Kapitel 21

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Die riesige Tür von dem Tempel war geöffnet und eine angenehme Brise durchlüftete den ganzen Tempel. Ich lag an dem Mondbrunnen, um mich ein wenig abkühlen zu können. Der Sommer nahm mich an manchen Tagen mit den Temperaturen total auseinander, weswegen ich auch so gerne an dem Wasser lag. Was eigentlich mit meiner Wohnung in Kamigakure passierte, wusste ich auch nicht. Wahrscheinlich wurde sie schon geräumt oder Ähnliches und meinen Job hatte ich wohl auch schon verloren.

„Ich erwarte von dir, dass du nicht überreagierst“, hörte ich plötzlich die bekannte Stimme von Tobi hinter mir.
Langsam drehte ich mich in seine Richtung und kniff die Augen zusammen, da die Sonne genau durch die großen Türen strahlte, durch die Tobi gerade getreten kam. Wenn seine Begrüßung wegfiel und sein erster Satz schon so anfing, konnte es nichts Gutes bedeuten. Aber nach dem Tod meines Bruders konnte mich nichts mehr schocken.
„Was ist denn?“, fragte ich und drehte mich wieder zum Wasser.
Er sagte nichts. Seine Schritte verstummten neben mir und ich erbarmte mich doch dazu, verwirrt zu ihm zu schauen.

„Du wirst ab heute mit mir trainieren“, sagte er ernst.
Die letzten Monate hatte ich ab und zu mit Itachi trainiert, wenn er dann mal im Tempel war. Einmal hatte ich auch mit Pain trainiert, aber das machte überhaupt kein Spaß. Mal wieder war dieser Kampf ausgeartet und ich wollte alles geben, um ihn zu töten. Hatte es aber nicht geschafft. Mal wieder.

„Okay“, sagte ich. „Und warum sollte ich da überreagieren?“
Es war mir eigentlich völlig gleich, wer mit mir trainierte, Hauptsache, ich musste es nicht allein tun.
„Itachi ist tot“, sagte Tobi.
Es hatte mich doch mehr als gedacht aus der Bahn geworfen, als Tobi das sagte. Ich dachte, dass mich wirklich nichts mehr schocken konnte, denn ich war der Meinung, niemanden mehr zu haben, der mir etwas bedeutete. Aber da lag ich falsch. Auch wenn ich nur wenige Male mit Itachi trainierte, konnte ich ihn letzten Endes doch ganz gut leiden.

Er hatte mich nicht allein dort gelassen und er war auch mein einziger Gesprächspartner. Sein Tod traf mich mehr, als es sollte. Meine Augen schauten kurz geschockt zu ihm, wandten sich dann aber doch wieder ab.
„Wer?“, fragte ich. „Wer hat Itachi getötet?“, fügte ich hinzu und hatte schon eine böse Vorahnung.

„Das weißt du ganz genau“, lachte Tobi und setzte sich im Schneidersitz neben mich. „Außerdem gibt es da noch etwas, was ich dir erzählen sollte. Nachdem Sasuke Itachi getötet hat, ist er mit zu Akatsuki gekommen. Er und seine Freunde sind inzwischen auch Mitglieder.“
Das meinte er mit nicht überreagieren. Sofort drehte ich mich zu ihm und wollte ihn mit einer Druckwelle von mir stoßen, aber er regte sich kein Stück. Alles, wofür ich mich angestrengt und zusammengerissen hatte, wurde damit zur Nichte gemacht.

„Das kannst du mir nicht erzählen“, schrie ich ihn an. „Deswegen bin ich doch hier! Damit ihr Sasuke in Ruhe lasst. Fast ein halbes Jahr hab ich es hier ausgehalten, mich angestrengt und trotzdem Angst gehabt, dass ihr ihm etwas antun würdet.“

In meiner Stimme war deutlich die Enttäuschung zu hören, die ich eigentlich verstecken wollte.
„Es war Sasukes freie Entscheidung. Niemand sagte, dass wir ihn nicht annehmen würden, wenn er sich freiwillig an Akatsuki beteiligen möchte“, sagte Tobi und stand wieder auf.
Die Monate fühlten sich verschwendet und gedemütigt an. Meine ganze Mühe wurde damit heruntergemacht und noch obendrauf gespuckt, als wäre das alles nichts wert gewesen. Wütend wandte ich mich wieder dem Wasser zu, um wieder die Beherrschung zu bekommen.

„Und er könnte jeden Moment hier auftauchen“, sagte er noch und mein Blick ging wieder zu ihm.
„Du weißt doch selbst, dass das keine gute Idee ist, oder?“, fragte ich.
Dazu sagte er aber nichts. Wenn Sasuke jetzt sowieso bei Akatsuki war – und sie ihn auch scheinbar brauchten -, gab es auch keinen Grund mehr für mich, dort zu bleiben. Als hätte Tobi meine Gedanken gelesen, hielt er mich an meinem Handgelenk fest. Gerade wollte ich aufstehen und meine paar Sachen packen.

„Und falls du vorhast zu gehen, das kannst du vergessen“, sagte er ernst und sein Griff ließ auch nicht locker.
„Du hast mir gar nichts zu sagen“, zischte ich ihn sauer an.

Aber dass ich daraufhin eine schallende Ohrfeige bekam, hatte ich nicht gedacht. Hätte er mich nicht festgehalten, wäre ich wohl gefallen. Meine Sicht wurde schwarz und ein lauter Tinnitus zog sich durch mein ganzes Ohr. Ich wurde, soweit ich wusste, noch nie im meinem Leben geschlagen. Während des Trainings bekam ich ein paar Schläge von Sasuke ab, aber das war eine ganz andere Situation. Sofort stiegen mir vor Schmerzen die Tränen in die Augen und dabei rieb ich mir meine pochende Wange.

„Soll ich mich noch deutlicher ausdrücken?“, fragte er bedrohlich und verstärkte seinen Griff.
„Nein“, kam es nur kleinlaut von mir.
Wer Tobi war, wie viel Macht er hatte und was er alles so konnte, wusste ich nicht. Und wenn ich noch genauer darüber nachdachte, wollte ich es auch gar nicht wissen. Als er mich endlich losließ, ging ich ein paar Schritte zurück und schaute ihn verängstigt an, bevor er mich wieder dort allein ließ. Ich wusste, dass Tobi ein recht strenger Typ war, aber so hatte ich ihn noch nie gesehen.

Mein Herz klopfte mir noch vor Aufregung bis zum Hals und ich versuchte mich auf Krampf zu entspannen. Tobi hatte mir wirklich Angst gemacht und im Nachhinein schwitzen sogar meine Hände vor Angst. Nachdem ich mich nach ein paar Minuten endlich wieder sogar halbwegs entspannen konnte, auch wenn meine Beine noch eine ganze Weile zitterten, kam aber schon direkt die nächste Überraschung. Schon an den Bewegungen von dem Wasser konnte ich erahnen, dass etwas nicht stimmen konnte. Es bewegte sich wie in einem Strudel, bis es dann plötzlich aus dem Brunnen direkt auf mich zugeschossen kam.

Mit einem Rückwärtssalto konnte ich dem ausweichen, wurde aber weiter von dem Wasser verfolgt. Während ich auswich, entdeckte ich eine Person, die in der Tür stand und mir belustigt hinterher sah. Ich zögerte nicht lange und kam direkt mit einem Sprung auf ihn zu, der nicht darauf vorbereitet war. Ich stieß ihn aus dem Tempel und folgte ihm auch schon kurz danach. Er rollte ein paar Meter über den Boden und dort, wo er zum Stehen kam, schoss ich einen meiner Gudoudama als Speer genau auf ihn.

Zwar traf ich ihn auch, aber es schien nichts zu nützen. Verwirrt schaute ich zu ihm, da der Speer einfach im Boden stecken blieb, während er wieder aufstand. Die schnellen und schweren Schritte neben mir ignorierte ich solange, bis ich mich zur Seite drehte und einen großen, stämmigen Typen auf mich zulaufen sah. Wahrscheinlich wollte er mich umrennen, doch ich stieß ihn mit meiner Druckwelle weit weg.

Danach drehte ich mich wieder zu dem Typen am Anfang und erschuf dabei noch einen zweiten Speer.
„Warte, wir wollen kein Stress“, sagte er nervös.

Ungläubig schaute ich ihn an.  Dazu wollte ich einfach mal nichts sagen und ging weiter auf ihn zu. Er schien ein wenig Angst zu haben und schaute sich auch schon nach einer guten Fluchtmöglichkeit um. Ich wollte erneut ausholen und ihn erneut mit dem Speer abwerfen, als ich jemanden neben mir spürte. Sofort lenkte ich um und wollte den Speer der Person neben mir in den Körper rammen, jedoch blieb ich plötzlich stehen und schaute in Sasukes kaltes Gesicht. Der Speer war nur ein paar Zentimeter vor seinen Rippen zum Stehen gekommen und er hatte keine Anstalten gemacht, auszuweichen.

Ich ließ meine Hand sinken. Dann waren die anderen beiden wohl seine Freunde, von denen Tobi erzählt hatte. Sasuke hatte wohl schon erwartet, dass ich ihn nicht angreifen würde und hatte sich daher nicht geregt. Die ganzen schrecklichen Dinge, die ich ihm bei unserem letzten Treffen gesagt hatte, schossen mir durch den Kopf und ich ließ den Speer verschwinden. Die Schuldgefühle zerrten immer mehr an mir, umso länger ich Sasuke ansah. Er schien zu erwarten, dass ich irgendetwas sagen würde, aber dafür war es schon lange zu spät.

Mit geschlossenen Augen wandte ich mich von ihm ab und ging in Ruhe zurück zu dem Tempel.


Ich hatte mich zurück in mein Zimmer gezogen, um jeden im Tempel aus dem Weg zu gehen. Den ganzen Tag lag ich nur auf meinem Fuuton und starrte an die Decke. Dachte darüber nach, was ich alles zu Sasuke gesagt hatte und was ich als Nächstes tun würde. Letzten Endes kam ich nicht mal zu einem Ergebnis, sondern wiederholte in meinem Kopf meine ganzen Taten, die mich belasteten, ohne über eine Lösung überhaupt erst nachzudenken. Ich hörte, wie die Tür aufging.

„Ich gehe jetzt nicht trainieren“, sagte ich, da ich dachte, dass Tobi in mein Zimmer kam.
Als sich die Tür wieder schloss und ich spürte, dass jemand in meinem Zimmer stand, drehte ich mich zur Tür und erblickte Sasuke, der mich nicht erfreut ansah. Sofort schnaubte ich und drehte mich wieder um.

„Ich hab jetzt keine Nerven für dich“, sagte er und hoffte einfach nur, dass er verschwinden würde.
„Ich mochte“, fing er an und kam auf mein Fuuton zu. „dass du mir jetzt die Wahrheit sagst.“
Langsam drehte ich mich zu ihm um.
„Da gibt es nichts zu sagen“, log ich.

Daraufhin schmunzelte Sasuke nur und setzte sich neben meinen Fuuton. Er kannte mich zu gut. Und das war überhaupt nicht gut. Wieso auch immer er wissen konnte, dass ich log. Vor ein paar Monaten konnte ich ihn noch überzeugen, dass ich ihn wirklich nicht mehr brauchte und dass ich ihn ersetzt hatte. Wieso wollte er das dann auf einmal nicht mehr glauben?
„Verschwinde jetzt“, sagte ich und merkte, dass meine Stimme zitterte.

Dadurch, dass ich meine Stimme hab zittern ließ, flog ich schon auf. Sasuke hob nur ungläubig eine Augenbraue und dann passierte genau das, was ich überhaupt nicht wollte, Sasuke wohl aber schon. Wie von selbst flossen mir die Tränen aus meinen Augen und ich gab mich geschlagen, obwohl ich noch nicht mal wirklich gekämpft hatte. Das hing wohl damit zusammen, dass ich es ihm sagen wollte. Ich wollte nicht, dass er so von mir dachte. Dass er dachte, dass ich ihn doch tatsächlich ersetzt hatte. Dass ich dachte, dass er schwach sei.

„Und jetzt erzähl es“, befahl er fast schon.
„Es tut mir so leid“, schluchzte ich und hielt mir die Hände vors Gesicht.
Im Hintergrund hörte ich ihn einmal ausatmen. Es schien, als sei er erleichtert. Wie ein zittriges Rehkitz setzte ich mich vorsichtig auf und legte mich in Sasukes Arme; dabei fest meine Arme um seinen Nacken gelegt.

„Ich wollte das alles nicht, das musst du mir glauben“, nuschelte ich in seine Schulter.
„Ich glaube dir das schon“, sagte er und legte seine Hand auf meinen Rücken.
„Als ich auf das falsche Schiff gestiegen war, hörte ich in Kiri, dass dich jemand gesehen haben soll, also bin ich schnell dorthin. Da warst aber nicht du, sondern Itachi. Zusammen mit Kisame und Pain“, fing ich an zu erzählen und ignorierte einfach vollkommen, dass ich in dem Moment Sasukes Schulter vollheulte. „Sie wollten mich zuerst damit locken, dass sie ja wussten, wo Ren war, aber das haben die nicht geschafft. Dann drohten sie mir damit, dass sie dir etwas antun würden und dann, naja, was soll ich sagen? Dann bin ich eingeknickt.“

Sein Griff um meinen Rücken wurde stärker.
„Bist du dumm?“, fragte er leise, aber sauer. „Du hältst mich ja wirklich für schwach. Lass mich raten: Du warst dann einverstanden, Akatsuki beizutreten, damit sie mir nichts tun würden?“
Ich nickte und löste mich von ihm, um ihn anzusehen.

„Wie du dir vielleicht denken kannst, haben die mich reingelegt. Sie haben Ren getötet“, erzählte ich weiter. „Und vorher haben die mir so eine blöde Operation gegeben, um mir das zweite Auge zu implantieren. Das Auge von Ren. Ich wurde gezwungen, dich loszuwerden. Damit es für dich einfacher werden würde und nicht mehr versuchen würdest, mich von Akatsuki zu befreien.“

„Du hast das alles nur für mich gemacht“, stellte er dann fest. „Du bist wirklich dumm, weißt du das eigentlich?“
Ich nickte und wischte mir die Tränen weg.

Trapped in moonlit * Sasuke ff *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt