Hi, ihr Lieben. :) Ich komme gerade vom Sport und spüre meine Beine nicht mehr, haha. Ich nutze also den Moment und lasse euch ein paar Seiten zum Lesen da.
Eine kleine Randbemerkung, die für die kommenden Handlungen in der Geschichte wichtig sein wird: Ich wurde bereits darauf angeschrieben, dass Gras ja in Kalifornien legal ist. Das ist richtig, allerdings wurde Gras erst Ende letzten Jahres dort vollends legalisiert und war vorher nur als "Medizin" gegen Rezept frei erhältlich. Diese Geschichte spielt jedoch 2014. In dem Zusammenhang hätte ich die Jahreszahl vielleicht mal erwähnen sollen, darüber habe ich einfach nicht nachgedacht. Das Jahr der Geschichte wird erst später zur Sprache kommen. Sorry dafür.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß. :) Lasst etwas Liebe da. <3
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Chapter 12: They All Have Dirty Secrets
„Louis?" hörte er Harry besorgt in der Leitung fragen, nachdem er ein paar Sekunden vor Schock geschwiegen hatte. „Ich klär das hier, Schatz. Mach dir keine Sorgen... Wir sehen uns heute Abend." Damit beendete Louis das Telefonat, ließ sein iPhone sinken. Irritiert schaute Liam ihn an. „Alles klar, Kumpel? Was ist passiert?" - „Ich..." Louis brach wieder ab. Sollte er das wirklich ansprechen? Das musste er... Aber wie... Und wenn Liam wirklich... „Stimmst es, dass du Drogen vertickst?" fragte er plötzlich und schneller als er denken konnte, was er auch direkt wieder bereute. Erst zeigte Liam keine Reaktion, dann ächzte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das musste ja passieren..." Damit lehnte er sich gegen die Wand hinter sich. „Woher weiß dein Freund es? Haben Bekannte von ihm mal bei mir gekauft? An ihn selbst würde ich mich erinnern." Also doch. Irgendwie hatte Louis es gewusst. „So ähnlich..." Die Geschichte mit Harrys Ex zu erklären, der irgendwie alles wusste und überall seine Quellen hatte, war viel zu umständlich und dafür hatte Louis gerade gar keine Nerven. „Ist das das hier?" Louis schaute sich in dem Shop um. „Eine Fassade für Drogenhandel?" - „Nein, ich trenne meinen Shop von meinen anderen Geschäften." antwortete Liam ernst. „Ich wollte nicht, dass du es erfährst, weil es dich nicht betrifft." - „Nein, es betrifft mich ganz und gar nicht." spie Louis sarkastisch. „Wenn das Ganze aufliegt, werde ich sicher nur verhört, ob ich etwas wusste. Ich bin jetzt Mitwisser!" - „Genau deswegen wollte ich dir nichts sagen!" Liam zuckte mit den Schultern. „Scheiße..." seufzte er anschließend. „Und stimmt es, dass du vorbestraft bist?" fragte Louis weiter. Er konnte das alles gar nicht glauben. Wenn er eins nicht erwartet hatte, dann... dass sein neuer Kumpel und auch Chef kriminell war. „Ach, die Scheiße..." winkte Liam ab. „Das ist 2 Jahre her. Ein Deal ist schiefgelaufen. Der Trottel von Junkie wollte mich abziehen, das war ein gewaltiger Fehler. Da musste ich das Problem auf Viertelbasis klären... Ein paar Cops sind aufgetaucht, aber ich hatte zum Glück nur wenige Gramm dabei. Deswegen bin ich halt vorbestraft. Aber ich saß nicht mal im Knast. Ich bin auf Bewährung, deswegen musst du deine Klappe halten." Eine Pause einlegend betrachtete er Louis' geschocktes Gesicht. „Hör zu, man. Der Typ war auf Entzugserscheinungen und hatte ein Messer. Hätte ich mich nicht gewehrt, hätte er mich abgestochen." - „Ist... er tot?" konnte Louis nur geschockt fragen. „Inzwischen bestimmt, wenn er so weitergemacht hat." murmelte Liam. „Aber nicht durch meine Hand. Ich habe nur... Na ja, sagen wir so... Ich hab ihm etwas wehgetan." Das musste Louis erst mal sacken lassen. Diese ganze Geschichte kam einfach nicht bei ihm an. So etwas passierte in Filmen, nicht in der Realität... „Das... hättest du mir gleich sagen müssen." Mehr fiel ihm nicht ein. „Tu mal nicht so, als würde ich hinten im Lager Crystal Meth kochen." entgegnete Liam trocken. „Von dem harten Scheiß bin ich lange weg, selbst genommen hab ich dieses verdammte Zeug eh nie. Früher habe ich von Koks bis LSD fast alles verkauft, inzwischen verticke ich hier und da etwas Gras und das war's." - „Wie... kannst du das so runter spielen? Und wie kannst du das überhaupt tun?" schüttelte Louis fassungslos den Kopf. „Ganz einfach, weil ich es gut kann." erwiderte Liam nur. „Ich habe mit 16 angefangen, einfach weil wir im Dreck gelebt haben, anders kann ich es nicht sagen. Ich bin in dieser Stadt geboren und aufgewachsen und wenn du nicht so wie dein Freund eine Modedesignerin als Mutter hast, bist du hier gefickt, kapiert? Ich habe mich meiner Familie verpflichtet gefühlt und glaub mir, nirgendwo sonst verdienst du so schnell viel Geld wie in der Drogenszene. Außer vielleicht wenn du Pornos drehst." Liam lachte kurz auf. „Ich bereue nichts von dem, was ich gemacht habe, obwohl ich auch nicht krass stolz drauf bin. Es war einfach nötig. Hätte ich das nicht getan, würde sich meine Mutter bis heute bei ihrer Putzstelle für einen Hungerlohn abquälen, mein Vater würde weiterhin irgendwelche Autos von Superreichen reparieren und ich hätte nicht diesen Shop... Meine Eltern wissen nicht, woher das Geld stammte. Sie dachten, ich hätte einen gut bezahlten Nebenjob. Heute habe ich nur den Shop und verkaufe wie gesagt, hin und wieder Gras. Ich habe einen gewissen Namen in der Szene, da kommt man nicht so schnell wieder heraus... Es ist nicht nur für die Junkies ein Teufelskreis." Stumm ließ Louis seine Erzählung auf sich wirken, doch erwidern konnte er nichts. Zu überfordert war er mit dieser Situation. „Ich habe dich zu keinem Moment belogen, man." fuhr Liam fort, machte einen Schritt auf ihn zu. „Aber... Jo, kannst du nicht verstehen, wieso ich dir nichts gesagt habe? Ich wollte dich da raushalten! Eben weil du mein Kollege bist und ich dich voll korrekt finde. Ich wollte dich schützen, man." - „Doch, das kann ich tatsächlich... und ich kann sogar nachvollziehen, warum du das gemacht hast. Wenn es meiner Familie nicht gutgehen würde, wüsste ich nicht, was ich vielleicht tun würde..." gab Louis leise zu. „Eigentlich müsste ich sofort kündigen..." - „Tu, was du nicht lassen kannst, Kumpel." antwortete Liam ächzend, fuhr sich durch seine raspelkurzen Haare. „Aber sieh zu, dass du die Klappe hältst." - „Ich würde dich nie bei der Polizei anschwärzen." wehrte Louis entschieden ab. „Und wie gesagt, ich kann verstehen, wieso du das getan hast. Auch wir brauchen die Kohle dringend... Außerdem werden meine Mutter und meine kleine Schwester Fragen stellen, wenn ich am dritten Tag meinen Job hinschmeiße." - „Zu was für einer Entscheidung bringt dich das?" hinterfragte Liam skeptisch und Louis nickte ihm kurz zu. „Ich bleibe. Aber halt mich da raus." - „Sowieso, man... Und es ist größtenteils eh meine Vergangenheit. Jeder hat doch eine, auf die er nicht sonderlich stolz ist. Dein Liebster doch auch, alter." Darauf konnte Louis wieder nur nicken. Damit hatte er nicht Unrecht...
Harry, Liam... Wahrscheinlich hatte jeder in dieser Stadt seine Geheimnisse.
Freudestrahlend richtete sich Charline noch mal ihre BH-Träger, warf einen prüfenden Blick in den Ganzkörperspiegel, bevor sie ihr Ankleidezimmer verließ und somit nur in Unterwäsche wieder in ihr Schlafzimmer hüpfte. „Du lungerst ja immer noch in meinem Bett herum." Sie verschränkte die Arme und blickte streng zu Zayn, der in ihrem Doppelbett an seinem Handy herumtippte. „Entspann dich, Süße. Ich bin gleich weg." hob dieser nur gähnend die Hand. „Nicht gleich, sofort!" befahl sie mit den Fingern schnipsend und ging dabei rüber zu ihrem Schminktisch, ließ sich vor diesem auf einem weißen, mit Fell bezogenem Hocker nieder und begann, sich die Haare zu kämmen. „Mein Vater ist heute nur für eine Konferenz zu seinem Label gefahren, den Rest des Tages wollte er von Zuhause arbeiten, weil er die halbe Nacht weg war." erklärte sie dabei weiter. Seine Abwesenheit und die ihrer Mutter, die gestern nach Mailand geflogen war, hatten das hier erst ermöglicht. „Wenn dir also was an deinem Plattenvertrag liegt, solltest du besser gehen. Die Tochter des Plattenbosses seines Labels vögeln... Ich glaube, ein beschisseneres Image kann ein Sänger nicht haben." - „Doch, da fallen mir so ein paar Sachen ein." lachte Zayn auf. „Minderjährige Groupies auf Hotelzimmern abfüllen." Mit hochgezogener Augenbraue wandte sich Charline zu ihm um. „Hast du das gemacht?" Kurz zögerte er mit seiner Antwort. „Ein... Freund von mir." - „Du bist scheiße." antwortete Charline kopfschüttelnd, musste dann aber lachen, als sie wieder nach vorn in den Spiegel sah. „Na ja, selbst schuld... Dämliche Weiber..." Auch von Zayn hörte sie ein Lachen und wie das Bettlaken ein Geräusch machte, als würde er sich umdrehen. „Nein, nicht anders hinlegen!" donnerte Charline sofort. „Du stehst jetzt auf!" - „Aber... Scheiße, ich hatte eine verdammt anstrengende Nacht." - „Ich weiß." Da musste Charline grinsen und ergänzte seufzend: „Ich war dabei." - „Warum hast du dir eigentlich was angezogen?" fragte Zayn lediglich schmollend. „Versteh mich nicht falsch, sieht sexy aus. Rot steht dir." Er musterte kurz ihr Unterwäscheset. „Ich weiß und ich hab mir was angezogen, weil mein Vater gleich hier aufschlägt, der von unserer kleinen Nummer nichts mitbekommen soll. Deswegen gehst du jetzt auch." - „Ich dachte, wir vögeln noch mal..." protestierte Zayn daraufhin, worauf Charline die Augen verdrehte. „Nicht jetzt, dafür haben wir keine Zeit!" - „Ich kann schnell sein, wenn ich will." - „Hab ich gemerkt." Jetzt reichte es ihr. Umgehend war sie aufgestanden, zu ihrem Bett hinüber gestampft und versuchte, Zayn die Decke zu entreißen, der sich an ihr festklammerte. „Hey, immerhin hattest du auch deinen Spaß, tu jetzt nicht so." - „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Egal, wie gut der Sex war, du musst jetzt gehen." konterte sie weiter. „Also, war er gut, hm?" war Zayn überlegen. „Ich wusste es. Hat man gehört. Du kannst von Glück reden, dass deine Eltern das nicht mitbekommen haben." Mit dem Spruch handelte er sich einen Klaps auf den Hinterkopf von ihr ein. Dann wandte sie sich von ihm ab und ging wieder zu ihrem Schminktisch zurück. „Was soll's. Er macht dich platt, nicht mich..." feixte sie nur, während sie sich wieder niederließ. Dadurch schaffte sie es endlich, ihn zum Aufstehen zu bewegen. Schnell war Zayn auf ihrem Bett gesprungen und wieder in seine Boxershorts gestiegen, die neben dem Bett auf dem Boden lag. Anschließend suchte er noch weiter seine Klamotten zusammen. „Deine Lederjacke liegt da drüben." deutete Charline auf ihr Ankleidezimmer. Vor der Schwelle lag die von ihm gesuchte schwarze Jacke. „Armani?" fragte sie, während Zayn sie aufhob und sich auch gleich über sein weißes Shirt warf. „Versace." antwortete er und grinste überlegen. „Dass du das nicht erkannt hast. Du hast zu lange nicht mehr mit Harry rumgehangen" - „Ich beschäftige mich nicht mit den Männerkollektionen." war Charlines Reaktion und zuckte mit den Schultern. „Ich komme mit den Sachen nur in Berührung, wenn ich sie von Männern runterreiße." Den Teil mit Harry ignorierte sie bewusst. Warum glaubten alle, sie auf ihn anzusprechen? Als wenn sie nur durch ihn existieren würde. Im Spiegel sah sie, wie Zayn über ihren Spruch lachte. Bevor er endgültig Charlines Zimmer verließ, drehte er sich noch mal zu ihr um. „Bekomm ich wenigstens noch einen Abschiedskuss?" Scharf blickte sie über ihre Schulter zu ihm, verengte ihre Augen zu Schlitzen. „Was wird das hier?" fragte sie auch schon streng. „Mr. und Mrs. Ehepaar? Wir vögeln nur, werde bitte nicht sentimental." Obwohl Zayn lachte, wollte er auch wissen: „Rufst du mich an? Dann treffen wir uns in meinem Appartement, da müssen wir wenigstens nicht auf deine Eltern Rücksicht nehmen... und ich habe einen Pool auf dem Dach." - „Ich überleg's mir." antwortete Charline schlicht, machte sich daran ihre Haare weiter zu kämmen, verzog dabei keine Miene. Augenrollend gab Zayn einfach auf und ging, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren. Darüber musste Charline wieder kichern. Kaum war er weg, hüpfte sie amüsiert wieder in ihr Ankleidezimmer und warf sich schnell ein lockeres schwarzes Kleid über. Zusätzlich griff sie sich noch ein paar glitzernde High Heels aus ihrem viel zu vollen Schuhregal. Erneut fiel sie auf den Hocker vor ihrem Schminktisch, schlüpfte in ihre Schuhe und wartete ein paar Minuten, betrachtete währenddessen lächelnd ihr iPhone, tippte sich durch ein paar Apps und schrieb ein paar kurze Nachrichten an Kayla und Valentina. Als ihrer Meinung nach genug Zeit vergangen war, wählte sie irgendwann Zayns Nummer an. „Hi." trällerte sie, als er auch gleich nach nur zweimal klingeln ranging. „Hast du mich schon vermisst?"
Den halben Tag auf der Arbeit hatte Louis sich nicht mehr konzentrieren können. Immer wieder schlich sich in seine Gedanken, dass er in einem Laden arbeitete, der auf Drogengeldern aufgebaut war. Eigentlich war das absolut nicht zu vertreten. Da war es auch egal, dass er selbst schon den ein oder anderen Joint geraucht hatte... und trotz seiner Probleme mit Liams Vergangenheit, konnte er auch nicht anders, als ihm doch Verständnis zu schenken.
In der Pause zog er sich dennoch erst einmal von ihm zurück, telefonierte mit Harry und beruhigte ihn eine Ewigkeit lang, da dieser eigentlich am liebsten sofort zu dem Skaterladen hingefahren wäre. In Harrys Kopf stellte Liam wahrscheinlich eine richtige Gefahr dar. „Mach dir keine Sorgen, mein Schatz. Hier ist alles okay und ich muss gleich weiterarbeiten. Heute Abend bin ich gegen 20 Uhr bei dir und dann reden wir noch mal in Ruhe." waren Louis' vorerst einmal letzten Worte zu Harry, der sich daraufhin doch etwas beruhigter zeigte. Selbst auf dem Nachhauseweg trug er seinen inneren Konflikt aus. Eigentlich müsste er wirklich kündigen, aber er wollte es nicht und konnte nicht mal wirklich erklären, warum überhaupt. Auf die Begrüßung seiner Mutter, die überraschenderweise bereits Zuhause war, und Lottie ging er kaum ein, als er schließlich an seinem Zwischenstopp angelangte. „Ich zieh mir nur schnell etwas Frisches an, dann bin ich wieder weg." gab Louis sofort bekannt, öffnete bereits die Tür zu seinem Zimmer. „Wohin geht denn die Reise?" hinterfragte Jay rufend aus der Küche, wo Lottie auch gleich den wohl für ihren Bruder bestimmten Teller zurück in den Schrank stellte. Vielsagend grinste sie, denn sie konnte es sich natürlich denken. „Ich gehe mit Harry essen." Obwohl Louis wusste, was er mit dieser Aussage anrichtete, sprach er sie aus. „Uh..." machte Lottie auch schon, wie von Louis befürchtet. „So was hab ich mir schon gedacht." grinste Jay ebenfalls. „Harry absorbiert dich ja nahezu." - „Aber Mom, solange er glücklich ist. Er ist halt verliebt!" - „Ich meine das doch auch gar nicht böse! Natürlich will ich, dass er glücklich und verliebt ist!"
Manchmal fragte Louis sich, wie er das seit 23 Jahren überlebte. „Wisst ihr, wegen euch bin ich schwul. Weil ich nicht noch andere Frauen ertragen würde..." seufzte er. „Und wirklich glücklich bin ich gerade auch nicht. Denn wir beide haben keinen kuscheligen Dateabend zu zweit, nein, seine Mutter kommt mit und will mich genauer unter die Lupe nehmen." Wer erschrockener in ihrer Haltung einfror, konnte Louis gar nicht ausmachen. Lottie klappte nur noch zusätzlich ihr Kiefer runter. „Du triffst Anne Twist?" presste sie schockiert hervor. Diese Reaktion hatte er erwartet und sie machte ihn nur noch nervöser. „Ja genau, deswegen ist es auch so wichtig, dass ich mich jetzt umziehe." Bedeutend winkte er in sein Zimmer hinein. „Du gehst essen mit einer Modedesignerin. Den Krieg kannst du nur verlieren." scherzte Lottie, streckte ihre Zunge raus. Aber ihre Mutter hob gleich den Zeigefinger. „Also so schnell würde ich deinen Bruder nicht aufgeben. Er hat einen sehr guten persönlichen Stil. Bleib dir einfach treu, dann wird das auch." - „Harry meinte auch, ich soll mich nicht verstellen." gab Louis zurück. „Allein ihm zuliebe wollte ich mich nicht groß verkleiden. Er sagt immer wieder, wie sehr ihm mein Stil gefällt."
Wieder lächelte seine Familie ihn übertrieben an und ihre Gedanken schrien ihm nahezu entgegen. „Oh Louis, er mag dich, so wie du bist und möchte dich nicht verdrehen... Das ist wirklich schön." seufzte sie Jay auch schon heraus. Zustimmend nickte Lottie wiederholend und formte mit ihren Händen ein Herz. „Ihr... seid... unmöglich..." knurrte Louis, spürte bereits die Röte in seinen Wangen und zog sich möglichst schnell in sein Zimmer zurück, egal, wie sehr seine Mutter und seine Schwester ihm hinterher grinsten.
Eine gute halbe Stunde und einen knapp unterbundenen Nervenzusammenbruch später verließ Louis in einer grauen Jeans, dunklen Vans und einem schwarz-weiß gemusterten Tanktop sein Zimmer wieder. Sein Cap ließ er schweren Herzens auf dem Bett liegen, da er in so einem schicken Restaurant nicht einfach ein Cappy tragen konnte, schon gar nicht wenn die mit Perlen behangene Mutter seines Freundes daneben saß. Beinahe war er schon an der Wohnungstür angelangt, da kam noch einmal Lottie zu ihm angelaufen. Seine Mutter hatte ihm glücklicherweise nur noch einmal einen schönen Abend gewünscht. „Louis!" rief sie grinsend. Nur widerwillig drehte er sich zu ihr um. „Vor Mom konnte ich das so schlecht fragen..." murmelte sie möglichst leise, wandte sich kritisch um, damit sie prüfen konnte, ob ihre Mutter lauschte. „Habt ihr schon miteinander geschlafen? Ich mein... Ich bin so neugierig..." - „Ist das dein Ernst?" fragte Louis, zog die Augenbrauen hoch. „Wir sind seit vorgestern zusammen." - „Na und? Hätte ja sein können. Harry ist ja alles andere als schüchtern." Lottie zuckte mit den Schultern. „Aber... ernsthaft... Ihr habt drei Nächte hintereinander in einem Bett geschlafen und da ist nichts gelaufen?" - „Nichts unter der Gürtellinie, nein." antwortete Louis neutral klingend. „Und darüber bin ich äußerst froh. Ich fühle mich echt noch nicht bereit dafür..." - „Ihr wollt euch Zeit lassen, das ist süß." nickte sie ihm zu. Warum redete er schon wieder mit ihr über sein nicht existentes Sexleben? Wie schaffte sie das immer? „Also... wollt ihr doch, oder? Habt ihr darüber geredet und weiß Harry, dass du nervös deswegen bist?" - „Nein." - „Das muss er aber wissen, Louis. Sonst denkt er, du willst nicht, weil er dir nicht wichtig oder attraktiv genug ist." machte Lottie ihm klar. Wahrscheinlich könnte sie damit sogar recht haben. Er vermittelte Harry vielleicht einen komplett falschen Eindruck. „Wenn heute Abend seine Mutter dabei ist, werde ich ihn sicher nicht auf dieses Thema ansprechen." meinte er dennoch entschieden. „Noch hasst sie mich nicht. Das soll so bleiben." - „Als wenn sie nicht wüsste, dass ihr Sohn... aktiv ist. Aber stimmt schon. Klärt das, wenn ihr allein und für euch seid." nickte Lottie ihm zu. „Viel Glück, lass dich nicht von der Löwin fressen." Einen passenderen Vergleich gab es nicht. In Louis' Kopf hatte sie zwar den Namen „Eiskönigin", aber das traf es auch sehr genau... Ein letztes Mal seufzte Louis, bevor er sich auf den Weg machte.
Bei seinem zweiten Betreten des Grundstückes kam ihm das Anwesen gar nicht mehr so bedrohlich vor. Zwar war es noch immer einschüchternd und generell war er sehr nervös wegen des bevorstehenden Abends, jedoch freute er sich auch, da er gleich Harry sehen würde. Kaum wurde er heute von einem männlichen Angestellten hereingelassen, kam sein Freund auch schon die Treppe hinunter gefegt. Er schien sich gerade für ihr Essen fertig gemacht zu haben. Eine Art dünnes, seidenes Tuch hing lose um seinen Hals, über seinem weit offenem, mit Punkten verziertem Hemd. „Oh, Gott sei Dank!" rief er noch, da war er Louis auch schon um den Hals gefallen. Dieser war zwar etwas verwundert, erwiderte die Umarmung allerdings auch sofort. „Hey, ich hab dich auch vermisst." kicherte er leicht, während Harry sich von ihm löste, ihn kurz ansah und ihm dann einen Kuss aufdrückte. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht." stieß er anschließend aus. „Hast du gedacht, er verprügelt mich?" musste Louis einfach fragen. „So in der Art. Ich weiß ja nicht, wie gefährlich dieser Kerl wirklich ist." erwiderte Harry darauf, sah ihn äußerst ernst an. „Nein, er hat... eigentlich sehr gesittet reagiert." - „Also stimmt es? Was Andrew über ihn erzählt hat?" Auf diese Nachfrage nickte Louis nachdenklich wirkend. „Leider ja. Einfach alles." - „Und wir wissen Bescheid." gab Harry geschockt von sich. „Heißt das... Sind wir in Gefahr?" - „Ich denke nicht..." wehrte Louis ab. „Liam hätte sogar zugelassen, dass ich kündige... Er scheint mir zu vertrauen." - „Das darfst du ihm doch nicht glauben!" zischte sein Freund ihm zu. „Dieser Typ, den du seit wenigen Tagen kennst, steckt in der Drogenszene und wir sind Mitwisser. Allein das macht die Situation für uns unsicher. Da ist es scheißegal, was er dir erzählt. Glaubst du, er würde es dir ins Gesicht sagen, wenn dir Unheil drohen würde? Ich glaube eher nicht." - „Harry, beruhig dich. Du bist ja ganz aufgeregt." redete Louis auf ihn ein, streichelte seine Schulter etwas. „Mir wird nichts passieren und dir erst recht nicht, dafür werde ich zur Not sorgen. Außerdem vertraue ich Liam." - „Du kennst ihn erst ein paar Tage... Du kannst ihm nicht vertrauen." wiederholte Harry schlicht, weswegen Louis seufzen musste. „Dich doch auch und ich vertraue dir auch." Damit hatte er nicht gerechnet, aber Harrys Gesicht erstarrte auf diese Aussage hin nahezu. Eine Mischung aus Traurigkeit und Schock zeichnete sich in seinen Zügen ab. Schon wieder beschlich Louis, das Gefühl, dass sein Freund nicht ehrlich zu ihm war. „Ja, stimmt..." sagte Harry schließlich. „Das bestätigt meine Aussage nur..." Bevor Louis hinterfragen konnte, was er damit meinte, kam nun auch seine Mutter die Treppe runter geschwebt. Unter ihren Arm hatte sie eine kleine glitzernde Tasche geklemmt, der einzige Kontrast in einem komplett schwarzen Outfit. Diese Frau lebte in bodenlangen, schwarzen Kleidern und sah einfach immer aus, als würde sie zu einem feierlichen Anlass gehen. Direkt fühlte er sich noch schäbiger. „Louis, da bist du ja! Wie schön." lächelte sie ihm zu, begrüßte ihn mit einer leichten Umarmung. „Du siehst... sportlich aus, steht dir." Meinte sie das ernst? „Danke..." Zustimmend nickte Harry ihm zu, deutete wieder ein kleines Lächeln an. „Lasst uns gehen! Ich war den ganzen Tag oben im Atelier und habe das Shooting vorbereitet. Ich sterbe vor Hunger." Anne klatschte begeistert in die Hände, ging vorne weg. „Der Fahrer wird auch gleich vorfahren." Schnell hatte sich Harry daraufhin bei Louis eingehakt, der umgehend Anne nicht länger beachtete, sondern zu seinem Freund schaute. „Du siehst übrigens umwerfend aus. Das hab ich dir noch gar nicht gesagt." meinte Louis flüsternd, streichelte durch eine Locke, die auf seine Schulter fiel. Harrys Lächeln wurde sofort ein wenig breiter, seine Augen strahlten. Ohne groß etwas zu erwidern, gab er Louis dankbar einen Kuss auf die Wange. Nichts sagend lächelten sie sich an. Von ihnen unbemerkt wurden sie die ganze Zeit durch Anne beobachtet. Auch sie selbst musste lächeln. Einfach weil sie noch nie gesehen hatte, dass ihr Sohn jemanden auf diese Art angesehen hatte und weil Louis so liebevoll mit ihm umging.
Während der kompletten Fahrt zu dem Restaurant herrschte Stille in der Limousine, unter anderem weil Louis es nicht fassen konnte, dass er tatsächlich in einer Limousine saß. Er hielt einfach nur Harrys Hand und wartete darauf, dass sie endlich ankamen. Dessen Mutter tippte die komplette Fahrt auf ihrem Handy herum, Feierabend schien sie nie wirklich zu haben. Harry dagegen war anzusehen, dass er eigentlich gar nicht hier sein wollte. Wahrscheinlich wegen ihrer Diskussion um Liam und seinen illegalen Geschäften. Dieses Thema hatten sie noch lange nicht abgeschlossen... Trotzdem hielt er Händchen mit ihm. Allzu sauer auf ihn konnte er also nicht wirklich sein... oder?
Schließlich im „One Pico", laut Anne wohl Harrys Lieblings-Restaurant, angelangt, musste Louis den Laden erst einmal vorsichtig sichten. Natürlich wirkte es schon sehr gehoben, aber nicht so abschreckend, wie er erwartet hatte. Es waren bereits überall Kerzen angezündet, auf der Bar sowie auch auf den Tischen. Durch die weiten Fenster konnte er den Strand und einige Palmen erblicken. An einem dieser Fenster lag auch ihr Tisch. Aufgrund Harrys Mutter führten die Kellner einen kompletten Freudentanz um diesen herum auf, so etwas hatte Louis noch nie erlebt. So viel Aufmerksamkeit und Höflichkeit waren ihm beinahe peinlich. Aber auch Harry starrte lediglich stumm auf den nur mit einer perfekt gefalteten Servierte versehenen Teller vor sich. „Was ist los?" fragte Louis ihn leise, während Anne sich die Weinkarte bringen ließ. „Du wirkst so angespannt..." - „Weil ich es bin." zischte Harry zurück, zupfte an seinen Haaren herum. Das tat er immer, wenn er unruhig wurde oder er sich unwohl fühlte, das war Louis bereits aufgefallen. „Ich hab das im Griff." - „Hast du nicht und das kannst du auch gar nicht." sagte Harry dazu nur möglichst ruhig, schaute ihn dabei sogar an. Sein Blick war streng, aber Louis spürte, dass es im Endeffekt einfach nur Sorge war. „Also ihr Beiden..." setzte da auf einmal seine Mutter an. „Jetzt möchte ich aber genau wissen, wie ihr euch kennengelernt habt." Erwartungsvoll lächelnd blickte sie von Harry zu Louis und zurück. „Ähm... na ja, an dem Abend als ich im Sayers war, hab ich seine kleine Schwester getroffen." begann Harry holpernd zu erzählen. „Sie hatte sich verlaufen, weil sie an dem Tag erst nach L. A. gezogen waren und ich hab sie nach Hause gefahren... Da hab ich dann auch Louis kennengelernt." - „Ich hatte eigentlich schon geschlafen. Aber als ich Stimmen aus Lotties Zimmer, also Lottie ist meine Schwester, gehört habe, bin ich rüber gegangen und... da war er." ergänzte Louis und schaute zu Harry. Anne nickte kurz. „Und was hast du gedacht, als du ihn gesehen hast?" Was sollte denn die Frage? Vielleicht wollte sie einfach abschätzen, ob er ihren Sohn wirklich verdient hatte. Aber auch Harry selbst guckte leicht überfordert fast geschockt. „Ich war... ziemlich verschlafen, wenn ich ehrlich bin. Deswegen dachte ich, ich träume. Das war... immerhin nicht das erste Mal, dass ich ihn gesehen habe." Da zog Anne plötzlich die Luft ein und auch Harry wirkte auf einmal noch nervöser, warum auch immer. Doch Louis ließ sich nicht beirren. „Ich hatte ihn nur ein paar Stunden zuvor am Flughafen gesehen. Da war er in mich hineingelaufen." Bei der Erzählung musste Harry trotz seiner Anspannung lächeln. „Und in dem Moment konnte ich nur denken, wie wunderschön ich ihn finde." sagte Louis beendend, sah wieder flüchtig zu seinem Freund, der beschämt seinen Blick erwiderte. Sogar Louis' Hand nahm er unter dem Tisch. „Da hast du ihn das erste Mal gesehen?" konnte Anne nur ungläubig hinterfragen und Louis nickte. „Ja, ich kannte ihn nicht... Ich hatte keine Ahnung, dass er eine so berühmte Mutter hat und auch selbst sehr bekannt ist. Und es geht mir auch nicht um seine Bekanntheit. Ich mag ihn nicht, weil man ihn auf der Straße erkennt, oder er eine weltberühmte Mutter und Geld hat. Ich... mag ihn, weil er ist... wie er ist."
