Kapitel 12

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Davor erwartete mich das mürrische Gesicht eines jungen Postboten.

,,Hier sind ihre Bestellungen!", schnauzte er mich an und drückte mir etwas in die Hände, dann drehte er sich um und lief die Treppen hinab.

Verwirrt starrte ich abwechselnd ihm hinterher und auf das Paket in meinen Armen.

,,Was soll das? Ich habe doch gar nichts bestellt!", rief ich ihm hinterher, doch er schien mich nicht mehr zu hören.

Ich warf einen Blick auf den Empfänger.

Dayna Benett
Hollyford Road 15
BA6 PH5
London

Doch, das war meine Adresse.

Wer schickte mir ein Paket?

Ein Absender ließ sich nicht finden, also beschloss ich, erstmal zurück in die Wohnung zu gehen und zu schauen, was in dem Paket drin war.

Vorsichtig schlitzte ich es mit einem Messer auf und vor Schreck wäre es mir fast hinab gefallen.

In der Kiste lag tatsächlich ein echtes Baby.

Mein Mund klappte runter und meine Augen wurden groß.

Welcher Idiot verschickte bitte ein Baby mit der Post?

Zuerst hatte ich Angst gehabt, dass es tot war, aber als ich sah, wie sich sein Bauch hob und senkte, wusste ich, dass es nur schlief.

Behutsam schob ich meine Hände unter den kleinen Körper und nahm es aus dem Karton heraus, darauf bedacht, dass ich es nicht aufweckte.

Es kuschelte sich zufrieden in meine Arme und eine Welle an Zuneigung für dieses unschuldige, süße Lebewesen durchflutete mich.

Mit dem Baby im Arm ging ich in mein Schlafzimmer und legte es auf mein Bett.

Sorgfältig deckte ich es zu und betrachtete es dann nachdenklich.

Soeben war ich meinen Job losgeworden, hatte ein Baby gefunden, obwohl das Baby eigentlich eher mich gefunden hatte, und musste mich nebenbei um Vera und Eva kümmern.

Schließlich kramte ich ein Ersatz-Babyphone von den Zwillingen hervor, stellte es auf, nahm das Gegenstück mit ins Wohnzimmer und schaltete es an.

Erst jetzt bemerkte ich, dass in dem Karton noch ein Brief lag.

Hastig nahm ich ihn hinaus. Er war, soweit ich das beurteilen konnte, aus ganz normalem Papier gemacht. Auch auf ihm stand meine Adresse, aber kein Absender.

Unentschlossen drehte ich ihn in meinen Händen.

Sollte ich ihn aufmachen?

Was, wenn etwas gefährliches darin war?

Aber andererseits betraf er bestimmt das Baby, also kam ich nicht darum herum ihn zu öffnen.

Sachte riss ich das weiße Papier auf.

Als erstes fiel mir eine Geburtsurkunde entgegen.

Name: Jolin Benett
Geschlecht: Weiblich
Geburtsdatum: 10 August 2012
Geburtsort: ■■■■■■■■■■
Mutter: ■■■■■■■■■■■■■
Vater: ■■■■■■■■■■■■

Der Rest der Urkunde fehlte. Den Geburtsort und die Eltern hatte jemand mit einem Stift ausradiert.

Es gab viele Benetts in London und trotzdem war es ein komischer Zufall, das ausgerechnet dieses kleine Baby Benett hieß.

One Reason *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt