht ihr hier denn so rum?!", fragte er genervt und wir sahen alle zu ihm.
„Was ist, wenn hier Cranks sind?", fragte Pfanne und Jorge schnaubte auf.
„Hier sind keine. Darauf könnt ihr euch verlassen.", gab er als Antwort und ging weiter in den Raum rein, bis ihn die Dunkelheit verschluckte. Wir blieben stehen und sahen ihm verwirrt hinterher. Unsicher, ob wir ihm folgen sollten.
„Wollt ihr etwa von Cranks aufgegessen werden? Da draußen, oder da, wo ihr steht, seid ihr nicht so sicher. Ich werde auch kein Licht anmachen, damit ihr euch sicher sein könnt, dass hier keine Cranks sind, denn dann sind bestimmt welche da, sobald sie sehen, dass hier jemand ist.", ertönte es aus der Dunkelheit und wir sahen uns misstrauisch an.
„Na kommt schon! Ich warte bestimmt nicht die ganze Nacht!"
Schließlich war ich die erste, die einen Schritt auf die Dunkelheit zumachte und die anderen folgten mir.
Langsam gewöhnten sich meine Augen an das tiefe schwarz und ich erkannte schemenhaft eine Treppe vor uns, auf der Jorge stand. „Na geht doch. Folgt mir einfach. Und für die, die es nicht sehen: Vorsicht Stufen.", sagte er leise und drehte sich um und stieg die Treppen hoch. Ich hatte bei jedem Schritt das Gefühl, dass die Treppe uns nicht lange aushalten würde und hoffte inständig, dass sie nicht zusammenbricht.
Hinter mir lief Newt, dahinter Pfanne, dann Aris und Teresa und Minho bildetet das Schlusslicht.

Oben angekommen blieben wir stehen und Jorge sah sich kurz um. Dann führte er uns weiter durch irgendeinen Raum zu einem anderen. Im fahlen Licht erkannte ich, dass das Haus sehr unordentlich verlassen wurde. Überall standen noch die Möbel, nur waren die meisten kaputt oder einfach zur Seite geschoben. Manches stand noch, aber das war nicht viel. Jorge führte uns in einen Raum, in dem viel freier Platz war.
„Also, wir müssen morgen früh weiter und ich schlage vor, ihr haut euch noch für ein paar Stunden aufs Ohr, solange, bis die Sonne aufgeht.", sagte er leise und jeder suchte sich einen Platz, an dem er sich gut hinlegen konnte. Jorge ließ sich auf einen alten Sessel nieder und ich stellte mich neben ihn.
„Wo werden wir morgen hingehen?", fragte ich leise und er sah zu mir. „Wir besuchen einen alten Freund. Er hat früher mal Kids in die Berge geschmuggelt.", bekam ich als Antwort.
„Warum genau hilfst du uns?"
Er blieb eine längere Zeit stumm, bis er schließlich antwortete: „Ich habe großes mit euch vor. Ihr seid womöglich meine Eintrittskarte in den sicheren Hafen." Verwirrt blickte ich ihn an, was war der sichere Hafen?!
„Der sichere Hafen ist ein Ort, an dem die Sonne noch nicht alles verbrannt hat. Dort bringt der rechte Arm immer wieder gerettete Kids, vor allem Immune, hin."
„Und du denkst, dass Brenda und Thomas zu diesem Freund kommen?", fragte ich nach und er nickte langsam. „Ich wette, wenn Brenda und dein Freund es dort rausgeschafft haben, dann sehen wir sie morgen wieder."
„Wenn?!", fragte ich alarmiert und er seufzte.
„Hör zu, ich kann leider nicht mit Sicherheit sagen, dass sie es dort rausgeschafft haben, aber ich vertraue Brenda. Und das solltest du auch tun. Hoffen wir einfach mal, dass wir sie morgen bei Marcus treffen.", gab er zu und ich merkte, wie wieder Sorge in mir hochstieg. „Was ist, wenn wir sie nicht dort morgen treffen? Werden wir dann etwas warten? Und was ist, wenn wir vergeblich warten? Wie sind sie überhaupt rausgekommen?", stellte ich alle Fragen, die mich beschäftigten und er lachte leise auf.
„Hör zu, kleines, du solltest dich hinlegen und ausruhen. Diese Fragen werde ich heute nicht beantworten. Und zum letzten Mal: vertrau auf deinen Freund und Brenda.", sagte er und ich gab nach.
Leise, da manche schon schliefen ging ich zu Newt, der an einer Wand lehnte und mich die ganze Zeit beobachtet hatte. Ich setzte mich neben ihn und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter.
„Was habt ihr besprochen?", wollte Newt leise wissen und ich seufzte. „Er hat mir gesagt, zu wem wir morgen gehen und all das. Also wie es aussieht können wir ihm trauen, dass er uns heil in die Berge zum rechten Arm bringen wird.", versicherte ich und er nickte.
„Klingt doch schon mal gut."
Ich nickte schwach und schloss müde die Augen. In der Tat war der vorherige Kampf mit dem Crank kräfteraubend gewesen.
Natürlich waren die ganzen letzten Stunden anstrengend gewesen. Zuerst der ewiglange Weg durch die Wüste –ohne Wasser– Dann das schnelle Laufen wegen den Blitzen und dann auch noch die Flucht vor WICKED. Noch dazu kam, dass ich mir bei dem Kampf mit dem Crank den Kopf gestoßen hatte und nun mehr als nur Kopfschmerzen hatte. Ich wollte einfach nur noch schlafen und zu Kräften kommen.
„Ach, bevor ich es vergesse: Danke, dass du mich vor dem Crank gerettet hast.", flüsterte ich und ich hörte, dass Newt leise lachte. „Naja, anschließend habe ich ihn nur wieder zu uns gelockt, also war das dann doch keine so heldenhafte Tat.", sagte er lachend und ich musste ebenfalls grinsen.
„Denkst du, wir sind hier sicher vor Cranks?" Ich öffnete meine Augen und sah ihn schulterzuckend an. „Hoffen wir mal. Wenn wir still sind und kein Licht machen, dann denke ich, dass uns keine finden werden." Newt nickte nur und beugte sich zu mir runter. Er gab mir einen sanften Kuss auf die Lippen und ich schloss erneut meine Augen und genoss es.
„Ich bin froh, dass es dir gut geht. Ich liebe dich.", hauchte er und ich sah ihn verwirrt an.
„Warum sagst du das? Ich meine, warum bist du froh, dass es mir gut geht?" Er lächelte schwach.
„Wir befinden uns nun in Zeiten, in denen es erst recht keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Du könntest jede Sekunde sterben. Ich meine, du wärst vorhin fast gestorben. Ich bin nur gerade so froh, dass es dir gut geht und du bei mir bist. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn du nicht bei mir wärst. Ich liebe dich einfach und freue mich gerade nur so, dass du bei mir bist und es dir gut geht.", erklärte er und ich musste leicht lächeln.
Er hatte recht, leider. Wir befanden uns in Zeiten, in denen es nicht selbstverständlich war, dass der andere nicht am nächsten Morgen tot wäre.
„Schlaf jetzt. Du brauchst deine Kräfte.", murmelte Newt und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
„Gute Nacht.", flüsterte ich und schloss meine Augen.
„Gute Nacht.", bekam ich als Antwort und spürte noch, wie Newt eine Arm um mich legte und mich näher zu sich zog, bevor ich endgültig einschlief.

Darkest Dreams (Newt ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt