Hi, ich bin zurück! Morgen kommt dann auch bei Penthouse ein neues Kapitel. Aber ich wollte zu erst hier posten, weil dieses Kapitel bislang mein Lieblings-Kapitel dieser Story ist. Ich konnte einfach nicht warten. :)
Have fun!
-------------------------------------------------------------------------------
Chapter 9: I'd never dreamed that I'd meet somebody like you
Die Wolkendecke über Los Angeles und den Hills wurde immer dichter und dunkler, verdeckte den kompletten Sternenhimmel. Auch der immer stärker werdende Wind zerrte an den Kronen der Palmen. Schweigend liefen Harry und Louis nebeneinander durch die Straßen auf dem Weg zu Louis' Wohnung. Zu keiner Minute hatten sie ihre Hände gelöst und obwohl sie schwiegen, war es nicht unangenehm. Es war eine vertraute Stille. „Ich hab gerade einen Tropfen abbekommen." stellte Harry dennoch irgendwann fest, sie waren noch ein paar Straßen von dem entsprechenden Häuserblock entfernt. Skeptisch schaute Louis zum Himmel empor und bekam sofort ebenfalls einen Regentropfen ins Gesicht... und direkt den nächsten. „Verdammt..." knurrte er genervt, als der Regen richtig einsetzte und innerhalb von Sekunden zu einem regelrechten Wolkenbruch wurde. Im nächsten Augenblick war ihre Kleidung auch schon völlig durchnässt. „Darunter!" wies Harry Louis schnell an, zeigte auf die Markise eines geschlossenen Coffee Shops. Dieser nickte nur flüchtig, bevor sie zeitgleich losliefen, ohne ihre Hände voneinander zu lösen. Der Schwall aus Regen wurde immer schlimmer. Gefühlt die ganze Straße war wie überschwemmt. Vergeblich warteten sie darauf, dass der Regen weniger werden würde, stattdessen fing es auch noch an zu blitzen und zu donnern. „Ich würde sagen..." Seufzend sank Harry auf den festgeketteten Tisch vor dem Shop, wischte sich die Nässe aus dem Gesicht. „... wir sitzen hier fest." Louis wandte sich zu ihm um, betrachtete ihre verschlungenen Hände und sank neben ihn auf den Holztisch. „Was für eine Scheiße..." – „Ich mag kein Gewitter." Harry klang so, als wäre ihm äußerst unwohl. „Hast du Angst?" fragte Louis, wollte nicht zu besorgt klingen. „Nein, das nicht... Aber als ich noch ein Kind war, war ich da immer allein und damals hatte ich wirklich Angst... vor den Blitzen und dem Krach. Es sind einfach keine schönen Erinnerungen." Hatte Harry das schon mal jemandem erzählt? Ihm war nicht so. „Deine Mutter hat... immer viel gearbeitet, oder?" hinterfragte Louis weiter, worauf er still nickte. „Aber... was ist denn mit deinem Vater?" – „Das wüsste ich auch gerne..." lachte Harry verächtlich. „Er ist noch vor meinem dritten Geburtstag abgehauen. Ich hab keine Ahnung, wie er aussieht... Er hat sich nie auch nur ansatzweise für Gemma oder mich interessiert. Wir haben danach nie wieder von ihm gehört. Meine Mutter redet auch nie über ihn... Ich weiß nicht, was zwischen ihnen vorgefallen ist und obwohl ich ihn nicht kenne, trage ich seinen Namen und nicht ihren. Es ist komisch... Ich hab mich allein deswegen oft falsch gefühlt." Traurig und verstehend nickte Louis. Wenn er ein Gefühl nachvollziehen konnte, dann das... Vielleicht hatte er doch etwas mit Harry gemeinsam und wenn es nur das war. „Mein Vater hatte eine Affäre... Ich glaube, wir haben beide keine tollen Väter." erzählte Louis erwidernd, weswegen Harry ihn schockiert ansah. „Letztes Jahr kurz vor Weihnachten hat meine Mutter es herausgefunden..." – „Das... ist ja gerade mal 5 Monate her... Deine arme Mutter..." flüsterte Harry entsetzt, worauf Louis nur nicken konnte. „Ich kann verstehen, dass sie das Land danach für einen Neuanfang verlassen musste. Er... war kein guter Mensch, auch vorher nicht... Ich weiß, dass er furchtbar homophob ist und hat sich beispielsweise immer aufgeregt, wenn er schwule Paare im Fernsehen gesehen hat. So etwas sollte man nicht zeigen, das wäre abartig. Mom hat immer gesagt, so solle er vor Lottie und mir nicht reden. Das hat ihn nicht interessiert..." fuhr er bei der Erinnerung erschaudernd fort, starrte verunsichert auf den Boden. „Das... hat mich mehr verletzt, als ich zugeben wollte und konnte. Deswegen hab ich wahrscheinlich meine Sexualität so lange verleugnet, besonders vor mir selbst. Mir wurde ja immer gesagt, es wäre falsch..." – „Louis..." Er fühlte, dass Harry seine Hand etwas drückte. Unsicher schaute er ihn wieder an. Aufbauend lächelte dieser ihn an. „Jetzt ist doch alles gut. Dieser Mensch ist nicht mehr in deinem Leben und ich glaube, das ist auch besser so..." wollte er ihm zu sprechen. „Warum erzählst du mir das denn erst jetzt?" Aber Louis zuckte nur mit den Schultern. „Es hat sich noch nicht angeboten... So lange kennen wir uns doch auch noch nicht..." – „Es kommt mir aber so vor..." murmelte Harry, Louis wusste auch genau, was er damit meinte. „Weil es... so vertraut ist zwischen uns." – „Ja, oder? Das kommt nicht nur mir so vor?" – „Nein, gar nicht..." sprach Louis ihm zu. „Vielleicht war es doch gar nicht so falsch nach L. A. zu ziehen..." sagte er noch, betrachtete Harry dabei, dem ein paar nasse Haarsträhnen ins Gesicht hingen. Seltsamerweise musste Louis darüber kichern und strich sie ihm aus der Stirn. „Stören die dich gar nicht?" – „Ich... hab sie nicht so wahrgenommen." Wegen dieser sanften Berührung errötete Harry schlagartig, seine Haut begann zu kribbeln. Louis konnte nicht aufhören, ihn anzusehen. Von allein schloss die Hand, die eben noch Harrys Strähnen aus dem Gesicht gestrichen hatte, um seine Wange. Er war etwas verwirrt, zog die Luft scharf ein, jedoch nur, weil er sich innerlich so sehr darüber freute, dass Louis ihn so berührte. Dass irgendwo nicht weit entfernt von ihnen ein Blitz niederging, bekam Harry gar nicht mit. „Was... hast du nur mit mir gemacht?" fragte Louis einmal mehr unbewusst. Nichts sagend rutschte Harry nur auf dem Tisch näher an ihn heran, sodass sich ihre Oberschenkel berührten, schaute Louis dabei tief in die Augen. Kurz wanderte sein Blick auf seine Lippen, dann aber zurück in seine tiefblauen Augen. Louis kämmte Harry vorsichtig die immer wieder nach vorn fallender Haarsträhne hinter sein Ohr, strich mit den Fingerspitzen seine Wangenknochen entlang. Langsam näherte er sich Harry immer mehr, er konnte schon seinen Atem in seinem Gesicht fühlen. Gott, sein Herz raste wie wahnsinnig und er glaubte, Harry würde zurückweichen, aber das tat er nicht. Er schien ihm sogar sachte entgegen zu kommen.
Gerade als Louis seine Augen schloss, konnte er schließlich Harrys Lippen an seinen fühlen, die sich vorsichtig gegen seine bewegten. Es kam Louis so vor, als würde er seufzen. Es waren vielleicht wenige Sekunden, die dieser Kuss andauerte, aber es war wunderschön, unbeschreiblich. Verunsichert wich Louis ein wenig von ihm zurück. „S-Sorry..." flüsterte er perplex über das Geschehene und sich selbst. Er hatte ihn geküsst! Einfach so. War er wahnsinnig? Jedoch sah er von Harry nur ein Kopfschütteln mit einem leichten Lächeln. „Alles gut..." sagte er mit dünner Stimme. „Ich... ich hoffe, ich hab damit keine Grenze überschritten oder..." stammelte Louis, doch sein Gegenüber unterbrach ihn: „Nicht reden..." Harry löste damit ermutigt seine Hand aus Louis'. Aber nur um ihn vollständig in seine Arme zu schließen und Louis erneut zu küssen, sehr viel intensiver und sicherer als er es zuvor getan hatte.
Kurzzeitig war Louis erschrocken. Tat Harry das gerade wirklich? Er wusste gar nicht, was er am besten tun sollte. Aber er versuchte, sich zu entspannen und von seinen Gefühlen leiten zu lassen. Kaum schloss er seine Augen wieder, schien es einfach zu passieren. Endlich schloss er Harry in seine Arme, drückte ihn an sich, streichelte seinen klitschnassen Rücken entlang. Währenddessen bewegten sich ihre Lippen allmählich sicherer gegeneinander. Wieder glaubte Louis, Harry seufzen zu hören, wodurch dieser seine Lippen weiter öffnete. Was für ein Klang... Seine Hände streichelten höher, griffen in seine lockigen Haare. Auch Louis teilte seine Lippen weiter, sodass sich ihre Zungen flüchtig berührten. Damit beendeten sie ihren Kuss gleichzeitig, sahen sich überfragt wegen dem, was gerade geschehen war, an, aber behielten sich in ihren Armen. „Du... bist so wunderschön..." flüsterte Louis andächtig, woraufhin Harry beschämt seinen Blick senkte. „... und mit dir hatte ich meinen ersten Kuss, wow..." – „W-Was...?" Harry klang immer noch etwas atemlos und zittrig, schaute wieder auf. „Das... war dein erster Kuss... überhaupt?" Schüchtern nickte Louis. „Ja... Sorry, wenn es... nicht so gut war." – „Louis, es war... wunderschön..." flüsterte Harry beruhigend, streichelte über sein Gesicht. „Ich wünschte, das wäre auch mein erster Kuss gewesen... Ich... kenne dich noch nicht lange... Aber meine Gefühle... für dich sind schon jetzt so stark, dass... es mir Angst macht..." Mehr sagte Harry nicht, drückte ihm wieder seine Lippen auf und Louis konnte spüren, wie er ihm gegen seine Lippen lächelte. Louis erwiderte den Kuss ebenfalls wieder. Er musste träumen. Das konnte nicht die Realität sein. „Harry..." murmelte er ihm liebevoll seinen Namen zu, was ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. „Ich... konnte die ganze Zeit nicht aufhören an dich zu denken..." – „Und ich dachte erst, du würdest mich hassen." kicherte Harry amüsiert. Auch Louis musste lachen. „Nein... Im Gegenteil." Für Harry war es genauso schwer zu realisieren wie für Louis. „Ich war im ersten Moment fasziniert von dir.... und damit mein ich nicht den Abend, an dem du plötzlich in Lotties Zimmer standst." – „Der Moment am Flughafen..." erinnerte sich Harry und Louis nickte. „Wow..." Nichts weiter sagend legte er seinen Kopf an Louis' Schulter, schaute den Augenblick genießend in den Regen. Er konnte fühlen, wie er ihm durch die Locken streichelte und ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn gab. Es war immer noch ungewohnt und Louis' Herz raste nach wie vor wie verrückt, aber es war nur noch schön. Am liebsten würde er gar nicht aufhören, Harry zu küssen. „Hoffentlich erkältest du dich nicht..." sagte er leise, da er fühlte, wie durchnässt Harrys Haare wirklich waren, als er diese etwas kraulte. „Es wird allmählich besser..." sagte dieser mit dem Blick in den Himmel, an dem nur langsam die Sterne wieder sichtbar wurden. „Vielleicht können wir weiter..." – „Ja... Du musst ins Trockene." entschied Louis ernst und erhob sich von dem Tisch. Damit sich ihre Umarmung nicht löste, stand auch Harry mit ihm auf. „Du bist genauso nass wie ich. Du könntest dich auch erkälten." lachte er. „Ja, aber das ist mir egal. Bei dir ist mir das eben nicht egal." Auf diese Worte von Louis strahlte er noch mehr, schmiegte sich in seine Seite. Er kümmerte sich um ihn... Er war wichtig für jemanden, ernsthaft wichtig. Sollte er jetzt wirklich nicht mehr einsam sein? Schnell hatte Louis sein Skateboard aufgehoben und unter seinen Arm geklemmt, den anderen ließ er um Harrys Hüfte, deutete an, gehen zu wollen. „Kommst du mit?" – „Was für eine Frage..." lächelte dieser.
Kaum klickte der Schlüssel im Schloss der Wohnungstür, hörten sie auch schon Lottie rufen: „Mom?!" – „Nicht ganz." antwortete Louis sein Skateboard beiseite stellend, betrat mit Harry den Flur, der die Tür hinter sich zu machte. „Hi Lottie!" rief er im Anschluss, während sie zu ihr in den Küchenbereich gingen. „Oh Harry, hi!" Glücklich ihn zu sehen strahlte sie die Zwei an, als könne sie wittern, dass etwas zwischen ihnen passiert war. „Ich habe einen Auflauf gemacht. Ich hoffe, er reicht für vier Personen." verkündete sie und zeigte stolz auf den brummenden Ofen. „Ich brauch nicht viel..." wehrte Harry ab. „Du solltest sowieso erst mal warm duschen und dich danach aufwärmen." entgegnete Louis entschieden. Der Blick von Harry wurde daraufhin wieder ganz sanft, er lächelte nichts weiter sagend an. „Wo das Bad ist, weißt du ja." Louis musste wegen Harrys Blick auch lächeln. Lottie wurde von ihnen komplett ausgeblendet. Aber diese war eh viel zu sehr damit beschäftigt, die Zwei zu beobachten. „Okay... dann... geh ich erst mal duschen." gab Harry bekannt, schaute kurz zu Lottie, lächelte sie an und wollte sich schon von ihnen entfernen. Dann drehte er sich aber noch einmal um, als wäre ihm etwas eingefallen. „Jetzt hätte ich fast etwas vergessen." sagte er scheinbar witzelnd, grinste Louis an und zog ihn für einen kurzen Kuss zu sich. Ganz knapp verkniff Lottie sich ein Quietschen, drückte sich die Hand auf den Mund. „Bis gleich." flüsterte Harry noch, streichelte Louis' Arm runter und ging jetzt endgültig rüber in das Badezimmer. „Ach Harry!" rief Louis ihm noch nach. Verwirrt drehte der Angesprochene sich um. „Wir haben hier nach wie vor keine Angestellten. Wenn du also jemanden außer Lottie und mir siehst, ruf die Polizei." Er erreichte sein Ziel, denn Harry lachte amüsiert, bevor endgültig im Bad verschwand. Es fiel Lottie unwahrscheinlich schwer, ihren Ausbruch zu unterdrücken, bis die Tür ins Schloss fiel. „Sag ni..." – „Oh mein Gott, Louis!" unterbrach sie ihn euphorisch, hüpfte auf der Stelle. „Seid ihr zusammen?!" – „Wir... haben... na ja, nicht darüber geredet, was wir nun genau sind... Wir haben einfach so geredet und auf einmal... Kuss." – „Kuss..." wiederholte Lottie kopfschüttelnd und verzaubert, bemühte sich, wieder ernsthaft zu werden. „Wie zur Hölle hast ausgerechnet du Harry Styles rum gekriegt?" – „Was soll das heißen? „Ausgerechnet du"?" knurrte Louis darauf und Lottie streckte ihm die Zunge entgegen. „Aber im Ernst: Reife Leistung, großer Bruder. Immerhin hast du gerade hier in L. A. reichlich Konkurrenz und trotzdem ist er hier... und oh Louis, wie er dich anschaut..." schwärmte sie. „Mach mich nicht schwach..." schüttelte Louis den Kopf, konnte seine ganzen Gedanken nicht länger für sich behalten. „Lottie, ich hab Schiss... Geht das nicht zu schnell?" – „Wenn euch danach ist, euch zu küssen, dann ist das schon in Ordnung." antwortete sie ihm beruhigend, da sie merkte, dass er wirklich verunsichert war. „Aber... wie soll das gehen? Ich kann ihm nichts bieten... Sein Ex dagegen war ein 30-jähriger mehrfacher Millionär und ich... hab gar keine Erfahrung. Es... war schon so nervenaufreibend ihn zu küssen." – „Ach, Louis..." seufzte Lottie. „Er mag dich sehr, das sieht man... Harry kümmert sich nicht um Geld und ob du ihm irgendwas kaufst oder ob du schon mal Sex hattest... Das Thema hatten wir doch schon mal und da hattest du ihn noch nicht geküsst. Du hast gedacht, dass du nicht mal das schaffst und jetzt stehst du hier, hast mit ihm geknutscht und er schaut dich an als wärst du... keine Ahnung, perfekt."
Vielleicht hatte sie recht. Immerhin war Harry hier... und er hatte gesagt, dass er starke Gefühle für ihn hatte. „Und zu der Sache mit dem Sex... Da hilft Harry dir sicher gerne. Ist doch schön, wenn ihr das zusammen entdecken könnt." stieß Lottie ihn grinsend an. „Wieso gibt mir meine kleine Schwester bitte Ratschläge in Liebesdingen?" fragte Louis skeptisch zurück und ihre Antwort kam prompt. „Weil ich mehr Erfahrung habe als du, sehr viel mehr." Überlegen stemmte sie die Hände in die Hüfte. „Und ich bin letztens erst 18 geworden."
Seufzend wandte sich Louis von ihr ab, machte sich daran, den Tisch zu denken. „Ich kann... mir das aber einfach nicht vorstellen..." begann er irgendwann, als er gerade die Teller platzierte. Bewusst hatte Lottie geschwiegen, um ihm seine Zeit zu geben. „Harry... mit mir..." – „Entspann dich doch mal und genieß es einfach." meinte Lottie schlicht. „Denk dich doch nicht so sehr da rein." Vielleicht hatte sie recht. Nein, sehr wahrscheinlich sogar. Da hörte Louis das Klappen der Badezimmertür. „Ich bin fertig." verkündete Harry mit einem Handtuch um die Hüfte und um den Kopf. Einmal mehr fasziniert schaute Louis ihn an. Das konnte nicht sein Freund sein. Es war... einfach viel zu surreal. „Leihst... du mir irgendwas von dir?" fragte Harry ihn unsicher. Erst war Louis irritiert. „Zum Anziehen?" - „Ach so! Ja, klar. Wenn ich was finde, was groß genug ist..." Schnell ging er um den Tisch herum, um zu seinem Zimmer zu gelangen, wohin Harry ihm auch gleich folgte. Neugierig sah Lottie ihnen nach. Es war schon irgendwie ärgerlich. Da hatte sich ihr Bruder einen attraktiveren Freund geangelt, als sie es je schaffen würde.
„Das Shirt dürfte dir passen, es ist ziemlich weit geschnitten... und die Boxershorts ist vielleicht etwas eng und kurz, aber..." Erst zögerte Louis. Sollte er sagen, was er wirklich dachte? Sie waren sich ja jetzt näher gekommen und er sollte ja in die Offensive gehen, oder? „... ich persönlich finde das ziemlich gut. Dann hab ich immerhin was zum Ansehen." beendete er mutig seinen Satz. Zum Glück lachte Harry amüsiert und nahm ihm die Kleidungsstücke aus den Händen, streichelte dabei Louis' Fingerspitzen. „Kannst... du dich aber bitte kurz umdrehen?" fragte er dennoch. Warum wusste er selbst nicht, aber der Gedanke, dass Louis ihn nackt sah, machte ihn nervös. Ähnlich wie es passiert war, als Andrew seinen nackten Rücken berührt hatte. „Ähm... okay." nickte Louis verständnisvoll und drehte sich sofort um. Natürlich fragte er sich, warum Harry sich plötzlich zierte. Wahrscheinlich ging es ihm doch zu schnell... Nur an den Geräuschen nahm Louis wahr, wie Harry das Handtuch löste und es zu Boden fiel. Am liebsten würde er sich doch umdrehen oder nur einen kleinen Blick über seine Schulter werfen. Aber er würde nie Harrys Vertrauen missbrauchen. Also verweilte er stur in seiner Haltung, egal, wie sehr es ihn reizte. Ein paar Sekunden vergingen, da legte sich plötzlich Harrys Hand auf seine Schulter und Louis fuhr wieder herum. Dankbar lächelte Harry ihn an, ließ seine Hand von Louis' Schulter über seinen Arm bis hin zu seiner Hand wandern und nahm diese schließlich. Mit seiner anderen Hand zog Louis ihm das Handtuch vom Kopf, nachdem er seine Haare kurz noch mal trocken gerubbelt hatte. Er warf das Handtuch unbeachtet über seinen Schreibtischstuhl. Den Blickkontakt unterbrachen sie dabei für keine Sekunde, er wurde immer eindringlicher. „Willst... du was essen?" fragte Louis auf einmal unbeholfen, aber Harry schüttelte den Kopf. „Ich hab keinen Hunger." – „Ich auch nicht..."
Oh Gott, scheiß drauf... Louis konnte einfach nicht anders als ihn stürmisch zu küssen, seine Lippen waren viel zu verführerisch. Darauf schien Harry nur gewartet zu haben, sofort kam er ihm sehnsüchtig entgegen, schlang seine Arme um Louis' Hals und erwiderte ebenso leidenschaftlich den Kuss, legte seinen Kopf schräg, damit sie sich intensiver küssen konnten. Sein Herz hämmerte nahezu gegen seinen Brustkorb, seine ganzen Sorgen waren weg, für die Sekunden, in denen sich ihre Lippen umspielten und Louis fühlte sich so ermutigt, dass er Harrys Hüfte umschloss und ihn an sich drückte, worauf dieser in Louis' Haare griff und schlagartig wieder dieses Seufzen von sich gab. Sie konnten beide fühlen, wie ihre Atemgänge immer schwerer wurden. Noch nie war Louis so heiß geworden. Diese Gefühle waren ihm so verdammt fremd, doch sie rissen ihn völlig mit. Harry wollte gerade versuchen, mit seiner Zunge über die Lippen seines... Freundes, falls er das jetzt war, zu fahren, da platzte urplötzlich Lottie ins Zimmer. „Jungs, Mom verspät... Wow!" Den Kuss abrupt beendend starrten die Beiden sie auch sogleich an. „Wieso... klopfst du nicht an?" grummelte Louis atemlos. Darauf hob Lottie unbeeindruckt die Schultern. „Ich wollte euch nur sagen, dass wir mehr Auflauf haben, weil Mom später kommt, weil sie mit Kollegen was essen geht." Ein Grinsen breitete sich aus. „Aber ihr fresst euch anscheinend lieber gegenseitig auf." Irgendwie war Harry noch ganz abwesend, in Gedanken küsste er Louis noch immer. Mit seinen geröteten Wangen sah er noch verführerischer aus. Und Louis hatte gedacht, das ginge nicht. „Vielleicht..." stammelte er, versuchte, seine Gedanken zu bündeln. „... sollten wir etwas in den Magen bekommen. Ich hab vorhin nur das Eis gegessen." – „Klar, können wir machen." stimmte Louis ihm nickend zu, streichelte seine Hand ein wenig. Harry lehnte sich etwas näher an Louis, flüsterte ihm ins Ohr: „Du lernst auch sehr schnell." Überrascht weiteten sich seine Augen, aber Harry grinste ihn still an, bevor er schon mal das Zimmer verließ. Überlegen stand nun nur noch Lottie vor ihm, verschränkte die Arme. „Wie war das? Du kannst es dir nicht vorstellen?" grinste sie ihn herausfordernd an. „Ich würde mal sagen: Louis, mit dem Kuss hast du ihn an dich gebunden. Keine Ahnung, wie weit ihr noch gekommen wärt, wäre ich nicht hereingekommen." – „Oh, dann bin ich ja froh, dass du hereingeplatzt bist." knurrte Louis sarkastisch. „Das ist mein Job, Lou. Ich nerve dich gerne." lachte Lottie schadenfroh. „Lass uns jetzt besser zu deinem heißen Freund gehen."
Das Abendessen verlief sehr ruhig. Lottie beobachtete ihren Bruder und seinen Liebsten ganz genau. Ihr Umgang miteinander war auf den ersten Blick wie zwischen Freunden, nur wenn man genauer hinsah, erkannte man wie liebevoll ihre Blicke eigentlich wirklich waren, was Lottie unfassbar süß fand. Harry schaute immer wieder von seinem Teller auf und sah Louis an, lächelte dabei immer wieder schüchtern, besonders wenn Louis ihn bemerkte.
Danach zogen sich Harry und Louis wieder in dessen Zimmer zurück. Nur wegen des bedrohlichen Blickes ihres Bruders blieb Lottie stumm, sondern grinste nur. Erschöpft sank Harry auf Louis' Bett und betrachtete ihn, während dieser noch an der geschlossenen Tür lehnte. Er war wundervoll... Einen solchen Menschen hatte Harry nie in seinem Leben gehabt und er war es ihm schuldig, dass er alles von ihm wusste. Nicht nur, weil er fühlte, dass er sich ernsthaft in Louis verliebte. Seine Gefühle für Andrew verebbten nur durch Louis endgültig. Jedoch... Er würde ihn bestimmt verlieren, wenn er alles von ihm wusste. Wie auch jeder sonst, würde er ihn für abartig und wertlos halten. „Ist alles okay bei dir?" wollte Louis mit Sorge wissen. „Du siehst so traurig aus... und das obwohl..." – „Das liegt nicht an dir, Louis." wehrte Harry sofort ab. „Bitte denk nichts Falsches." – „Tu ich nicht... Ich sorge mich einfach um dich." schüttelte Louis seinen Kopf und schritt langsam zu Harry rüber, beugte sich etwas zu ihm runter. Einmal mehr nahm er seine Hand. „Ich möchte für dich da sein. Aber... das musst du auch zulassen..." Das war ein Satz zu viel gewesen. Auf einmal brach er einfach in Tränen aus, es erwischte ihn selbst viel zu plötzlich. Seine freie Hand schlug er auf seinen Mund und schluchzte tief. „Harry..." hörte er murmelnd von Louis, der sofort neben ihn auf das Bett fiel und ihn in seine Arme schloss. Scheiße, er hatte ihn doch nicht zum Weinen bringen wollen. „Nicht weinen..." – „Tut mir leid..." wimmerte Harry nach Luft ringend. „Es... ist nur... ich hab Scheiße gebaut... Wirklich riesige Scheiße..." Mit brennenden Augen schaute er Louis an, der beruhigend seinen Rücken streichelte. „Ist es wegen... deinem Ex?" fragte er vorsichtig. „Irgendwie schon, ja..." nickte Harry. Gott, wie sagte man so etwas? Er konnte es einfach nicht. „Ich... hab diese Trennung einfach nicht verkraftet... Ich war wie abhängig von ihm... Das war einfach zu viel für mich." – „Davon hattest du mir ja schon erzählt... und dass du deswegen viel Scheiße gebaut hast." erinnerte sich Louis an den Abend im Pub. „Aber... du hast nicht gesagt, was du gemacht hast." – „Alles, was nicht richtig ist..." flüsterte Harry schulterzuckend, versuchte, seine Tränen einzudämmen. „Ich... hab so gut wie alles getrunken und genommen, was ich finden konnte. Ich war tagelang nicht nüchtern und auch nicht Zuhause. Meine Mutter hatte längst aufgegeben, zu versuchen mich zur Vernunft zu bringen und die Hoffnung, dass aus mir noch was werden könnte ebenso. Obwohl... wir ja nun wirklich keine finanziellen Probleme haben, fanden Charline und ich es witzig, einfach alles Mögliche zu klauen, beispielsweise Schnapsflaschen aus Läden oder in Bars. Aber... das ist halt alles nur verschwommen in meiner Erinnerung. Es ist fast so, als wäre das einfach nur ein Film gewesen, den ich mal gesehen habe. Als wäre... das gar nicht ich gewesen... Gott, ich war schrecklich... Richtig ätzend." Aber Louis schüttelte nur den Kopf. „Harry, das ist nicht... na ja, richtig, wie du schon gesagt hast. Aber es ist jetzt nicht so schlimm, wie du es dir einredest... Du warst wie alt? 19? 20?" – „20, ja..." nickte er betroffen. „Du hast eine Zeit lang viel gefeiert, rebelliert und ein bisschen viel getrunken... Du musstest nach dieser beschissenen Beziehung einfach etwas Dampf ablassen. Da bist du nicht der Erste und nicht der Letzte." – „Aber... das ist nicht alles..." flüsterte Harry und spürte richtig den Ekel vor sich selbst. „Wie gesagt, ich war verletzt und hab mich noch ungeliebter und überflüssiger gefühlt als sowieso schon... und meine Hemmschwelle war einfach nicht mehr existent durch den ganzen Alkohol und die Drogen... Ich... hab in der Zeit... mit so vielen Männern geschlafen..." Da wurde Louis doch etwas anders, er konnte es nicht leugnen. Einfach weil es ihm zuwider war, dass irgendjemand ihn anfasste, der ihn nicht angemessen würdigte. Besser gesagt: Dass irgendjemand ihn anfasste, der nicht er war. So egoistisch das klang. „Ich... hab wirklich... rumgehurt, anders kann ich es nicht sagen..." schluchzte Harry bereuend klingend. Mehr schaffte er nicht. Mehr konnte er nicht sagen. Allein mit diesem Teil müsste er Louis doch von sich abstoßen. „Wie... viele Männer waren es?" fragte Louis, er konnte nicht anders. Es rutschte einfach aus ihm raus. Allerdings konnte Harry nur mit den Schultern zucken, was Louis fast noch mehr schockte. „Keine Ahnung..." – „Nicht... ansatzweise?" – „Ich wusste ja teilweise nicht mal mehr, ob es gerade Tag oder Nacht war. Die Namen weiß ich auch nicht mehr... Ich wusste sie nie." Eine Weile herrschte Stille, Harry schluchzte immer wieder, Louis hatte ihn nicht aus seiner Umarmung entlassen. Er konnte sich nicht ausreden, dass es ihn irgendwie wurmte, obwohl es Harry natürlich freistand, sich ausleben... Aber er litt darunter, bereute es und das tat ihm weh. Eigentlich hatte er doch nichts Verwerfliches getan. Also, wieso schämte er sich so? Wahrscheinlich weil man ihm durch etliche Zeitungsartikel über ihn eingeredet hatte, dass es ekelig war. „Du... wolltest einfach nur vergessen, dass du so verletzt worden bist, oder?" fragte Louis ihn einfühlsam klingend. Nach ein paar Sekunden deutete Harry ein Nicken an. „Wein doch nicht so deswegen, du hast doch niemanden umgebracht..." – „Aber..." Es ging nicht. Egal, wie sehr er es wollte, Harry konnte es Louis nicht sagen. Er wollte ihn nicht verlieren. „Hör zu, ich nehme dir das nicht übel. Ich finde es eher traurig, dass du dich scheinbar so... allein gefühlt hast und das auf diese Weise verdrängen wolltest." sagte Louis tröstend zu ihm. Das bestätigte Harry einmal mehr. Es ging einfach nicht... „Wo warst du nur vor einem Jahr?" fragte Harry kopfschüttelnd und musste, während er weinte, sogar lächeln. „In England und frustriert." lachte Louis als Antwort und streichelte Harry die Tränen aus dem Gesicht. „Bitte hör jetzt auf, zu weinen. Gerade nach heute solltest du doch eigentlich... glücklich sein." – „Ich weiß... bin ich doch auch." kicherte dieser noch etwas zittrig klingend. „Du bedeutest mir zu viel, um dich so zu sehen." Endlich schaffte Louis es, so ehrlich zu Harry zu sein. In dem Moment musste er es einfach sein, um ihn irgendwie zu trösten. Er dachte gar nicht darüber nach, wie das, was er sagte, vielleicht ankommen könnte. Seine Gedanken mussten raus. Ungläubig schüttelte Harry den Kopf, als er könne er nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Sich ein weiteres Wimmern unterdrückend schlang er sich um Louis, drückte sich an ihm fest. „Ich verurteile dich nicht deswegen..." flüsterte dieser ihm zu, tätschelte seinen Hinterkopf. „Aber... das war so gefährlich, Harry. Was dir alles hätte zustoßen können in diesem Zustand. Da will ich gar nicht drüber nachdenken..." Wenn er wüsste, was ihm tatsächlich noch zugestoßen war... „Ich bin ja jetzt davon weg..." erwiderte er sich etwas von Louis lösend, damit er ihn ansehen konnte. Vorsichtig fuhr er mit den Fingerspitzen über Louis' Wange, spürte die leichten Bartstoppeln an seiner Haut. „Ich bin so froh, dass ich dich getroffen habe." sagte Harry leise. „Und ich erst..." Mehr konnte Louis nicht erwidern und gab ihm einen innigen, sanften Kuss. „Du solltest dich hinlegen und versuchen, dich zu beruhigen." sprach er Harry zu, seine Reaktionen auf diese zusprechenden Worte waren immer so süß und zurückhaltend, als hätte man noch nie so liebevoll mit ihm geredet. „Deine schönen Augen sind ganz geschwollen, Baby." Das hatte Louis wieder so unbewusst gesagt, dass er selbst überrascht über diesen Satz war. „Du... gibst mir schon... Kosenamen?" fragte Harry, errötete wieder etwas, was Louis zwar unfassbar hübsch fand, ihn aber auch gleich wieder einschüchterte. „Sorry, ich..." – „Nein... Das... ist wirklich schön..." Schweigend sahen sie sich eine Weile an und Louis fühlte, wie sich Harry immer mehr an ihn drückte. Er schien erleichtert zu sein, aber auch wahnsinnig müde, wahrscheinlich weil er gerade so viel geweint hatte. „Komm, wir legen uns hin, ja?" Louis schob ihn sanft etwas hoch, weswegen Harry nickte. Immer noch war er abwesend und aufgelöst. „Und nicht mehr weinen, okay?" bat Louis ihn zusätzlich. „Ich versuch's." Harry mühte sich ein kleines Lächeln ab.
Schnell hatte Louis das Licht ausgeschaltet, nachdem er sich bis auf die Boxershorts ausgezogen hatte und war wieder zu seinem Bett gehuscht, in dem Harry bereits zugedeckt lag und ihn erwartungsvoll anlächelte. „Schlaf gut..." sagte Louis noch zu ihm, bevor er sich ebenfalls zudeckte. Kaum lag er in seinem Bett, spürte er, wie Harry ganz dicht an ihn heranrutschte und seine Arme um ihn legte. Tief ausatmend kuschelte er seinen Kopf auf Louis' Brust. Perplex wie er war, ließ Louis es geschehen, konnte es aber mal wieder einfach nicht glauben. „Du auch." seufzte Harry jetzt glücklich klingend. „Danke für den schönen Abend..." – „Gerne..." erwiderte Louis lächelnd, streichelte Harrys Haare und fühlte dessen Atem auf seiner Haut. Er konnte nicht beschreiben, wie wunderschön dieses Gefühl für ihn war... „Es ist so schön gerade..." hörte er genau in diesem Augenblick auch von Harry. „Das dachte ich eben auch..." Ungläubig musste Louis lachen, darüber kicherte auch Harry und hauchte einen Kuss knapp unter sein Schlüsselbein, worauf es Louis schauderte. „Musst du morgen arbeiten?" fragte Harry ihn, worauf Louis nickte. „Ja..." – „Mh..." gab Harry ein maulendes Geräusch von sich. „Ich muss Geld verdienen, Harry." Louis musste lachen, tätschelte seine Haare. „Ich würde auch lieber die Zeit mit dir verbringen." - „Ich... muss auch sowieso nach Haus... Ich hab mich schon wieder davongestohlen, ohne mich bei meiner Mutter abzumelden." murmelte Harry nachdenklich. Konnte er nicht einfach für immer hier bleiben? Er wollte nicht zurück... Warum war es nicht in seiner Welt auch so angenehm und leicht? „Möchtest... du dann vielleicht zu mir kommen?" – „In diesen Palast, den du dein Zuhause nennst?" Er hörte die Ehrfurcht in Louis' Stimme. „Soll... ich deine Mutter kennenlernen?" – „Nur wenn sie da ist." antwortete Harry leise. „Wird sie eh nicht." – „Hoffentlich." sagte Louis ehrlich. „Die Frau macht mir Angst." Laut lachte Harry auf. „Was?! Nein, du musst keine Angst haben vor ihr... Sie ist sehr bestimmt und auch etwas herrisch, aber... na ja, nicht bösartig." Schon war er auf Augenhöhe mit Louis gerutscht, schaute ihn durch die Dunkelheit des Raumes eindringlich an. „Ich möchte einfach, dass... ich weiß nicht, du dich bei mir so wohl fühlst wie ich mich hier." – „Werde ich, Baby." Schon strahlte Harry ihn an. Genau das hatte Louis erreichen wollen. „Weil du da bist, da kann ich mich nur wohl fühlen."
Selbst nach einer Nacht, in der er unfassbar tief geschlafen hatte, konnte er es einfach nicht fassen, dass Harry hier so bei ihm lag. Er hatte ihn die ganze Nacht kaum losgelassen. Was hatte Louis bitte an sich, dass er seine Nähe so sehr suchte? Immer noch hatte er Angst, dass er Harry durch irgendwas noch von sich wegstoßen könnte, aber seine Glücksgefühle wurden immer stärker und überschatteten seine Angst. Auch dachte er immer wieder an Lotties Worte. Er sollte es einfach genießen. Vorsichtig, damit er nicht aufwachte, streichelte er den schlafenden Harry in seinem Arm. Die Sonne brach in dünnen Strahlen von draußen bereits durch die Vorhänge, Louis musste eigentlich aufstehen und sich für die Arbeit anziehen. Der Laden öffnete bereits um 9 Uhr und er wollte nicht bereits an seinem zweiten Tag zu spät kommen. Aber er konnte sich einfach nicht von Harrys Anblick losreißen. Er hatte seine Haare zusammengebunden, doch ein paar Haare hingen aus dem Knoten heraus, verteilten sich auf Louis' Arm. Es war fast halb 8. Scheiße, Louis musste aufstehen...Nur widerwillig zog er seinen schon völlig lahmen Arm unter Harry weg, der dadurch wohl langsam aufwachte und sich instinktiv an Louis festklammerte. Darauf musste er etwas lachen. „Ich muss zur Arbeit, Harry..." flüsterte er ihm zu. „Nein..." nuschelte dieser undeutlich, schmiegte sich in Louis' Seite, machte sich sogar kleiner. „Wir sehen uns doch heute Abend wieder." schüttelte Louis den Kopf. Müde rieb sich Harry die Augen, blinzelte zu Louis hoch und hob dabei etwas seinen Kopf. „Wie spät ist es denn?" fragte er mit belegter Stimme. „Kurz vor halb 8..." – „Dann sind das ja noch 12 Stunden." grummelte Harry beleidigt, ließ seinen Kopf wieder sinken. Wieder musste Louis lachen. „Harry, lass mich los. Ich muss mich fertig machen." Aber aus Protest klammerte er sich noch fester an ihn. „Baby..." Da schaute Harry erneut zu ihm hoch, lächelte etwas. „Soll ich dir irgendwas Bestimmtes zum Frühstück machen?" fragte Louis ihn weiter, aber Harry schüttelte den Kopf. „Nein, nur Kaffee." antwortete er ihm und rutschte auf eine Höhe mit ihm, schaute ihn mit großen Augen an. „Und ich will einen Kuss." – „Den sollst du bekommen." grinste Louis. Schon hatte Harry ihm, ohne lange zu warten, seine Lippen aufgedrückt, was dieser zwar lächelnd begrüßte, dennoch bekam er es dabei noch immer mit der Unsicherheit zu tun. Die Realität würde wohl nie bei Louis ankommen...
Während Louis sein Zimmer verließ, um duschen zu gehen, drehte Harry sich noch mal um und döste etwas. In der Küche konnte er direkt seine Mutter sehen, die bereits die Kaffeemaschine in Gang gesetzt hatte und ein paar Scheiben Toast in den Toaster warf. Kaum sah sie ihn, lächelte sie ihn an. „Guten Morgen, Louis. Du bist ja schon auf." – „Ich muss zur Arbeit, Mom." – „Ach, stimmt ja. Du hast ja so schnell einen Job gefunden." erinnerte sie sich, während Louis zu ihr rüber ging. Sollte er ihr schon von Harry und sich erzählen? „Ähm, Louis... Das ist mir jetzt etwas unangenehm..." setzte sie auch schon sachte an. „Ich... hab gestern Abend, als ich nach Hause gekommen bin, noch mal in dein Zimmer geschaut, weil ich dachte, du wärst vielleicht noch auf." – „Du hast mich und Harry schlafend in meinem Bett gesehen." schlussfolgerte Louis auch gleich richtig und seine Mutter nickte zu Boden schauend. „Hast du jetzt doch ein Problem mit meiner Sexualität? Jetzt, wo es „real" geworden ist und ich wirklich mit einem Jungen ausgehe?" fragte Louis sie entsetzt. „Nein, oh Gott, nein..." Abwehrend hob Jay die Hände. „Mein erster Gedanke war, dass ihr ein unfassbar schönes Paar seid, wirklich Louis. Es ist nur... Hast du schon mit ihm geschlafen?" – „Mom!" Sollte das ein Aufklärungsgespräch werden oder was wollte sie hiermit bezwecken? Es war zu früh dafür... „Nur mal so nebenbei, Harry kann nicht schwanger werden. Darüber musst du dir keine Gedanken machen." – „Darum geht es mir doch überhaupt nicht." rollte Jay mit den Augen über die sarkastische Reaktion ihres Sohnes. „Hat..." Louis merkte seiner Mutter an, wie unangenehm es ihr war. „Weißt du, ob... er sich... na ja, hat testen lassen?" – „Testen lassen?" hinterfragte Louis skeptisch, aber da verstand er. „Denkst du, nur weil Harry schwul ist, ist er HIV positiv?!" – „Nicht einfach weil er schwul ist, nein. Es ist nur sehr bekannt, dass... er... viele Partner hatte, sagen wir mal so." ächzte Jay blamiert. „Ich weiß, darüber haben wir uns gestern Abend lange unterhalten und er schämt sich sehr dafür. Er hat deswegen ewiglange geweint, weil er wohl dachte, ich würde ihn dafür hassen. Können wir es bitte dabei beruhen lassen?" war Louis' abwehrende Reaktion. „Es mag ja sein, dass er sich dafür schämt und dass er jetzt in einer Beziehung leben möchte, das nimmt nur das Risiko nicht." konterte Jay. „Als Mutter muss ich doch an so etwas denken, Louis." Irgendwie verstand er ihre Sorge ja und er war ihr auch nicht böse wegen dieser Vermutung. Vielleicht... war es wirklich gar nicht so unwahrscheinlich. „Ich hatte noch keinen Sex mit ihm, nein." Er war nach wie vor über 20 und Jungfrau... „Und bevor ich... mit ihm intim werde, frage ich ihn. Versprochen." Mehr konnte und wollte Louis dazu nicht sagen. Dankbar lächelte seine Mutter ihn daraufhin an. „Danke, Lou."
Nur wenige Minuten später, war sie auch schon weg und Lottie huschte aus ihrem Zimmer rüber in das Badezimmer, das Louis kurz zuvor verlassen hatte. Auch Harry hatte es inzwischen geschafft, sich seine inzwischen wieder trockenen Sachen anzuziehen und wollte sich von Louis verabschieden. Wohl oder übel musste er wieder nach Hause und vielleicht seine Mutter auf... seinen neuen Freund vorbereiten, falls Louis das jetzt war. Er und Harry verließen die Wohnung gemeinsam und unten vor dem Häuserblock sollten sich ihre Wege eigentlich trennen, aber Louis wollte das Thema jetzt anschneiden. Obwohl es auch ihm irgendwie wahnsinnig unangenehm war. Wie fragte man denn so was? „Ich muss in die andere Richtung..." verkündete Harry, als Louis seine Hand einfach nicht losließ. „Ich weiß... Ähm..." Fragend blickte Harry ihn wegen seiner verkrampften Haltung an. „Meine Mutter... hat uns gesehen." – „Oh." machte er daraufhin. „Sie mag mich nicht, oder?" – „Nein, nein. Sie hat kein Problem mit dir, Harry. Denk das nicht." beruhigte Louis ihn sofort. „Aber... sie hat halt gefragt, ob du... dich mal... ähm, testen lassen hast." Oh Gott, das war so... falsch. Sie hatten sich gestern zum ersten Mal geküsst und er fragte so etwas. „Du meinst wegen HIV?" hakte Harry einfach nur nach. Er klang nicht, als wäre ihm das Thema irgendwie zuwider oder als wäre es ihm unangenehm. Louis nickte nur, spürte, dass er rot anlaufen musste. „Ja, hab ich, kurz nachdem ich in London angekommen war. Der Test war negativ." antwortete Harry sofort. „Seitdem hatte ich keinen Sex mehr. Sie muss sich keine Sorgen um dich machen." – „Du hast tatsächlich... einen Test gemacht?" Louis konnte seine Überraschung nicht verbergen. „Ja... Das war nach dieser Phase in meinem Leben wirklich wichtig. Ich war alles andere als vorsichtig zu der Zeit. Das Risiko ist bei uns halt höher, das ist ein Fakt." zuckte Harry mit den Schultern. „Aber es ist doch alles okay. Ich kann verstehen, dass sie sich da sorgt." – „Sag... ich ihr." Hoffentlich war das Thema damit vom Tisch und Louis wollte auch nicht über die ganzen Typen nachdenken. Das war Harrys Vergangenheit. „Du... hattest in London niemanden?" fragte Louis nach. Wieder schüttelte sein Gegenüber den Kopf. „Ich hab mich in London eigentlich nur zurückgezogen. Ich war fast immer allein, aber weil ich es so wollte." Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Alleinsein genossen. Damals hatte er diese Zeit einfach gebraucht und er war dankbar gewesen, niemanden sehen zu müssen, wenn er nicht gerade auf der Arbeit oder in der Universität gewesen war. Selbst da hatte er keine Kontakte geknüpft. „Also... Du wurdest aber schon angesprochen?" – „Ich wurde von Typen nach Dates gefragt, falls du das meinst, ja. Ich wollte aber nicht." Harry musste auf diese Frage von Louis grinsen. „Bist du etwa eifersüchtig?" – „Wie sollte ich das nicht sein? Du bist..." Überfordert wie er war, wusste Louis nicht, was er sagen sollte, schaute ihn einfach seufzend an. „Du bist süß." lächelte Harry darauf nur kopfschüttelnd, ging ein Stück näher auf Louis zu und küsste ihn dankbar. „Du bist auch..." sagte Harry dann und seufzte ebenfalls, wie Louis es getan hatte. „Ich hab da nur eine Frage..." – „Frag." bat Louis ihn, streichelte Harrys Hand. „Bin... ich jetzt dein Freund?" fragte dieser fast schon schüchtern anmutend, sah dabei unglaublich unschuldig aus. Kurz schwieg Louis, perplex wie er war. „Wenn..." Seine Stimme brach ein. „... du das möchtest." – „Natürlich..." flüsterte Harry und Louis fühlte, wie ihm kurzzeitig richtig schwindelig wurde, weil sein Herz so sehr raste. „Ich will Nichts mehr." – „Ich auch nicht..." Mehr schaffte Louis nicht zu erwidern und mehr wollte er auch gar nicht sagen, da er Harry einfach nur noch küssen wollte, was er auch umgehend tat. Lächelnd fügte sein Freund sich und genoss das Gefühl ihrer Lippen aneinander erneut, so surreal es nach wie vor war. Sie schafften es nicht, sich voneinander zu lösen und Harry klammerte sich richtig an Louis fest, als wolle er ihn nicht gehen lassen. Er würde definitiv zu spät zur Arbeit kommen, aber das nahm er gerne in Kauf.
Einer der größten Vorteile seines Jobs war wohl der, dass er es überhaupt nicht weit hatte. Der Skaterladen von Liam sowie der Park, in dem er diesen das erste Mal getroffen hatte, waren nur ein Block entfernt. So würde er vielleicht doch pünktlich um 9 da sein. Durch diesen eigenartigen Morgen hatte er sein Skateboard vergessen und musste laufen, was bei seiner Zeitnot eher nicht optimal war. Dennoch sichtete er endlich den Laden, obwohl er in Gedanken noch immer bei Harry war. Er glaubte zwar, vor Glück zu platzen, dennoch graute es ihm vor heute Abend. Diese Villa hatte ihn von außen schon eingeschüchtert und dann sollte er noch seine divenhafte Mutter kennenlernen. Wenn diese denn da war... Aber allein der Gedanke Louis könnte sie sehen, machte ihm Angst. Sie hatte sich höhere Erwartungen an den Partner ihres Sohnes als ein Typ der in einem Laden für Skateboardutensilien arbeitete. Schnell legte Louis einen Schritt zu, um seine Gedanken abzuhängen. „Bist du Louis? Louis Tomlinson?" hörte er auf einmal eine Stimme fragen. Auf der Stelle blieb der Angesprochene stehen und drehte sich verwirrt um. Nur wenige Meter entfernt von ihm stand ein Mann am Straßenrand, Louis hatte ihn noch nie gesehen und doch kam er ihm irgendwie bekannt vor, als hätte er ihn flüchtig mal irgendwo gesehen. Hatte er... auf ihn gewartet? Hatte er gewusst, dass Louis hier entlangkommen würde? Eigentlich sah er sehr gehoben und wirklich wohlhabend aus, sicher lebte er in den Hills oder in der Nachbarschaft von Harry, doch irgendwas an ihm verursachte Louis ein mieses Gefühl. „Wer will das wissen?" fragte er trotzig. „Das tut nichts zur Sache." erwiderte der Mann lediglich und ging auch schon weiter, drehte ihm den Rücken zu und würdigte dabei Louis keines Blickes mehr. Verwirrt starrte Louis ihm kurzzeitig nach. „Ich wünsche dir einen schönen Tag." sagte der Mann nur noch aus der Entfernung, weswegen Louis nun perplex den Kopf schüttelte. Was zur Hölle war das denn gewesen?
DU LIEST GERADE
Lost Angeles (Larry Stylinson)
FanfictionWenn in der Stadt der Engel zwei Welten kollidieren, bleibt nichts unverändert. Louis kämpft mit seinen Empfindungen, Harry mit seinem ganzen Leben. Vielleicht können sie nur gemeinsam einen Weg finden.