Ich wollte mir eher weniger von jemanden wie Orochimaru helfen lassen, aber ich war viel zu sehr in Panik, als dass ich mich groß entscheiden hätte können, und vielleicht waren es ja auch nur Vorurteile ihm gegenüber. Aus dem Gefühl heraus hielt ich einen Sicherheitsabstand, auch wenn durch diese zwei Meter wohl trotzdem nicht vor ihm sicher gewesen wäre. Und mit Absicht ging ich auch näher zu Sasuke, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass er mich nicht beschützen würde. Er hatte jedenfalls eine starke Ausstrahlung, die mich zu ihm zog.
„Bist du Orochimaru?“, fragte ich ihn.
Er nickte nur, wobei seine sowieso schon schmalen Augen noch schmaler wurden. Das ließ mich noch misstrauischer werden, zumal das nach einer Hinterhältigkeit aussah.
„Aber Sasuke“, fing er an und wandte sich zu seinem Schüler. „Warum hast du mir denn gar nichts von deiner kleinen Freundin erzählt?“, fragte er mit einer ironischen Stimme.
Seufzend wollte sich Sasuke abwenden und mich, sowie Orochimaru dort allein stehen lassen, aber das wollte ich mir nicht gefallen lassen. Erstens, weil es sein Lehrer war und das respektlos wäre und zweitens, weil ich nicht mit ihm allein sein wollte, aber trotzdem etwas über meine Familie herausfinden wollte. Unsicher, aber mit Kraft, packte ich einfach Sasukes Handgelenk und sofort blitzte das Sharingan auf.
‚Mensch ist der Junge aggressiv und schnell reizbar‘, dachte ich mir und ließ ihn langsam los. Es schien ihn nicht gerade gefallen zu haben, aber mein Ziel, dass er stehen blieb, hatte ich dadurch dennoch erreicht.
Ich wandte mich zurück zu Orochimaru und versuchte selbstbewusst zu wirken. Meine Füße standen ein bisschen auseinander, um einen besseren Stand zu haben, mein Rücken war gerade, wodurch ich größer wirkte und mein Blick ging weiter nach unten, mein Kopf weiter nach hinten, damit ich ein bisschen auf ihn herabschauen konnte.
„Würdest du mir bitte etwas über diese Kraft erzählen?“, fragte ich ihn, obwohl mein Inneres zitterte.
Er verschränkte grinsend die Arme und schien nachzudenken.
„Direkt über deine Kräfte weiß ich nichts“, gab er immerhin offen zu.
Mein Stand wurde lockerer und ich kam mir ein bisschen verarscht vor. Da wollte ich mich schon einem verrückten anvertrauen und dann wurde ich auch noch von einem beschissen.
„Aber ich könnte dir von meiner Vermutung erzählen“, schlug er stattdessen vor.
‚Besser als nichts?‘, dachte ich mir und nickte.
Als ich nickte, fing er an: „Ich vermute eine Mutation. Welche Mutation das genau ist, kann ich nicht vermuten, aber es sieht danach aus, als wenn der Vorgänger deines Auges ein Byakugan gewesen ist.“
Ein bisschen hat es mich gefreut, dass er mir seine Vermutung ohne jeglicher Gegenleistung mitteilte, nur hätte ich vorherahnen können, dass mir diese Begriffe wie ‚Byakugan‘ gar nichts sagen werden. Und als ich daraufhin nichts sagte, konnte auch Orochimaru ahnen, dass ich planlos war.
„Das Byakugan ist ein Kekkei-Genkai von dem Hyuuga-Clan. Es ist sehr stark und kann mit dem Sharingan und dem Rin'negan zusammen auf eine Stufe gesetzt werden.“
Nun verstand ich ein bisschen mehr und freute mich auch mehr. Mit funkelnden Augen drehte ich mich zu Sasuke.
„Also sind wir gleich stark?“, fragte ich etwas naiv.
Sasukes Schmunzeln sollte mir wohl klarmachen, dass ich mir darauf zu viel eingebildet hatte und wohl niemals auf seine Stufe kommen würde. Kurz faszinierte mich die Vorstellung, Seite an Seite gemeinsam und vor allem gleich stark mit Sasuke zu kämpfen, nur fand ich es im Inneren selbst ein wenig unrealistisch, einmal irgendwann so stark zu werden.
„Der Hyuuga-Clan hat seinen Wohnsitz in Konohagakure und verweilt dort bis heute“, sagte er noch.
Der Name des Dorfes kam mir sehr bekannt vor, bis ich mich an den blonden Jungen erinnerte, der ein strahlendes Lächeln hatte.
„Und bin ich ein Hyuuga?“, fragte ihn neugierig.
„Das müsstest du eigentlich wissen“, sagte er und schmunzelte ebenfalls, schließlich hatte ich ja keine Erinnerungen mehr. „Wenn du Antworten suchst, wirst du dort sicherlich welche finden.“
Es brauchte nicht lange, bis ich überzeugt war, zu diesem Dorf zu gehen und etwas über meine Familie herauszufinden. Am liebsten wollte ich mich direkt auf den Weg machen, was ich auch tat. Ich drehte mich und wollte zielstrebig zum Pferd gelangen, jedoch musste ich anhalten.
„Eines solltest du beachten“, sagte Orochimaru. „Erwähne am besten nicht, dass du mich und Sasuke kennst.“
Fragend suchte ich zu Sasuke Blickkontakt, der schaute mich aber nicht an. Weder er noch Orochimaru wollten mich ansehen. Ich stand von den beiden ein paar Meter entfernt und wie ich mir die beiden so ansah, bekam ich ein ungutes Gefühl. Zum ersten Mal musste ich mir eingestehen, dass Sasuke vielleicht doch nicht der Unschuldige war, für den ich ihn immer halten wollte. Ich sagte mir einfach, dass es okay war. Nicht jeder war perfekt und irgendwann wird er wieder den richtigen Weg finden, wie Naruto mir sagte. Auch wenn ich bis dahin keine Ahnung von seinen Taten hatte, war ich mir sicher, dass er dies bestimmt nicht ohne Grund tat.
„Du solltest sie zurückbringen“, sagte er zu Sasuke.
Dem stimmte ich in meinen Gedanken zu und wollte mich auch schon ein zweites Mal auf den Weg zum Pferd machen, wurde aber wieder durchs Reden aufgehalten.
„Nein, wieso sollte ich?“, fragte Sasuke und stand still.
„Wir wollen doch nicht, dass ihr etwas passiert.“
„Das ist mir doch egal, sie ist mir nicht wichtig.“
„Sicher?“, fragte Orochimaru nach.
Auch wenn ich Sasuke nicht besonders und lange gut kannte, wusste ich, dass nach dieser Aussage nichts Gutes folgen würde. Meine Vermutung bestätigte sich, als Sasuke sich zu mir umdrehte. Mit den Augen verfolgte ich noch Orochimaru, der sich zurückzog und uns lieber allein ließ.
„Sicher“, sagte er mit einer Kälte in seinen Augen, die mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.
Seine Aussage überraschte mich nicht, belastend war es aber trotzdem ein bisschen. Wäre ich aber wirklich so unwichtig gewesen, hätte er mich gar nicht erst damals am Fluss gerettet. Es war wohl eher eine Masche von ihm, niemanden an sich heranzulassen und niemanden um sich haben zu wollen, daher nahm ich es nicht als Beleidigung und erst recht nicht zu ernst. Ohne weiter etwas dazu zu sagen, drehte ich mich und ging weiter zum Pferd.
„Kommst du?“, fragte ich nach ein paar Metern, ohne mich umzudrehen.
Wortlos folgte er mir.
Still ging er neben mir her. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Sasuke nicht gern so viel redete, ich fand es aber ein bisschen seltsam, einfach die ganze Zeit nichts zu sagen. Zwar gingen wir erst um die zwanzig Minuten, dennoch wurde es unangenehm. Zudem fühlte es sich auch seltsam an, als Sasuke selbst ging und ich auf dem Pferd ritt. Um fair zu bleiben, beschloss ich, von dem Pferd abzusteigen und neben ihm zu gehen. Wir hielten dasselbe Tempo, also änderte sich kaum etwas.
„Warum steigst du denn jetzt ab? In dem Tempo werden wir nie ankommen“, meckerte er mich an.
„Ich halte es nur für fair, wenn du schon nicht auf das Pferd möchtest“, sagte ich. „Außerdem sind wir genauso schnell wie vorher.“
Er sagte nichts weiter dazu und ich fühlte mich ein wenig bestätigt oder sogar fast schon so, als hätte ich gewonnen. Dieses Erfolgsgefühl merkte Sasuke und konnte es natürlich nicht so auf sich sitzen lassen. Er musste typischerweise dafür sorgen, dass ich nicht dieses Gefühl hatte. Zumindest nicht bei ihm, denn er fing langsam mit der Zeit an, schneller zu gehen. Er wollte mir beweisen, dass ich doch langsamer beim Gehen war als er. Verständlicherweise wollte ich das nicht auf mir sitzen lassen und legte daher einen Zahn zu, aber er wurde natürlich auch schneller. Letzten Endes war es fast wie ein Wettrennen, gegen das ich niemals ankam. Schon nach ein paar hundert Metern ging mir die Luft aus und ich wurde langsamer. Sasuke schien kein Stück außer Atem zu sein, es war auch wahrscheinlich eher so etwas wie joggen für ihn, obwohl es für mich ein Marathon war.
„Wie unsportlich“, sagte er spöttisch.
„Ich bin normal“, erwiderte ich.
Von da an war wieder eine Stille, in der ich sehr müde wurde. Es war bereits dunkel, ich verließ mich auf Sasuke, da dieser scheinbar trotz der Dunkelheit noch gut sehen konnte. Besonders trug die Stille dazu bei, dass meine Konzentration immer mehr verschwand und ich daher auch immer schleppender ging. Das Schleifer meiner Füße über den Boden ließen mich meistens kurz aufschrecken, doch daran gewöhnte ich mich mit der Zeit. Meine Füße wurden immer langsamer, mein Rücken immer krummer und meine Augenglieder enger.
„In dem Tempo werden wir nie ankommen“, meckerte er wieder herum.
In dem Moment hatte ich nicht Lust, darauf einzugehen. Es würde eh wieder darauf hinauslaufen, dass er mich heruntermachte und ich mich dadurch nur beschissen fühlen würde. Anstatt mir aber wie ein Gentleman anzubieten, mich zu tragen oder mir auch nur vorzuschlagen, wieder auf das Pferd zu gehen, hielt er es für richtig, mich ein wenig zur Seite zu schubsen. Wahrscheinlich um mich wieder dadurch wacher zu machen.
Aber selbst darauf wollte ich nicht eingehen. Die Müdigkeit und diese Provokationen von ihm ließen mich noch genervter werden und bevor ich mich in einer unnötigen Diskussion mit Sasuke befand, riss ich mich zusammen. Das schien aber auch nicht das richtige zu sein, es provozierte ihn ein bisschen, ignoriert zu werden. Normalerweise war es wohl andersherum, er war der, der andere ignoriert. Um mich ein bisschen zu motivieren, schneller zu laufen, schubste er mich an der Schultern nach vorne. Durch diesen kleinen Hieb stolperte ich über meine eigenen Füße und lange dauerte es nicht, bis ich mich auf dem kalten Boden wiederfand.
Ich hätte wenigstens gerne die Schuld auf einen Ast oder eine Baumwurzel geschoben, aber nein, ich musste über meine eigenen Füße stolpern. Lust zum Aufstehen hatte ich auch nicht, zumal auch mein linkes Schienbein weh tat. Sasuke seufzte genervt.
„Ich gehe gleich“, sagte er.
„Wieso wolltest du mich denn auch begleiten, wenn ich dir die ganze Zeit eh nur auf die Nerven gehe?“, fragte ich und setzte mich auf.
Leider konnte ich durch die Dunkelheit nicht seinen Gesichtsausdruck erkennen, den ich nur zu gerne gesehen hätte. Auch wenn er sehr gut darin war, seine Emotionen zu verbergen, musste er, auch wenn es nur eine kleine Reaktion war, eine zeigen. Auch wenn es nur über die Augen war, irgendetwas wollte ich sehen. Irgendetwas.
„Es gibt keinen Grund dafür“, antwortete er mir.
Mit so einer Antwort hatte ich gerechnet, auch wenn ich gerne so etwas gehört hätte wie: „Weil ich nicht möchte, dass dir etwas passiert“, oder: „Weil ich mir sonst Sorgen machen würde“, irgendwas in dieser Richtung. Aber das war wohl zu viel verlangt. Ich stand wieder seufzend auf und machte mich auf den Weg. Das Schienbein tat bei jedem Schritt weh, was unserem Tempo überhaupt nicht guttat.
„Ich werde langsam ungeduldig, geh einfach mal schneller“, sagte Sasuke.
„Durch deine blöde Aktion eben hab ich mir das Schienbein verletzt, also kein Wunder, warum ich so langsam bin“, antwortete ich genervt.
„Das hält man ja nicht aus“, sagte er eher zu sich selbst.
Auch wenn es meiner Sturheit echt weh tat, setzte ich mich wieder auf das Pferd. Es fühlte sich deutlich entspannter an, auch weil Sasuke entspannter wurde. Ich legte mich auch mit dem Oberkörper auf das Pferd. Das Letzte, was ich merkte, war, wie das Pferd ein bisschen schneller wurde. Sasuke zog es wohl ein bisschen schneller. Das Traben wurde immer leiser und mein Körper immer schwerer, bis ich mich komplett im Schlaf verlor
„Mädchen“, hörte ich es leise.
Ich spürte ein leichtes Schütteln an meiner Schulter. Es war Sasuke, der mich schüttelte. Müde öffnete ich meine Augen.
„Ja?“, fragte ich verschlafen.
„Wir sind da“, sagte er.
Ich setzte mich auf und schaute nach vorne. Ungefähr 2 Kilometer vor uns war der große, beleuchtete Wald. Es fühlte sich wie Heimat an, dort anzukommen. Verschlafen rieb ich mir die Augen.
„Und was hast du jetzt vor?“, fragte Sasuke.
Warum er das fragte, fragte ich nicht nach. Denn wenn ich das Nachfragen würde, könnte es passieren, dass er es nicht mehr tun würde.
„Ich möchte nach Konoha“, sagte ich mit einem Lächeln.
Wie erwartet sagte er nichts dazu. Er klopfte dem Pferd einmal leicht auf das Bein, sodass es losging.
„Danke, dass du mich gebracht hast“, sagte ich und winkte ihm.
Er musste schmunzeln, als würde er sich ein bisschen über mich lustig machen, aber ich wusste, dass er mich gerne brachte, ansonsten hätte er es nicht gemacht. Er musste es wohl erst selbst einsehen.
Während ich die letzten Meter zum Dorf ritt, wurde mir erst klar, wie sehr ich Sasuke eigentlich schon vertraute. Ich war einfach mit Absicht eingeschlafen und habe mich währenddessen auf ihn verlassen, dass er nichts Dummes mit mir anstellte und mich weiterhin nach Kamigakure brachte. Das Gute daran war aber, dass ich ihn mit zurecht vertrauen konnte. Wie ich es erwartet habe, brachte er mich nach Hause. Scheinbar konnte ich ihm vertrauen.
Als ich das Pferd wieder abgestellt und in das Dorf eincheckte, ging ich natürlich sofort schlafen, nahm mir aber vor, am nächsten Tag jemanden zu finden, der mich mit nach Konoha nehmen würde.
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Trapped in moonlit * Sasuke ff *
Hayran KurguDie Geschichte mag manchmal etwas verwirrend sein, doch ignoriert das einfach, denn es wird sich alles klären. Zudem spielt sie am Anfang in der Zwischenzeit von Naruto Classic und Naruto Shippuden. Ich gebe mein Bestes für die Geschichte, trotzdem...