Chapter 3: Welcome To The City, Bitch
Abende im Sayers Club wie dieser liefen immer gleich ab. Charline und ihre beiden Freundinnen waren nun wirklich keine Personen des Fußvolkes, die sich vor den Toren dieses hochexklusiven Clubs eigentlich nur in Gebete flüchten konnten, um diesen jemals von Innen sehen zu dürfen. Wie immer würden Kayla, Valentina und sie an dieser Schlange aus Normalsterblichen vorbeigehen, um vom Securitypersonal direkt mit Champagner empfangen zu werden. Im Sayers selbst würden sie sich dann über zu kurze oder zu enge Kleider, schlechte Louis Vuitton-Fälschungen oder zu hässliche Männer, die bei ihnen landen wollten, lustig machen. So war es immer. Und es war ermüdend. Charline fragte sich, warum sie sich deswegen immer wieder ihre unbequemen Louboutins antat. Mit Harry hatte sie immer mehr Spaß gehabt. Mal hatte er eine Flasche Tequila von der Bar geklaut oder einfach sein Shirt ausgezogen. Wenn man mit ihm zu dieser Zeit weggegangen war, war alles möglich gewesen. Vor einem Jahr war er absolut hemmungslos gewesen und obwohl er heute endlich wieder dabei sein würde, wusste Charline, dass er den „alten Harry" nicht mitbringen würde. Es würde also definitiv nicht spannender werden.
Angetrunken und genervt stieg sie mit Kayla und Valentina aus der Limo, die sie vorgefahren hatte, und sie näherten sich gemeinsam dem Sayers Club. Die Schlange reichte wie üblich bis zum Ende des Bürgerteigs. „Kayla, dir ist hoffentlich klar, dass diese Tasche aus der letzten Kollektion von Prada ist, oder?" fragte Charline die Blondine kritisch mit Blick auf ihre rötliche Tasche. „Natürlich, du Fashion-Diktatorin." knurrte diese zurück. „Du hast deine aktuelle Gucci auch nur, weil Harry sie dir aus London mitgebracht hat." – „Augen auf bei der Freundeswahl." konterte Charline sie aus. „Muss der heute unbedingt dabei sein?" fragte Kayla darauf nur augenrollend, worauf Charline nun endgültig sauer war. „Wie bitte?!" Empört blieb sie stehen, starrte Kayla herausfordernd an. Valentina, wie immer die Ruhigste, hielt sofort erschrocken Abstand. „Was werden die Leute denken, wenn sie uns mit ihm sehen? Du weißt, wie er dasteht..." – „Und du weißt, dass ich darauf scheiße, was die Leute denken." Die Auseinandersetzung schaukelte sich immer weiter hoch. „Lieber kontrovers als langweilig." – „Harry ist nicht einfach kontrovers. Er ist..." – „Kayla, wenn du nicht deine Klappe hältst, wenn er nachher da ist, trete ich deinen fetten Arsch aus unserer Clique, ist das klar?" Provokativ hob Charline ihre eine Augenbraue. „Zwing mich nicht, mich zwischen dir und Harry zu entscheiden. Den Kampf verlierst du." Sie schaute zu Valentina hinüber, denn sie wusste, dieses Mädchen würde ihr nie widersprechen. „Wie siehst du das, Süße?" – „Ich mag Harry." Sie zuckte mit den Schultern. „Er war immer sehr nett zu mir." – „Er ist immer nett, vor allem zu den tausend Typen, von denen er sich vögeln lässt." – „Kayla!" Sofort wirbelte Charline wieder zu der Angesprochenen herum. „Benimm dich, Bitch! Sonst bleibst du draußen. Du weißt, ich bin die Bekannteste von uns. Ich habe den Einfluss, das Geld und die Kontakte. Sieh zu, wie du ohne mich in Clubs oder an neue Designermode kommst." Damit kam Kayla ins Wackeln. Natürlich war sie sich darüber im Klaren, dass Charline recht hatte. Das Meiste hatte sie ihr zu verdanken. Sie hatte ihre eigene Bekanntheit nur durch sie. Ohne Charline würde sie untergehen.
„Wie war deine Meinung über Harry noch mal?" fragte diese auch schon fordernd. „Ich..." Kayla biss sich peinlich berührt auf ihre Unterlippe. „... denke, er ist okay." – „Nur okay?" – „Ich mag ihn." korrigierte sie auf Charlines böse klingende Frage. „Fein." Darauf lächelte sie selbstzufrieden, da ihre Manipulation funktioniert hatte und hakte sich bei Valentina und auch Kayla ein, führte sie zum Clubeingang. Diese Mädchen würden nie vergessen, wer ihre Anführerin war. „Lasst uns Feiern, Mädels." kicherte sie dabei. Beide stimmten in ihr Lachen mit ein.Dennoch blieb der Verdacht, dass der Abend langweilig werden würde bei Charline bestehen. Obwohl die kleine Auseinandersetzung mit Kayla ihr doch etwas Freude bereitet hatte. Es musste doch eine Möglichkeit geben, diesem Abend etwas Feuer und Spannung zu verleihen. Da lebte man in Los Angeles und selbst hier wurde es irgendwann monoton... Ein Raunen ging durch die Warteschlange vor dem Clubeingang, als Charline und ihre Freundinnen an der Reihe aus Menschen vorbeischritten. Einige Männer pfiffen und riefen ihnen irgendwas hinterher. Während Kayla und Valentina bereits den Türsteher begrüßten, ließ Charline ihren Blick durch die Schlange gleiten. Die Typen, die versuchten irgendwie von ihr wahrgenommen zu werden, ignorierte sie dabei. Wenn er nicht schon längst in dem Sayers Club war oder zumindest die Schlange umgehen konnte, war er niemand, an dem sie Interesse haben könnte. Da fiel ihr ein junges platinblondes Mädchen zwischen den Feierwilligen in der Schlange auf, das als einziges ganz allein war. Nervös stand sie da und spielte an dem Henkel ihrer kleinen Handtasche herum. Sie machte das alles hier zum ersten Mal, das sah Charline ihr direkt an. Alles an ihr schrie danach, dass sie unbedingt dazu gehören wollte. Es war fast lächerlich. Charline schüttelte augenrollend den Kopf, wollte sich schon von ihr abwenden, da kam ihr ein Gedanke. Das würde diesen Abend auf jeden Fall etwas spannender gestalten. Grinsend machte sie einen Schritt auf ihre Freundinnen zu, flüsterte über deren Schultern: „Mädels, ich habe eine hervorragende Idee." Die Beiden wandten sich verwundert zu ihr um. „Folgt mir und überlasst mir das Reden und das Denken." Ohne ihnen einen Moment der Reaktion zu geben, zog sie die Zwei auch schon mit sich mit. „Charlie, was wird das?" fragte Valentina irritiert. „Klappe halten." forderte diese auf. „Und dankt mir später." Sehr schnell hatten sie sich wieder der Schlange genähert und einige Männer glaubten tatsächlich, jetzt von einer von ihnen angesprochen zu werden. Aber Charline visierte nur das platinblonde Mädchen an, das gerade auf ihr Handy schaute. „Hi!" zog Charline dieses eine Wort übertrieben freundlich lang, worauf die Fremde aufschaute und geschockt die Augen aufriss. Kayla und Valentina tauschten skeptische Blicke aus. „Ich bin Charline Young." stellte diese sich dem Mädchen breit grinsend vor. „Ich weiß." sagte dieses sofort aufgeregt und voller Freude. „Also..." Schon bereute sie ihren Ausraster, sprach etwas ruhiger. „Ich bin Lottie." – „Wie reizend." nickte Charline lächelnd. „Du klingst nicht amerikanisch. Bist du nicht von hier?" Kayla runzelte verwirrt die Stirn. „Warum ist die plötzlich so nett? Ich dachte immer, Charline kann das Wort „nett" nicht mal schreiben." fragte sie Valentina flüsternd. „Nein, ich komme aus England. Ich bin heute erst her gezogen." erzählte Lottie. Sie schien ihr Glück gar nicht fassen zu können. „Ach, das ist ja interessant." erwiderte Charline. „Ist es das?" fragte Valentina nun Kayla skeptisch. „Dann kennst du hier bestimmt noch keinen. Das sind Valentina Cattaneo und Kayla Collins. Hast du Lust mit uns mitzukommen? Sonst könnte es für dich schwer werden, in den Club zu kommen." – „Natürlich, gerne." Lotties Augen funkelten nahezu, worauf Charline lachte und ihre Hand auf ihr künstliches Dekolletee legte. „Die erste Runde geht natürlich auch auf mich. Komm mit." Mit diesen Worten zog sie Lottie aus der Menge heraus und schob sie an der Warteschlange vorbei in Richtung des Eingangs. „Was wird das, Charlie?" knurrte Kayla ihr zu, sodass Lottie, die etwas vorweg ging, es nicht hören konnte. „Willst du uns sozial ruinieren? Erst Harry Styles und jetzt so ein No-Name? Wie stehen wir denn dann da? Ihre Tasche ist von... Topshop." Sie sprach den Namen so angewidert aus, als sei er eine ansteckende Krankheit. „Willst du irgendwie eine gute Tat vollbringen, damit du nicht in die Hölle kommst?" fragte Valentina sie weiter. „Der Zug ist lange abgefahren." antwortete Charline lachend. „Ich arbeite jetzt darauf hin, als Legende in die Hölle zu kommen."
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Lost Angeles (Larry Stylinson)
FanfictionWenn in der Stadt der Engel zwei Welten kollidieren, bleibt nichts unverändert. Louis kämpft mit seinen Empfindungen, Harry mit seinem ganzen Leben. Vielleicht können sie nur gemeinsam einen Weg finden.