Er konnte spüren, dass Harry seine Hand etwas fester drückte. Wenn er nur wüsste, wie schlecht diesem durch Louis' wirklich wunderschöne Worte wurde. Einmal mehr fühlte er sich noch schäbiger als sowieso schon. Er musste sich richtig darauf konzentrieren, normal zu atmen und nicht in Tränen auszubrechen. Zusätzlich spürte er noch den Blick seiner Mutter auf sich, die offensichtlich mehr als entsetzt war. Zu recht.
„Das ist wirklich schön, Louis." sagte sie dennoch, was sie wahrscheinlich sogar ernst meinte. Für Louis war es unmöglich, sie einzuschätzen. „Und es stimmt, Harry ist wirklich mehr als gut aussehend... Deswegen ist er ja auch mein Model." Sie klang stolz bei diesen Worten. „Hat er dir davon erzählt?" - „Ja, er soll das Gesicht von ihrer... ähm, Kollektion, wenn man das so nennt, werden." Das wurde ja immer unangenehmer. Am liebsten würde Harry sich einen Tequila bestellen. Aber auch Louis war bei diesem Gespräch nicht wohl zumute. Sie stellte einfach nur eine Frage nach der nächsten. Das war schrecklich für ihn. Eigentlich wollte er nur mit Harry reden. „Ganz genau." Anne grinste übers ganze Gesicht. „Ich bin so froh, dass er eingewilligt hat." Sie griff Harrys Hand bei diesen Worten. Unsicher lächelte er nur zurück. „Du solltest auch kommen und dir das Shooting ansehen." wandte Anne sich wieder an Louis. „Das ist sicher interessant für dich. Außerdem kann nicht jeder von sich behaupten einen Freund zu haben, der für so ein großes Modelabel modelt." - „Ähm... also..." Auch wenn es nur ein Vorschlag war, klang es schon beschlossen. Sie stellte ihn gar nicht wirklich vor die Wahl. So musste sich Harry wohl sein ganzes Leben lang gefühlt haben. Alle Entscheidungen waren für ihn getroffen worden. „Klar, ich komm gern." sagte Louis nickend, hörte sich dabei allerdings alles andere als optimistisch an. „Vorausgesetzt ich muss nicht arbeiten." - „Es ist kommenden Mittwoch." - „Oh, da muss ich tatsächlich bis 18 Uhr arbeiten." Da war Louis richtiggehend erleichtert. Es ging dabei nicht um Harry, er freute sich immer, wenn er ihn sehen und einfach Zeit mit ihm verbringen konnte. Es ging viel mehr um dieses ganze Theater um sie herum. Außerdem würde wohl auch seine durchgeknallte „beste Freundin" da sein, die seine kleine Schwester zum Schmeißen einer Tablette verleitet hatte. „Dann kommst du danach noch etwas vorbei. Wir sind sicher noch nicht fertig. So ein Shooting dauert." redete Anne direkt weiter. „Mom... Wenn Louis es zeitlich nicht schafft, dann..." wollte auch Harry ihr reinreden, aber Louis fiel ihm ins Wort. „Nein, nein. Das passt schon." Schnell hatte er ein Lächeln gefälscht. „Toll, damit unterstützt du Harry sehr." freute sich Anne, blickte zu ihrem Sohn, der sichtlich blamiert nickte.
Der Kellner trat wieder an den Tisch heran und Louis hatte sich noch gar keine Gedanken darüber gemacht, was genau er bestellen sollte. Mit einem für ihn perfekt klingenden französisch bestellte Harrys Mutter einen Wein, dessen Namen er sich beim besten Willen nicht merken konnte. Durch ihre Gespräche hatte er nicht einen Blick auf die Karte werfen können. Erwartungsvoll sah der Kellner als nächstes auch noch zu ihm und Louis rutschte das Herz in die Hose. Neben ihm schien Harry zu erahnen, was er gerade dachte. Eigentlich mochte er gar keinen Wein und er hatte keine Ahnung, wie der hieß, den er gestern mit Harry getrunken hatte, da ihm dieser wirklich geschmeckt hatte. Sein Freund hatte ihm gesagt, er solle sich nicht verstellen. Also wollte Louis das auch nicht. Allein für ihn. „Haben Sie auch Bier?" fragte er auch schon, worauf er glaubte, es sich mit Anne verscherzt zu haben, da diese ihn ansah, als habe sie sich verhört. Auf diesen Gesichtsausdruck hin musste Harry sich ein Lachen verkneifen. „Selbstverständlich, ist Budweiser in Ordnung?" hinterfragte der Kellner nur, woraufhin Louis verunsichert wie er war, nur ein Nicken erwiderte. „Und für Sie?" richtete er sich weiter an Harry. Ohne zu zögern sagte dieser grinsend: „Ich nehme das Gleiche wie mein Freund." - „Sehr gern." Damit zog der Kellner zunächst von dannen, ließ eine leicht schockierte Anne zurück und einen Louis, der sich jetzt ebenfalls ein Lachen kaum unterdrücken konnte. „Seit... wann trinkst du denn Bier?" musste sie Harry verwundert fragen. „Seitdem ich mir den Wodka abgewöhnt habe." antwortete er schlicht. Seine Mutter schüttelte nur tadelnd den Kopf. „Und Louis, was machst du so beruflich?" richtete sie sich wieder an seinen Freund. Wieder merkte er, wie sich Harrys Blick veränderte und angespannt wurde, weil dieser an seiner Meinung zu Liam festhielt. „Ich arbeite in einem Skaterladen." sagte er dennoch an Anne gerichtet. „Gehört dir der Laden?" - „Nein, ich bin nur angestellt." erzählte Louis weiter. Auf jede Antwort von ihm folgte eine weitere Frage, es war furchtbar. „Willst du das denn für immer machen?" wollte sie auch schon weiter wissen. „Ich meine, du bist noch so jung... Willst du da einfach nur in einem Laden arbeiten ohne weitere Optionen?" - „Mom, ich hab in meiner Zeit in London dort auch gekellnert... und es hat mir sehr viel Spaß gemacht." warf Harry ein. „Ja, aber das war doch nur vorübergehend." konterte sie ihn auch sofort aus. „Du wirst doch noch mehr aus dir machen. Du als Kellner, bestimmt nicht." Die Frage war nur wie er etwas aus sich machen sollte. Niemand würde ihn je für voll nehmen, das wusste Harry einfach. Diese ganze Modelgeschichte machte das nicht unbedingt besser. „Hast du mal über ein Studium nachgedacht, Louis?" - „Ja, schon... Ich weiß nur nicht was ich studieren soll..." zuckte er mit den Schultern. „Und ich skate selbst. Ich kann dabei abschalten und Stress abbauen. Deswegen fühle ich mich in der Szene sehr wohl. Aktuell brauche ich kein Studium..." Wow, er hätte nie erwartet, dass er ihr gegenüber so sicher seine Meinung vertreten könnte. Das war wirklich beachtlich und Louis konnte nicht leugnen, dass er ein wenig stolz auf sich war. „Er kann wirklich super skaten, ich habe noch nicht so viel gesehen, aber... für mich war das schon beeindruckend genug. Ich kann auf dem Teil kaum stehen." fügte Harry hinzu, lächelte dabei wieder leicht. „Das mag ja sein. Aber er muss doch auch an die Zukunft denken. Ein Leben lang ist das doch eine sehr unrealistische Einstellung." Das war wohl genau der Grund, warum Harry sie nicht mehr ertragen hatte. Louis verstand ihn immer besser. Sie war an sich keine verkehrte Person, aber sie versuchte einfach jedem ihre Meinung aufzuzwingen. Es war, als würde sie einem die Luft zum Atmen rauben. Mit ihr zu reden war einfach unfassbar anstrengend. Zusätzlich gab sie ihm das Gefühl, er wäre ihren Sohn absolut nicht wert. Oder redete er sich das durch seine Unsicherheit einfach nur ein? „Ich... gehe mal kurz auf die Toilette." murmelte Louis reflexartig und stand auch schon auf. Während seiner kurzfristigen Flucht schaffte er es nicht mal, Harry in die Augen zu schauen. Hals über Kopf rannte er einfach durch die Gänge aus Tischen auf der Suche nach der Toilette. „Mom, musste das sein?!" Harry verstand die Kurzschlussreaktion seines Freundes absolut und fuhr seine Mutter kaum, dass Louis nicht mehr sichtbar war, an. „Wieso, was hab ich denn gemacht?" fragte diese nur empört. „Diese Fragerei... Das schüchtert ihn ein, merkst du das nicht?" schüttelte Harry sauer den Kopf. „Ich unterhalte mich nur mit ihm." - „Das ist doch kein normales Gespräch. Das ist ein Kreuzverhör!" Es kostete ihn viel Mühe, ruhig zu bleiben. Dieser ganze Tag hatte ihn schon so aufgewühlt und seine Mutter gab dem Ganzen mal wieder den Rest. „Mal was ganz anderes: Er weiß nichts von dem, was letztes Jahr mit dir war, oder?" fragte Anne aus heiterem Himmel, weswegen Harry scharf die Luft einziehen musste und kurz schwieg. Sein sich senkender Blick war für sie Antwort genug. „Harry, das musst du ihm sagen, verdammt!" - „Wie denn? Ich konnte gar nicht glauben, dass er mich nicht kennt... Das... ist mir noch nie passiert... und zwischen uns war alles rein freundschaftlich, bis... es das halt nicht mehr war. Das ist alles so fließend passiert... und... ich wollte und will es ihm ja sagen, aber... ich hab Angst, verstehst du das denn nicht?" - „Du nutzt seine Unwissenheit aus, Harry! Natürlich verstehe ich deine Angst, aber das macht dein Verhalten noch lange nicht richtig. Dieser Junge hat wirklich starke Gefühle für dich und du belügst ihn!" Bei diesen Worten verzog sie keine Miene und eben weil Harry genau wusste, dass sie recht hatte, tat es ihm so weh. Wieder mal machte er alles falsch. Nach Luft ringend biss er sich auf die Unterlippe, um irgendwie seine aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. „Ich belüge ihn nicht..." - „Aber ehrlich zu ihm bist du auch nicht." entgegnete Anne hart.
„Ich... bin gleich wieder da." Das war ein Spruch zu viel gewesen. Einfach so stand auch Harry auf und eilte in Richtung Toilette. Auf dem Weg wischte er sich immer wieder seine Tränen weg, weil er wusste, dass er gleich Louis sehen würde und dieser musste nicht sehen, dass er schon wieder beinahe am Heulen war. Manchmal hasste er sich wirklich selbst für seine ganzen falschen Entscheidungen. Schnell hatte er die Tür zu den Toilettenkabinen aufgestoßen und war hineingeplatzt. Sofort hielt er inne, als er Louis vor den Waschbecken stehen sah. „Ich nehme an, du musstest gar nicht auf Toilette?" fragte Harry ihn leicht unbeholfen, ließ die Tür hinter sich zu fallen. „Du doch auch nicht..." murmelte Louis zurück. „Ist alles okay bei dir? Du bist so blass,.,." - „Ja... schon." Harry nickte verunsichert. Eigentlich war gar nichts okay. Aber das konnte er ihm ja nicht sagen. Er war bereits an einem Punkt, an dem es zu spät war. An einem Punkt, der ihre Beziehung kaputt machen würde. „Entschuldige bitte das Verhalten meiner Mutter... Sie merkt nicht, wie hart und kalt sie rüberkommt, aber sie meint es wirklich nicht böse." sagte er also, weil er merkte, wie angespannt Louis dort vor dem Waschbecken stand. „Sie hasst mich, Harry. Sie denkt ich bin ein armer Schlucker, der in einem Skaterladen arbeitet und nie was erreichen wird in seinem Leben." widersprach Louis kopfschüttelnd. „Das ist doch Unsinn." wollte Harry ihm weiter klarmachen. „Sie ist immer so, das darfst du nicht persönlich nehmen. Das ist einfach ihre Art." - „Wenn das so ist, kann ich verstehen, dass du abgehauen bist." konnte sein Freund darauf nur erwidern. Aber Harry seufzte lediglich. „Sie war nicht der einzige Grund..." - „Apropos Gründe für deine Flucht... Es war also wirklich Andrew, der mir gestern Morgen aufgelauert hat?" wollte Louis wissen. Irgendwie waren sie ganz von diesem Thema abgekommen, weil sich herausgestellt hatte, dass sein Chef ein Drogendealer war. „Ja... Er hat es sofort zugegeben," murmelte Harry, fuhr sich durch die Haare. „Ich bin in eine seiner tollen Konferenzen reingeplatzt und hab ihm eine Szene gemacht. In meiner Rage hab ich ihm sogar gedroht, unsere Beziehung öffentlich zu machen und sein Unternehmen hochgehen zu lassen." - „Harry, das hättest du nicht tun sollen..." war Louis geschockt. Einem solchen Mann zu drohen war Wahnsinn. Wer weiß, wozu dieser Kerl noch in der Lage war... „Doch, das war das einzig Richtige. Das hätte ich schon vor Monaten tun sollen..." grummelte Harry, verschränkte die Arme vor der Brust. „Nein, du kannst doch nicht einem solchen Mann ein Ultimatum stellen..." - „Was soll er denn machen, hm? Dich abknallen? Ich denke nicht." Ihre Stimmen schaukelten sich mehr und mehr hoch. Harry sah ausnahmsweise mal keinen Fehler in seinem Handeln. Dieses eine Mal hatte er das Richtige getan. „Wenn einer von uns abgeknallt wird, war eher dein sogenannter Kumpel und Boss daran schuld." - „Er vertickt Stoff, er ist kein Auftragskiller." - „Und glaubst du, er findet es gut, dass du und ich das wissen? Louis, sei doch nicht so naiv!" entgegnete Harry auf Louis' Aussage. Das war doch vergebens. Es kam Louis so vor, als würden sie sich mit ihrer Diskussion im Kreis drehen. Ihre Meinungen klafften so weit auseinander, dass es ihm schleierhaft war, wie sie auf einen Nenner kommen sollten. Dazu noch seine Mutter und dieser durchgeknallte, eifersüchtige Ex-Freund... „Gott, diese Beziehung ist so verdammt... nervenaufreibend... Obwohl wir gerade mal wenige Tage zusammen sind..." entfuhr es ihm atemlos, fuhr sich durch sein Gesicht. Das war das Letzte, was Harry heute hatte hören wollen. Er hatte sich doch gerade wieder halbwegs beruhigt, jetzt brannten die Tränen fast schon wieder in seinen Augen. Aufgrund seiner emotionalen Ausnahmesituation rutschte ihm undeutlich „Dann sollten wir das Ganze vielleicht beenden, bevor es zu spät ist und jemand ernsthaft verletzt wird..." Das war mit Abstand die vernünftigste Lösung. Es würde eh nicht halten, das wusste Harry doch jetzt schon. Er würde es früher oder später eh kaputt machen. Jedoch war Louis nur entsetzt über diesen Satz. Sicherlich hatte dieser Andrew genau das mit seinen Psychospielchen erreichen wollen. „Was?" hinterfragte er mit geweiteten Augen. Da bemerkte er aber auch den Schmerz in Harrys Augen und erkannte, dass eine Trennung das Letzte war, was er wollte. „Ich will es doch nicht beenden, Baby..." sagte er sogleich zu ihm, machte ein paar Schritte auf ihn zu. „Es ist nicht einfach, das stimmt schon. Aber... Du bist es mir wert, verstehst du?" - „Und warum?" musste Harry ihn fragen. „Ich meine, du bist toll, Louis. Du bist ehrlich und liebevoll... Wenn jemand etwas Besseres findet, dann du." Auch darauf konnte dieser nur seinen Kopf schütteln. „Etwas Besseres? Als dich?" Schweigend kam lediglich ein kleines Nicken von Harry. „Das ist Unsinn..." flüsterte Louis empört, zog ihn an der Hüfte an sich heran. Er schaffte es gar nicht, aufzuschauen, da hatte Louis ihm schon einen Kuss auf die Lippen gegeben. „Ich will nur dich. Ich hab mich wegen dir geoutet. Du bist der erste Mensch, für den ich solche Gefühle entwickeln konnte." Obwohl Harry deswegen lächeln musste, machte diese Situation nur schlimmer für ihn. Scheiße, er musste es ihm sagen. „Aber..." - „Nichts aber, Harry. Ich weiß, du bist unsicher wegen deines Ex-Freundes und überhaupt deiner ganzen Vergangenheit." erklärte Louis ihm versprechend. „Mir kannst du aber vertrauen..." - „Ich weiß..." flüsterte Harry dünn klingend. Genau das war ja das Problem, „Dann lass uns dieses Abendessen hinter uns bringen. Egal, wie wenig Lust ich da eigentlich drauf habe." Den letzten Satz unterlegte Louis mit einem wunderschönen Grinsen. Nur wegen dieses Grinsens musste Harry ihn einfach zu sich ziehen und ihn küssen. Schon überschlug sich Louis' Herz. Kurz hatte er ernsthaft befürchtet, Harry hätte den Vorschlag einer Trennung ernst gemeint. Im Endeffekt hatte er einfach Angst, weil er ähnlich überfordert mit ihrer Beziehung war wie Louis selbst. Genau jetzt könnte und müsste er Harry sagen, dass er in ihn verliebt war, wirklich verliebt. Vielleicht würde das Harry etwas Kraft spenden, vielleicht würde er sich dann nicht mehr so schlecht sehen. Aber dafür reichte sein Mut dann doch nicht aus. Denn es gab immer noch die Möglichkeit, dass er sich durch ein Liebesgeständnis beengt und noch mehr verunsichert fühlen würde. Außerdem war eine öffentliche Toilette in einem Restaurant kein Ort dafür. Allmählich löste Harry seine Lippen von Louis', lächelte ihn schüchtern an. „Das bedeutet mir viel, Louis." wisperte er immer noch unsicher. „Du bedeutest mir viel..." So viel, dass er ihn um keinen Preis von sich wegstoßen wollte. Aber das würde er. Früher oder später.
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Lost Angeles (Larry Stylinson)
FanfictionWenn in der Stadt der Engel zwei Welten kollidieren, bleibt nichts unverändert. Louis kämpft mit seinen Empfindungen, Harry mit seinem ganzen Leben. Vielleicht können sie nur gemeinsam einen Weg finden.