Kapitel 5

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Das Treffen mit Sasuke war ein Tag her, als ich wieder mit Yu gemeinsam am Esstisch saß und frühstückte. Wir aßen jeweils ein Brot, ein Ei und tranken Kaffee. Alles war auch immer schon verziert und man konnte sich kaum entscheiden, was man hätte nehmen können, weil es immer so viel Auswahl gab.

„Sag mal, Yu...“, fing ich an. „Hast du schon mal etwas von Orochimaru gehört?“, fragte ich sie.
Sie legte ihren Löffel zur Seite und schaute mich an. Man konnte ihrem Blick entnehmen, dass sie wusste, von wem ich sprach. Und es schien keine Person zu sein, die für gute Taten bekannt war.
„Wieso willst du was über ihn wissen?“, fragte sie misstrauisch.
„Nur so“, log ich.

„Ich weiß nicht viel über ihn, aber das, was ich weiß, ist, dass er viel mit Menschen herumexperimentiert und auch auf junge Leute ziemlich geil ist. Besonders auf Jungs“, sagte sie.
Mir fiel fast das Essen aus dem Mund, als sie das sagte. Ich fragte mich, ob Sasuke etwas mit Orochimaru hatte und ob er auch an Sasuke herumexperimentierte. Szenen, wo die beiden miteinander schliefen gingen mir nicht mehr aus dem Kopf, obwohl ich nicht mal wusste, wie dieser Orochimaru aussah. Mir verging der Appetit und ich machte mich schon früher für die Arbeit fertig. Ich versuchte mir einzureden, dass Gerüchte doch sowieso immer nur Übertreibungen waren, aber mich selbst konnte ich damit nicht überzeugen.

An dem Tag war nur Kistenschleppen angesagt. Wir sollten die Kisten mit den Tomaten von dem Gewächshaus hinüber in die Stadt bringen.
Wir bekamen eine Art Wagen, um dort die Kisten rauf zu tun, um den Wagen dann zur Stadt zu bringen, aber das machte es nicht unbedingt viel leichter. Der Chef sagte, dass wenn wir alle Kisten vor Feierabend fertig transportieren würden, dann bekamen wir früher frei und die Stunden bis zum Feierabend würden uns trotzdem noch bezahlt werden. Das war für uns alle ein riesiger Ansporn, schnell die Arbeit zu erledigen.

Ich trug oft drei Kisten, die schwer auf meinen Armen lasteten. Es war verdammt anstrengend und ich musste mich zusammenreißen, die anderen schafften es schließlich auch. Mir tropften schon die Schweißperlen von der Stirn, als mir jemand die Kisten abnahm. Sofort wurden meine Arme entlastet und ich seufzte erleichtert.

Ich dachte dabei an Yu, aber es war ein Junge, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, was aber auch nicht schwer war.
„Dankeschön“, sagte ich leise.
„Kein Ding“, sagte er und packte die Kisten auf den Wagen.
„Ihr habt da ja echt anstrengende Arbeit“, sagte er freudig.

Ich verstand nicht, wieso man das freudig sagte, aber sein Lächeln war recht ansteckend, also lächelte ich zurück. Sein Stirnband fiel mir sofort auf; Yu hatte mich diesbezüglich einmal aufgeklärt, was es mit diesen Stirnbändern, Dörfern und Shinobis auf sich hatte.
„Du bist ein Shinobi“, sagte ich begeistert.

„Ja, das bin ich“, sagte er stolz. „Mein Name ist Naruto Uzumaki und ich werde Hokage.“
„Freut mich, ich bin Naomi“, stellte ich mich vor.
Wir haben uns die Hand gegeben und lächelten.

Das mit dem Hokage verstand ich nur so halbwegs, durch das Kage konnte ich erkennen, dass er mal ein Oberhaupt eines Dorfes werden wollte. Von welchem genau, wusste ich nicht.
„Aus welchem Dorf kommst du?“, fragte ich ihn.
„Ich komme aus Konohagakure“, sagte er stolz. „Und du wohnst hier?“
„Ja, ich bin neu hierhergezogen“, antwortete ich ihm.

„Cool, wo hast du denn vorher gewohnt?“
Mit der Frage rechnete ich, daher musste ich mir schnell eine Lüge einfallen lassen. Ich kannte ansonsten keine Dörfer, außer noch Konohagakure und von Kumogakure hatte ich auch schon etwas gehört.
„Ehm ich komme aus Kumogakure“, log ich verlegen.

Im Lügen war ich wohl nicht so gut, denn ich musste dabei auf den Boden schauen, zudem hatte meine Antwort auch viel zu lang gedauert, als dass sie wahr sein könnte.
„Du brauchst nicht lügen“, sagte er.
Das überraschte mich nicht. So gut wie jeder hätte meine Lüge aufgedeckt und das war auch nicht schwer.

„Na schön, ich habe keine Erinnerungen mehr. Die Ärzte sagen, es sei Amnesie.“
Durch meine Lüge eben verschwand sein Lächeln, tauchte aber wieder auf, nachdem ich die Wahrheit gesagt hatte.
„Dann komm doch mit nach Konohagakure!“, sagte er freudig. „Da sind tolle Leute, mit denen du dich gut anfreunden kannst und das Dorf ist auch supercool. Ich bin gerade auf den Weg dorthin, ich kann dich ja mitnehmen.“

Ich fühlte mich von seinem Angebot geschmeichelt, schüttelte aber den Kopf. Mein Ziel war es, erstmals unterzutauchen und mit Sasuke den Kontakt zu stärken, da konnte ich nicht einfach wieder umziehen. Irgendwann würde ich aber nach Konoha.
„Ich war noch nie in Konoha und schon soll ich dahinziehen?“, fragte ich lächelnd.
„Ja! Du würdest es nicht bereuen. Es gibt viele in deinem Alter, so wie Sakura, aber es gibt auch coole alte Leute wie Sensei Kakashi. Mit mindestens einem Team kannst du dich anfreunden.“
„Wieso Teams?“

„Na du weißt schon. Shinobi-Teams eben. Es gibt drei Leute und einen Sensei in einem Team. Meistens zwei Jungs und ein Mädchen und dann noch der Sensei, der einem alles beibringt. In meinem Team ist Sakura, die mir manchmal ein bisschen Angst macht und Sasuke, der leider zurzeit nicht im Dorf ist.

Bei all seinem Gelaber konnte man sich nicht wirklich konzentrieren und ich schweifte ein bisschen mit meinen Gedanken ab, bis er den Namen Sasuke erwähnte. Das Prinzip mit den Teams hatte ich irgendwann mal schon Yu gehört, gemerkt hatte ich es mir jedoch nicht.
„Sasuke Uchiha?“, fragte ich nochmal vorsichtshalber nach.
„Ja, genau. Er ist mein bester Freund, auch wenn er gerade nicht die besten Dinge tut.“
Mein Glück hätte ich an diesem Tag gar nicht beschreiben können.
„Erzähl mir mal was von ihm“, sagte ich.

Mein Herz schlug ein wenig höher, da ich mal mehr über diesen mysteriösen Jungen erfahren würde. Mag sein, dass ich vielleicht bereuen würde, was ich zu hören bekam, aber wenn er mir nicht sagen wollte, warum ich mich fernhalten sollte, musste ich es doch von irgendwen anders erfahren.

„Also wie gesagt, er ist mein bester Freund und er geht gerade nicht den richtigen Weg, aber ich werde ihn wieder auf den richtigen bringen, denn dafür sind Freunde ja da. Wir sind zusammen aufgewachsen und haben unsere Deferenzen, obwohl wir uns im Groben eigentlich doch ähnlich sind. Gut, ich gebe zu, dass wir uns nicht immer verstanden haben, aber jeder streitet doch mal mit irgendwen. Und -“

Naruto wollte weiterreden, aber ein Mann weiter hinter ihm rief ihn zu sich.
„Oh tut mir leid, ich muss dann auch mal weiter“, sagte er lächelnd und verschwand einfach zu dem älteren Mann.

Mein Glück war mal wieder vorbei. Der ältere Mann schaute zu mir und ich zu ihm. Ohne nachzudenken, winkte ich ihm einfach zu, was ihn zu überraschen schien, ehe er sogar einfach zurück winkte.
Enttäuscht widmete ich mich wieder der Arbeit. Immerhin wusste ich, dass Sasuke aus dem Dorf Konohagakure kam. Ich winkte ihm noch, bis ich ihn nicht mehr sah, danach musste ich mich wieder an die Arbeit setzen. Durch die Frustration, dass er gerade in dem Moment weggehen musste, gab mir wieder mehr Kraft zum Abreagieren, die ich in das Stapeln und Tragen der Kisten setzte.

Das Ziel wurde gerade noch vor Sonnenuntergang erreicht, sodass es sich noch für mich lohnte, schnell ein paar Sachen zu packen und nochmal Sasuke zu besuchen. Nach langem Überlegen erlaubte mir auch Yu, dass ich das Pferd nehmen darf, schließlich würde es ja auch gefährlich werden, sobald es dunkel wird.
Es war aber bereits dunkel, als ich ankam. Mit einer Laterne ging ich mit dem Pferd an der Leine herum und suchte nach Sasuke. Zum Glück musste ich auch nicht lange suchen. Es sah so aus, als wenn er mir schon entgegenkommen würde.

„Du schon wieder“, sagte er nicht begeistert. „Ich hab dir doch gesagt, dass -“
„Ja, dass ich nicht wiederkommen soll, hab ich zur Kenntnis genommen, aber das ist jetzt nicht wichtig. Hör mal, ich habe deinen Freund Naruto getroffen.“
Sein sonst schon finsterer Blick wurde noch finsterer.

„Er ist nicht mein Freund“, sagte er und ging an mir vorbei. Ich ging ihm hinterher und leuchtete uns den Weg. Er schien irgendwohin zu wollen.
„Aber er hat gesagt, dass ihr beste Freunde seid“, fing ich an. Sasuke seufzte und schüttelte den Kopf. „Er hat auch gesagt, dass du keine guten Dinge tust.“

Ich schaute gespannt zu ihm, um seine Reaktion zu verfolgen. Die Spannung stieg in mir auf, ich war total auf seine Antwort aufgeregt.
„Nett ausgedrückt“, sagte er nur dazu.
Ein leichter Schauer lief mir über den Rücken und es war quasi eine Bestätigung, die ich eigentlich nicht wirklich von ihm haben wollte. Kurz stockte ich, ging aber normal neben ihm weiter.

„Was hast du denn alles angestellt?“, fragte ich.
Er gab mir aber keine Antwort. Ich blieb stehen und wollte auch, dass er stehen bleibt, also hielt ich sein Handgelenk fest. Ruckartig entzog er mir das jedoch wieder, als wenn er eine Art Abneigung dazu hatte.
„Das geht dich nichts an.“

„Ich will es aber wissen und wenn du es mir nicht sagst, dann kann ich mir die Informationen auch bei jemand anderen holen, bekannt scheinst du ja zu sein.“
Das war eine dumme Aussage von mir gewesen. Zum einen möchte er vielleicht gar nicht darüber reden und zum anderen hatte ich ihn scheinbar damit zu sehr provoziert. Er schaute mich böse an, zuckte sein Schwert und wollte sich zu mir bewegen. Mit einem Mal pochte mein Herz so sehr vor Aufregung und Angst, dass ich das Gefühl hatte, ich müsse sterben.

Mit einem Pochen von meinem Herzen wurde Sasuke gleichzeitig von einem mächtigen Wind weggestoßen. Er flog einige Meter, rollte sich ab und stand dann auch wieder. Er schien mich nicht weiter angreifen zu wollen, sondern schaute mich nur verwundert an. Ich selbst war auch verwundert.

„Was war das?“; fragte ich ihn und ging auch wieder auf ihn zu.
„Das müsstest gerade du wissen“, sagte er und steckt das Schwert weg.
„Das kam von mir?“

Als Sasuke nickte, schaute ich mich um. Dort, wo ich zuvor stand, war alles nach außen abgewandt, als wäre von mir aus eine Art Druckwelle ausgegangen, die auch wohl Sasuke wegstieß.
„Nein“, sagte ich. „Ich will diese Kraft nicht.“

Mein Puls beschleunigte sich und weil ich Panik bekam, bekam ich mehr Panik, denn wenn ich Panik bekam, könnte diese Kraft ja auch vielleicht außer Kontrolle geraten. Es war ein Teufelskreis, den ich zudem auch nicht wirklich aufhalten konnte. Panisch blickte ich zu ihm, aber er schien auch nicht wirklich zu wissen, was man da machen kann.

Ich kannte mich mit so etwas überhaupt nicht aus und wenn ich nicht mal wusste, wozu ich überhaupt in der Lage war, wie konnte ich mich denn je sicher fühlen? Theoretisch konnte ich jeden Moment immer wieder eine neue Kraft von mir entdecken und dabei Menschen verletzen. Wenn ich dabei Yu oder Sasuke irgendetwas antun würde, hätte ich mir das nie im Leben verzeihen können. Zuerst schaute ich geschockt auf meine Hände, dann zu Sasuke.

„Ich glaub ich kann da helfen…“, hörte ich eine Stimme hinter uns.
Ein Mann mit bläulicher Haut und schmalen Augen kam hervor, instinktiv hatte ich die Befürchtung, dass dies Orochimaru war.

Trapped in moonlit * Sasuke ff *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt