Die Reise hatte erst vor ein paar Tagen angefangen und war schon wieder vorbei. Man könnte meinen, dass nun eine neue Reise für mich begann, aber das wollte ich nicht. Ich wollte lieber wieder zu Sasuke und Zeit mit ihm verbringen, lieber meinen Bruder suchen und eher versuchen, ihn von Akatsuki zu befreien, statt dieser Gruppe auch noch beizutreten. Wo auch immer Sasuke gerade war, er suchte wahrscheinlich nach mir und hatte keinen blassen Schimmer, dass ich gerade Akatsuki beigetreten war.
Ich hatte keinen Plan, wie lange wir schon liefen, aber es war lang genug, dass mir gefühlt die Finger abfielen. Sie waren inzwischen so kalt, dass ich sie gar nicht mehr spüren konnte, genau wie meine eiskalte Nase. Ich hätte gerne gewusst, wie die anderen drei so einfach ohne Anzeichen durch den Schnee stapfen konnten, ohne zu erfrieren. Selbst meine Organe waren kalt. Zumindest dachte ich das.
Pain, der sich mir in den letzten Stunden vorgestellt hatte, war der, der uns den Weg mit einer Fackel erhellte, denn es war schon stockduster und Minusgrade. Auch Itachi hielt eine Fackel vor sich. Also hatte ich die Wahl, entweder nahe an Itachi oder Pain zu gehen, wobei ich mich für den erstgenannten entschied. Auch wenn ich beide gleich weniger leiden konnte, ‚kannte‘ ich Itachi schon länger und er hatte mir gesagt, dass er mir nichts tun würde. Zudem erinnerte ich mich auch daran, dass er zu Pain sagte, die Stäbe seien unnötig gewesen. Das war zwar nur ein kleines Detail, aber ich wollte es im Hinterkopf behalten.
„Wohin gehen wir eigentlich?“, fragte Itachi.
Aber Itachi antwortet mir nicht.
„Wir gehen nach Otogakure“, antwortete Pain stattdessen.
„Wo liegt das?“, fragte ich in die Runde.
„Eine ganze Weile von hier aus“, beantwortete Kisame meine Frage, womit ich überhaupt nichts anfangen konnte.
„Dort ist eins unser Hauptverstecke, wo du erstmals einer Operation unterzogen wirst“, sagte Pain.
Ich blieb stehen.
„Wieso?“, fragte ich geschockt.
„Zur Verbesserung deiner Fähigkeiten. Wir haben jemanden, der so etwas gut kann, also mach dir keine Sorgen“, sagte er.
Es war ja nicht mal so, dass ich schwach war, ich brauchte einfach nur das richtige Training, anstatt so eine behinderte Operation. Aber wie ich bereits gemerkt hatte, konnte ich mich nicht gegen diesen Kerl wehren. Etwas anderes, als auf ihn zu vertrauen, dass er wirklich jemanden hatte, der sich damit auskannte, hatte ich auch nicht.
„Davor möchte ich meinen Bruder sehen“, sagte ich.
„Danach“, widersprach er mir direkt. „Wenn wir erstmal dein Vertrauen haben, indem du dich dieser Operation bereitstellst, kannst du direkt zu ihm.“
„Was wird denn gemacht?“
„Etwas an deinem linken Auge.“
Das linke Auge war bei mir das normale Auge. Misstrauisch schaute ich zu ihm.
„In Ordnung“, stimmte ich ihm zu.
Mir gefiel das Ganze überhaupt. Aber eine große Wahl hatte ich nun auch nicht, wenn ich meine Schuld bei Sasuke ausgleichen wollte. Falls ich irgendeine Mission für die erledigen sollte, nahm ich mir vor, mich irgendwie daraus zu reden.
„Sasuke weiß, dass ihr etwas von mir wollt. Und er weiß auch, dass ich niemals freiwillig beitreten würde; dafür kennt er mich viel zu gut“, sagte ich an alle gerichtet.
„Dann überlege dir eine Lüge“, sagte Pain einfach, als ob das das einfachste wäre. „Nach der OP gebe ich dir eine Gelegenheit, ihm das zu sagen.“
Mein Herz fühlte sich so schwer an und mein Knie tat immer noch weh, genau wie meine Hand und meine Schulter. Die Kälte wurde auch nicht weniger.
„Können wir eine Pause machen?“, fragte ich nach einer halben Stunde.
„Stell dich nicht an“, sagte Pain, ohne anzuhalten.
Mit so einer Antwort hatte ich gerechnet. Trotzdem war es enttäuschend, da ich gerne eine Pause gemacht hätte, auch wenn sie nicht länger als 5 Minuten gehen würde. Das würde mir reichen. Ein paar Minuten nach Pains Antwort schleifte ich nur noch mit den Füßen, anstatt sie anzuheben. Ich hob mir diese Frage nach der Pause wirklich so lange auf, bis ich wirklich nicht mehr konnte. Und das war nun der Fall. Meine Augenglieder wurden immer schwerer und auch fühlte ich mich total erschöpft. Itachi ging ein Stückchen vor mir. Die ganze Zeit warf ich ihm einen bösen Blick zu, als er jedoch stehen blieb und in die Knie ging, schaute ich verwirrt. Er hatte die Fackel Kisame gegeben und streckte seine Arme nach hinten. Als ich nicht reagierte, schaute er zu mir. Ich verstand, was er wollte.
„Was soll das werden? Willst du dich bei mir einschleimen?“, fragte ich ihn genervt.
„Dafür habe ich keinen Grund, du bist sowieso schwächer als ich“, entgegnete er.
Ich schätzte diese Geste zwar, aber bei Gott, ich würde nicht einfach so auf den Rücken von dem Mann gehen, der Sasuke durch die Hölle laufen ließ. Kisame stand auch neben uns und beobachtete unsere Bewegungen, während Pain ohne Rücksicht weiterging.
„Jetzt gib dir schon einen Ruck“, sagte Kisame. „Wenn du es nicht tust, tu ich es.“
Ich schaute verwirrt zu ihm und wollte fragen, was er damit meinte, da kam er schon zu mir und drückte mich an den Rücken Richtung Itachi. Meine Füße stieß ich gegen den Boden, stehen bleiben tat ich deswegen aber noch lange nicht. Sobald ich mit meinen Beinen an Itachis Rücken kam, drückte Kisame mich mit dem Oberkörper an Itachis Rücken, sodass ich mal wieder keine Wahl hatte, als mich dem zu beugen, was ich tun sollte. Itachi stand sofort auf und umfasste meine Beine.
„Ich hasse euch alle“, fauchte ich.
Keiner reagierte und jeder ging einfach weiter.
„Insbesondere dich“, flüsterte ich hasserfüllt in Itachis Ohr.
„Keine Sorge, damit kann ich leben“, antwortete er mir.
Mit der Antwort gab ich mich zufrieden.
Über die nächsten Stunden entspannte ich mich von Stunde zu Stunde, da selbst das Anspannen der Muskeln anstrengend war und es gar nicht so schlecht war, einfach durch die Gegend getragen zu werden. Keineswegs gefiel es mir, aber ich konnte mich damit abfinden, anstatt selbst zu gehen. Die Wunde in meiner Hand und die an meiner Schulter bluteten auch nicht mehr und wenn ich mich nicht irre, waren sie auch schon ein Stückchen verheilt. Wie ich das machte, wusste ich nicht, aber es war gut. Generell verstand ich die ganze Shinobi-Welt noch nicht, aber ich hatte ja noch genug Zeit, um das alles herzufinden.
Ich wusste, dass es nicht schlau war, aber ich musste einfach schlafen. Es war wahrscheinlich schon gegen 03:00 morgens und die anderen drei gingen durch die Gegend, als wären sie nicht schon mehrere Stunden gelaufen. Ich wollte auch so lange durchhalten können, da ich aber sowieso von Itachi getragen wurde, erlaubte ich es mir, ein wenig die Augen zu schließen. Pain und Kisame gingen mehrere Meter vor und unterhielten sich.
„Du sagtest mir mal, dass du mir nichts tun wirst“, sagte ich zu ihm.
„Das ist richtig“, bestätigte er meine Aussage.
„Stimmt das immer noch?“
Ich wollte im Vorfeld wissen, ob ich mich ausgesprochen sicher bei ihm fühlen konnte, bevor ich jemals auf seinem Rücken einschlafen konnte. Bei Sasuke hatte ich dieses Gefühl von Sicherheit über mehrere Monate aufbauen müssen, bei Itachi blieb mir nichts anderes übrig, als ihn einfach zu fragen, denn ich musste einfach schlafen.
„Ich werde dir ganz bestimmt nichts tun“, sagte er sicher.
Mit einem besseren Gefühl als vorher machte ich die Augen zu. Mein Körper wurde viel schwerer, je mehr ich mich entspannte.
Diese Entspannung hielt für mehrere Stunden an, obwohl es sich nur wie ein paar Minuten anfühlte. Durch ein langsames hin – und herwackeln wurde ich aus meinem Schlaf gerissen.
Noch immer war ich auf Itachis Rücken, der auf einem dunklen Boden kniete. Es war generell sehr dunkel, machte aber die Augen auch sofort wieder zu, da ich noch einfach zu müde war.
„Willst du sie nicht mal langsam absetzen?“, hörte ich Pains Stimme. „Du trägst sie nun seit Stunden und wir fahren noch ein paar Stunden. Gönn dir auch mal eine Pause.“
Daraus konnte ich mit meinem müden Kopf schließen, dass wir uns auf einem Schiff befanden.
„Nein“, antwortete Itachi kalt.
„Da gönnt er seinem kleinen Bruder nicht mal eine Freundin“, lachte Kisame.
Kisames Lachen brachte mich dann endgültig aus dem Schlaf. Ich setzte mein Kinn auf Itachis Schulter ab und schaute verschlafen hoch.
„Haben wir dich geweckt?“, fragte Itachi.
Ich drehte meinen Kopf zur Seite und schaute Itachi direkt an. Unsere Wangen berührten sich sogar schon, so nah waren wir uns. Aber ich war noch viel zu müde, als dass es mich stören würde. Schläfrig schüttelte ich den Kopf. Itachi hatte viel wärmere Augen als Sasuke. In ihnen steckten so viel mehr Emotionen, auch wenn ich sie nicht deuten konnte. In Sasukes steckten keine. Da ich daran dachte, was Kisame vorher gesagt hat, stieg ich langsam Rücken von seinem Rücken und lehnte mich an die Kiste neben Itachi. Mein Rücken zeigte zu ihm und dort schloss ich erneut die Augen.
„Wie viel willst du eigentlich noch schlafen?“, scherzte Kisame.
„Lass mich in Ruhe“, entgegnete ich und machte es mir dort gemütlich.
Schon wieder vergingen die nächsten Stunden wie im Flug und ein leichtes Rütteln weckte mich.
„Shizuku“, hörte ich Itachis Stimme. „Du musst aufwachen.“
Ich rieb mir die Augen und stand auch ohne Widerstand auf und folgte Itachi aus dem Schiff heraus. Das Klima war in Otogakure deutlich wärmer. Dort lag auch kein Schnee mehr und es waren deutliche Plusgrade. Wenn ich daran dachte, wie sehr ich noch vor ein paar Stunden fror, ging es mir da um einiges besser. Erleichtert atmete ich aus und schaute mir die noch kahlen Bäume an, an denen aber schon kleine Knospen hingen.
Dieses Mal trottete ich hinter der Gruppe her und sah mich in der wäldlichen Gegend um. Rechts von uns war ein Gebirge, dass ich unter anderen Umständen um einiges schöner gefunden hätte. Als wir an einem großen Tempel ankamen, gingen Itachi und Kisame in eine andere Richtung als Pain. Aus Reflex folgte ich lieber Itachi.
„Du kommst mit mir“, sagte Pain.
Seufzend ging ich zu Pain und beobachtete den Mann, der aus dem Tempel kam. Er hatte ebenfalls einen Akatsukimantel an, trug aber im Gegensatz zu den anderen eine Maske. ‚Irgendeine Macke musste irgendwie jeder dort haben‘, dachte ich. Pain nickte dem Mann zu und ließ mich dann auch allein dort stehen. Der Mann, dessen Name ich ebenfalls nicht kannte, ging direkt auf mich zu und anstatt planlos dort zu stehen, kam ich ihm entgegen.
„Du musst Shizuku sein, richtig?“, fragte er.
Ich nickte, obwohl mir seine tiefe und bedrohliche Stimme Gänsehaut bereitete.
„Ich bin Tobi“, stellte er sich vor. „Der, der dich operieren wird.“
Ich musste schlucken. Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht, aber etwas anderes blieb mir nicht übrig, als ihm zu folgen. Der Tempel sah von drinnen unspektakulär aus, aber sobald wir eine Geheimtreppe in den Keller betraten, bekam ich ein ganz schlechtes Gefühl. Unten im Keller befand sich fast schon ein ganzer Operationssaal, der mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Ich blieb vor Angst stehen und konzentrierte mich darauf, meine zitternden Beine zu beruhigen. Mein Atem beschleunigte sich ebenfalls, was Tobi alles zu bemerken schien.
„Du brauchst wirklich keine Angst zu haben“, sagte er und ging zu dem Operationstisch. „Ich verspreche dir, dass du gar nichts spüren wirst.“
Ich nickte, obwohl ich keinem bei Akatsuki ein Versprechen abkaufen konnte. Er schien auf mich zu warten.
„Ich soll jetzt operiert werden?“, fragte ich ungläubig.
„Ja, so war es abgemacht. Nach der OP wirst du in einem Zimmer hier im Tempel aufwachen“, sagte er und reichte mir einen Kittel.
Mit wackeligen Beinen zog ich mir den Kittel über und redete mir ein, es einfach so schnell es ging hinter mich zu bringen. So schlimm konnte es nun auch nicht werden. Ohne weitere Proteste legte ich mich auf den Tisch und schloss meine Augen, um das grelle Licht von der Lampe über mir nicht sehen zu müssen.
„Ich werde dich jetzt betäuben, also erschrecke dich nicht“, warnte er mich vor.
Ich atmete tief ein, als ich die Spritze an meinem Arm spürte und atmete wieder aus, als Tobi sie entfernte. Danach öffnete ich wieder die Augen.
„Kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte ich schon ganz benebelt. „Kannst du die Maske abnehmen?“
Ich dachte wohl, dass ich mich damit sicherer fühlen würde. Er nahm auch die Maske ab, aber ich war schon zu weggetreten, um ihn richtig zu sehen oder mich daran erinnern zu können.
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Trapped in moonlit * Sasuke ff *
FanfictionDie Geschichte mag manchmal etwas verwirrend sein, doch ignoriert das einfach, denn es wird sich alles klären. Zudem spielt sie am Anfang in der Zwischenzeit von Naruto Classic und Naruto Shippuden. Ich gebe mein Bestes für die Geschichte, trotzdem...