Drunk On Love

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Wie gestern schon gesagt: Ich freue mich, dass wir hier allmählich mehr werden. :)

Habt viel Spaß beim bisher Larry-lastigsten Kapitel. <3

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  Chapter 6: Drunk On Love

In der Wohnung selbst sah Harry auch schon Lottie und anscheinend ihre und Louis' Mutter an dem Tisch sitzen, an dem sie vorhin noch gefrühstückt hatten. Sie hatten wohl gerade gegessen. Zufrieden winkte Lottie zu ihm rüber und grinste übers ganze Gesicht. „Hi Harry, schön, dass du wieder da bist." – „Hi Lottie." lächelte er auch ihr entgegen. Den kritischen Blick ihrer Mutter nahm er wahr und er konnte ihn auch verstehen, aber er wollte nicht weiter darauf eingehen. „Hallo Ma'am, ich bin Harry." stellte er sich also ganz höflich vor, reichte ihr seine Hand. Obwohl sie noch skeptisch schien, nahm sie seine Hand entgegen und lächelte sogar sehr aufrichtig wirkend. „Hallo Harry, nenn mich einfach Jay." begrüßte sie auch ihn. Noch hielt sich Louis im Hintergrund und beobachtete ihn die ganze Zeit, trat dann aber doch näher an seine Familie und Harry heran. Natürlich nahm er wahr, wie aufgeregt Lottie schon wieder war. Fast so aufgeregt wie er selbst innerlich. „Möchtest du etwas essen, Harry? Wir haben noch etwas Pasta übrig..." bot Jay ihm dann auch noch an, aber er schüttelte den Kopf. „Ich hab keinen Hunger, aber trotzdem danke." Einen Augenblick lang zögerte er. „Tut mir leid, dass ich hier einfach so aufgetaucht bin. Ich wollte... niemanden stören." – „Oh, das ist schon in Ordnung. Ich hab von deiner Heldentat erfahren. Du hast meine Tochter nach Hause gefahren, weil sie sich letzte Nacht hier in der Stadt verlaufen hat." lachte Jay amüsiert, sah zu Lottie, die einfach nur blamiert lächelte. Das war also die offizielle Version...
„Ja, ähm... hab ich gerne." erwiderte Harry schlicht. „Hast du... irgendwas jetzt vor? Willst du was Bestimmtes machen?" fragte Louis auf einmal. Daraufhin drehte sich Harry zu ihm um. Nach diesem Tag half eigentlich nur eins... „Ich war hier noch nie... Willst du mir vielleicht etwas von der Gegend zeigen?" stellte er als Gegenfrage. Hoffentlich sah er nicht, wie Lottie neben ihm wieder fast ausflippte. Schnell hatte Louis ihr einen bösen Blick zu geworfen. „Klar, kann ich machen." richtete er sich dann an Harry. „Dann los." Dieser freute sich sichtlich, etwas zu unternehmen, weswegen sie sich umgehend von Jay und Lottie verabschiedeten.

Draußen vor der Wohnung, kurz nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, drehte sich Harry grinsend zu Louis um. „Du weißt, dass das ein Vorwand war? Ich wollte nicht gleich einen so schlechten Eindruck machen... Insofern der noch schlechter sein könnte." Verwirrt schaute Louis ihn aber nur an. Was genau meinte er? „Ich will mich betrinken." stellte Harry klar. „Ich hatte einen beschissenen Tag." – „Du hattest nur einen beschissenen Tag? Ich hatte einen beschissenen Monat." konterte Louis zynisch klingend. „Oh, wenn wir so rechnen, dann waren die letzten 5 Jahre nicht sonderlich toll." Obwohl er offensichtlich scherzte, konnte Louis ahnen, dass in diesem Satz nun doch mehr Wahrheit steckte, als Harry es vielleicht zugeben würde. „Bist du dabei?" fragte er ihn weiter und Louis merkte, je länger er darüber nachdachte, dass er bei seiner aktuellen Gefühlslage einfach Alkohol brauchte. Dann würde er auch vollständig locker mit Harry umgehen können. „Absolut." seufzte er. „Ich glaube, einen Block weiter ist ein Pub..." – „Super, da gehen wir hin." Zustimmend nickte Harry ihm zu und lächelte ihn währenddessen an, so dass Louis' Herz wieder für einen Schlag aussetzte. Wieder eine Reaktion, die er nicht verleugnen oder ignorieren konnte. Dennoch zwang er sich dazu. Er musste es einfach.

