16. Sicherheit

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16. Sicherheit


Rose Granger-Weasley war gelinde gesagt verwirrt. Bis vor kurzem hatte sie noch geglaubt, dass Scorpius Malfoy in sie verschossen wäre. Denn nicht nur einmal hatte er sie mit einem eindeutigen Blick angesehen. Wenn sie daran dachte, wie sie zusammen nach Hogsmeade gegangen waren, war sie sich ihrer Annahme sehr sicher.

Sie seufzte und wandte den Blick von dem Slytherin ab, der gerade mit ihrem Cousin Albus knutschte. Anscheinend hatte sie sich geirrt. Sie hatte eigentlich gedacht eine gewisse Art der Macht ihm gegenüber zu haben und sie hatte diese genossen. Doch jetzt war dem nicht mehr so.

Rose wusste ihre weiblichen Reize einzusetzen und das der Blonde so gar nicht darauf reagierte, machte sie nervös und brachte sie aus dem Konzept.

Allgemein lief seit der Projektwoche in ihrem Leben einiges schief. Mit schrecken erinnerte sie sich an das letzte Quidditch Spiel. Sie konnte im Nachhinein nicht mehr sagen, wieso sie so versagt hatte. Wenn sie den Quaffel erobert hatte, war alles gut. Doch sobald sie sich den Torringen näherte, die Darius Zabini bewachte, war sie total unkonzentriert. Entweder verlor sie den Ball an einen Gegner, schaffte es nicht kontrolliert zu passen oder warf miserable, so dass der Hüter keine Probleme hatte, den Ball abzuwehren.

Rose seufzte, als sie sich erinnerte, wie Lily meinte, dass sie sich vielleicht in den Ravenclaw verliebt hatte. Sie und sich verlieben! Die Gefühlsduselei war für sie mehr als nur überflüssig. Sie wollte einen guten, einen sehr guten Abschluss erreichen und Jungs würden sie nur vom Lernen abhalten. Zwar genoss sie es, das andere Geschlecht zu verwirren und um den Finger zu wickeln aber sie hatte keine Lust sich zu verlieben oder gar eine feste Beziehung einzugehen.

Langsam wandte sie ihren Blick wieder zu dem Paar, welches sich hier im Hogwarts-Express küsste.

»Könnt ihr euch nicht ein Zimmer nehmen«, zischte sie und verschränkte genervt ihre Arme vor der Brust. Ihre drei anwesenden Cousinen Lily, Roxanne und Lucy neben ihr kicherten und die Jungs ignorierten sie eiskalt. Wahrscheinlich hatte sie ihre Stimme nicht einmal gehört, so sehr waren sie in ihrer eigenen Welt.

Nur ihr Bruder Hugo schien ihre abwehrende Haltung zu kopieren. Er starrte allerdings aus dem Fenster und Sorge breitete sich bei Rose aus. Seitdem ihre Eltern ihnen erklärt hatten, dass sie sich scheiden lassen würden, hatte sich Hugo total eingeigelt. Er redete nur noch sehr selten und wenn war es patzig. Ihre Mutter hatte ihr aufgetragen ein Auge auf ihn zu haben und meinte, dass es wahrscheinlich nur eine Phase sei. Doch Rose wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Normalerweise war ihr Bruder eine Frohnatur, der immer ein Lächeln auf den Lippen hatte. Aber jetzt wirkte er deprimiert und selbst seine sonst immer glänzenden roten Haare waren matt.

Unwohl schaute Rose wieder auf das Buch, welches Recht unbeachtet auf ihrem Schoß lag. Ihre Hände verkrampften sich, während sie es hielt. Irgendwie hatte sie im Gefühl, dass ihr restliches Schulleben nicht mehr so einfach laufen würde, wie bisher.


Und Rose behielt mit ihrem Gespür recht. Die nächsten Wochen nach den Weihnachtsferien liefen sehr stressig ab. Nicht nur, dass Scorpius und Albus sich offiziell als Paar geoutet hatten, und somit auch die Gryffindor einige Fragen beantworten musste. Nicht nur einmal wurde sie gefragt, ob sie etwas bei der Projektwoche mitbekommen hatte. Die beiden waren das Gesprächsthema Nummer eins an der Schule und bald wurde Rose es leid, immer wieder die gleichen Fragen zu beantworten. Aber immerhin wurden Scorpius und Albus nicht angefeindet.

Zudem hatte sich ihre Gefühlslage nicht gebessert, eher im Gegenteil. Immer, wenn sie auf Darius traf, schalteten ihr sonst so produktives Gehirn einfach aus. Ein Lächeln des Ravenclaws reichte und sie bekam weiche Knie, verlor die Kontrolle und wurde schwach. Und sie hasste Kontrollverluste! Ein Grund, warum sie auf Alkohol verzichtete. Sie wollte immer und überall die Kontrolle über ihren Körper und über ihre Emotionen. Doch der Ravenclaw schien wie Gift für ihr Gehirn zu sein.

Und langsam musste sie sich eingestehen, dass Lily vielleicht recht hatte und sie sich wirklich in Darius verliebt haben könnte.

Je länger sie diese Tatsache ignorierte, desto schlimmer schien es zu werden. Sie konnte die Gedanken an den Schwarzhaarigen nicht verhindern.

Es wurde Zeit, dass sie etwas an diesen Zustand änderte.


Deswegen stand sie gut drei Wochen seit Ende der Weihnachtsferien am Eingang der großen Halle und wartete auf den Jungen, der es schaffte sie aus dem Konzept zu bringen. Es war noch früh am Morgen, doch Rose wollte ihn noch vor dem Frühstück abfangen, um diese, für sie schreckliche Situation, zu klären. Er müsste ihr einfach nur sagen, dass er kein Interesse an ihr hatte und dann würde ihr Gehirn hoffentlich begreifen, dass es sich Quatsch ausmalte.

Tatsächlich musste sie nur fünf Minuten warten, bis Darius ihr entgegenkam. Er trug seine schwarzen langen Haare offen und dieser Anblick gefiel ihr sehr. Sie schluckte und schüttelte ihren Kopf um sich zur Besinnung zu bringen.

»Wartest du etwa auf mich?« Die typische Singsangstimme von dem Jungen, der sie so aus dem Konzept brachte, erklang neben ihr und sie zuckte zusammen. Wann hatte er sich ihr so genähert?

»Ich ... nein, wieso sollte ich?« Ihre Stimme klang viel zu hoch und sie räusperte sich. Ihren eigentlichen Plan durchzuführen, fühlte sie sich nicht in der Lage.

»Rose?«, murmelte er ihren Namen und sie schaute ihn verschreckt an. Warum klangen diese vier Buchstaben aus seinem Mund so gut?

»Hast du irgendein Problem mit mir?«, fragte er langsam und schaute ihr tief in die Augen. Automatisch schüttelte sie ihren Kopf. Warum hatte er solch schöne Augen? Sie konnte regelrecht darin versinken. Darius runzelte seine Stirn und schien ihr nicht zu glauben.

»Du ... du bringst mich aus dem Konzept! Ich weiß auch nicht warum. Es ... ich möchte einfach, dass wir uns bis zum Abschluss aus dem Weg gehen okay? Ich will nicht abgelenkt werden vor den Prüfungen.« Ihre Stimme überschlug sich und sie war sich sicher, dass Darius sie nicht verstehen würde.

»Ich lenke dich ab?«, fragte dieser jetzt und hatte ein breites Lächeln auf dem Gesicht. Rose spürte, wie sich ihre Wangen erwärmten. Wahrscheinlich hatte diese jetzt eine ähnliche Farbe wie ihre Haare.

»Ja«, brachte sie heiser heraus und riss sich von seinen einnehmenden Augen los. Wann war er ihr so nah gekommen? Sie konnte seinen angenehmen, herben Geruch riechen und hatte den Drang, ihn zu umarmen oder vielleicht auch noch mehr.

»Dann versprich mir etwas.«

»Was?« Verwirrt schaute sie ihm wieder ins Gesicht.

»Geh mit mir zum Abschlussball und ich werde dir aus dem Weg gehen, keinen Grund geben, der dich ablenken könnte.« Seine Stimme klang tiefer als normal und ihr Herzschlag verschnellerte sich.

»Ja«, antwortete sie sofort, ohne darüber nachzudenken.

»Gut, dann sehen wir uns an dem Abend.« Er beugte sich zu ihr hinunter und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

Rose starrte ihm hinterher, als er in die große Halle ging. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Sie war sich nicht sicher, ob sie Darius nun wirklich aus ihren Gedanken verbannen könnte, um zu lernen. Aber die Sicherheit auf ein Date mit ihm beruhigten sie. Und so langsam fing sie an, sich auf den Abschlussball zu freuen.


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Swapped LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt