Es hatte lange gedauert, bis ich ihn davon überzeugen konnte, mich zu trainieren. Er meinte, keine Zeit dafür zu haben, was ich auch erst glaubte, doch er fand auch Zeit für mich zum Treffen, daher konnte er nicht so viel zu tun haben, wie er meinte. Lange ließ er überhaupt nicht mit sich reden. Letzten Endes hatte ich aber nur noch genervt und konnte somit dafür sorgen, mein Ziel zu erreichen. Nach guten drei Wochen gab er endlich nach. Am Wochenende schien für uns eine gute Zeit zu sein, in der ich zu ihm kam, er konnte ja schlecht zu mir nach Kamigakure.
An dem Samstag war ich schon das dritte Mal bei ihm gewesen und ich sah bei mir keinen ersichtlichen Fortschritt. An dem ersten Tag vor drei Wochen wusste ich mir nicht zu helfen und stand erst ein paar Minuten in der Gegend herum. Da ich aber irgendwann anfangen musste, ging ich unsicher zu ihm. Mit meiner Handfläche wollte ich auf sein Gesicht zielen, jedoch neigte er seinen Oberkörper nur ein Stück zur Seite, packte mein Handgelenk und zog mich mit einem schnellen Ruck nach links zur Seite. So schnell konnte ich gar nicht reagieren, da trat er mir in die Kniekehlen und ich fiel hin. Das Training hatte noch gar nicht angefangen und es war schon anstrengend gewesen.
Meine Ausdauer hatte sich auch nicht an dem dritten Trainingstag verbessert. Im Schnitt bekam ich einen Schlag pro Sekunde hin, was erstens überhaupt nicht schnell war und zweitens traf ihn keinen Einzigen davon. Ich stützte mich mit meinen Händen auf meinen Knien ab und keuchte. Draußen war es so kalt, dass ich meinen Atem sehen konnte und selbst in dieser Kälte lief mir noch der Schweiß von der Stirn. Der Pony klebte mir auf der Stirn, die Haare hingen in alle Richtungen und ich wollte weiter machen, aber meine Beine zitterten noch vor Anstrengung. Seit Stunden waren wir auf dem Trainingsplatz beschäftigt, sodass ich gar nicht merkte, wie langsam gegen Nachmittag die Sonne unterging.
„War das schon alles?“, fragte Sasuke genervt.
Motiviert band ich mir meine Haare zu einem Zopf und schaute zu ihm. Dabei bemerkte ich die Flocken, die um uns herum zu Boden fielen. Ich ließ das Training außer Acht und dachte nur an das bevorstehende Weihnachtsfest im Dorf.
„Nächstes Wochenende ist Weihnachten. Machen wir irgendwas zusammen?“, fragte ich.
„Nein“, sagte er schroff.
„Ok, dann komme ich her. Was wollen wir denn machen?“
„Gar nichts.“
„Vielleicht Kanu fahren? Durch den Wald gibt es eine ganz nette Strecke. Mit dem Schnee auf den Bäumen sieht das bestimmt ganz nett aus.“
„Kein Bedarf.“
Ich musste leise seufzen. Es war manchmal echt anstrengend, so etwas zu planen. Ein Nein war es trotzdem nicht, auch wenn er es sagte. Würde er ein richtiges Nein meinen, würde er das mehr zum Ausdruck bringen. Zumindest hoffte ich das.
„Bringst du mich noch nach Hause?“, fragte ich ihn.
Er hatte seine Augen geschlossen und dachte nach. Nach ein paar Sekunden steckte er wieder sein Schwert ein und ging vor, ohne mich anzusehen und ohne etwas zu sagen. Ich tat es ihm gleich und ging auch schweigend neben ihm her. Er hetzte an dem Tag mal nicht. In einem angenehmen Tempo gingen wir zurück nach Kamigakure, wobei er mich wie immer nicht ganz bis zum Dorf brachte.
„Dann sehen wir uns ja nächstes Wochenende“, sagte ich und winkte ihm zu, während er gar nichts sagte, sich wie immer einfach nur umdrehte und im Dunkeln verschwand.
„Das Wasser ist nicht tief, du wirst nicht ertrinken“, sagte ich, während ich ihm die Hand reichte.
Ich stand schon bereits im Boot, Sasuke hingegen immer noch mit verschränkten Armen am Flussrand und weigerte sich, sich einfach in das Boot zu setzen und den schneebedeckten Wald zu bestaunen. Die Strömung war stärker als erwartet, umkippen würden wir aber auf keinen Fall.
Trotzdem fiel es mir schwer, mich am Seil zu dem Flussrand zu ziehen, um ihn ein besseres Einsteigen zu ermöglichen. Seine Augen fielen dabei die ganze Zeit auf das Seil und als ich realisierte, was er da genau beobachtete, war es schon zu spät. Das Seil riss und ehe er auf dem Boot war, trieb ich ohne ihn die Strömung entlang. Ein bisschen planlos schaute ich zu ihm, was ihn amüsierte. Erst als ich um eine Ecke gefahren war, fiel mir auf, dass ich vielleicht etwas machen sollte, schließlich konnte ich nicht schwimmen.
„Ich kann nicht schwimmen“, rief ich noch, als ich schon weg war.
Ich konnte mir nur ausmalen, wie genervt er schon wieder seufzte, aber nach ein paar Sekunden sah ich ihn um die Ecke joggen. Aber nicht am Flussrand, sondern direkt auf dem Wasser stolzierte er wie Jesus zu dem Boot, auf dem ich noch stand. Ohne Worte setzte er sich mir gegenüber. Das brachte mich dazu, mich auch endlich hinzusetzen.
„Du gehst also davon aus, dass ich dich retten würde, wenn du ins Wasser fallen würdest?“, fragte mich Sasuke.
Selbst hatte ich da noch gar nicht drüber nachgedacht, aber es ergab ja Sinn, wenn ich ihm sagte, dass ich nicht schwimmen kann, damit er mich retten könnte. Also ging ich schon unterbewusst davon aus, aber an sich war ich eigentlich schon davon überzeugt.
„Schon“, sagte ich und nickte.
Daraufhin schmunzelte er wieder, sagte aber nichts.
Ich sah schon wieder diese ewige Stille auf uns zukommen, die ich zumindest an dem Tag vermeiden wollte.
„Wie machst du das eigentlich?“, fragte ich neugierig.
„Was?“
„Na das auf dem Wasser laufen.“
„Das sind Grundlagen eines Shinobis“, sagte er nur und ließ mich wieder dumm fühlen. „Das Chakra wird konstant in die Fußsohlen geleitet, wobei man es ständig wegen der unebenen Wasserfläche anpassen muss. Dadurch kann man nicht nur auf dem Wasser stehen, sondern auch laufen oder sogar sitzen.“
Ein weiteres Mal wurde ich wieder davon beeindruckt, was ein Shinobi alles kann.
„Kann ich das auch?“, fragte ich aufgeregt.
„Hm, das bezweifle ich“, sagte er.
Die Aussage überraschte mich nicht. Freuen tat ich mich auch nicht, aber ich hörte, wie jemand meinte, dass jeder Chakra hat. Und um diese Technik zu meistern, musste man nur Chakra besitzen, also sollte ich das mal ausprobieren. Ob ich es ohne Sasuke hinbekommen würde, war die andere Frage. Er saß mit geschlossenen Augen vor mir. Selbst bei den niedrigsten Temperaturen zog er nichts anderes an als sein weißes Langarmshirt mit dem großen Ausschnitt. Zwar trug er auch noch einen schwarzen Mantel, den er aber nicht mal zumachte. Wahrscheinlich diente er nur zur Tarnung.
Wohlmöglich war es nicht schlau, die Situation auszunutzen. Letzten Endes hätte ich mich aber noch mit einem „Ich wollte dich nur testen“, herausreden, aber als wir an einem Baumstamm vorbeifuhren, zog ich meine Hand über den Stamm und nahm damit eine Menge Schnee mit, den ich zu einem Schneeball formte. In dem Moment, in dem ich den Ball gerade werfen wollte, schaute er mich an. Das ließ mich aber nicht davon abbringen, den Ball zu werfen. Der Ball flog deutlich zu hoch und verfehlte ihn. Sein überhebliches Grinsen steckte mich an, ehe eine große Masse an Schnee von dem Baum über ihn auf ihn herunter fiel.
„Du hast dich zu früh über mich lustig gemacht“, sagte ich und konnte mir das Lachen nur schwer unterdrücken.
Es wäre nicht Sasuke gewesen, wenn er sich nicht rächen wollte. Von dem gefallenen Schnee formte er sich einen Schneeball und warf mich ab. Das war ein stärkerer Schlag und tat mir sogar letzten Endes wegen der Stärke und Kälte am Brustkorb weh.
„Spielverderber“, murmelte ich nur.
Zufrieden lehnte er sich zurück und schloss wieder seine Augen. Und sobald er seine Augen schloss, musste ich lächeln. Ich war trotzdem froh, dass er die Zeit mit mir verbrachte. Ansonsten hätte ich Zuhause gesessen und gar nichts gemacht. Es tat gut, in der großen Stadt nicht allein zu sein und jemanden zu haben, auch wenn dieser Jemand sehr eigen war. Es war mir lieber, ihn statt niemanden zu haben.
Ich wollte, dass dieser Tag niemals endet. Jedoch kam es schneller, als mir lieb war. Wir kamen an dem Stand an, wo wir das Kanu wieder zurückgeben mussten. Kurz hatte ich Angst, dass Sasuke nun wieder gehen wollte, aber er stand noch schweigend bei mir, auch als wir schon das Kanu zurückgaben. Auf einer Karte schaute ich mir die Gegend an, um zu gucken, wohin wir könnten. Während ich mich umschaute, lief mir immer mal wieder ein kalter Schauer über den Rücken, denn der Ball hatte eine nasse Spur auf meinen Kleidern hinterlassen. Ich war am Frieren und zitterte auch schon mit der Karte herum.
„Ich würde gerne irgendwohin, wo wir reinkönnen, denn mir ist sehr kalt. Dir nicht?“, fragte ich.
„Stell dich nicht an.“
Was anderes hatte ich wieder nicht erwartet.
„Vielleicht etwas essen?“
Er sagte nichts.
„In Kamigakure gibt es einen netten Weihnachtsmarkt, da gibt es gutes Essen.“
Ich wollte die Karte wegpacken, da sagte er mir, dass er ja nicht in Dorf könne und dann fiel es mir auch wieder ein. Abtrünnig und so.
„Dann gehen wir in das Dorf östlich von hier. Das ist klein und etwas Gutes zum Essen wird es dort sicherlich geben.“
Sasuke sagte nichts dazu, aber auch nichts dagegen, daher war das ein gutes Zeichen. Als ich die Karte eingesteckt hatte, gingen wir los. Es dauerte auch nicht lang, bis er mich wieder drängte, schneller zu gehen. Schließlich wurde es dunkel und wir hatten beide Hunger.
„Warum kannst du nicht einfach schneller gehen?“, fragte er mich.
„Weil ich einen schlechten Lehrer habe, der mir nichts beibringen kann“, rutschte es aus mir heraus.
An seinen Augen konnte ich sehen, wie sehr ihn das triggerte und die Chance, mit ihm zu trainieren, war wohl dahin. Er kam mit seiner Hand auf mich zu und packte mich am Arm. Wehren konnte ich mich nicht, dafür ging das alles viel zu schnell. Mit einem Ruck zog er meinen Arm über seine Schulter, legte seinen anderem Arm unter meine Kniekehlen und hob mich hoch, als würde ich gar nichts wiegen. Einerseits war es mir unangenehm, aber andererseits fand ich es schön, dass er mich so einfach tragen konnte. Das erstaunliche dabei war aber, dass er es überhaupt tat. Klar, er war genervt von mir, dass ich so langsam und frech war, aber er hätte mich auch einfach herumschubsen können wie sonst auch.
Die Zeit auf seinem Arm fand ich viel zu kurz, denn wir kamen schon nach wenigen Minuten im Dorf an. Es war echt entspannend, sich einfach mal tragen zu lassen. Ich stieg von seinem Arm ab und schaute mich im Dorf um. Tatsächlich war im Dorf auch ein Weihnachtsmarkt gewesen, wir gingen aber zuerst in das nächste Restaurant. Ich merkte, wie angespannt Sasuke war. Er schaute sich viel um, mit der einen Hand am Schwert und jederzeit bereit zu kämpfen. Ich nahm seine Hand vom Schwert und versuchte, ihn ein bisschen zu entspannen, was aber nichts brachte. Wir setzten uns einen eher einsam gelegenen Tisch.
„Ich finde es richtig schön, dass wir hier zusammen sitzen“, sagte ich.
Ich lächelte, aber er schaute mich nicht an.
„Du willst nur nicht allein sein“, sagte er und blätterte in der Speisekarte herum.
„Du doch auch nicht“, sagte ich, womit ich seine Aufmerksamkeit bekam.
Es schien, als fühlte er sich ertappt. Aber es war doch etwas Wahres dran. Bei Orochimaru hätte er wahrscheinlich auch nichts gemacht, denn mit ihm hätte er sicherlich nicht Weihnachten gefeiert.
Bevor er etwas sagen konnte, kam die Kellnerin und wollte unsere Vorspeise aufnehmen. Ich nahm Frühlingsrollen, er Onigiri. Als ich meine Bestellung aufgab, hörte ich im Hintergrund eine bekannte Stimme. Sasuke hörte die Stimme auch und als er finster in eine Richtung schaute, schaute ich hinterher. Es war ein älterer Mann mit langen, weißen Haaren, den ich schon einmal gesehen hatte.
Er schien mich auch zu kennen, aber schien nicht positiv von mir überrascht zu sein, besonders nicht, als er Sasuke sah. Jemand saß mit ihm am Tisch, den ich nicht sehen konnte, die Stimme kam mir aber bekannt vor. Die Person stand auf und ging am Tisch vorbei. In den paar Sekunden erkannte ich den Jungen, den ich vor ein paar Monaten im Dorf gesehen hatte. Die blonden Haare und die Katzenhaare hatten mich an ihn erinnern lassen. Daher kannte ich auch den anderen Mann, der damals nach Naruto gerufen hatte, um wieder abzureisen. Mit einem Blick zu Sasuke fiel mir auch wieder ein, dass die beiden Freunde waren, auch wenn sie sich in dem Thema wohl nicht einig waren.
Naruto ging auf die Toilette und ich wollte die Gelegenheit nutzen, mich mit dem Mann zu unterhalten. Er schein überrascht zu sein, dass ich aufstand und direkt zu ihm ging.
„Hey, freut mich, euch wiederzusehen. Seid ihr hier wieder auf der Durchreise?“, fragte ich freundlich.
„Ja, sind wir“, sagte er misstrauisch. „Es wäre besser, wenn wir oder ihr gehen würdet“, sagte er mit dem Blick zu Sasuke. Ich folgte seinem Blick und dachte nach. Einen Streit zwischen den beiden wollte ich nicht provozieren, daher wollte ich mich eher mit Sasuke zurückziehen. Sasuke stand auf und verließ schlecht gelaunt das Restaurant. Eine weitere Gelegenheit.
„Warum seid ihr so misstrauisch Sasuke gegenüber?“, fragte ich noch.
„Du scheinst ein gutes Herz zu haben, aber du solltest dich von ihm fernhalten. Der Junge bringt nichts als Unglück und Gefahr. Bei einem Verbrecher und Verräter ist das aber auch kein Wunder.“
„Ich weiß zwar nicht viel von ihm, aber wir sind Freunde. Und Freunde lassen sich nicht einfach im Stich“, sagte ich und ging.
Mein Herz raste, als ich das sagte. Ob wir wirklich Freunde waren, konnte ich nur spekulieren. Ich fühlte mich auf einmal so mutig, aber im Inneren dachte ich über die Aussage nach. Dass er ein Verräter und Verbrecher war, machte mir ein bisschen zu schaffen. Solange ich aber nicht genau wusste, was er getan hatte, hatte ich auch keine Angst vor ihm und muss so keinen Abstand von ihm nehmen.
‚Will ich überhaupt wissen, wer er ist?‘, fragte ich mich und blieb stehen.
Ich hatte aber keine Zeit, um darüber nachzudenken, denn ich konnte Sasuke nicht finden. Aus dem Augenwinkel sah ich jemanden in eine Seitengasse gehen, der dunkler gekleidet war, genau wie Sasuke. Ohne groß nachzudenken, ging ich hinterher. Überraschend war es aber nicht, als ich niemanden in der Seitengasse fand. Ich kam nur an einer großen Mauer an, neben mir Wände. Deprimiert drehte ich mich wieder um, sah aber zwei Personen hinter mir, die nur ein paar Meter von mir entfernt waren. Sie waren größer als ich und hatten eine breitere Schulter als Frauen.
„Wo möchtest du denn hin?“, fragte mich einer der beiden.
„Ich würde dir einen ausgeben“, sagte der andere.
Ich fühlte mich nicht wohl und wollte deswegen auch nicht antworten, aber was ich generell machen sollte, wusste ich auch nicht. Ein bisschen hoffte ich, dass sie von allein gehen würden, taten sie aber nicht. Unbewusst ging ich einen Schritt, wobei ich gegen jemanden stieß. Links von mir stand noch jemand, der seine Hand auf meine rechte Schulter legte. Ich schreckte zusammen, wurde aber durch eine große Erleichterung erlöst, als ich das Sharingan sah. Es war nicht an mich gerichtet, aber an die beiden Männer vor mir. Die beiden verschwanden dann auch schnell, als wenn sie wissen würden, was sie erwartet hätte, wären sie nicht gegangen. Sasuke ließ meine Schulter los und ging voran.
„Du solltest allein nicht in solche Gassen gehen“, sagte er.
Niemand hätte mir erzählen können, dass er mich nicht in ernsten Situation beschützen würde. Nicht mal Sasuke konnte mir das mehr weiß machen. Das war nun die dritte Situation, die hätte brenzlig ausgehen können, hätte er mir nicht geholfen. Selbst er konnte mich nicht mehr anlügen; mir wurde eindeutig bestätigt, dass ich bei ihm sicher war.
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Trapped in moonlit * Sasuke ff *
FanfictionDie Geschichte mag manchmal etwas verwirrend sein, doch ignoriert das einfach, denn es wird sich alles klären. Zudem spielt sie am Anfang in der Zwischenzeit von Naruto Classic und Naruto Shippuden. Ich gebe mein Bestes für die Geschichte, trotzdem...