Dafür, dass Harry eigentlich hatte reden wollen, verhielt er sich jetzt sehr schweigsam. In diesem rustikalen Pub mit gedimmten Licht, etlichen um die Bar verteilten Schnapsflaschen, Dartscheiben und Tischfußballgeräten saß er einfach da und kippte einfach sein großes Bier hinunter, dass er sicherlich nur bestellt hatte, weil Louis auch eins bestellt hatte. Als das erste Glas leer war, bestellten sie sofort die nächste Runde, bei der Harry darauf bestand, sie zu zahlen. Aus dem Augenwinkel konnte Louis einige 100 Dollar in seinem Portemonnaie sehen, was ihn irgendwie zu zweifeln gab, warum auch immer. Frustriert und nachdenklich wirkend hing Harry dann wieder über seinem Bier. „Wolltest du nicht eigentlich reden?" fragte er ihn irgendwann. „Noch nicht." war Harrys prompte Antwort, wonach er sich den letzten Rest des Biers in den Rachen schüttete. Damit hatte er innerhalb von vielleicht 20 Minuten 1 Liter Bier getrunken. „Du hängst nach." deutete er auf Louis' Bier. Während dieser also versuchte aufzuholen, holte Harry die nächsten zwei Gläser. Irgendwann, als er dieses bis zur Hälfte geleert hatte, seufzte er tief: „Tut mir leid, dass ich mich so aufführe... und dass ich einfach bei euch aufgeschlagen bin. Eigentlich kennen wir uns doch gar nicht." – „Das ist schon in Ordnung." nickte Louis ihm zu. „Ich hab es dir ja immerhin angeboten, oder?" – „Stimmt..." Gezwungen lächelte Harry flüchtig. Darauf musste Louis überlegen, was er weiter sagen sollte. „Willst du jetzt reden?" fragte er schließlich unsicher klingend. Ächzend starrte Harry an die Decke, ein paar Haarsträhnen fielen über seine Schultern auf seinen Rücken. „Ich..." Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. „... weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Bei meiner Mutter, meiner besten Freundin, bei meinem Ex-Freund..." Ex-Freund? Irgendwie passte Louis dieses Wort gar nicht. War das... Eifersucht? Er musste sich richtig zusammenreißen, dass er nicht sofort fragte: „Was hat er gemacht?" Stattdessen sagte er einfach: „Erzähl, was du willst. Ich hör dir zu." Darauf schaute Harry überrascht aussehend zu ihm, als könne er gar nicht glauben, was er da gehört hatte. „Ich... hab vor einem Jahr diese Stadt verlassen, mit meiner großen Schwester Gemma." fing er an, musste dabei genau überlegen, wie er diese Geschichte, seine eigene, erzählte. „Damals nach der Trennung von meinem Freund hab ich viel Scheiße gebaut, weil ich mit dieser Trennung absolut nicht klargekommen bin... Ich konnte nicht hierbleiben, alle wussten Bescheid und ich wusste, dass es aufgrund meiner Bekanntheit in London nicht unbedingt besser sein würde, aber ich hatte immerhin Abstand von hier und von meiner Mutter und einfach allen Leuten, die mich nur noch abwertend angestarrt haben." Bei diesen Worten merkte Louis ihm seine Traurigkeit richtiggehend an und es war schlimm für ihn, zu wissen, dass er ihm nicht helfen konnte. „Warum habt ihr euch denn erst getrennt?" fragte er nach. „Er hat mich verlassen, weil er nicht zu mir stehen konnte. Wir waren im Laufe unserer Beziehung immer nur in seiner Villa, nie woanders." Harry zuckte mit den Schultern. „Sein Unternehmen war ihm wichtiger als ich es war." – „Sein... Unternehmen?" – „Ja, er ist etwas älter als wir..." erklärte Harry zögernd. „Wie alt?" Louis ahnte das Schlimmste. „Er war damals 33." kam es dann von Harry. „Und du?" – „Als es anfing war ich 19, wurde aber im Laufe unserer Beziehung 20..." Er schien sich an etwas zu erinnern, denn auf einmal lächelte er. „Das war ein schöner Geburtstag..." An was er dachte, wollte Louis gar nicht wissen. Es interessierte ihn nicht im Geringsten, was dieser Kerl an Harrys 20. Geburtstag mit ihm gemacht hatte... Allerdings hörte er sich wirklich so an, als sei er ernsthaft in diesen Mann verliebt gewesen. Von Harrys Ex glaubte er das aber irgendwie nicht. „Du... hattest wirklich starke Gefühle für ihn, oder?" fragte Louis deswegen nach. Da wurde Harrys Blick skeptisch. „Willst du mir nicht sagen, dass es total eklig ist, mit jemandem etwas zu haben, der so viel älter ist? Und willst du ihm keine Vorwürfe machen, dass er was mit einem Minderjährigen hatte?" – „Solange alles freiwillig war..." erwiderte Louis nur. „Dann finde ich es nicht wirklich verwerflich... Es ist etwas eigenartig, klar. Aber... wenn du ihn geliebt hast..." – „Hab ich..." Harry seufzte erneut. „Und ich hab das Gefühl, das wird nie aufhören." Hatte er das wirklich gesagt? Das konnte und wollte Louis wirklich nicht wahrhaben. Bedeutete das, er liebte ihn nach wie vor? „Seit ich wieder da bin, will er mich sogar zurück... Scheinbar hat er gemerkt, wie sehr er mich liebt... Aber ich kann das nicht mehr. Er wird nichts ändern. Er wird nicht zu mir stehen, das weiß ich." Sehr gut, konnte Louis darauf nur denken. Hoffentlich ging er nicht zurück zu diesem Mistkerl. Halt, wieso dachte er das? „So, wie du dich anhörst, hat er viele Fehler begangen und du hast sehr wegen ihm gelitten... Du solltest versuchen, mit ihm abzuschließen..." riet er Harry möglichst sachlich. „Das weiß ich doch, aber es fällt mir so verdammt schwer... Er war der Erste, der mir zugehört hat, der mir das Gefühl gegeben hat... ich wäre nicht egal." erwiderte dieser leise. „Meine beste Freundin war auch immer für mich da, aber durch ihn... hab ich mich besonders gefühlt... und dann verlässt er mich..." Louis sah ihm an, wie kurz er davor stand, zu weinen. Schnell nahm Harry wieder einen Schluck von seinem Bier. „Deine beste Freundin, hm?" hakte Louis vorsichtig weiter nach. „Aber meintest du nicht, dass du wegen ihr auch Probleme hast?" – „Ja... Kennst du Charline Young?" – „Kennen ist zu viel gesagt. Aber sie ist meiner Mutter gestern vors Auto gelaufen. Da hat Lottie mir gesagt, wer sie ist." – „Wie?! Das war deine Mutter?" fragte Harry verwirrt nach. „Sie hat mir erzählt, dass sie von irgendjemanden fast überfahren worden wäre... Das ist ja verrückt." Zustimmend nickte Louis mit einem Grinsen, wurde aber gleich wieder ernster: „Also ist sie deine beste Freundin?" Das konnte er sich gar nicht vorstellen. Sie hatte so hysterisch gewirkt und Harry war so ruhig und sanft. Wahrscheinlich ergänzten sie sich einfach gut. „Zumindest war sie es einmal..." sagte allerdings Harry streng wirkend. „Sie war es, die Lottie letzte Nacht zu dieser Pille gedrängt hat." – „Bitte?!" Fast hätte Louis gebrüllt. Von jetzt auf gleich wurde er rasend vor Wut, so unerwartet dieses Gefühl auch war. Am liebsten würde er einfach aufstehen und gehen... Solche Personen waren also Harrys Freunde. Das hätte er nie erwartet. „Deine... „beste Freundin" hat meine kleine Schwester quasi unter Drogen gesetzt? Mit was für Leuten bist du bitte befreundet?"- „Ich weiß, was das für ein Licht auf mich wirft." verteidigte Harry sich auch sofort. „Charline ist eine schreckliche Person, das war sie schon immer. Sie ist manipulativ und rachsüchtig. Aber ich bin mit ihr aufgewachsen und ich hänge sehr an ihr, nach wie vor... Was sie da allerdings letzte Nacht mit Lottie angestellt hat, war einfach zu viel. Das habe ich ihr auch so gesagt, was sie natürlich gar nicht mochte. Ihr zu widersprechen ist eine Todsünde... Heute auf der Geburtstagsparty ihrer Mutter wollte sie sich deswegen an mir rächen." Diese Erzählung platzte unkontrolliert aus Harry heraus, auch wenn er wusste, dass er damit nichts besser machte. Nicht im Geringsten. Louis hatte jetzt dieses bösartige Bild von ihm und es wäre eigentlich noch schlimmer wüsste er alles. Er konnte ihm nicht verübeln, dass er schlecht von ihm dachte.
Natürlich gab Louis zu denken, dass Harry ein solches Mädchen als seine beste Freundin bezeichnete, aber so wie Harry ihm von seiner Erfahrung mit ihr berichtete, schien er immer Probleme mit ihr gehabt zu haben. Wahrscheinlich hatte er nicht mal eine Wahl gehabt, sondern war durch die ganzen Familien hier in Los Angeles, die sich alle kannten, da irgendwie reingeraten und wenn er sonst niemanden hatte, konnte er verstehen, dass er an ihr hing. Leider schien Harry ein Mensch zu sein, der viel allein war, aber damit gar nicht umgehen konnte, sondern eigentlich etwas Aufmerksamkeit und auch Liebe brauchte. Er konnte es ihm in diesem Moment nicht nachtragen. „Wie wollte sie sich rächen?" fragte er deswegen lediglich, was Harry wieder einmal überraschte. „Also..." Er war ganz neben der Spur, weil er erwartet hätte, dass Louis jetzt gehen würde. „Mein Ex-Freund war auch da und sie wollte uns vor allen Leuten, die da waren, outen. Aber meine Mutter hat dazwischen gefunkt, weil sie unbedingt verkünden musste, dass Charline und ich die Models ihrer neuen Kollektion werden sollen... Diese Frau... Ich..." Erneut griff Harry sich sein Bierglas und leerte es mit einem Zug. „Meine eigene Mutter macht mich noch zum Alkoholiker." Aufgrund der Betonung und Harrys schmollendem Gesicht dabei, musste Louis unwillkürlich kichern. Zum ersten Mal seit Harry vorhin gegangen war... Dann sagte er aber: „Du erlebst ja mehr an einem Tag als ich in einem Jahr..." – „Ich würde mir wünschen, das wäre nicht so... Ich will wieder nach London, da war es ruhig." murmelte Harry weiter. Aber als er zu Louis hinübersah, lächelte er auf einmal. „Danke, dass du dir mein ganzes Drama angetan hast und noch hier sitzt. Ich weiß, vielleicht denkst du jetzt, dass ich verwöhnt bin und auf hohem Niveau leide. Aber du hast es dir wenigstens zu ende angehört und das bedeutet mir schon eine Menge." – „Das ist doch selbstverständlich und ich finde nicht, dass du auf hohem Niveau leidest. Im Gegenteil. Du solltest deine Sorgen nicht so runterspielen, das hab ich vorhin doch schon gesagt..." antwortete Louis ihm beruhigend. In dem Moment war das Bedürfnis ihm körperlich näher zu kommen, stärker denn je. Wenn er ihn doch nur in irgendeiner Form berühren könnte, wenigstens seine Hand halten oder ihn in den Arm nehmen. Besonders als Harry ihn durch diese Worte noch mehr anstrahlte, denn dieser spürte in sich eine Wärme aufkeimen, die er so ewig nicht gefühlt hatte. „Du möchtest also kein Model werden?" fragte Louis ihn, offensichtlich scherzend. „Oh nein!" Abwehrend hob Harry die Hände und lachte, als sei das das Unrealistischste auf der Welt. „Ich bin mir aber sicher, dass du ein Model sein könntest..." rutschte es darauf Louis unbedacht heraus, sehr wahrscheinlich wegen des Biers. Auch seine Tonlage bei diesem Satz war einfach unangebracht gewesen. Viel zu bewundernd hatte er geklungen. Harry schien das allerdings nicht wahrgenommen zu haben, zumindest zeigte er keine Reaktion. Er sagte nur: „Ich habe ungute Erfahrungen mit Kameras gemacht." Während Louis sich noch fragte, was genau er wohl damit meinte, warf Harry auch schon ein: „Was ist denn mit dir? Willst du vielleicht auch über etwas reden?" Schon, natürlich. Jedoch schüttelte Louis den Kopf. „Nein, alles gut." In diesem Zuge trank auch er sein Bierglas aus. Durch diesen riesigen Schluck fühlte er sich schlagartig noch angetrunkener. Alles wurde weich und verschwommen.
