6. Etwas Verbotenes
Am Nachmittag verließ Scorpius die Wohnung der Projektgruppe, um in die Bibliothek zu gehen. Er wollte sich alleine Gedanken darüber machen, wie sie sicher feststellen könnten, was zwischen seinem Vater und Hermine Granger-Weasley lief. Denn er wollte wirklich nicht einbrechen und vertrauliche Briefe lesen.
Als er in der Bibliothek ankam, war diese wie leergefegt. Der normale nachmittags Unterricht lief noch und aus seinem Jahrgang machte sich keiner die Mühe hier hinzukommen.
Bedächtig lief Scorpius die vielen Regale entlang und wusste nicht einmal, wonach er suchte. Mit einem schnellen Blick vergewisserte er sich, dass die Bibliothekarin nicht da war. Unbemerkt schlüpfte er in die verbotene Abteilung und ignorierte sein schneller schlagendes Herz. Noch nie hatte er die Schulregeln gebrochen, einfach, weil er seinen Vater nicht enttäuschen wollte.
Doch jetzt schaute er auf die vielen, teilweise gruselig aussehenden Bücher, und zog eines aus dem Regal. Nach einem kurzen Blick in das Inhaltsverzeichnis schob er es wieder zurück und griff nach dem nächsten.
Er suchte nach einem Buch, welches einen Zauber enthielt, der die Liebesbeziehung zweier Menschen offenlegen sollte. Zwar wusste Scorpius nicht, ob es solch einen Zauber überhaupt gab, aber wenn, würde er ihn sicher hier finden und nicht im normalen Teil der Bibliothek.
Es dauerte fünf Bücher, bis er in dem Inhaltsverzeichnis das Wort »Liebe« lesen konnte. Gespannt blätterte auf die besagte Seite und wurde enttäuscht, da es sich nur um einen Liebeszauber mit einem erstärkten Lustgefühl handelte. Angeekelt stellte er das Buch wieder zurück und wandte sich zum Nächsten.
Er verbrachte schon gut eine halbe Stunde in der verbotenen Abteilung, bis er einen vielversprechenden Zauber fand.
»Sinopsis Ablacsion
Dieser Zauber zeigt dem Anwender durch Auren, wie andere Menschen zueinanderstehen. Es ist möglich die Beziehungen der Personen zu verstärken oder ihnen Hindernisse zu setzten, die oftmals unüberwindlich sind. Richtig eingesetzt kann die anwendende Person die Gefühle aller Personen um sich herum spüren und zu seinem Gunsten beeinflussen.
Die Gefahr des Zaubers besteht darin, dass sich die anwendende Person in der Welt der Auren verlieren kann. Nicht nur ein Zauberer ist durch diesen Spruch wahnsinnig geworden.«
Mehrmals überflog Scorpius die Zeilen und fragte sich, ob es das Risiko wert war, diesen Zauber zu verwenden. Immerhin könnte er so nicht nur die Gefühle von seinem Vater und Hermine Granger-Weasley erkennen, sondern sich auch vergewissern, was Rose für ihn empfand. Ob sie überhaupt etwas für ihn empfand.
Trotz seiner Zweifel kopierte er die Seite im Buch, die auch eine genaue Instruktion des Zaubers enthielt, mit einem Spruch und steckte das Pergament anschließend in seine Umhangtasche.
Sich wieder aus der verbotenen Abteilung zu schleichen, war einfacher als gedacht, da ihm noch immer niemand begegnete. Erst als er wieder in der Wohnung des Projektes stand, sah er Albus.
»Wo sind denn die anderen beiden?«, fragte Scorpius, während er sich neben dem Schwarzhaarigen auf das Sofa setzte.
»Darius hat Quidditch Training und Rose trifft sich mit Lily. Sie wollte mich nicht mitnehmen, weil sie angeblich irgendwelche Mädchengespräche führen müssen.« Den letzten Satz grummelte der Slytherin beleidigt in seinen nicht vorhandenen Bart. Scorpius lachte beim Anblick seines besten Freundes und streichelte Murphy, der sich kurz, nachdem er sich gesetzt hatte, auf seinen Schoß gelegt hatte.
»Selbst mein Haustier kuschelt lieber mit dir als mit mir«, brummte Albus dann noch und streichelte den kleinen Kopf des Frettchens.
»Ich glaube, das liegt an deiner Haarfarbe. Wahrscheinlich denkt er, du wärst auch ein Frettchen.« Jetzt konnte Scorpius Lachtränen nicht mehr unterdrücken. Erst nachdem er sich beruhigt hatte, nestelte er die kopierte Seite mit dem Spruch aus seiner Tasche, ohne Murphy zu stören.
»Hier, was hältst du von dem Zauber?«, fragte er und gab den Zettel an seinen Freund weiter. Der nahm das Pergament an und überflog die Seite.
»Das hört sich irgendwie etwas zu dramatisch an. Ich meine, du willst doch keine Gefühle beeinflussen? Das wäre doch falsch«, bemerkte der Schwarzhaarige.
»Aber hier steht auch, dass der Zauber zeigt, wie Personen zueinanderstehen. Wenn man ihn nur anwendet, um das zu sehen, ist doch alles gut oder?«
Albus runzelte nach dieser Bemerkung die Stirn und starrte die Wörter auf dem Pergament an.
»Scorpius ... du willst das doch nicht nutzen, um zu sehen, was Rose für dich empfindet oder?« Hellgrüne Augen starrten ihn eindringlich an.
»Nein«, antwortete Scorpius etwas zu schnell.
»Ich glaube, das Risiko ist es nicht wert. Frag deinen Vater einfach oder wartet etwas, bis sie euch was sagen. Nicht dass du wirklich wahnsinnig wirst«, riet ihm der Schwarzhaarige dann und der Blonde nickte nachdenklich. Wahrscheinlich war es das Risiko wirklich nicht wert. Umsonst stand das Buch mit dem Zauber bestimmt nicht in der verbotenen Abteilung.
»Was ist, wenn mein Vater wirklich etwas mit ihr hat?«, fragte Scorpius dann flüsternd und starrte ins Nichts. Bilder seiner Mutter traten vor sein inneres Auge.
»Scorp ... es ändert doch nichts an der Tatsache, dass dein Vater deine Mutter geliebt hat«, murmelte Albus ebenso leise und legte dem Slytherin beruhigend eine Hand auf die Schulter. Scorpius seufzte. Innerlich hatte er geahnt, dass sein Vater sich irgendwann wieder verlieben würde. Aber musste es ausgerechnet die Mutter von seinem Schwarm sein?
Irgendwann hatte Albus seinen ganzen Arm um ihn gelegt und Scorpius genoss die tröstende Nähe seines besten Freundes. Er musste nichts sagen und doch fühlte er sich besser. Seine Besorgnis auszusprechen war irgendwie befreiend.
Erst als die Tür geöffnet wurde und Darius sehr laut den Raum betrat, schreckten die beiden auseinander. Der Ravenclaw schaute sie etwas verwirrt an und lächelte dann.
»Ich habe es doch gewusst, ihr habt etwas miteinander!«, meinte der Neuankömmling triumphierend und nun blinzelte Scorpius verwirrt.
»Was? Nein! Wie kommst du darauf? Wir sind nur Freunde«, bestritt der Blonde sofort die Annahme des Ravenclaws.
»Ob Albus das auch so sieht?«, murmelte dieser so leise, dass Scorpius sich nicht sicher war, ob er die Worte richtig verstanden hatte. Immer noch irritiert schaute er zu seinem besten Freund, der etwas von ihm abgerückt war und seinem Blick auswich.
Es könnte doch nicht wirklich sein?
Scorpius brauchte ein paar Sekunden, bis er entschlossen den Kopf schüttelte. Es war ausgeschlossen, mehr als Freundschaft war nicht zwischen ihnen. Auf keinen Fall.
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Danke für eure zahlreiche Rückmeldung zu dieser Story. Leider kann ich im Moment nicht so oft/viel online sein, wie ich gerne möchte. Aber ich verspreche euch, jeden Samstag ein neues Kapitel zu posten. Nur auf Antworten zu euren Kommentaren werdet ihr wahrscheinlich etwas länger warten müssen :S
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Swapped Love
Fiksi PenggemarScorpius Malfoys siebtes Schuljahr läuft anders als all seine vorherigen. Das Schulprojekt für die Siebtklässler steht an und er wurde in eine Gruppe mit Albus Potter, Rose Granger-Weasley und Darius Zabini gelost. Als wäre es nicht schlimm genug mi...