Viele Sachen hatte ich nicht, die ich packen wollte oder brauchte. Es waren zu wenige für einen Koffer, für einen Rucksack aber dann doch fast schon zu viele. Aber mit viel Gequetschte funktionierte das Packen noch recht gut, auch wenn schon meine Schultern auf dem Weg zum Pferd anfingen, weh zu tun.
Inständig hoffte ich, dass zumindest bei diesem Versuch nichts passieren würde, zumal ich auch völlig auf mich allein gestellt war. Ich hatte keine Shinobis oder Sasuke bei mir, die mir noch im letzten Moment helfen konnte. Auch hoffte ich, dass ich auf niemanden treffen würde, der mir andere Probleme bereiten könnte. Für Itachi und seinen Partner war das nun die perfekte Gelegenheit, aber ich glaubte doch tatsächlich, dass ich, wenn nur schnell genug mit dem Pferd war, die zwei überlisten könnte.
Gut vorbereitet war ich auf meine kleine Reise nun auch nicht, allein weil ich keine Ahnung hatte, wo Konoha überhaupt liegt. Das Einzige, womit ich losritt, war die Information, dass Konoha ja im Süden liege und ich einfach nur dorthin muss. Eine Karte hatte ich, aber trotzdem nicht wirklich eine Ahnung, wie man so eine liest. Bei den anderen sah es immer so einfach aus, wenn sie sich eine Karte ansahen und direkt wussten, wohin sie mussten und wie sie das anstellen sollten, aber mir hatte das keiner gezeigt, weshalb ich einfach auf gut Glück losritt. Einer meiner Sorgen war auch, dass ich nicht mehr trainierte und mich daher auch nur schlecht verteidigen konnte.
Sasuke beschloss nämlich, mich nicht mehr trainieren zu wollen. Den Grund wollte er mir natürlich nicht sagen, aber er weigerte sich strickt, mich weiter zu trainieren. ‚Ich sei sowieso nicht lernfähig‘ oder ‚hätte sowieso nicht das Zeug dazu‘. Das waren Dinge, die sich schon generell von ihm an den Kopf geworfen bekam, das war nichts Neues, daher konnte ich ihm diesen Grund nicht abkaufen und bestand weiterhin auf eine vernünftige Antwort, aber auf die konnte ich wohl lange warten. Ich versuchte mir einfach einzureden, dass er Angst hatte, ich würde ihn irgendwann mit meinem Byakugan übertreffen können. Dass das nicht der Fall sein würde, war mir auch klar.
Gegen Mittag war ich von Kamigakure losgeritten und kam am nächsten Tag gegen Morgen an den großen Toren an. Auf dem Weg hatte ich mich ein paar Mal vertan, traf aber auf nette Menschen, die mir glücklicherweise den Weg zeigen und mir helfen konnten. Zwei oder drei Pausen hatte ich auch eingelegt. Mit offenem Mund staunte ich bei dem Anblick von dem Dorf, was eher den Anschein einer Stadt für mich machte, bevor ich mich langsam den großen Eingang näherte. Es war ganz anders als in Kamigakure, aber dafür genauso schön.
„Ey!“, rief mir jemand von der Seite zu, bevor ich das Dorf betreten konnte.
Zwei Shinobis mit grünen Westen kamen zu mir. Sie ähnelten den Shinobis aus meiner Heimat, aber die Farbe war nicht blau, sondern grün. Verwundert schaute ich zu denen.
„Seid ihr Shinobis?“, fragte ich und ging ebenfalls auf die beiden zu.
Sie nickten beiden.
Nachdem die mich auf Waffen überprüft hatten, die ich natürlich nicht dabei hatte, wurde mir auch Einlass gewährt und ich durfte mich dort entspannt aufhalten. Das Pferd ließ ich dabei an den Toren mit anderen Pferden stehen, um es nicht in die engen Straßen zu zerren. Dass manche Gebäude mit Steinen, statt mit Holz gebaut waren, faszinierte mich total und ich begeistert erkundete ich erstmals jede Ecke der Stadt. Man konnte mir wohl deutlich ansehen, dass ich nicht aus dieser Stadt kam. Selbst ein Jonin, ein Shinobi mit einem Rang, den ich noch nicht ganz verstand, kam lächelnd auf mich zu.
„Neu hier?“, fragte er freudig.
„Ja, aber nur als Gast“, sagte ich und verbeugte mich. „Früher habe ich hier gewohnt, bin aber vor vielen Jahren weggezogen.“
„Freut mich, dass dein Weg wieder hierhergeführt hat. Wie heißt du denn?“, fragte er freundlich und ging neben mir her.
„Ich bin Shizuku“, sagte ich und stellte mich beinahe mit Naomi vor.
Er stellte sich mir noch als Iruka vor, aber den Namen konnte ich nicht bei mir behalten. Zu faszinierend wirkte die große Stadt auf mich und ließ mich teils nur mit einem Ohr zuhören.
„Ich würde gerne etwas über meine Familie wissen. Vor ein paar Monaten habe ich nämlich eine Amnesie bekommen und weiß daher gar nichts mehr. Von jemanden habe ich erfahren, dass ich vielleicht Verwandte hier haben könnte“, vertraute ich mich ihm an.
Iruka schien überrascht zu sein, als ich ihm das erzählte.
„Weißt du dann noch deinen Nachnamen?“, fragte er.
„Hyuuga, denke ich“, sagte ich unsicher.
Der Mann lachte kurz auf, bevor er mir auf die Schulter klopfte. Verwirrt schaute ich zu ihm.
„Dann bist du hier genau richtig.“
Er wollte mich zu dem Hyuuga-Anwesen führen und während auf dem Weg erzählte ich ihm ein wenig von dem Leben, an das ich mich erinnern kann und er hörte auch aufmerksam zu. Und aus irgendeinem Grund vertraute ich ihm meine ganze Lebensgeschichte an, zumindest die, die ich kannte und was ich so darüber dachte. Wahrscheinlich lag das einfach daran, da er eine Jonin-Uniform trug. Jonin galten als vertrauenswürdige Menschen, denen ich auch mehr als irgendwelchen Menschen aus Kamigakure vertrauen würde.
In den letzten paar Monaten hatte ich nicht wirklich die Chance, mir verschiedene Designs von Häusern anzusehen, da ich die ganze Zeit nur Kami saß, aber das Haus des Hyuuga-Anwesends verschlug mir sofort die Sprache. Ein riesiges Haus, das aus mehr als nur einer Etage bestand und wohl hinten noch weitere Anbauten hatte, ließ mich auf einmal so klein fühlen. Es war wunderschön, keine Frage, aber die Vorstellung, dass ich vielleicht mal in so einem Haus gelebt haben könnte, fand ich seltsam.
„Wir sind da“, sagte Iruka und legte seine Hand auf meine Schulter.
Ich verabschiedete mich von ihm und klopfte zögernd an die Tür, hoffend, dass überhaupt wer Zuhause war. Es dauerte auch nicht lang, bis mir ein älterer Herr die Tür öffnete. Er schien mich auch nicht zu kennen, denn sein Blick war misstrauisch.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragte er.
„Hallo, ich bin Shizuku“, stellte ich mich vor, in der Hoffnung, dass er mich vielleicht doch kennen würde.
Und das mit Erfolg. Erst wurden seine Augen durch das Nachdenken schmaler, bis sie sich weit öffneten und mich scheinbar wiedererkannten. Eng schienen wir aber auch nicht verwandt zu sein, denn eine Umarmung bekam ich nicht.
„Shizuku?“, fragte er nochmal ungläubig.
Zögernd nickte ich, woraufhin er zur Seite in den Flur trat.
„Komm doch rein, wir haben uns lange nicht gesehen“, sagte er.
Ich ging in den Flur und folgte ihm in ein minimalistisches Wohnzimmer, wo er einem Dienstmädchen sagte, dass sie Tee holen sollte. Zusammen setzten wir uns an den kleinen Tisch und ich ahmte seiner Sitzposition nach, auf den Knien zu sitzen. An dem Ort war einfach alles so anders als in Kami. Er wollte gerade etwas sagen, aber ich wollte ihm zuvorkommen.
„Ich muss erwähnen, dass etwas Schreckliches passiert ist“, sagte ich.
Sein Satz blieb ihm im Mund stecken und er nickte nur zögerlich.
„Das Dorf, in dem ich früher gelebt habe, wurde zerstört. Seitdem habe ich eine Amnesie und habe keine Ahnung, wer ich bin und ob ich eine Familie habe. Durch Zufall habe ich meinen Namen erfahren und auch, dass die Hyuugas hier in Konoha sind. Deswegen bin ich hier, um etwas über mich herauszufinden. Ehrlich gesagt weiß ich nicht mal, ob wir beide uns überhaupt kennen“, sagte ich lachend.
Eigentlich war die Situation überhaupt nicht zum Lachen, aber ich wollte es mir und meinem Gegenüber einfacher machen, wenn ich mich von meinem Schicksal nicht herunterziehen lassen würde. Die Welle an neuen und unerwarteten Informationen ließ er kurz auf sich wirken.
„Du weißt nichts über deinen Vater und deinen Bruder?“, fragte er nach.
„Ich habe einen Bruder?“, fragte ich überrascht zurück.
Das hatte ihm wohl als Antwort gelangt. Meine Luft zog sich scharf ein und ich freute mich innerlich riesig, einen Bruder gehabt zu haben. Aber gleichzeitig baute sich in mir eine riesige Angst auf. Denn wenn ich einen hatte, wo war er dann?
„Gut, vielleicht sollte ich von vorne anfangen“, grübelte er.
Nickend nahm ich den heißen Tee entgegen und freute mich, etwas mehr über mich herausfinden zu können.
„Auch ich muss vorher erwähnen, dass ich nicht viel über dich und deine Familie weiß. Dein Vater, mein Bruder, hatte damals eine mysteriöse Frau kennengelernt, die ich noch nie wirklich zu Gesicht bekommen habe. Sie hat viel Zeit mit ihm verbracht und mit der Zeit hat er sein ganzes Leben nur noch ihr gewidmet. Später heirateten die zwei noch und sie bekam Zwillinge, dich und Ren. Ich hatte immer den Eindruck, dass euch euer Vater gut behandelt, sowie auch deine Mutter, auch wenn ich sie nicht kannte.
Als ihr beiden aber drei oder vier Jahre alt gewesen wart, verstarb eure Mutter an einer Krankheit und euer Vater blieb mit euch allein zurück. Ich habe keinen blassen Schimmer, von welchem Stamm eure Mutter stammt, aber es war ein mächtiger. Und diese Macht hat mein Bruder damals genutzt, um dir und deinem Bruder ein Auge von eurer Mutter zu geben. Diese Kraft, die ihr dadurch bekamt, fiel im Dorf auf und es wurden Fragen gestellt, die nicht hätten gestellt werden durften. Kurzerhand hat mein Bruder beschlossen, mit euch wegzuziehen. Danach haben wir euch nie wieder gesehen“, sagte er betrübt.
Nachdem ich ihm die Welle an Informationen gegeben hatte, gab er mir eine zurück, die ich verarbeiten musste. Auch wenn nicht klar war, von welchem Stamm meine Mutter war, hatte ich nun endlich Gewissheit. Gewissheit, dass mein Auge wirklich nicht natürlichen Ursprungs ist und ich eine Kraft besitze, die ich nicht kenne.
„Was ist das für eine Kraft?“, fragte ich neugierig.
Er schüttelte aber nur den Kopf.
„Das weiß ich nicht und ich bezweifle, dass es noch jemand wissen wird. So eine Art von Mutation habe ich noch nie gesehen.“
Seine Antwort stellte mich nicht zufrieden, aber im Großen und Ganzen war ich es dennoch. Während ich über all die Dinge nachdachte, stand er auf und kramte ein altes Bild aus der Schublade. Wortlos reichte er es mir und ich schaute es mir an. Ein Mann, der meinem Onkel wirklich ähnlich sah, stand im Kimono draußen an dem Haus, in dem ich mich befand. Sein warmes Lächeln strahlte Vertrautheit und Liebe aus und auf seinem Arm waren jeweils ein Junge und ein Mädchen, die ebenfalls sehr glücklich aussahen. Automatisch deutete ich die beiden anderen Personen als Ren und meinen Vater.
„Sind das mein Vater und Ren?“, fragte ich und mein Gegenüber nickte.
„Das Bild ist alt, wie du sehen kannst. Ihr wart dort vielleicht drei oder vier Jahre alt.“
„Wie alt bin ich?“, fragte ich.
Er dachte nach.
„Du wurdest im gleichen Jahr wie Hinata, meine Tochter, geboren, also dürftest du jetzt sechzehn Jahre alt sein.“
Ich war so in das Bild vertieft, dass ich gar nicht mitbekam, wie noch zwei Personen das Haus betraten. Betrübt fragte ich mich, ob die beiden auf dem Bild überhaupt noch lebten.
„Setzt euch doch“, hörte ich meinen Onkel sagen.
Verwirrt schaute ich zu ihm, bis ich das Mädchen und den Jungen neben mir stehen sah, die mich verwirrt ansahen, so wie ich sie. Sie hatten beide die gleichen grauen Augen.
„Das ist eure Cousine Shizuku“, sagte er zu den beiden, woraufhin sich unsere Blicke kreuzten.
Das Mädchen schien mich zu kennen, der Junge aber nicht.
„Shizuku?“, fragte sie noch. „Es ist lange her.“
Ich schätzte mal, dass dieses Mädchen Hinata war, bei dem Jungen hatte ich keine Ahnung. Nachdem auch die zwei die Information mit der Amnesie verarbeitet haben, stellte sie sich mir als Hinata und Neji vor.
„Wo wohnst du?“, fragte mich Neji.
Mein Onkel ließ uns drei allein.
„Gerade lebe ich in Kamigakure“, sagte ich und wunderte mich über die überraschte Reaktion der beiden.
„Wie bist du darein gekommen?“, fragte er nach.
„Ich kenne jemanden, der mich mit dorthin genommen hat. Da arbeite ich in den Gewächshäusern und lebe auch inzwischen in meiner eigenen Wohnung“, erzählte.
Hinata und Neji schauten sich an.
„Willst du uns nicht mal mitnehmen?“, fragte sie mit einem Lächeln.
Ich nickte. Die beiden erzählten mir, dass Kamigakure die teuerste und sicherste Stadt ist, was es in dem Reich, wenn nicht sogar auf der ganzen Welt gibt. Zudem sei es das edelste, aber auch nur schwer zu betreten sein. Bei dem Satz musste ich innerlich ein wenig schmunzeln. Für Sasuke und Itachi schien es wohl nicht ganz so schwer zu sein.
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Trapped in moonlit * Sasuke ff *
FanfictionDie Geschichte mag manchmal etwas verwirrend sein, doch ignoriert das einfach, denn es wird sich alles klären. Zudem spielt sie am Anfang in der Zwischenzeit von Naruto Classic und Naruto Shippuden. Ich gebe mein Bestes für die Geschichte, trotzdem...