„Spielst du?" fragte Louis in seinem angeschwipsten Zustand mit Blick auf die Tischfußballgeräte. Irritiert schaute Harry erst einmal durch den Raum, bis er begriff, was Louis meinte. „Ach so!" machte er darauf. „Tischfußball? Nein, seh ich so aus?" Louis lachte auf diesen Spruch etwas zu laut auf. „Aber ich lerne schnell." sagte Harry dann selbstbewusst, grinste ihm entgegen. Auch bei ihm schlug das ganze Bier allmählich an. Das war ihm schon während des Gespräches immer mehr aufgefallen. „Wenn ich gewinne, kaufst du mir Pommes." – „Vergiss es. Der Wert deiner Kleidung, die du trägst, übersteigt wahrscheinlich die Miete unserer Wohnung um Längen. Ich kaufe dir keine Pommes." konterte Louis knurrend. Während Harry darüber lachte, sagte Louis aber: „Ich nehme die Herausforderung dennoch an. Immerhin hast du keine Chance, wenn du das noch nie gemacht hast." Prompt war Harry aufgestanden, wobei ihm das Bier in den Kopf schoss. Vielleicht hätte er doch nicht so viel so schnell trinken sollen. Dennoch ging er sofort wieder zu der Bar. „Du organisierst den Tisch und ich den Alkohol!" Provokativ zeigte er dabei auf Louis. „Noch lachst du!" feuerte dieser zurück. „In spätestens einer Viertelstunde wirst du weinen." Darauf lachte Harry aber nur noch mehr und Louis war wirklich froh, dass er es schaffte, ihn dazu zu bringen, da er doch eigentlich so traurig wirkte. Auch wenn er ihm vielleicht keinen großen Rat hatte geben können, wirkte Harry einfach froh darüber, es jemandem erzählt zu haben. Anscheinend hörte ihm sonst keiner zu. Louis selbst könnte ihm dagegen stundenlang zuhören.

Nachdem Louis ein weiteres großes Bier und drei Schnäpse getrunken und drei Tore von Harry kassiert hatte, war er ziemlich abseits der Realität. Vielleicht waren deswegen die Tore gegen ihn möglich gewesen, jedoch musste er sich auch eingestehen, dass Harry tatsächlich schnell lernte. Dieser war mittlerweile durch seinen bevorstehenden Sieg so fröhlich, dass er hinter seiner Seite des Tisches die ganze Zeit rumhüpfte. Deswegen, oder weil er ebenso betrunken war wie Louis. „Ich hab gewonnen! Wer weint jetzt, hm?" rief er schallend, sprang um den Tisch herum, genau auf Louis' Seite und legte locker den Arm um ihn, grinste ihn übers ganze Gesicht an. „Ich hab dich gewinnen lassen." erwiderte Louis nur trocken, hoffte, dass er dabei nicht zu sehr nach Schnaps aus dem Mund stank. Harry sollte sich nicht vor ihm ekeln... „Mhm, genau..." nickte dieser aber nur kichernd, löste leider seinen Arm von Louis' Schulter. Mit dem Rücken lehnte sich Harry gegen das Tischfußballgerät. „Ich fühle mich so richtig männlich. Ich trinke Bier und spiele Tischfußball... und das auch noch sehr gut. Du musst zugeben, ich hab dich zerstört!" – „Zwing mich nicht, es auszusprechen... Als wäre das nicht peinlich genug." grummelte Louis beleidigt und drehte Harry dabei den Rücken zu, bewegte sich schnell in Richtung Bar. „Wohin gehst du jetzt, Louis? Schmollst du?" – „Nein, ich hol die nächste Runde... und deine blöden Pommes." Hinter seinem Rücken hörte er Harry aufgeregt kichern.
Vollbeladen kehrte er nach einer halben Ewigkeit, die er in der Warteschlange vor der Bar verbracht hatte, zu ihm zurück und sofort riss Harry ihm das mit Pommes befüllte Körbchen aus den Händen. „Ich wusste nicht, was du magst, also hab ich sie mit Ketchup und Mayo genommen." – „Perfekt..." schmatzte er glücklich mit den ersten Pommes im Mund, gab genießende Geräusche von sich, weswegen Louis lachte. „Schön, dass du jetzt so glücklich bist." Das war ihm so unbewusst herausgerutscht, dass er sich gleich wieder dafür schämte. Immer wieder sagte er Harry gegenüber so unangebrachte Dinge, der Alkohol machte es nicht unbedingt besser. Am liebsten wollte er ihm auch noch sagen, dass er seine grünen Augen und sein Lächeln wunderschön fand und ihm am liebsten durch die Haare fahren würde. „Ja, ich hab so viel Spaß wie lange nicht mehr." gab Harry strahlend und ernsthaft dankbar zurück. „Danke dafür, Louis." Darauf konnte er gar nichts sagen, er war zu konzentriert darauf, nicht rot zu werden und trank einen großen Schluck Bier. Aber da hielt ihm Harry die Pommes unter die Nase, damit er sich auch welche nahm. Vorsichtig zog er sich sogar zwei Pommes aus dem kleinen Korb. „Hast du eigentlich eine Freundin?" fragte Harry ihn schlagartig mit seinem inzwischen festgewachsenen Lächeln und einer leicht lallenden Stimme. Er wollte ihn wirklich nicht anbaggern, aber dafür war Louis eindeutig zu attraktiv... und er zu betrunken. Als ob er noch nie einen Hetero-Mann angebaggert hätte... Aber er wollte Louis einfach nicht zu nahe treten. Erschrocken verschluckte sich Louis beinahe an den Pommes, die er gerade zerkauen wollte. „Mh, nein!" rief er geschockt, schaffte es gerade so seinen Kauprozess zu normalisieren, als wäre es das Abwegigste auf der Welt. Verwirrt blinzelte Harry ein paar Mal. „Warum denn das?" wollte er neugierig wissen. „Ich meine, du bist verdammt heiß... und ein wirklich guter Zuhörer. Die Mädels müssen doch bei dir Schlange stehen." Hatte... Harry gerade gesagt, er fände ihn heiß? Das konnte Louis gar nicht fassen. „Sorry..." entschuldigte sich dieser auch schon blamiert und wurde nun selber rot, starrte in sein Glas. „Ich will dich nicht anmachen. Das ist mir so rausgerutscht ..." Jedoch sagte Louis gar nichts mehr, was Harry ängstigte. Hatte er es jetzt versaut? Da hatte er gerade einen neuen Freund gefunden und musste es in seinem betrunkenen Kopf wieder kaputt machen... Zögernd setzte Louis an, wahrscheinlich lockerte der Alkohol seine Zunge. „Darf ich dich was fragen, Harry?" – „Klar." nickte er, nahm sich dabei die nächsten Pommes. „Wie hast du..." Kurz verließ Louis der Mut. Aber gerade jetzt in diesem betrunkenen Zustand konnte er es nicht länger für sich behalten. „Wie hast du gemerkt, dass du auf Männer stehst...?" Auf diese Frage hin fror Harrys Bewegung komplett ein. Seine Augen weiteten sich regelrecht. „Oh mein Gott." stieß er aus und sah dabei aus, als habe er eine Erleuchtung. „Jetzt versteh ich alles." – „Was?" war Louis verwirrt. „Deine Reaktion letzte Nacht.... und überhaupt dein Verhalten gegenüber mir, wenn ich Sprüche über meine Sexualität gemacht habe... Du bist schwul und hast ein Problem mit dem Outing." Das ihm das nicht gleich aufgefallen war. Es war doch nur logisch. „Nein... So ist das nicht." Für diesen Satz hätte Louis sich treten können. Wieso machte er jetzt wieder einen Rückzieher? „Oh, der Klassiker..." Harry schien sich nicht beirren zu lassen. „Verdrängung." – „Also..." Mehr konnte Louis gar nicht sagen, da Harry ihn packte und ihn mit sich zu der Bar rüber zog, dabei achtete er nicht einmal darauf, ob er etwas von ihrem Bier verschüttete oder nicht. Schnell hatte er seine Pommes und das Bier auf der Theke abgestellt und es sich auf einem der Hocker bequem gemacht. Unsicher setzte sich auch Louis, wenn auch widerwillig und mit einem rasenden Herzen. Warum auch immer, er wurde nicht nur furchtbar nervös, ihm war auch noch heißkalt und er glaubte, gleich würde er sich übergeben. Wahrscheinlich weil er wusste, dass dieses ganze Verleugnen nicht mehr länger möglich war. „10 Jägermeister, bitte!" rief Harry dem Barkeeper zu. „Willst du mich umbringen? 10?" fragte Louis entsetzt. „Du trinkst fünf und ich auch. Und dann erzählst du mir alles!" Kaum kamen die Kräuterschnäpse, leerte Harry auch sofort den ersten und schaute Louis auffordernd an, worauf auch er einen trank. „Den nächsten!" Schon hatte Harry das zweite kleine Glas in der Hand. „Harry..." – „Nicht jammern, trinken!" Ächzend gab Louis nach und tat, wie es ihm befohlen wurde.
Auf einmal waren sämtliche Gläser leer, was Louis dann irgendwie doch nicht mehr mitbekommen hatte. Der Jägermeister brannte in seiner Kehle, weswegen er einen Schluck Bier nahm, um diesen Geschmack loszuwerden. „Um auf deine Frage zu antworten..." wollte Harry ihm wohl als Einstieg helfen. „Es... war mir irgendwie immer klar, dass irgendwas mit mir nicht stimmt. Aber ich konnte bis zu meinen Teenagerjahren nie wirklich sagen was genau. Ich dachte halt, ich wäre, was Frauen angeht, einfach wählerisch, bis ich begriffen habe, dass ich, selbst wenn ich ein Mädchen hübsch fand, sie nie küssen wollte, geschweige denn mehr... und dann hab ich mich mit 16 in einen Jungen aus meiner Schule verliebt, aber daraus ist nie was geworden. Aber er war hetero... na ja." Harry musste bei der Erinnerung kichern. „Das war nur eine Teenieschwärmerei. Aber immerhin wusste ich jetzt, dass ich sehr wohl in der Lage war, Liebe zu empfinden... Trotzdem dachte ich immer noch, falsch zu sein. Ich hatte Angst, normal aus dem Haus zu gehen, weil ich dachte, man sieht es mir an und ich hatte Angst, es jemandem zu erzählen. Als erstes hab ich es meiner Schwester gesagt. Sie hat natürlich superlieb reagiert wie immer." – „Diese Gefühle kenn ich." flüsterte Louis nachdenklich. „Warst du mal in Jemanden verliebt?" fragte Harry nach, aber er schüttelte den Kopf. „Ich hab mir verboten, irgendwas zu empfinden... Ich hab es mal versucht... mit Mädchen, aber es hat sich... falsch angefühlt." Verstehend nickte Harry. „Aber ich... weiß ja nicht, was... das ist. Vielleicht... bin ich ja gar nicht so und ich finde doch ein Mädchen, mit dem es sich nicht falsch anfühlt." stammelte Louis weiter. Zwar drückte er sich ungenau aus, aber der Alkohol ließ ihn wenigstens überhaupt reden. „Und? Dann bist du es nicht. Du unterschreibst doch keinen Vertrag." sagte Harry aufbauend, reichte Louis ein paar Pommes. „Aber scheinbar bist du dir eigentlich sehr sicher, was du fühlst, das merke ich dir an. Du willst es dir nur nicht eingestehen..." Wieder lächelte er ihn an. Scheiße, wieso wurde er immer schöner? „Ja... vielleicht." nickte Louis unsicher. „Bin ich die erste Person, mit der du darüber redest?" Wieder nickte er auf Harrys Frage und kaute auf seinen Pommes herum. „Wow..." machte der kopfschüttelnd.
Kurz herrschte Stille zwischen den Beiden. „Vielleicht kann ich dir ja helfen, jemanden kennen zu lernen. Findest du denn... irgendjemanden hier attraktiv?" fragte Harry sich umschauend. „Dich." Und wieder sprach der Alkohol aus ihm. Anders konnte Louis sich diese direkte Antwort nicht erklären. Von einem Moment auf den anderen weiteten sich Harrys Augen geschockt, er wurde sogar knallrot. Schon bereute Louis dieses eine kleine Wort. War er irre? Er kannte ihn kaum, verdammt! „Okay, du hattest eindeutig genug." Lachend nahm Harry ihm einfach das Glas Bier aus den Händen, berührte dabei allerdings versehentlich Louis' Finger. Dadurch stellte dieser fest, dass Harrys Haut genauso weich war, wie er es sich vorgestellt hatte, wenn nicht sogar weicher. „Warum..." Er musste dringend von dieser unangenehmen Situation ablenken. „... zwingst du mich gar nicht, es auszusprechen?" Harry räusperte sich unmerklich, da er mit den Gedanken noch sichtlich bei Louis' simplen „Dich" war. „Na ja, wenn du es sagen wollen würdest, würdest du es tun. Außerdem bin ich persönlich der Meinung, dass „schwul" nur ein Wort ist und ich mag es auch nicht sonderlich, aber es ist wichtig, dass du dir darüber im Klaren bist und dazu stehen kannst, was du fühlst..." antwortete er dann und hoffte, dass er in seinem benebelten Kopf noch verständlich klang. „Denk nicht so über Bezeichnungen oder Regeln nach, sondern fühl einfach, was du fühlst." Durch diese Worte wurde Louis erst richtig bewusst, wie wundervoll er eigentlich wirklich war. Vielleicht war es auch der Alkohol, aber das konnte er sich nicht vorstellen... Es kam Louis so vor, als würde er sich gerade ernsthaft in Harry in verlieben. Er konnte gar nichts auf Harrys Aussage erwidern, er schaute ihn einfach nur an und er hielt den Blickkontakt mit ihm sogar, lächelte leicht dabei und spürte, wie auch ihm wieder warm ums Herz wurde. Und damit war es raus. Er hatte zum ersten Mal in seinem Leben darüber geredet. was ihn seit Ewigkeiten belastet hatte. Eine unglaubliche Last fiel von seinen Schultern. Dafür war er Harry einfach nur dankbar, mehr als er es ihm zeigen konnte. Gerade konnte er gar nichts sagen. Er war zu sehr in seine Gedanken vertieft.
„Willst... du eine Revanche?" fragte Harry auf einmal leise, deutete auf das Tischfußballgerät. „Vielleicht sollten... wir besser gehen. Ich bin ziemlich betrunken..." murmelte Louis erschöpft klingend. „Ach, das geht doch noch..." Demonstrierend wollte Harry einfach aufstehen, aber kaum stand er aufrecht, drehte sich alles um ihn und sein Gleichgewichtssinn war auch sofort weg. Hätte Louis ihn nicht halb gestützt, wäre er mit seinem Barhocker umgekippt. „Wow... Okay, ich bin doch betrunken..." nuschelte Harry, musste aber lachen, als er sich von Louis löste und sich an der Theke abstützte. „Offensichtlich." lachte auch Louis, kam aber beim Aufstehen selbst ins Straucheln und griff auch direkt nach der Theke. Kaum schauten die Zwei sich dabei in die Augen, wie sie sich an der Theke festkrallten, mussten sie noch mehr lachen.

Draußen als ihnen die abgekühlte Nachtluft entgegenschlug, traf sie die Wirkung des Alkohols umso intensiver. Den ganzen Rückweg über wankte Louis, während Harry völlig übermütig durch die Gegend hüpfte, immer wieder kicherte und sich an Louis' Schulter hing oder an seinem Arm zog. Plötzlich war er so aufgedreht und glücklich, es war gar kein Vergleich zu vorhin. Er war eine ganz andere Person.
Endlich in der stockfinsteren Wohnung von Louis' Familie angelangt, kam er allerdings wieder ins Straucheln. Louis war vorangegangen und hatte sich schnell seine Vans von den Füßen getreten, während Harry irgendwie im Stehen versuchte, seine Boots auszuziehen. Aber kaum hob er ein Bein an, fiel er einfach gegen die Wand, als würde er Tonnen wiegen. Dabei polterte es so laut, dass Louis umgehend panisch zur Schlafzimmertür seiner Mutter schaute. „Harry, mach nicht so einen Krach!" – „Ich... kann meine Schuhe nicht ausziehen..." jammerte er gegen die Wand lehnend. „Und ich komme nicht mehr von der Wand weg... Hilfe..." Alle Versuche von ihm sich wiederaufzurichten, scheiterten. „Komm her, ich helfe dir..." Louis ging zu ihm rüber und zog ihn von der Wand weg, dirigierte ihn soweit, dass er sich auf die kleine Stufe knapp vor der Haustür setzte. „Betrunken bist du wie ein Kleinkind..." ächzte Louis, während er sich neben ihn kniete und ihm vorsichtig die Schuhe von den Füßen zog. „Schlimmer..." kicherte Harry, warf sich einfach nach hinten, sodass er mit dem Rücken auf dem Boden des Flurs lag. „Setz dich wieder hin!" hörte er Louis schimpfen, was ihn noch mehr lachen ließ. „Und hör auf, so laut zu lachen!" Als er merkte, dass Louis ihm auch den zweiten Schuh ausgezogen hatte, richtete er sich wieder auf und grinste ihn noch breiter an. Etwas verwirrt erwiderte Louis seinen Blick. „Kannst du aufstehen?" fragte er besorgt. „Du... bist wirklich süß..." war alles, was Harry säuselte, während Louis ihn auf die Beine zog. Erschrocken hielt er inne und starrte Harry an. Was hatte er da gesagt? Aber da fiel er ihm auch schon um den Hals und drückte ihn für eine innige und scheinbar unendliche Umarmung an sich. „Ich mag dich, Louis..." flüsterte er, schaukelte etwas mit ihm im Arm hin und her, als wolle er mit ihm tanzen. „Ich dich auch, Harry..." Er konnte es nicht lassen, die Gunst der Stunde zu nutzen und ihm endlich durch seine Locken zu streicheln. Überhaupt war es schön, von ihm umarmt zu werden. Harry war mit Abstand der umgänglichste Betrunkene, den er je erlebt hatte. Da löste er die Umarmung leicht, damit er Louis ansehen konnte. Wenn er doch nüchtern so viel lächeln würde... Das stimmte Louis unfassbar traurig. Er hatte es verdient, immer so glücklich zu sein. Wenn er so lächelte, war er einfach nur... Louis konnte es gar nicht in Worte fassen. Aber da schwand Harrys Lächeln plötzlich. Er wurde richtig blass. „Oh Gott..." machte er, nahm seine Arme endgültig von Louis weg. „Was ist?" wollte dieser verwirrt wissen. „Louis... Wo ist das Klo?" – „Nicht dein Ernst..." – „Wo?!" – „Die letzte Tür den Gang runter." Noch während Louis das sagte, rannte Harry schon los, hielt sich dabei die Hand vor den Mund. Auf seinem Weg fiel er zwar fast ein paar Mal hin, aber trotzdem erreichte er gerade noch so sein Ziel. In der nächsten Sekunde hörte Louis auch schon Würgegeräusche aus dem Badezimmer, denen er gleich folgte. „Alles gut bei dir?" fragte er ihn mit dem Blick ins Bad, wo Harry über der Kloschüssel hing, aber gerade seinen Kopf wieder etwas anhob. „Seh ich so aus?" fragte er erschöpft und wischte sich über den Mund. „Aber... es kommt nicht wirklich was. Es war wohl falscher Alarm..." Er richtete sich seine Haare, aber bevor er aufstehen konnte, war Louis an seine Seite geeilt und half ihm sachte wieder hoch, gab ihm den nötigen Halt. Dankbar lächelte Harry ihn an, was Louis zurückgab. Selten hatte er so viel Zuneigung und Sorge erfahren wie heute durch ihn. Vielleicht durch Andrew, aber das war anders gewesen. Da war immer diese Geheimhalterei in seinem Hinterkopf gewesen. Mit Louis war es so entspannt, leicht. Vielleicht weil er aus der „normalen Welt" kam. Wenn er ehrlich war, wollte er gar nicht zurück in seine eigene.

Geweckt wurde Louis irgendwann Stunden später durch die Sonne, die durchs Fenster in sein Zimmer schien und seinen Kopf noch mehr zum Schmerzen brachte. Die Erinnerung an die letzte Nacht wollte einfach nicht wiederkommen. In seinem Mund schmeckte es nach abgestandenem Bier und Jägermeister. Nie wieder Alkohol...
„Ach du Scheiße..." grummelte er nur, rieb sich die Stirn, ohne seine Augen zu öffnen und drehte sich von der Sonne weg auf die andere Seite. Als er seine Arme etwas von sich streckte, fasste er überraschenderweise in etwas, das sich anfühlte wie Haare. Für eine erschreckte Reaktion hatte er keine Kraft, also öffnete er einfach seine Augen und erkannte, wenn auch verschwommen, dass Harry tiefschlafend neben ihm lag, so dicht, dass seine Haare hauchdünn Louis' Stirn berührten. Nur in einer sehr betonend sitzenden Boxershorts mit Calvin Klein-Schriftzug hatte er anscheinend die Nacht hier neben ihm verbracht, warum auch immer... Zwar kehrten Erinnerungen an die letzte Nacht im Pub zurück, aber nur verschwommen und der Rest fehlte komplett. „Scheiße Harry, warum liegst du in meinem Bett?" fragte Louis, rüttelte ihn dabei leicht. „Mh..." gab dieser qualvoll von sich, streckte sich etwas. „Nicht! Mir ist schlecht..." – „Nicht nur dir..." Louis gab nach, da sein Kopf zu sehr hämmerte. Egal, wie sehr er Harrys perfekten, ja wirklich perfekten, Körper anstarren wollte, das Licht war für seine Kopfschmerzen einfach zu intensiv. Harry hatte seine gar nicht erst geöffnet. „Oh Gott..." hörte Louis ihn jammern. „Ich trink nie wieder..." – „Mhm..." machte dieser nur zurück. Schweigend und unter ihrem Kater leidend lagen sie nebeneinander in Louis' viel zu kleinen Bett. „Wir haben... doch nicht..." setzte Louis irgendwann an. „Wie denn?" fragte Harry nuschelnd zurück. „Ich konnte gar nicht mehr stehen. Glaubst du, da steht noch irgendwas an mir?" – „Touché..."
Schwungvoll wurde in diesem Moment die Zimmertür aufgerissen. „Lou, es gibt Früh... Oh mein Gott!" kreischte auch schon Lotties Stimme durch die Stille, worauf Harry wieder dieses qualvolle Geräusch ausstieß und seinen Kopf vor dem Lärm schützend ins Kissen drehte. „Seid ihr nackt?" – „Offensichtlich nicht." Er hob seinen Arm und deutete auf seine Boxer. „Was... habt ihr getan?" – „Zu viel getrunken..." murmelte Louis undeutlich. Lottie konnte dieses Bild gar nicht fassen. Ihr Bruder und Harry zusammen in einem Bett. „Kannst du uns vielleicht Wasser holen?" fragte der auch schon aus dem Kissen heraus. „Ich hab das Gefühl, ich hab einen toten Igel im Mund." – „Gute Idee..." stöhnte auch Louis müde. Aber Lottie lachte lautstark und äußerst hämisch klingend. „Selbst schuld. Hat es sich wenigstens gelohnt? Seid ihr euch näher gekommen?" – „Halt die Klappe, Lottie..." Louis knurrte bedrohlich, doch wie üblich konnte sie über ihren genervten Bruder nur noch mehr lachen und schlug provokativ laut die Tür wieder zu, worauf Harry und Louis gleichzeitig aufjaulten vor Kopfschmerzen. Erneut schwiegen sie sich an, bis nach einer Weile wieder Harry ein paar wimmernde Töne ausstieß. „Louis... Es geht dem Ende entgegen." Er rüttelte an Louis' Oberarm. „Ich überlebe das nicht..." – „Halt die Klappe, Harry..." Mehr erwiderte Louis nicht, mehr war auch nicht möglich. „Hier, ihr beiden Schnapsleichen." Als Harry aufschaute, kam gerade Lottie lächelnd wieder hinein, hatte zwei große Wasserflaschen in den Armen. „Oh Gott, Dankeschön..." sagte er mit belegter Stimme und gab ihr Lächeln zurück. „Du siehst echt fertig aus..." schüttelte sie den Kopf und lachte wieder. „Aber immer noch sehr gut. Oder Louis?" – „Ich hab ihn noch nicht gesehen." antwortete er schlicht. „Ich will meine Augen nicht aufmachen..." Darauf gab Harry wieder ein Kichern von sich. Zufrieden grinste Lottie darüber. Ihr Bruder schien ihn zum Lachen zu bringen und mittlerweile wirkten sie auch sehr vertraut miteinander. Jetzt schon war sie in die Beiden verliebt. Hoffentlich wurden sie ein Paar... Sie hatten beide etwas Glück verdient. Auch wenn Louis oft abblockte, sie wusste, dass er eigentlich sehr unter vielen verschiedenen Dingen litt, sei es der Umzug in die USA oder seiner Sexualität... Vielleicht brachte Harry ihn dazu, sich etwas mehr zu öffnen und nicht nur seine harte Schale zu zeigen. Damit reichte sie diesem die Flaschen, während er sich etwas aufrichtete, eine gab er an Louis weiter. „Viel Glück beim Auskatern, Jungs." verabschiedete sie sich kichernd von ihnen und schloss nunmehr normal die Zimmertür hinter sich. Langsam nahm Harry einen kleinen Schluck von der Wasserflasche, da er sich nicht sicher war, inwiefern sein Magen es vertragen würde. Als er merkte, dass es gutzugehen schien, trank er etwas schneller und auch mehr. „Wow, bestes Gefühl..." seufzte er und drehte sich zu Louis um, der immer noch wie eine Leiche dort lag. „Lebst du noch?" – „Gerade so..." Einen letzten Schluck nehmend legte Harry sich wieder hin, schaute ihn an. „Es war trotzdem ein... lustiger Abend." murmelte er dabei. „Auf jeden Fall." Jetzt musste Louis sogar wirklich grinsen und öffnete seine Augen. „Weißt du was, Harry?" – „Hm?" – „Ich bin schwul." Seltsamerweise musste Louis wirklich bei diesen Worten lachen und Harry stimmte nach kurzer Verwirrung auch ein. „Weißt du was?" – „Hm?" – „Ich auch." Und obwohl sie beide unsagbare Kopfschmerzen dabei hatten, konnten sie einfach nicht aufhören zu lachen.  

Lost Angeles (Larry Stylinson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt