Kapitel 20

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Clarise P.O.V.

Vorsichtig lief ich durch den Tunnel und ließ das Licht der Taschenlampe unruhig von der einen Seite zur anderen huschen. Die Waffe, die Jorge mir gegeben hatte hielt ich griffbereit.
Bei jedem Geräusch zuckte ich zusammen und ließ die Taschenlampe erneut von links nach rechts huschen.
Während ich nach einem Ausgang aus diesen verdammten Tunneln suchte, in denen ich schon gefühlte stunden umherlief, ging mir der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass aus den Tunneln die Cranks gekommen waren und höchstwahrscheinlich noch mehr hier unten lauern würden, die möglicherweise in einer Überzahl aus irgendeiner Ecke treten könnten.
Das Problem an diesen Tunneln war, dass jedes ach so kleine und ferne Geräusch wiederhallte und es mir unmöglich machte zuzuordnen, aus welcher Richtung es kam und festzustellen, wie weit es entfernt ist. Weswegen ich nicht wissen konnte, ob ich nicht irgendwelchen Cranks in die Arme lief, während ich versuchte vor ihnen zu fliehen.
Ebenso war es ein Problem, dass das Licht der Taschenlampe langsam schwächer wurde und drohte den Geist aufzugeben.
Der einzige Vorteil war, dass es dort unten kühl war und ich nicht die blenden Sonne hatte, die mich störte.
Ich folgte dem Tunnel, bis ich zu einer Abzweigung kam und wusste nicht mehr, welchen Weg ich nehmen sollte, weswegen ich stehen blieb und überlegte. Das Licht der Lampe flackerte und ich bekam jedes Mal einen Schock, da ich nicht sicher war, ob ich etwas sehen würde. Ich klopfte einmal gegen die Lampe und sie leuchtetet wieder normal, wenn auch schwach, doch das war besser, als nichts.
Unsicher ging ich einige Schritte in den einen Gang hinein, um zu sehen, ob das nicht eine Sackgasse war. Als plötzlich das Geräusch von schleppenden Schritten und ein Röcheln ertönte zuckte ich erschrocken zusammen, denn das Geräusch war nah.
Nicht so, wie sonst, wo die Geräusche nur ein Wiederhall von fernen Cranks waren. Nein, diese Cranks waren nah. Sehr nah sogar.
Schnell machte ich das Licht der Lampe aus, umklammerte den Griff der Waffe und presste mich an die Wand.
Ein heiseres und verrücktes Lachen jagte mir mehrere Schauer über den Rücken und ich bekam es mit der Angst zu tun. Großer Angst. Den Schritten und verrückten Stimmen nach waren es mehrere, was mir noch mehr Angst machte. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug und gegen meine Brust hämmerte, als wolle es sie zerschlagen. Mein Blut rauschte in meinen Ohren und ich fing an zu zittern.
Alleine würde ich nicht gegen eine Gruppe an Cranks ankommen, dass wusste ich. Um mich ein wenig zu beruhigen schloss ich die Augen und drückte mich noch stärker gegen die Wand, wobei ich merkte, wie sie leicht nachgab. Minimalst, aber ich spürte es und erstarrte verwirrt.
Langsam rutschte ich nach links an der Wand und spürte etwas an meinem Arm. Etwas drückte sich dagegen. Etwas hartes und kaltes. Vorsichtig fühlte ich mit meinen Fingern, was es war und spürte etwas metallisches. Es fühlte sich an, wie eine Türklinke.
Es war eine Türklinke! Mir kam der Gedanke, dass auf der anderen Seite noch mehr Cranks warten könnten und es nicht gut für mich wäre ihnen direkt in die Arme zu laufen, aber das Geräusch der näherkommenden Cranks, deren schleifende Schritte, das röcheln und heisere Lachen, das fast schon einem leisen Kreischen glich erinnerte mich, dass ich keine Zeit hatte um mir einen anderen Weg zu suchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass hinter der Tür noch mehr Cranks warten würden war nicht so groß, wie die Wahrscheinlichkeit von den Cranks in wenigen Sekunden entdeckt zu werden. Würde ich nicht durch die Tür gehen, an der Wand in dem Tunnel bleiben würde ich zu 99% als Crankfutter enden und das war nicht mein Plan.
Heute zumindest nicht.
So leise ich konnte drückte ich die Klinke der Tür runter und öffnete sie langsam. Zu meiner Überraschung quietschte sie kein bisschen und ich konnte leise in dem dunklen Raum verschwinden.
Ebenso langsam schloss ich die Tür wieder und atmete erleichtert aus, als ich die Geräusche der Cranks nicht mehr hörte.
Doch ich konnte mich nicht lange freuen, denn ich musste weiter.
Wer wusste, wie lange es noch dauern würde, bis die nächste Gruppe an Cranks zu mir kommen würde.
Mit einem klicken schaltete ich die Taschenlampe wieder an und sah mich um. Ich war wohl doch nicht in einem Raum gelandet, sondern noch einem Tunnel, der aber breiter und höher war. Verwirrt ging ich einige Schritte vorwärts, wobei ich beinahe gefallen wäre, denn plötzlich hörte der Boden auf. Ich sah nach unten und ungefähr ein Meter weiter unten war wieder fester Boden. Ich sprang diesen einen Meter runter und landete in Wasser. Tatsächlich fiel mir auf, dass auf dem Boden Gleise wie für eine U-Bahn verliefen und dazu noch Wasser. Scheinbar wurde dieser Tunnel mal ausgespült...
Mit der Taschenlampe erleuchtete ich den Tunnel und stellte fest, dass es aussah, als wäre ich in einen U-Bahn-Schacht geraten.
Wenn das tatsächlich ein U-Bahn-Schacht ist, muss hier irgendwo ein Ausgang sein... überlegte ich und ging einfach in eine Richtung. Früher oder später würde ich sowieso zu einer Haltestelle kommen und dort musste es einen Ausgang geben.
Sie Tatsache, dass die Aussicht auf einen Weg hier raus nicht mehr ganz so fern war erfreute mich und ich ging schnellen, aber vorsichtigen Schrittes los.

Das Geräusch vom plätschernden Wasser hallte von den Wänden wieder und ich hatte die Befürchtung, dass ich damit Cranks anlocken würde, doch es gab keinen anderen Weg. Also versuchte ich so wenig Geräusche wie möglich zu machen, während ich zur nächsten Haltestelle ging.

Nach nicht allzu langer Zeit sah ich, wie sich der Tunnel öffnete und zu einer großen Halle, vermutlich der Haltestelle, wurde.
Erleichtert bald aus den Tunneln raus zu sein beschleunigte ich meinen Schritt noch mehr, bis ich fast rannte und mich dennoch nach einem Ausgang in Form von einer Treppe umsah. Als ich im fahlen Licht etwas wie eine Treppe ausmachte sah ich noch genauer hin, um mir wirklich sicher zu sein, dass das eine Treppe war, doch in dem Moment, in dem ich nicht auf den Boden sah stolperte ich über etwas, das am Boden lag und fiel der Länge nach hin.
Die Taschenlampe flog mir aus der Hand und kullerte einige Meter weiter weg, bis sie flackernd an die Wand knallte.
Meine Waffe fiel mir ebenfalls aus der Hand und spritze Wasser durch die Luft beim Aufkommen, doch sie landete nur einen Meter von mir entfernt.
Stöhnend richtete ich mich auf, denn der Sturz auf die harten Gleise hatte mehr wehgetan, als gedacht. Ich rieb mir kurz mein Handgelenk und ging dann einen Schritt, nur um mich wieder zu bücken, damit ich die Waffe aufheben konnte.
Die Taschenlampe flackerte gefährlich, als ich sie aufhob und ging dann plötzlich ganz aus.
„Du beklonkte Lampe, jetzt geh schon an!", flucht ichwährend ich sie aus- und wieder anschaltete, was auch nicht viel brachte, weswegen ich kurz dagegen hauen musste, wodurch sie ein wenig aufflackerte.
„Klonk!"
nach ein paar weiteren Schlägen ging die Lampe wieder ganz an und flackerte nicht, weswegen ich wieder im Raum umherleuchtete und nach der Treppe suchte, denn durch den Sturz hatte ich die Orientierung verloren und musste mich erstmal wieder zurechtfinden.
Das Licht der Lampe schweifte durch den Raum und glitt kurz an dem Tunnel, aus dem ich gekommen war vorbei, wobei ich erstarrte.
Direkt am Eingang, wo die Haltestelle zum Tunnel überging stand jemand.
Nicht nur jemand, es war ein Crank, das erkannte ich deutlich an der Haltung, der zerfetzen Kleidung und an einem seltsam verdrehten Arm.
Wie zur Hölle war der denn so leise dorthin gekommen?!
Wieso hatte ich ihn nicht bemerkt?!
Der Crank machte nichts, starrte mich nur neugierig aus seinen gruslig aussehenden Augen an und wirkte fast wie eine Statue, aber das war er nicht. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, ob ich schreien sollte oder meine Waffe zücken und einfach schießen oder einfach laufen.
Doch ich konnte mich nicht bewegen und ich hatte Angst, dass ich den Crank durch eine schnelle Bewegung, oder generelle Bewegung, aus seiner seltsamen Trance herausholen würde und er dann auf mich losgehen würde. Doch mir kam der Gedanke, dass der Crank nur auf den richtigen Moment wartete um mich dann schnell und überraschen zu töten.
Vielleicht sah er mich auch einfach nicht.
Ich wollte es nicht riskieren und bleib deswegen angespannt und starrte einfach nur den Crank an, bereit jeden Moment bei dem kleinsten Anzeichen auf einen Angriff die Waffe zu ziehen und ihn zu töten.
Meine Nerven waren zum Reißen gespannt und ich wollte endlich verschwinden. Irgendwann drehte der Crank seinen Kopf und seine Augen sahen kurz normal, weniger wie die einer Bestie, aus.
„Lauf!"
Diese Worte sagte er so leise und kehlig, dass ich sie vor lauter Anspannung kaum gehört hätte.
Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich laufen sollte, oder ob das nur ein blöder Trick von ihm war, weswegen ich unschlüssig stehblieb. Das Gesicht des Cranks verzog sich zu einer seltsamen Grimasse und er riss seinen Mund weit auf.
„Hörst du nicht?! LAUF!", brüllte er dann und diese Worte lösten mich aus meiner Starre und ich sprintete los.

Ich Habe mir gedacht, dass ich jetzt einige Wochen die Kapitel immer Sonntags und nicht Samstags veröffentliche.
So als eine Art Adventskapitel.

Ich wünsche euch nun einen schönen 2. Advent ∩__∩

LG Falke22

Darkest Dreams (Newt ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt